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Charakterisierung der synoptischen Situation während der ...

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Universität Leipzig<br />

Institut für Meteorologie<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Charakterisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>synoptischen</strong><br />

<strong>Situation</strong> <strong>während</strong> <strong>der</strong> Kampagne<br />

SORPIC April/Mai 2010<br />

eingereicht von: Felix Dietzsch<br />

Matrikelnummer: 1473979<br />

Erstgutachter:<br />

Zweitgutachter:<br />

Prof. Dr. Manfred Wendisch<br />

Dr. André Ehrlich<br />

Leipzig, den 9. Juni 2011


Inhaltsverzeichnis<br />

II<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Polare Kaltluftausbrüche und organisierte Grenschichtkonvektion 3<br />

2.1 <strong>Charakterisierung</strong> polarer Kaltluftausbrüche . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.1.1 Der MCAO-Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.1.2 Zeitreihe des MCAO-Index für Ny Ålesund . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.1.3 MCAO-Index <strong>während</strong> SORPIC . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.1.4 Kreuzkorrelation von MCAO-Index und <strong>synoptischen</strong> Parametern 7<br />

2.2 Organisierte Grenzschichtkonvektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.2.1 Grenzschichtbewölkung <strong>während</strong> SORPIC . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.2.2 Unterteilung und <strong>Charakterisierung</strong> konvektiver Grenzschichtbewölkung<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

3 <strong>Charakterisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>synoptischen</strong> <strong>Situation</strong> 16<br />

3.1 Verwendete Karten und Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

3.1.1 Das Geopotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

3.1.2 Die äquivalentpotentielle Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

3.1.3 Das ECMWF-Globalmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.1.4 Das GFS-Globalmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.2 Erste Messperiode (03.-06. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.2.1 Großwetterlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.2.2 Flug 1 (03. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

3.2.3 Flug 2 (04. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

3.2.4 Flug 3 (05. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

3.2.5 Flug 4 (06. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

3.3 Zweite Messperiode (09.-11. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.3.1 Großwetterlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.3.2 Flug 5 (09. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

3.3.3 Flug 6 (10. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.3.4 Flug 7 (11. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.4 Dritte Messperiode (13.-17. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.4.1 Großwetterlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.4.2 Flug 8 (13. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.4.3 Flug 9 (14. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.4.4 Flug 10 (15. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.4.5 Flug 11 (16. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35


Inhaltsverzeichnis<br />

III<br />

3.4.6 Flug 12 (17. Mai 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

4 Zusammenfassung 40<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

Symbolverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

III<br />

IV<br />

V


1<br />

1 Einleitung<br />

Vom 30. April bis 20. Mai 2010 fand auf Spitsbergen die dreiwöchige Messkampagne<br />

„SORPIC“ (Solar Radiation and Phase Discrimination of Arctic Clouds) statt. Untersucht<br />

wurde <strong>der</strong> Strahlungshaushalt von Mischphasenwolken innerhalb <strong>der</strong> Grenzschicht.<br />

Mischphasenwolken definieren sich dadurch, dass sie sowohl Wassertropfen als<br />

auch Eispartikel enthalten. Diese Art von Wolken ist noch immer unzureichend in Klimamodellen<br />

erfasst. Es ist aber bekannt, dass sie einen signifikanten Einfluss auf den<br />

arktischen Wärme- und Strahlungshaushalt haben (vgl. Bierwirth (2010)). Dieser wird<br />

bestimmt durch die Wasser- und Eisanteile <strong>der</strong> Wolke. Zur Bestimmung all dieser Eigenschaften<br />

war es erfor<strong>der</strong>lich, flugzeuggebundene Messungen von Strahlung und Strahlungsdichte<br />

sowie an<strong>der</strong>en physikalischen Eigenschaften wie Temperatur und Feuchte<br />

an diesen Wolken durchzuführen. Weiterhin kann man aus den gewonnenen Strahlungsdaten<br />

Erkenntnisse über die Zusammenhänge <strong>der</strong> Strahlungseigenschaften mit an<strong>der</strong>en<br />

physikalischen Eigenschaften <strong>der</strong> Wolken wie Temperatur und Wasser-/Eisgehalt erhalten<br />

und diese für Fernerkundungsmethoden wie z.B. Satellitenbeobachtungen nutzen.<br />

Ziel <strong>der</strong> Kampagne war es, zu testen, mit welcher Genauigkeit die Strahlungsdichte von<br />

Mischphasenwolken aus den physikalischen Eigenschaften <strong>der</strong> Wolken selber abgeleitet<br />

werden kann, um die Umsetzbarkeit für Klimamodelle zu prüfen (Bierwirth (2010)).<br />

Während <strong>der</strong> Kampagne wurden Messflüge mit dem Forschungsflugzeug POLAR 5 des<br />

Alfred-Wegener-Instituts durchgeführt. Zum Einsatz kamen Albedometer, Lidar, Photometer,<br />

Dropsonden zur Messung von Feuchtigkeits- und Temperaturprofilen, u.a. Insgesamt<br />

wurden 13 Flüge durchgeführt und dabei 47 Flugstunden zurückgelegt (vgl. Third<br />

Weekly SORPIC Report). Die absolvierten Flugrouten sind in Abbildung 1.1 dargestellt.<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> Messflüge war die Stadt Longyearbyen auf Spitsbergen.<br />

Das Auftreten von Mischphasenwolken innerhalb <strong>der</strong> Grenzschicht ist abhängig von <strong>der</strong><br />

<strong>synoptischen</strong> <strong>Situation</strong>. Ohne Kenntnis <strong>der</strong> Mechanismen im aktuellen Wettergeschehen,<br />

die zur Entstehung <strong>der</strong> Wolken führen, ist eine Einordnung <strong>der</strong> Messergebnisse<br />

schwierig. Aus diesem Grund untersucht und analysiert diese Arbeit das synoptische<br />

Geschehen im Gebiet Svalbards <strong>während</strong> <strong>der</strong> dreiwöchigen SORPIC-Kampagne. Der<br />

Kampagnenzeitraum ist dabei in drei Abschnitte geglie<strong>der</strong>t. Im Vorfeld dieser Analyse<br />

werden Erkenntnisse zu arktischen Kaltluftausbrüchen und organisierter Grenzschichtkonvektion<br />

zusammengefasst. Diese Prozesse sind wesentlich für die Entstehung <strong>der</strong><br />

untersuchten Mischphasenwolken. Es wird eine Zeitreihe arktischer Kaltluftausbrüche<br />

auf Spitsbergen betrachtet und ein Zusammenhang zu an<strong>der</strong>en <strong>synoptischen</strong> Parametern<br />

untersucht.


Abbildung 1.1: Zurückgelegte Flüge <strong>während</strong> SORPIC (Eike Bierwirth, Universität<br />

Leipzig<br />

2


3<br />

2 Polare Kaltluftausbrüche und<br />

organisierte Grenschichtkonvektion<br />

2.1 <strong>Charakterisierung</strong> polarer Kaltluftausbrüche<br />

In polaren Breiten sind Kaltluftausbrüche (cold air outbreaks, CAO) mitprägend für<br />

das Wettergeschehen. Sie treten vorwiegend im Winter auf und können zu markanten<br />

Wettererscheinungen führen (vgl. Kolstad u. a. (2009)). Kolstad und Bracegirdle stellen<br />

fest, dass keine einheitliche Definition eines CAO existiert. Allgemein gängig ist<br />

die Verwendung dieses Begriffs für die Advektion kalter polarer Luftmassen über relativ<br />

wärmerer Ozeanfläche. Dieser Vorgang wird auch bezeichnet als „marine cold-air<br />

outbreak“ (MCAO). Viele Studien benutzen negative Temperaturabweichungen vom klimatologischen<br />

