Lebenserinnerungen - BAS Services Schiel
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ihrerer Heimatstadt Berlin eine der zahlreichen weißhaarigen forschen Damen aus<br />
Deutschlands Norden, nunmehr im lebensfrohen Nachkriegs-München gelandet. Für<br />
Mikala, die ihr zunächst bei jeder Gelegenheit von unserm Fenster hinüber winkte,<br />
bald eine Art Ersatzoma im Hause,- immer hilfs- und gesprächsbereit, ungebrochen<br />
tolerant in ihrer großstädtischen Lebensart,- auch liebte sie den Wein und verharrte<br />
unbelehrbar auf den politischen Standpunkten ihrer besseren Lebenszeiten. Wir<br />
mochten sie sehr und danken ihr noch heute, dass ihr Babysittern es uns ermöglichte,<br />
hie und da abends zu einer Veranstaltung zu verschwinden. - Bei schönem Wetter<br />
radelten wir durch unsern Riesenpark sogar bis nach Freimann (damals noch ein<br />
Dorf vor den Toren Münchens), Mikala mit dabei auf einem Kindersitz vor meinem<br />
Bauch; in der dortigen Floriansmühle (ein noch von einem Bach gespeistes Freibad!)<br />
verbrachten wir manchen schönen Halbtag. Übrigens hat Mikala in unserem<br />
Englischen Garten den echten Osterhasen gesehen: Wir radelten am Ostersonntag am<br />
Monopteros vorbei, sprachen über den Osterhasen,- und schon sprang ein echter<br />
Feldhase aus dem Gestrüpp;- eine eindeutigere Belegung einer der üblichen<br />
Erwachsenenlügen dürfte es kaum je gegeben haben! In späteren Jahren fuhren wir,<br />
höchst selten leider, am Feiertag mit der Bahn nach Starnberg ins dortige<br />
Studentenbad, etliche Male auch zu Bekannten auf ihr herrliches Seegrundstück in<br />
Kempfenhausen (es gab schon wieder (oder immer noch?) sehr wohlhabende<br />
Mitbürger,- ihr Lebensstandard lag natürlich etliche Stockwerke über uns<br />
Habenichtsen, was mich aber gar nicht störte, und ich bilde mir ein, dass ich nie<br />
gehemmt oder gar neidisch darauf reagiert habe.)<br />
In all den Jahren standen wir in engem Kontakt mit meinen Schwiegereltern, die<br />
mittlerweile nach Fürstenfeldbruck umgezogen waren, von wo der Schwiegervater<br />
leichter seinen Handelsgeschäften mit der Bundesbahn in München nachgehen<br />
konnte, der er Wasch-und Putzmittel zur Zugreinigung vermittelte. Ein gutes Geschäft<br />
übrigens, das ihm schließlich ermöglichte, sich kurz vor seinem Tode eine<br />
Eigentumswohnung in schöner Lage Kemptens zu kaufen, in die dann meine<br />
Schwiegermutter zog.- Vorerst verbrachten wir manches Wochenende bei ihnen im<br />
Ampertal,- für uns ein erholsamer Tapetenwechsel in nicht allzu weiter Ferne - gut<br />
bekocht von der Schwiegermama,- den Großeltern auch eine muntere Abwechslung<br />
mit der gesprächigen Enkeltochter, besonders auf den ausgedehnten Spaziergängen<br />
über angrenzende Felder und durch Wälder. Auch hüteten sie so manches Mal unser<br />
Töchterlein, wenn wir ausgehen oder wegfahren wollten. Ihre herzliche Hilfsbereitschaft<br />
(sie hatten immer Zeit für uns) - ein bleibender Gewinn.<br />
Natürlich verreisten wir in den Sommerferien, sofern der Geldbeutel es zuließ,- etwa<br />
für zwei Wochen nach Nassereith in Tirol in ein sehr einfaches Bauernquartier,mehrere<br />
Sommerferien hintereinander in die „Sommerfrische“ ins Tannheimer Tal,