Lebenserinnerungen - BAS Services Schiel
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richtsverpflichtungen weitgehend nachkommen. Also schickte ich die Familie zu den<br />
Schwiegereltern und arbeitete Tag und Nacht, schlief irgendwann wieder einmal einige<br />
Stunden,- schottete mich vollkommen ab. Unvergesslich jener Augenblick,<br />
wenn ich fertig geworden war,- meist inmitten der achten bis zehnten Nacht. Dann<br />
unternahm ich sofort einen Spaziergang in den Hofgarten - mit einem Gefühl, als<br />
wenn ich nach einem unendlich langen Tauchvorgang endlich wieder zu Luft<br />
gekommen sei. - War der üblich anstrengende und mitunter auch aufregende Konferenzrummel<br />
endlich vorüber, ging`s (oft) auf Abiturreise: mehrere Male nach Wien<br />
über Passau und mit dem Schiff donauabwärts. Ausnahmslos sehr gute Unternehmungen,<br />
die die damit verbundenen Strapazen durchaus lohnten,- etwa das<br />
Übernachten in Jugendherbergs-Sälen (- der baumlange Sohn eines berühmten<br />
Professors, dessen Füße das Stockbett über mir überragten, zeigte mir täglich<br />
unfreiwillig seine schwarzen Fußsohlen, die er sich beim Barfußlaufen auf dem<br />
heißen Asphalt der Wiener Innenstadt zugezogen hatte! -), strapaziös auch die<br />
ausgedehnten feuchtfröhlichen Stunden in Grinzing. Das volle Tagesprogramm<br />
endete zumeist mit einem gemeinsamen Theater- oder Konzertbesuch. Eine<br />
Wanderung durch die Weinberge des Kahlen Bergs - (ein Spaziergänger führte uns<br />
vor das Haus, wo Beethoven große Teile seiner Pastorale komponiert hatte) - war<br />
ebenso selbstverständlich wie der Schönbrunn- und Praterbesuch und die<br />
Wahrnehmung der sonstigen Kostbarkeiten dieser herrlichen, vom Kriege weitgehend<br />
verschont gebliebenen Stadt.- Bei einer Reise erkrankte, ohne dass mir das so<br />
gemeldet worden wäre, die Schülerin Sonja an Blinddarmentzündung; als ich am<br />
dritten Tag von ihrer Freundin erfuhr, um welche Art von Krankheit es sich vermutlich<br />
handelte, war es beinahe zu spät. Zwar beschimpfte mich die herbeigerufene<br />
Ambulanz,- wegen ein wenig harmlosen Bauchwehs wolle man nicht herbeigerufen<br />
werden!,- aber bei den Barmherzigen Brüdern wurde dann doch sofort operiert. Als<br />
ich, nach kurzem Kontakt mit der Klasse, wieder ins Krankenhaus eilte, lag Sonja in<br />
elendem postoperativen Zustand genau in der Mitte eines riesigen Krankensaals,<br />
ringsum angestarrt von mindestens dreißig alten Frauen, von denen etliche sich<br />
offenkundig in einem hoffnungslosen Endzustand befanden. Meiner sehr energisch<br />
vorgetragenen Forderung, Sonja zu verlegen, kam man sofort nach,- ich besuchte sie<br />
kurz vor unserer Abreise in ihrem schönen Zweibett-Zimmer,- zehn Tage nach uns<br />
war auch sie wieder daheim.- Auf den Rückfahrten machten wir jeweils im<br />
wunderschönen Kloster Melk Station, den Abend verbrachten wir zum allerletzten<br />
Umtrunk im Felsenkeller Salzburgs,- das sind Erinnerungen, die ich wohl nie<br />
vergessen kann,- sehr erfüllte Tage schönster Eindrücke und wohligen<br />
Zusammengehörigkeitsgefühls.<br />
Weniger unbeschwert schön, aber wegen ernüchternder Gegenwärtigkeit natürlich