Mittel, um Kaltluftausbrüche zu charaktierisieren (Boyle (1986), Konrad<br />

und Colucci (1989), Vavrus u. a. (2006)). Diese Definitionen sind aber nicht zureichend,<br />

da sie die klimatologische Charakteristik zwischen Atmosphäre und Ozean nicht wie<strong>der</strong>geben<br />

(Kolstad und Bracegirdle (2008)). Eine weitere Studie von Dorman u. a. (2004)<br />

benutzt die räumliche und zeitliche Verteilung <strong>der</strong> 0°C-Isotherme <strong>der</strong> Oberflächentemperatur.<br />

als Definitionskriterium. Als Kriterium wurde hier festgelegt, dass sich die<br />

0°C-Isotherme länger als 24 Stunden südlich des 40. Breitengrads befinden muss. Dieses<br />

bezieht sich aber speziell auf die japanische See und ist pauschal nicht anwendbar. Bracegirdle<br />

und Gray (2007) fanden im thermodynamischen Ungleichgewicht, ausgedrückt<br />

durch die Differenz zwischen Bodentemperatur und <strong>der</strong> feuchtpotentiellen Temperatur<br />

im Niveau 700 hPa, ein empirisches Maß für MCAO (Kolstad und Bracegirdle (2008)).<br />

Als Begründung für die Wahl dieses Niveaus wird die Durchführung <strong>der</strong> Analyse auf<br />

den Höhen 900 hPa, 700 hPa und 500 hPa angegeben. Im 900-hPa-Niveau wird durch<br />

auftretende Wärme- und Feuchteflüsse bei einem MCAO die Luftmasse stärker modifiziert<br />

als auf den an<strong>der</strong>en Druckniveaus, so dass <strong>der</strong> Index eine Beeinflussung erfährt<br />

(Kolstad und Bracegirdle (2008)).<br />

2.1.1 Der MCAO-Index<br />

Auf Grundlage des von Bracegirdle und Gray (2007) eingeführten Maßes entwickeln Kolstad<br />

und Bracegirdle (2008) einen eigenen Index, angepasst auf MCAOs. Sie verwenden<br />

statt <strong>der</strong> Bodentemperatur die Oberflächentemperatur des Ozeans als „skin temperature“.<br />

Die feuchtpotentielle Temperatur in 700 hPa wird ersetzt durch die potentielle<br />

Temperatur Θ 700 auf dem gleichen Druckniveau und angegeben in Einheiten von K.<br />

Als Grund wird angegeben, dass sich in nie<strong>der</strong>en Breiten die Feuchtekapazität <strong>der</strong> Luft


2.1 <strong>Charakterisierung</strong> polarer Kaltluftausbrüche 4<br />

signifikant erhöht, und dort somit die feuchtpotentielle Temperatur von <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Temperatur abweicht. Um Differenzen im Bodenluftdruck p skin zu berücksichtigen,<br />

verwenden sie auch die potentielle Temperatur Θ skin am Boden. Die so erhaltene Temperaturdifferenz<br />

ΔΘ wird mit <strong>der</strong> Druckdifferenz Δp zwischen Ozean und 700 hPa-Niveau<br />

(p 7 00) normiert, um räumliche Unterschiede in <strong>der</strong> Druckverteilung zu berücksichtigen.<br />

Der MCAO-Index ist damit folgen<strong>der</strong>maßen definiert (Kolstad und Bracegirdle (2008)):<br />

μ = ΔΘ<br />

Δp = Θ skin − Θ 700<br />

p skin − p 700<br />

(2.1)<br />

Bei labiler Schichtung weist <strong>der</strong> Index positive Werte auf, da dann Θ skin > Θ 700 gilt.<br />

Somit muss die Schichtung überadiabatisch sein. Entsprechende negative Werte treten<br />

bei stabilen Schichtungsverhältnissen auf. MCAOs sind somit durch positive Werte<br />

des MCAO-Index charakterisiert. Negative Werte weisen dagegen auf eine wärmere<br />

Luftmasse über dem Ozean hin, da aufgrund <strong>der</strong> dann im Vergleich zur Luft kühleren<br />

Wasseroberfläche stabile Verhältnisse herrschen.<br />

2.1.2 Zeitreihe des MCAO-Index für Ny Ålesund<br />

Zur <strong>Charakterisierung</strong> <strong>der</strong> klimatischen Häufigkeit von MCAOs im SORPIC-Messgebiet<br />

wurde eine 18-jährige Zeitreihe für das Gebiet <strong>der</strong> Grønlandsee westlich von Svalbard<br />

erstellt. Die für die Berechnung notwendigen Eingangswerte von Druck, Luft- und Oberflächentemperatur<br />

wurden aus Radiosondenaufstiegen und Meeresoberflächentemperaturen<br />

des HadSST2-Datensatzes genutzt.<br />

Es handelt sich beim HadSST2-Datensatz um einen Datensatz globaler Meerestemperaturen<br />

beginnend ab dem Jahre 1871. Vorhandene Messdaten wurden dabei auf ein<br />

5°-Gitter interpoliert. Erst seit den 50er Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts existiert ein systematisches<br />

Messnetz für Ozeantemperaturen seitens <strong>der</strong> WMO, zuvor waren Temperaturmessungen<br />

<strong>während</strong> Schifffahrten die Hauptquelle (Rayner u. a. (2006)). Der Datensatz<br />

wurde vom Met Office Hadley Centre bezogen 1 . Für die Zeitreihe von Svalbard wurde<br />

das Gitterquadrat zwischen 5° und 10° östlicher Länge sowie zwischen 75° und 80°<br />

nördlicher Breite verwendet. Die Daten lagen als Abweichung vom klimatologischen Monatsmittel<br />

des Zeitraums 1961-1990 vor. Daraus wurde die entsprechende Temperatur<br />

berechnet. Die Zeitreihe wird in Abbildung 2.1 dargestellt. In Abbildung 2.2 ist das<br />

verwendete klimatologische Monatsmittel dargestellt. Charakteristisch ist <strong>der</strong> aufgrund<br />

<strong>der</strong> hohen Wärmekapazität des Ozeans um mehrere Monate verschobene Jahresgang <strong>der</strong><br />

Temperatur. Das Temperaturmaximum liegt im Zeitraum Juli/August, das Minimum<br />

wird im März erreicht.<br />

1 http://hadobs.metoffice.com/


2.1 <strong>Charakterisierung</strong> polarer Kaltluftausbrüche 5<br />

Der HadSST2-Datensatz ist lückenhaft. Für Monate, in denen keine Daten vorlagen,<br />

wurde das klimatologische Monatsmittel verwendet.<br />

Für p skin und Θ 700 wurden Radiosondenaufstiege aus Ny Ålesund (78°55'N, 11°57'O)<br />

verwendet. Tägliche Daten liegen für den Zeitraum Oktober 1991 bis Dezember 2009<br />

vor. Dementsprechend wird für diesen Zeitraum <strong>der</strong> MCAO-Index berechnet. Als Bodenluftdruck<br />

wird <strong>der</strong> Druck im untersten Niveau eines Aufstiegs verwendet. Als Werte<br />

(Luftdruck, Temperatur) im Niveau 700 hPa werden diejenigen verwendet, die dem Wert<br />

von 700 hPa am nächsten kommen. Die Zeitreihe des MCAO-Index ist in Abbildung 2.3<br />

dargestellt. Deutlich zu erkennen ist <strong>der</strong> Jahresgang <strong>der</strong> Werte. Die größten Labilitäten<br />

treten im Winter in den Monaten Dezember und Januar auf. Der MCAO-Index erreicht<br />

hier Maxima von +40 K bar −1 . Im Sommer liegen die Minimalwerte in <strong>der</strong> Regel bei<br />

−80 K bar −1 , es werden aber auch Werte von bis zu −110 K bar −1 erreicht. Die Minima<br />

treten bevorzugt im Juli auf. Vor allem in den Übergangsjahreszeiten, in denen die<br />

