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Lebenserinnerungen - BAS Services Schiel

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Gynäkologin gefunden hatte und die Schwangerschaft durch keine über die normalen<br />

Umstände hinausgehende Störungen vorbelastet war, entschlossen wir uns zu einer<br />

Entbindung in unseren vier Wänden, eine sehr mutige „moderne“ Entscheidung. Die<br />

offensichtlich sehr erfahrene Hebamme sagte Gretl auch zu; in Schwester Marianne<br />

aus Kempten gewannen wir eine Pflegerin, die mehrere Wochen bei uns wohnen<br />

würde und die sich dann als wahrer Goldschatz auch tatsächlich hervorragend bewährte,-<br />

(sie verlangte außer Schlafplatz und Verköstigung nur fünf Mark pro Tag,das<br />

war schon damals fantastisch wenig, heute klingt es geradezu unglaubwürdig,und<br />

gerade deshalb sei es erlaubt, diese „Zeitzeugnis-Person“ noch insofern auszumalen,<br />

als sie neben der Pflege der Wöchnerin und des Babys auch noch den<br />

ganzen Haushalt in bester Ordnung hielt,- also kochte, einkaufte und putzte,- und<br />

obendrein strickte sie in ihrer „Freizeit“ auch noch für uns!).<br />

Am 19.Januar l955 war es so weit. Während sich die drei Frauen um die tapfere<br />

Gretl bemühten, lag ich fiebrig grippekrank im Wohnzimmer nebenan,- als<br />

„Wöchner“ bespöttelt,- war aber dennoch oft an Gretls Seite, wurde also arg<br />

mitleidender Zeuge der Entbindung,- und was dabei in mir vorging und was ich<br />

empfand, als die kleine Erdenbürgerin wohlbehalten uns gegeben war, versage ich<br />

mir hier niederzuschreiben. Dass der werdende Vater einem solchen elementaren<br />

Ereignis beiwohnte, war damals noch keineswegs üblich oder gar die Regel,- ich<br />

finde es richtig (und heilsam), dass sich das mittlerweile eingebürgert hat. - Wie<br />

nötig es war, dass Frau Dr. Bansa anwesend war (- man überlege: eine<br />

hochangesehene Frauenärztin, für die eine Kassenpatientin finanziell natürlich völlig<br />

uninteressant war, hielt sich nach getaner Tagesarbeit eine halbe Nacht bei dieser<br />

häuslichen Geburt auf,- auch hier möchte man ausrufen: das waren noch Zeiten! -),<br />

zeigte sich erst eine Stunde später, als nämlich die Nachgeburt ausblieb. Frau Bansa,<br />

auch chirurgisch sehr erfahren, ordnete alle nötigen Vorbereitungen für den<br />

unumgänglichen Eingriff an, vor allem hatten wir alle Lichtquellen und Spiegel, die<br />

die Wohnung hergab, im Schlafzimmer zu installieren. Diese großartige Frau<br />

meisterte auch diese, von uns ja überhaupt nicht in Erwägung gezogene Gefahr aufs<br />

Beste. Vor dem Eingriff wurde ich des Zimmers verwiesen, was mir sehr recht war.-<br />

Umso fröhlicher befreit die anschließende Runde,- ob Gretl das noch oder schon<br />

mitbekam, weiß ich nicht mehr,- aber die ganze Prozedur war tatsächlich bestens<br />

gelungen, es gab keinerlei Folgebeschwerden,- also rühmenswerte ärztliche Kunst!<br />

Zurück blieb allerdings der Zweifel, ob es wirklich richtig war, eine häusliche<br />

Geburt der in einer Klinik vorzuziehen,- auch wenn die folgenden Tage und Wochen<br />

natürlich ganz besonders schön waren, eben auch dieser intimen Familien-<br />

Häuslichkeit wegen und der innigen Verbindung von Mutter und Kind. Aber es war<br />

uns völlig klar, dass wir die Geburt eines weiteren Kindes nicht mehr daheim

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