12.11.2012 Aufrufe

Lebenserinnerungen - BAS Services Schiel

Lebenserinnerungen - BAS Services Schiel

Lebenserinnerungen - BAS Services Schiel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

244<br />

richtsverpflichtungen weitgehend nachkommen. Also schickte ich die Familie zu den<br />

Schwiegereltern und arbeitete Tag und Nacht, schlief irgendwann wieder einmal einige<br />

Stunden,- schottete mich vollkommen ab. Unvergesslich jener Augenblick,<br />

wenn ich fertig geworden war,- meist inmitten der achten bis zehnten Nacht. Dann<br />

unternahm ich sofort einen Spaziergang in den Hofgarten - mit einem Gefühl, als<br />

wenn ich nach einem unendlich langen Tauchvorgang endlich wieder zu Luft<br />

gekommen sei. - War der üblich anstrengende und mitunter auch aufregende Konferenzrummel<br />

endlich vorüber, ging`s (oft) auf Abiturreise: mehrere Male nach Wien<br />

über Passau und mit dem Schiff donauabwärts. Ausnahmslos sehr gute Unternehmungen,<br />

die die damit verbundenen Strapazen durchaus lohnten,- etwa das<br />

Übernachten in Jugendherbergs-Sälen (- der baumlange Sohn eines berühmten<br />

Professors, dessen Füße das Stockbett über mir überragten, zeigte mir täglich<br />

unfreiwillig seine schwarzen Fußsohlen, die er sich beim Barfußlaufen auf dem<br />

heißen Asphalt der Wiener Innenstadt zugezogen hatte! -), strapaziös auch die<br />

ausgedehnten feuchtfröhlichen Stunden in Grinzing. Das volle Tagesprogramm<br />

endete zumeist mit einem gemeinsamen Theater- oder Konzertbesuch. Eine<br />

Wanderung durch die Weinberge des Kahlen Bergs - (ein Spaziergänger führte uns<br />

vor das Haus, wo Beethoven große Teile seiner Pastorale komponiert hatte) - war<br />

ebenso selbstverständlich wie der Schönbrunn- und Praterbesuch und die<br />

Wahrnehmung der sonstigen Kostbarkeiten dieser herrlichen, vom Kriege weitgehend<br />

verschont gebliebenen Stadt.- Bei einer Reise erkrankte, ohne dass mir das so<br />

gemeldet worden wäre, die Schülerin Sonja an Blinddarmentzündung; als ich am<br />

dritten Tag von ihrer Freundin erfuhr, um welche Art von Krankheit es sich vermutlich<br />

handelte, war es beinahe zu spät. Zwar beschimpfte mich die herbeigerufene<br />

Ambulanz,- wegen ein wenig harmlosen Bauchwehs wolle man nicht herbeigerufen<br />

werden!,- aber bei den Barmherzigen Brüdern wurde dann doch sofort operiert. Als<br />

ich, nach kurzem Kontakt mit der Klasse, wieder ins Krankenhaus eilte, lag Sonja in<br />

elendem postoperativen Zustand genau in der Mitte eines riesigen Krankensaals,<br />

ringsum angestarrt von mindestens dreißig alten Frauen, von denen etliche sich<br />

offenkundig in einem hoffnungslosen Endzustand befanden. Meiner sehr energisch<br />

vorgetragenen Forderung, Sonja zu verlegen, kam man sofort nach,- ich besuchte sie<br />

kurz vor unserer Abreise in ihrem schönen Zweibett-Zimmer,- zehn Tage nach uns<br />

war auch sie wieder daheim.- Auf den Rückfahrten machten wir jeweils im<br />

wunderschönen Kloster Melk Station, den Abend verbrachten wir zum allerletzten<br />

Umtrunk im Felsenkeller Salzburgs,- das sind Erinnerungen, die ich wohl nie<br />

vergessen kann,- sehr erfüllte Tage schönster Eindrücke und wohligen<br />

Zusammengehörigkeitsgefühls.<br />

Weniger unbeschwert schön, aber wegen ernüchternder Gegenwärtigkeit natürlich

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!