Temperaturgegensätze zwischen Nord und Süd am größten sind, unterliegt <strong>der</strong> Index<br />

größeren Schwankungen von bis zu 30 K bar −1 . Werte von über 20 K bar −1 treten im<br />

Winter an etwa 10 Tagen auf. Im Winter 1992/1993 gab es 20 solcher CAOs, die bis<br />

in den April hinein andauerten. Werte von über 40 K bar −1 werden im Schnitt weniger<br />

als einmal jährlich erreicht. Im betrachten Zeitraum von 17 Jahren gab es 15 Tage mit<br />

Werten über 40 K bar −1 . Im für SORPIC relevanten Zeitraum Mai treten positive Indexwerte<br />

sehr selten auf (4 Tage in 17 Jahren). Der Mittelwert liegt bei −34.5 K bar −1 .<br />

Dabei schwanken die Werte zwischen 0 und −70 K bar −1 . Einzelne Extrema liegen auch<br />

darunter bzw. darüber. Ein langfristiger Trend ist bei Betrachtung <strong>der</strong> gesamten Zeitreihe<br />

hinsichtlich Zu- o<strong>der</strong> Abnahme sowie Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Amplitude des Jahresgangs<br />

nicht auszumachen.<br />

Abbildung 2.1: Monatsmittel <strong>der</strong> Meeresoberflächentemperatur (SST) im Bereich 75°N-<br />

80°N und 5°O-10°O von Oktober 1991 bis Juli 2010


2.1 <strong>Charakterisierung</strong> polarer Kaltluftausbrüche 6<br />

Abbildung 2.2: Klimatologisches Monatsmittel 1961-1990 im Bereich 75°N-80°N und<br />

5°O-10°O<br />

Abbildung 2.3: MCAO-Index Ny Ålesund von Oktober 1991 bis Juli 2009<br />

2.1.3 MCAO-Index <strong>während</strong> SORPIC<br />

Mit <strong>der</strong> gleichen Methodik wie in Abschnitt 2.1.2 wurde <strong>der</strong> MCAO-Index für den Zeitraum<br />

von SORPIC berechnet. Es standen tägliche Radiosondenaufstiege zur Verfügung.<br />

Aktuelle Daten <strong>der</strong> Wasseroberflächentemperatur waren im Rahmen des HadSST2-<br />

Datensatzes auf <strong>der</strong> Webseite 2 des Met Office Hadley Centres verfügbar. Für Mai 2010<br />

wurde die Wassertemperatur im Monats- und Flächenmittel 75-80°N und 5-10°O mit<br />

3.11 °C angegeben. In Abbildung 2.4 ist <strong>der</strong> Verlauf des MCAO-Index über die Zeitdauer<br />

<strong>der</strong> SORPIC-Kampagne dargestellt. Gleich zu Beginn am 01. Mai 2010 sind die<br />

höchsten Werte verzeichnet, die durch eine Rückseitenlage und dem damit verbundenen<br />

Kaltluftausbruch generiert wurden. Der Wert des MCAO-Index lag für diesen Tag bei<br />

−7.4 K bar −1 . Ein weiteres Maximum zeigte sich um den 10. Mai herum. Auch dabei<br />

handelte es sich um einen Kaltluftausbruch, <strong>der</strong> allerdings etwas schwächer ausfiel. Der<br />

MCAO-Index wies für diesen Tag einen Wert von −22.7 K bar −1 auf. Die restlichen Zeit-<br />

2 http://hadobs.metoffice.com/hadsst2/data/download.html


2.1 <strong>Charakterisierung</strong> polarer Kaltluftausbrüche 7<br />

räume wiesen stabilen Charakter auf, in denen die Indexwerte bis auf unter −40 K bar −1<br />

absanken. Eine signifikant labile Phase konnte sich zu keinem Zeitpunkt einstellen.<br />

Anhand dieses Verlaufs des MCAO-Index kann <strong>der</strong> Zeitraum von SORPIC in drei Phasen<br />

unterteilt werden. Diese sind in Abbildung 2.4 mit I bis III gekennzeichnet. Zeitraum<br />

I erstreckt sich vom 03. Mai 2010 bis zum 06. Mai 2010, Zeitraum II vom 07.Mai 2010<br />

bis zum 12. Mai 2010 und Zeitraum III vom 13. Mai 2010 bis zum 17. Mai 2010.<br />

Abbildung 2.4: Verlauf des MCAO-Index <strong>während</strong> SORPIC und Einteilung in drei Phasen<br />

(I-III)<br />

2.1.4 Kreuzkorrelation von MCAO-Index und <strong>synoptischen</strong><br />

Parametern<br />

Die Berechnung des MCAO-Index benötigt Werte von Radiosondenaufstiegen. Diese<br />

sind nicht immer verfügbar. Aus diesem Grund wurde <strong>der</strong> MCAO-Index mit an<strong>der</strong>en<br />

Messwerten verglichen, um durch mögliche Korrelationen eine Aussage über die synoptische<br />

<strong>Situation</strong> <strong>während</strong> eines Kaltluftausbruchs treffen zu können. Untersucht wurden<br />

dabei Luftdruck, Feuchte und Bodentemperatur jeweils in den Monaten Dezember, Januar,<br />

und Februar <strong>der</strong> Jahre 1991-2009. Die verarbeiteten Daten sind Bestandteil regelmäßiger<br />

synoptischer Beobachtungen in Ny Ålesund. Bereitgestellt wurden sie vom<br />

Alfred-Wegener-Institut und liegen in minütlicher Auflösung vor. Es wurde aber mit<br />

dem Tagesmittel aller Parameter gearbeitet, da pro Tag nur ein Radiosondenaufstieg<br />

verfügbar war. Es wurde die Kreuzkorrelation zwischen den Größen und dem MCAO-<br />

Index mit einer Verschiebung von ±10 Tagen berechnet.<br />

In Abbildung 2.5 ist eine Zeitreihe aller Parameter dargestellt, hier exemplarisch für<br />

den Winter 2008/2009 die Monate November bis März. Zur Hervorhebung sind einige<br />

MCAO-Ereignisse schwarz umkreist. Während <strong>der</strong> Phasen hoher Werte des MCAO-<br />

Index herrschen vergleichweise niedrige Temperaturen von teilweise unter −20 °C. Auch<br />

sinkt in diesen Zeiträumen die relative Feuchte auf das Niveau von 60 %. Erkennbar


2.1 <strong>Charakterisierung</strong> polarer Kaltluftausbrüche 8<br />

ist weiterhin ein starker Fall und anschließend starker Anstieg des Luftdrucks jeweils<br />

in <strong>der</strong> Größenordnung von 20 hPa in diesen Phasen. Dieser Verlauf weist auf mögliche<br />

Tiefdruckgebiete hin, mit <strong>der</strong>en Herannahen <strong>der</strong> Luftdruck sinkt und auf ihrer Rückseite<br />

entsprechende Kaltluft heranführen, wobei die Rückseite immer mit Druckanstieg<br />

verbunden ist.<br />

Abbildung 2.5: Vergleich von MCAO-Index, 2 m-Temperatur, Luftdruck und relativer<br />

Feuchte im Winter 2008/2009 (November bis März)<br />

Die Kreuzkorrelation in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Phasenverschiebung von Luftdruck, Feuchte<br />

und Temperatur ist in Abbildung 2.6 dargestellt. Negative Werte <strong>der</strong> Abszisse bedeuten,<br />

dass <strong>der</strong> MCAO-Index mit Parameterwerten <strong>der</strong> Vortage korreliert wurde, <strong>während</strong><br />

im positiven Abschnitt die Korrelation mit Werten <strong>der</strong> nachfolgenden Tage erfolgte.<br />

In blau ist <strong>der</strong> Verlauf für die 2 m-Temperatur dargestellt. Sie ist für alle Verschiebungen<br />

negativ zum MCAO-Index korreliert. Das Extremum liegt dabei bei 0 Tagen. Der<br />

Korrelationsfaktor liegt hier bei −0.74. Mit zunehmen<strong>der</strong> Phasenverschiebung nimmt<br />

<strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Temperatur und Index ab. Dieses Ergebnis bestätigt, dass<br />

hohe auf Labilität und Kaltluft hinweisende Indexwerte mit niedrigen Temperaturen<br />

zusammenfallen. Damit wird das Ergebnis aus Abbildung 2.5 bestätigt.


2.1 <strong>Charakterisierung</strong> polarer Kaltluftausbrüche 9<br />

Einen ähnlichen Verlauf weist die grün dargestellte Kurve <strong>der</strong> relativen Feuchte auf.<br />

Ebenso wie bei <strong>der</strong> Temperatur liegt hier das Extremum bei einer Phasenverschiebung<br />

von 0 Tagen. Der Korrelationskoeffizient beträgt −0.46 und <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen<br />

Feuchte und MCAO-Index nimmt mit zunehmen<strong>der</strong> Phasenverschiebung ab. Beide<br />

Größen sind für alle Phasen negativ korreliert. Hohe Indexwerte fallen demnach mit<br />

niedrigen Feuchtewerten zusammen. Auch dies ist in Abbildung 2.5 erkennbar und bestätigt<br />

die Charakteristik <strong>der</strong> Trockenheit einfließen<strong>der</strong> Kaltluft.<br />

Die in rot dargestellte Kurve des Luftdrucks weist hingegen einen an<strong>der</strong>en Verlauf auf.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Verschiebung von −4 bis −1 Tag sind MCAO-Index und Luftdruck negativ<br />

korreliert, für alle an<strong>der</strong>en Verschiebungen positiv. Das Korrelationsmaximum liegt<br />

bei +1 Tag Verschiebung. Der Korrelationskoeffizient beträgt hier 0.13. Der Zusammenhang<br />

ist demnach generell schwach ausgeprägt. Die negative Korrelation weist auf<br />

das Zusammenfallen von hohen Indexwerten und niedrigem Luftdruck <strong>der</strong> Vortage hin.<br />

Ebenso fallen die hohen Indexwerte mit höherem Luftdruck <strong>der</strong> Folgetage zusammen.<br />

Auch dies bestätigt die Darstellung in Abbildung 2.5 mit <strong>der</strong> Vorstellung des Luftdruckfalls<br />

auf <strong>der</strong> Tiefvor<strong>der</strong>seite und des Anstiegs mit dem Eintreffen <strong>der</strong> Kaltluft und den<br />

damit verbundenen hohen Werten des MCAO-Index auf <strong>der</strong> Rückseite.<br />

Abbildung 2.6: Korrelation des MCAO-Index mit Luftdruck, 2 m-Temperatur, Rel.<br />

Feuchte in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Phasenverschiebung in Tagen (Ny Ålesund).<br />

Negative Phasenverschiebung: Korrelation mit vorhergehenden<br />

Tagen. Positive Phasenverschiebung: Korrelation mit darauffolgenden<br />

Tagen.


2.2 Organisierte Grenzschichtkonvektion 10<br />

2.2 Organisierte Grenzschichtkonvektion<br />

2.2.1 Grenzschichtbewölkung <strong>während</strong> SORPIC<br />

Mit dem Auftreten von Kaltluftausbrüchen kommt es zur Bildung konvektiver Grenzschichtbewölkung,<br />

die auch Gegenstand <strong>der</strong> Untersuchungen <strong>während</strong> SORPIC war.<br />

Während <strong>der</strong> in Abschnitt 2.1.3 eingeführten Witterungsphasen kam es zum Auftreten<br />

verschiedener Arten von konvektiver Grenzschichtbewölkung. In <strong>der</strong> 1. Phase (03.-06.<br />

Mai) war Stratusbewölkung dominierend. Diese wies verwaschene und kaum erkennbare<br />

Strukturen auf. Abbildung 2.7 zeigt ein Satellitenbild vom 06. Mai 2010, auf dem diese<br />

strukturlose Bewölkung erkennbar ist.<br />

Während <strong>der</strong> 2. Phase vom 07. Mai 2010 bis 12. Mai 2010 bildeten sich Grenzschichtrollen<br />

in <strong>der</strong> kalten Luftmasse eines MCAOs. Es kam zur Bildung charakteristischer<br />

Wolkenstraßen. Diese sind in Abbildung 2.8 erkennbar.<br />

In <strong>der</strong> 3. Phase vom 13. Mai 2010 bis 17. Mai 2010 trat zelluläre Konvektion auf. Diese ist<br />

im Satellitenbild vom 14. Mai in Abbildung 2.9 erkennbar und befindet sich nordwestlich<br />

von Svalbard.<br />

2.2.2 Unterteilung und <strong>Charakterisierung</strong> konvektiver<br />

Grenzschichtbewölkung<br />

Auf die beschriebenen verschiedenen Arten konvektiver Grenzschichtbewölkung <strong>während</strong><br />

SORPIC soll näher eingegangen werden. Die Bewölkung tritt innerhalb <strong>der</strong> konvektiven<br />

Grenzschicht auf. Die konvektive Grenzschicht ist eine Unterart verschiedener<br />

Grenzschichtkonfigurationen (Kraus (2008)). Generell zeichnet sich die atmosphärische<br />

Grenzschicht durch Einflüsse aus, die Folge <strong>der</strong> relativen räumlichen Nähe <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

zum Untergrund sind. Ihre Höhe ist abhängig von <strong>der</strong> Beschaffenheit des Untergrundes.<br />

Pauschal kann man eine ungefähre Höhe von 1 000 m angeben (Kraus (2008)).<br />

Im folgenden soll nun die konvektive Grenzschicht betrachtet werden. Kraus charakterisiert<br />

diese wie folgt:<br />

„Die konvektive Grenzschicht besteht aus einer gut durchmischten (well mixed)<br />

Schicht über <strong>der</strong> PRANDTL-Schicht und unter einer abgehobenen Inversion.<br />

Darüber befindet sich eine nichtturbulente, absinkende Freie Atmosphäre.<br />

Die gute Durchmischung ist eine Folge erheblicher freier Konvektion,<br />

d.h. thermisch erzeugter Turbulenz [...]. Sowohl in <strong>der</strong> gut durchmischten<br />

Schicht als auch in <strong>der</strong> Inversion spielen die Haushalte für die fühlbare und<br />

die latente Wärme und darin auch Strahlungs- und Advektionseffekte eine<br />

entscheidende Rolle.“


2.2 Organisierte Grenzschichtkonvektion 11<br />

Abbildung 2.7: VIS-Satellitenbild vom 06. Mai 2010 mit strukturschwacher Stratusbewölkung<br />

(http://rapidfire.sci.gsfc.nasa.gov<br />

Abbildung 2.8: VIS-Satellitenbild vom 09. Mai 2010 mit Grenzschichtrollen nordwestlich<br />

von Svalbard. (http://rapidfire.sci.gsfc.nasa.gov)


2.2 Organisierte Grenzschichtkonvektion 12<br />

Abbildung 2.9: VIS-Satbild vom 14. Mai 2010 mit Zellkonvektion (http://rapidfire.<br />

sci.gsfc.nasa.gov)<br />

Die in dieser Art <strong>der</strong> Grenzschicht auftretenden Bewölkung, so wie sie auch in den<br />

Abbildungen 2.7, 2.8 und 2.9 zu sehen ist, wird in Bakan u. a. (1988) beschrieben.<br />

Bei Grenzschichtrollen (roll convection) handelt es sich um eine Form <strong>der</strong> Sekundärzirkulation.<br />

Abbildung 2.10 zeigt das Strömungsschema <strong>der</strong> Grenzschichtrollen. Die einzelnen<br />

Rollen sind mit ihrer Längsachse nahezu parallel zur Grundströmung innerhalb <strong>der</strong><br />

Grenzschicht ausgerichtet. Die Abweichung zwischen Längsachse und geostrophischem<br />

Wind kann 10-20° betragen. In den aufsteigenden Ästen (in 2.10 die rechte Seite <strong>der</strong><br />

Rollen) können Wolken bei Erreichen des Kondensationsniveaus <strong>während</strong> des Aufsteigens<br />

auftreten, die absteigenden Äste (in 2.10 die linke Seite <strong>der</strong> Rollen) sind aufgrund<br />

<strong>der</strong> Subsidenz und damit verbundener Erwärmung <strong>der</strong> Luft wolkenfrei. Wie in 2.10<br />

dargestellt, zirkuliert die Luft spiralförmig um die Rollen, die sich auf diese Art und<br />

Weise hauptsächlich mit Hauptwindrichtung weiter ausdehnen und Wolkenstraßen bilden.<br />

Der Abstand zwischen den einzelnen Wolkenstraßen beträgt meist einige Kilometer,<br />

in Kaltluftausbrüchen auch bis über 10 km. In Abbildung 2.8 ist ein recht enger Abstand<br />

zwischen den einzelnen Rollen zu beobachten. Grenzschichtrollen werden am häufigsten<br />

über Land in Folge eines instabilen Windprofils sowie über dem Ozean bei Abfluss von<br />

Kaltluft von Land- o<strong>der</strong> Eisflächen beobachtet (Bakan u. a. (1988)). Dies war auch bei<br />

<strong>der</strong> in 2.8 dargestellten <strong>Situation</strong> <strong>der</strong> Fall.


2.2 Organisierte Grenzschichtkonvektion 13<br />

Grenzschichtkonvektion ist maßgeblich für den Transport von Impuls, Feuchte und Wärme<br />

im oberen Bereich <strong>der</strong> Grenzschicht. Im aufwärts gerichteten Zweig von Grenzschichtrollen<br />

dominiert <strong>der</strong> Transport von Feuchte und rollensenkrechten Impuls, <strong>während</strong><br />

im Subsidenzzweig Wärme und rollenparalleler Horizontalimpuls transportiert<br />

wird. Dadurch erfolgt eine Abnahme des vertikalen Gradienten dieser Größen (Brümmer<br />

(1985)).<br />

Modellierungsergebnisse bestätigen die Tendenz zur Bildung von Grenzschichtrollen bei<br />

organisierter Grenzschichtkonvektion. Sie zeigen, dass sich eine Sekundärzirkulation mit<br />

kleiner Wellenzahl ausbildet. Vorraussetzung dafür ist thermische Instabilität o<strong>der</strong> Wendepunktsinstabilität<br />

3 . Diese Sekundärzirkulation ist dominierend gegenüber <strong>der</strong> statistischen<br />

Turbulenz. Dies hat eine effektive Durchmischung <strong>der</strong> Grenzschicht zur Folge.<br />

Weiterhin wird gezeigt, dass die Energetik <strong>der</strong> thermischen Instabilität die <strong>der</strong> mechanischen<br />

um eine Größenordnung übertrifft. Das heißt, dass die durch Wendepunktsinstabilität<br />

verursachte Windscherung nur bei neutraler Schichtung für die Ausbildung<br />

von Grenzschichtrollen verantwortlich ist. Weiterhin wurde gezeigt, dass bei starker<br />

vertikaler Windscherung bevorzugt Rollenkonvektion auftritt, <strong>während</strong> bei schwächerer<br />

Windscherung auch zelluläre Muster auftreten können. Experimentelle Untersuchungen<br />

(Bakan u. a. (1988)) bestätigten theoretische Erkenntnisse, wonach das Verhältnis zwischen<br />

Rollendurchmesser und Grenzschichthöhe etwa 3 beträgt. Die dort untersuchten<br />

Wolkenstraßen traten <strong>während</strong> einer Phase von Warmluftadvektion auf. Die Schichtung<br />

am Boden war instabil (Temperaturdifferenz Wasser-Luft 0.5-1 K) und die Windgeschwindigkeit<br />

lag immer bei über 15 m s −1 (Bakan u. a. (1988)).<br />

Offene Zellkonvektion (open cell convection) bezeichnet eine ringförmig angeordnete<br />

Wolkenstruktur, in <strong>der</strong>en Inneren sich ein wolkenfreies Gebiet befindet. Solche Gebiete<br />

treten häufig in kalter Luftmasse auf, die auf <strong>der</strong> Rückseite von Zyklonen über den<br />

Ozean bis in mittlere Breiten transportiert wird. Offene Zellkonvektion kann auch im<br />

Anschluss einer Grenzschichtrollenentwicklung beobachtet werden. Der charakteristi-<br />

Abbildung 2.10: Struktur <strong>der</strong> Sekundärzirkulation in Grenzschichtrollen (Hasse (1984))<br />

3 d.h. dass das vertikale Windprofil u(z) einen Wendepunkt im mathematischen Sinne besitzt und<br />

somit eine bestimmte Krümmung aufweist. Die damit verbundene Windscherung führt zur Instabilität.


2.2 Organisierte Grenzschichtkonvektion 14<br />

sche Durchmesser einer Zelle liegt bei etwa 10 km (Bakan u. a. (1988)). Abbildung 2.11<br />

zeigt das Strömungsmuster offener Zellkonvektion. Im Zellinneren dominiert Absinken,<br />

<strong>während</strong> an den Zellrän<strong>der</strong>n die Luft aufsteigt. Dort kommt es mit Erreichen des Kondensationsniveaus<br />

zur Wolkenbildung.<br />

Geschlossene Zellkonvektion (closed cell convection) ist das Inverse zur offenen Zellkonvektion.<br />

Diese Form <strong>der</strong> Grenzschichtkonvektion trat <strong>während</strong> SORPIC am 14. Mai<br />

auf und ist in Abbildung 2.9 dargestellt. Ein Stratus- o<strong>der</strong> Stratocumulusfeld wird von<br />

einem schmalen wolkenfreien Gebiet begrenzt. Das Strömungsmuster ist invers zu dem<br />

<strong>der</strong> offenen Zellkonvektion in Abbildung 2.11. Am Zellrand absinkende Luft führt dort<br />

zu Wolkenfreiheit, <strong>während</strong> im Zellinneren aufsteigende Luft zur Wolkenbildung führt.<br />

Diese Struktur ist auch in Abbildung 2.9 erkennbar. Der generelle Durchmesser einer<br />

Zelle liegt auch hier bei etwa 10 km. Geschlossene Zellkonvektion wird hauptsächlich<br />

in subtropischen Breiten beobachtet, kann sich aber auch in mittleren Breiten aus offener<br />

Zellkonvektion entwickeln. Die Entwicklung geschlossener Zellkonvektion in höheren<br />

Breiten, wie es <strong>während</strong> <strong>der</strong> SORPIC <strong>der</strong> Fall war, ist dagegen eher selten (Bakan u. a.<br />

(1988)).<br />

Während <strong>der</strong> in Bakan u. a. (1988) beschriebenen KonTur-Kampagne wurde zelluläre<br />

Konvektion beobachtet. Die Autoren erläutern Messergebnisse, auf <strong>der</strong>en Basis man<br />

das Auftreten von Zellkonvektion <strong>während</strong> SORPIC analysieren kann. Offene Zellen<br />

traten in Gebieten kalter und trockener Luft auf. Geringe Vertikalgradienten gemessener<br />

Größen (Temperatur, Feuchte u.a.) ließen auf gute Durchmischung <strong>der</strong> Grenzschicht<br />

schließen. Das Windfeld grenzte sich hinsichtlich Geschwindigkeit und Richtung<br />

und daraus berechneter Divergenz und Vorticity nicht vom übrigen Kaltluftgebiet ab.<br />

Die Windgeschwindigkeit lag bei über 10 m s −1 . In <strong>der</strong> Konvektionsschicht trat keine<br />

Richtungsscherung auf. Die im Windfeld gemessene Sekundärzirkulation bestätigte die<br />

Modellvorstellung (vgl. Abbildung 2.11). Die Auswertung <strong>der</strong> Trajektorie <strong>der</strong> Grundströmung<br />

<strong>während</strong> einer Periode gut ausgeprägter Zellen zeigt eine Verlagerungsgeschwin-<br />

Abbildung 2.11: Schema <strong>der</strong> Sekundärzirkulation bei offener Zellkonvektion. Bei geschlossener<br />

Zellkonvektion ist die Strömungsrichtung <strong>der</strong> Äste entgegengesetzt<br />

gerichtet (Bakan u. a. (1988)). Die Zelle weist einen hexagonalen<br />

Umriss auf.


2.2 Organisierte Grenzschichtkonvektion 15<br />

digkeit <strong>der</strong> Zellen von 10 m s −1 . Diese ist kleiner als die mittlere Windgeschwindigkeit<br />

von 16 m s −1 . Die einzelnen Zellen entwickeln sich demnach offenbar stromaufwärts im<br />

zeitlichen Verlauf (Bakan u. a. (1988)).<br />

Flugzeugmessungen zeigen warme, trockene und divergente Strömungen im Zellinneren<br />

(Absinken) und kühle, feuchte, konvergente Strömungen am bewölkten Zellrand. Die<br />

Zellen tragen zu 60% zur Gesamtvarianz von Temperatur, Feuchte und Horizontalwind<br />

bei. Außerdem transportieren sie Temperatur, Feuchte nach oben und Impuls von oben<br />

herab. Ihr Anteil am Gesamttransport ist in <strong>der</strong> Höhe größer und beträgt dort bis zu<br />

50% (Bakan u. a. (1988)).<br />

Das für SORPIC relevante Untersuchungsgebiet war <strong>der</strong> nordöstliche Atlantik im Bereich<br />

<strong>der</strong> Grønlandsee. Offene Zellen treten dort am häufigsten <strong>während</strong> des Winterhalbjahres<br />

auf. Im Jahresmittel bedecken sie 10% <strong>der</strong> Meeresoberfläche. Der mittlere<br />

Zelldurchmesser liegt bei etwa 45 km und nimmt nach Norden hin ab (Bakan u. a.<br />

(1988)).<br />

Offene Zellen treten meist bei großen Temperaturdifferenzen zwischen Wasser und Luft<br />

auf. Dabei korrelliert die Zellgröße offenbar mit <strong>der</strong> Temperaturdifferenz, die Beobachtungen<br />

<strong>während</strong> KonTur zeigten dabei aber eine große Streuung (Bakan u. a. (1988)).<br />

Die <strong>während</strong> SORPIC aufgetretene strukturlose Stratusbewölkung in Abbildung 2.7<br />

entstand aus konvektiver Grenzschichtbewölkung in Folge eines schon mehrere Tage<br />

zurückliegenden Kaltluftausbruchs. Die Windgeschwindigkeit in <strong>der</strong> Grenzschicht nahm<br />

ab, wodurch die Bewölkung „zerfloss“ und sich die Strukturen auflösten. Es bildete sich<br />

<strong>der</strong> in Abbildung 2.7 sichtbare Stratusteppich.


3 <strong>Charakterisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>synoptischen</strong><br />

<strong>Situation</strong><br />

16<br />

In diesem Kapitel wird die synoptische <strong>Situation</strong> <strong>während</strong> <strong>der</strong> SORPIC-Kampagne analysiert.<br />

Der Kampagnenzeitraum wurde dabei in drei Abschnitte geglie<strong>der</strong>t, die sich<br />

an den auftretenden Witterungslagen und im Zusammenhang damit an den Perioden<br />

<strong>der</strong> stattfindenden Messflüge orientieren. In jedem Abschnitt wird zunächst die Großwetterlage<br />

des betrachteten Zeitraums untersucht. Anschließend wird genauer auf die<br />

<strong>Situation</strong> <strong>während</strong> <strong>der</strong> einzelnen Messflüge eingegangen. Am Anfang steht dazu noch<br />

eine Erläuterung zu einzelnen Parametern verwendeter Modellkarten sowie den verwendeten<br />

Modellen selber.<br />

3.1 Verwendete Karten und Modelle<br />

3.1.1 Das Geopotential<br />

Das Geopotential Φ in Einheiten von gpm (geopotentielle Meter, SI-Einheit J kg −1 ) ist<br />

ein Maß für die potentielle Energie eines Luftpakets. Es wird eingeführt, da die Schwerkraft<br />

aufgrund <strong>der</strong> zum Äquator hin zunehmend entgegenwirkenden Zentrifugalkraft<br />

variiert. Bewegt man ein Luftpaket auf konstanter geometrischer Höhe z vom Äquator<br />

zum Pol, so müsste man Arbeit gegen das Schwerefeld verrichten, da g zum Pol hin<br />

zunimmt. Deshalb gewichtet man die Höhe z mit <strong>der</strong> Schwerkraft g und definiert das<br />

Geopotential<br />

Φ :=<br />

∫ z<br />

0<br />

g(φ, z) dz ≈ g(φ,z) · z (3.1)<br />

Die absolute Topografie ist die geopotentielle Höhe einer Druckfläche über Grund. Linien<br />

gleicher geopotentieller Höhe heißen Isohypsen.<br />

Berechnet man das Geopotential zwischen zwei beliebigen Druckflächen mit<br />

Φ =<br />

∫ z2<br />

z 1<br />

g(φ, z) · z dz, (3.2)<br />

wird dieser Wert als Schichtdicke deklariert. Darstellungen <strong>der</strong> Schichtdicke werden als<br />

relative Topografie bezeichnet und sind proportional zur Schichtmitteltemperatur. Aus<br />

<strong>der</strong> barometrischen Höhenformel<br />

{ g<br />

}<br />

p(z) = p 0 exp<br />

R ¯T Δz<br />

(3.3)


3.1 Verwendete Karten und Modelle 17<br />

mit Luftdruck p 0 auf Ausgangsniveau z 0 , dem Luftdruck p(z) in einer beliebigen Höhe<br />

z, <strong>der</strong> spezifischen Gaskonstante für Luft R, <strong>der</strong> Höhendifferenz Δz = z − z 0 und <strong>der</strong><br />

Schichtmitteltemperatur ¯T , und dem geopotentiellen Abstand Δh beliebiger Druckflächen<br />

p 1 und p 2<br />

Δh = h p2 − h p1 = ΔΦ<br />

g N<br />

= Φ 2 − Φ 1<br />

g N<br />

= gz 2 − gz 1<br />

g N<br />

= g · Δz<br />

g N<br />

(3.4)<br />

erhält man durch Umstellen von 3.4 nach Δz und Einsetzen in 3.3 die Schichtmitteltemperatur<br />

¯T =<br />

g · Δz<br />

R(ln p(z) − ln p 0 )<br />

(3.5)<br />

Man verwendet Topografiekarten, um die großräumige Druck- und Temperaturverteilung<br />

aufzuzeigen.<br />

3.1.2 Die äquivalentpotentielle Temperatur<br />

Die äquivalentpotentielle Temperatur Θ E ist ein Parameter zur <strong>Charakterisierung</strong> einer<br />

Luftmasse. Sie wird sowohl durch Temperatur als auch Feuchte einer Luftmasse<br />

beeinflusst.<br />

Man erhält die äquivalentpotentielle Temperatur, indem man einem Luftpaket sämtliche<br />

Feuchte entzieht. Die freiwerdende latente Wärme wird <strong>der</strong> Temperatur des Luftpakets<br />

aufgeschlagen (Äquivalenttemperatur). Anschließend bringt man das Luftpaket analog<br />

zur potentiellen Temperatur trockenadiabatisch auf ein Referenzniveau.<br />

Es ist<br />

Θ E = T E ·<br />

( ) R<br />

p0 cp<br />

p<br />

(3.6)<br />

mit <strong>der</strong> Äquivalenttemperatur<br />

T E = T · Lv<br />

c p<br />

· q ≈ T + 2.5 K · q (3.7)<br />

Hierbei ist p 0 das Referenzniveau, p das Ausgangsniveau, R = 287.05 J kg −1 K −1 die<br />

spezifische Gaskonstante von Luft, c p = 1,005 J kg −1 K −1 die spezifische Wärmekapazität<br />

von Luft bei konstantem Druck, L v = 2.5·10 6 J kg −1 die spezifische Verdampfungswärme<br />

von Wasser und q die spezifische Feuchte des Luftpakets in g kg −1 .<br />

Durch die Beeinflussung von Temperatur und Feuchte ist die äquivalentpotentielle Temperatur<br />

auch ein Maß für den Energiegehalt einer Luftmasse. Für die synoptische Analyse<br />

von SORPIC wird die äquivalentpotentielle Temperatur verwendet, um den Charakter<br />

einer Luftmasse zu bestimmen und Frontverläufe aufzuzeigen.


3.2 Erste Messperiode (03.-06. Mai 2010) 18<br />

3.1.3 Das ECMWF-Globalmodell<br />

Für die Analyse des Wettergeschehens (Kapitel 3) wurden mit wenigen Ausnahmen<br />

ausschließlich Karten des ECMWF-Modells (European Centre for Medium-Range Weather<br />

Forecast) genutzt, die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)<br />

im Internet zur Verfügung gestellt wurden. Es handelt sich um ein Globalmodell, das<br />

vom ECMWF entwickelt und betrieben wird. Seine Stärken spielt es vor allem im Bereich<br />

des mittelfristigen Vorhersagebereichs (3-10 Tage) aus. Seit Januar 2010 besitzt<br />

das ECMWF-Modell eine horizontale Auflösung von rund 15.6 km. Die Anzahl <strong>der</strong> vertikalen<br />

Schichten beträgt 91. Die Datenassimilation für die Initialisierung des Modells<br />

ist die umfangreichste aller verfügbaren Globalmodelle. Das ECMWF benutzt hierfür<br />

eine „4D-VAR“-Analyse (vgl. http://www.ecmwf.int).<br />

Das ECMWF-Modell wird zweimal pro Tag, jeweils um 00 UTC und 12 UTC, gerechnet.<br />

3.1.4 Das GFS-Globalmodell<br />

Das GFS-Globalmodell (Global Forecast System) wird vom amerikanischen Wetterdienst<br />

NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) betrieben. Es besitzt<br />

eine Horizontalauflösung von rund 34.9 km und eine Vertikalauflösung von 64<br />

Schichten. Das GFS-Modell wird viermal am Tag gerechnet (00, 06, 12, 18 UTC) (vgl.<br />

http://www.emc.ncep.noaa.gov).<br />

3.2 Erste Messperiode (03.-06. Mai 2010)<br />

3.2.1 Großwetterlage<br />

Die vier Tage <strong>der</strong> ersten Messperiode sind antizyklonal geprägt. Von den Subtropen bis<br />

hinauf nach Grönland erstreckt sich ein ausgeprägter Hochdruckrücken, <strong>der</strong> sich östlich<br />

von Grönland fortsetzt und auch Svalbard erfasst (Abb. 3.1a). Entsprechend hat sich<br />

dort ein korrespondierendes Bodenhoch entwickelt (Abb. 3.1b, mit „X“ bezeichnet).<br />

Die Lage dieses Hochdruckgebietes führte zur Advektion wärmerer Luftmassen entlang<br />

<strong>der</strong> grönländischen Ostküste im weiteren Zeitverlauf. Svalbard lag zu Beginn (03.-04.<br />

Mai 2010) noch im Einfluss kälterer Polarluft (vgl. Abb. 3.1d).<br />

In Abbildung 3.1c ist westlich von Grönland ein markanter Trog (T) mit ausgeprägtem<br />

Starkwindband auf dessen Vor<strong>der</strong>seite zu erkennen (04. Mai 2010). Dieser propagiert<br />

im Laufe <strong>der</strong> nächsten 2 Tage Richtung Osten und es bildet sich korrespondierend zum<br />

linken Jetauszug ein kräftiges Tiefdruckgebiet an <strong>der</strong> grönländischen Ostküste, welches<br />

die Zufuhr an Warmluft aus Süden weiter verstärkt (Abb. 3.1e). Das Hochdruckgebiet<br />

zieht in dieser Zeit nach Osten ab. In <strong>der</strong> Nacht zum 07. Mai überquert die dem Tief<br />

zugehörige Warmfront Svalbard (Abb. 3.1f).


3.2 Erste Messperiode (03.-06. Mai 2010) 19<br />

(a) GFS 500 hPa Absolute Topografie [gpdm],<br />

500-1000 hPa Relative Topografie [gpdm],<br />

Bodendruck [hPa] (04. Mai 2010, 12 UTC)<br />

(http://wetter3.de)<br />

(b) ECMWF Bodendruck und 10m Wind, 04. Mai<br />

2010, 12 UTC<br />

(c) 500 hPa Absolute Topografie [m] und Windgeschwindigkeit<br />

[m/s]<br />

(d) 850 hPa Äquivalentpotentielle Temperatur [°C]<br />

und Geopotential [gpm] (04. Mai 2010, 12Z)<br />

(e) 500 hPa Geopotential [gpm], Windgeschwindigkeit<br />

[m/s]<br />

(f) 850 hPa Äquivalentpotentielle Temperatur [°C]<br />

und Geopotential [gpm] (07. Mai 2010, 00Z)<br />

Abbildung 3.1: Großwetterlage vom 03. bis 06. Mai


3.2 Erste Messperiode (03.-06. Mai 2010) 20<br />

3.2.2 Flug 1 (03. Mai 2010)<br />

Das Zielgebiet des ersten Messfluges konzentriert sich auf eine Region südlich von Svalbard<br />

zwischen Spitsbergen und Edgeøya. Ziel war das in Abb. 3.2a gekennzeichnete<br />

Areal, in dem entsprechende tiefe Bewölkung auftrat.<br />

In den Tagen zuvor bestimmte eine Zyklone die Wetterlage. Diese führte auf ihrer Rückseite<br />

sehr kalte Polarluft heran, die über Svalbard zum Liegen kam. Mit dem Abzug des<br />

Tiefs und <strong>der</strong> damit verbundenen Warmluftadvektion kam es zum Anheben <strong>der</strong> wärmeren<br />

Luftmasse über einem Kaltluftpolster, das sich bis dato ausgebildet hatte. Die<br />

Ursache für dieses Kaltluftpolster war zum einen die bis dahin vorhandene kalte Luftmasse,<br />

an<strong>der</strong>erseits wurde die Bildung auch durch noch vorhandenes Packeis an <strong>der</strong><br />

Ostküste Spitsbergens begünstigt. Die damit verbundene Labilisierung führte zu Konvektion<br />

innerhalb <strong>der</strong> Grenzschicht, die durch eine in ca. 880 hPa Höhe vorhandene<br />

Inversion wie<strong>der</strong> gestoppt wurde. Innerhalb dieser labilisierten Schicht bildete sich entsprechende<br />

konvektive Bewölkung aus. Diese war am Vortag (02. Mai) noch deutlich<br />

ausgeprägt, <strong>während</strong> am 03. Mai nur noch Reste dieses Wolkenfeldes (Abb. 3.2a) vorhanden<br />

waren. Grund hierfür ist einsetzende Stabilisierung mit dem Hochdruckgebiet<br />

gewesen.<br />

Der Radiosondenaufstieg in Abbildung 3.2b zeigt entsprechende Bedingungen. Es ist<br />

eine durchmischte Grenzschicht erkennbar, da die Temperaturkurve im Bereich 1 000-<br />

900 hPa <strong>der</strong> trockenadiabatischen Kurve folgt. Außerdem zeigt das Windprofil beträchtliche<br />

Richtungsscherung von 90 ° in <strong>der</strong> Grenzschicht und 20 kn Geschwindigkeitsscherung<br />

(entspricht 10 m s −1 ).<br />

3.2.3 Flug 2 (04. Mai 2010)<br />

Der zweite Messflug führte entlang einer Nord-Süd-Strecke westlich von Svalbard. Ein<br />

Hochdruckgebiet war an diesem Tag dominierend (Abb. 3.3b). Westlich und südlich von<br />

Svalbard herrschte flächendeckend tiefe Bewölkung. Die Bewölkung im Zielgebiet (Abb.<br />

3.3a) stammt vom Vortag. Es handelt sich dabei um konvektive Grenzschichtbewölkung,<br />

die sich in <strong>der</strong> Nordströmung an <strong>der</strong> Nordwestflanke des abziehenden Tiefdruckgebiets<br />

<strong>der</strong> Tage zuvor bildete. Da die Luftmasse direkt dem noch vor Grønland vorhandenen<br />

Packeis entstammte, bildeten sich über <strong>der</strong> wärmeren Meeresoberfläche Ansätze von<br />

Grenzschichtrollen. Diese Strukturen wurden verwaschen, da im Zuge des Hochdruckgebietes<br />

die Strömung von Nord auf Süd drehte und sich abschwächte. Abbildung 3.3c<br />

verdeutlicht die Strömungsverhältnisse des Vortags, <strong>während</strong> Abbildung 3.3b die aktuelle<br />

<strong>Situation</strong> mit <strong>der</strong> Südanströmung zeigt. In dieser diffluenten Umgebung floss die<br />

Bewölkung nach allen Seiten aus. Es bildete sich ein Gebiet kompakter tiefer Bewölkung.<br />

Der Radiosondenaufstieg zeigt ähnliche Bedingungen wie am Vortag, aber in einer zum<br />

Vergleich windschwächeren Umgebung. Die Temperatur an <strong>der</strong> Wolkenoberseite lag bei


3.2 Erste Messperiode (03.-06. Mai 2010) 21<br />

(a) VIS-Satbild Svalbard (http://rapidfire.sci.gsfc.nasa.gov)<br />

(b) Sounding Ny Ålesund 03. Mai 2010 (http://weather.uwyo.edu)<br />

Abbildung 3.2: Messflug am 03. Mai 2010


3.2 Erste Messperiode (03.-06. Mai 2010) 22<br />

(a) VIS-Satbild Svalbard (http://rapidfire.<br />

sci.gsfc.nasa.gov)<br />

(b) ECMWF Luftdruck [hPa], 10m Wind [m s −1 ]<br />

(c) ECMWF Luftdruck [hPa], 10m Wind [m s −1 ],<br />

03. Mai 2010<br />

(d) Sounding Ny Ålesund 04. Mai 2010 (http:<br />

//weather.uwyo.edu)<br />

Abbildung 3.3: Messflug am 04. Mai 2010


3.2 Erste Messperiode (03.-06. Mai 2010) 23<br />

unter −10 °C und begünstigte somit die Enstehung von Mischphasenwolken (vgl. Vragel<br />

(2006)).<br />

3.2.4 Flug 3 (05. Mai 2010)<br />

Der dritte Messflug führte in ein Gebiet südöstlich von Spitsbergen bis nahezu an den 75.<br />

nördlichen Breitengrad. Dort befand sich ein größeres Gebiet konvektiver Grenzschichtbewölkung,<br />

die auch vom Modell so vorhergesagt wurde, wie Abbildung 3.4d zeigt. Das<br />

markierte Gebiet im Satellitenbild in Abbildung 3.4c zeigt ausgeprägte zelluläre Konvektion<br />

südöstlich von Svalbard. Das Strömungsmuster spiegelt sich in <strong>der</strong> Anordnung<br />

<strong>der</strong> Bewölkung wie<strong>der</strong>. Die Zellen haben länglichen Charakter, wobei die Längsachse in<br />

etwa parallel zur Hauptwindrichtung liegt. Ein Vergleich <strong>der</strong> Zellausdehnung mit <strong>der</strong><br />

vorherrschenden Windrichtung in Abbildung 3.4a bestätigt dies. Abbildung 3.4a zeigt<br />

weiterhin, dass zu diesem Zeitpunkt das Zentrum des schon beschriebenen Hochdruckgebietes<br />

(„X“) leicht nördlich lag. Die Bewölkung entstand im Zuge <strong>der</strong> Herumführung<br />

einer Luftmasse um das Hochdruckgebiet, die den in Abbildung 3.4b dargestellten eisbedeckten<br />

Gebieten vor Nordaustlandet entstammt und entsprechende Temperaturverhältnisse<br />

aufweist. Es ist anzunehmen, dass sich weiter nördlich Wolkenstraßen über <strong>der</strong><br />

wärmeren Meeresoberfläche ausgebildet haben, diese sind auf dem Satellitenbild 3.4c<br />

aber nicht auszumachen, da dort hohe Bewölkung keine ausreichende Sicht zulässt. Die<br />

Zellkonvektion bildete sich dann mit <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Wegstrecke über dem offenen<br />

Meer beim Transport um das Hochdruckzentrum herum.<br />

3.2.5 Flug 4 (06. Mai 2010)<br />

Das Ziel des vierten Messfluges befand sich vor <strong>der</strong> Westküste Spitsbergens. Der Flug<br />

musste aber wegen technischen Problemen abgebrochen werden. Zu diesem Zeitpunkt<br />

befand sich tiefe Bewölkung aus den Vortagen über dem Zielgebiet. Ursache dafür war<br />

Warmluft- und Feuchteadvektion in <strong>der</strong> südwestlichen Anströmung an <strong>der</strong> Westflanke<br />

des Hochdruckgebietes. Wie Abbildung 3.5a zeigt, befand sich über <strong>der</strong> tiefen Bewölkung<br />

sich ein Bereich mittelhoher Bewölkung. Diese resultierte aus <strong>der</strong> Annäherung einer<br />

Warmfront von Westen. Die Warmfront gehört zu einem Tiefdruckgebiet welches sich<br />

an <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite eines Trogs über Grønland entwickelt hat und sich aufgrund seiner<br />

Lage im diffluenten Höhenstrom noch weiter verstärkte. Korrespondierend zur mittelhohen<br />

Bewölkung werden in Abbildung 3.5b Nie<strong>der</strong>schlagssignale gezeigt, u.a. bedingt<br />

durch orografische Hebung an <strong>der</strong> Küste Spitsbergens. Darauf weist die Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung<br />

im Modell hin. Am Freitag, dem 07. Mai 2010 überquert die Warmfront<br />

Spitsbergen etwa gegen 00 UTC, wie Abbildung 3.5c zeigt. Dabei kommt es zu ergiebigeren<br />

Nie<strong>der</strong>schlägen. Die Front wird im Zeitverlauf isobarenparallel und bekommt<br />

schleifenden Charakter, was die Nie<strong>der</strong>schlagsmengen am Freitag (07. Mai) weiter er-


3.2 Erste Messperiode (03.-06. Mai 2010) 24<br />

(a) ECMWF Bodendruck [hPa], 10m Wind [m s −1 ]<br />

(b) Eisbedeckung Grønland und Svalbard (http:<br />

//www.iup.physik.uni-bremen.de)<br />

(c) VIS-Satbild Svalbard (http://rapidfire.<br />

sci.gsfc.nasa.gov)<br />

(d) ECMWF Bewölkungsquerschnitt entlang 76°N<br />

Abbildung 3.4: Messflug am 05. Mai 2010


3.3 Zweite Messperiode (09.-11. Mai 2010) 25<br />

höht. Abbildung 3.5d zeigt Nie<strong>der</strong>schlagsraten von bis zu 2 mm innerhalb von 3 h. Ein<br />

nennenswerter Temperaturanstieg ist aber nicht zu verzeichnen. Die Temperaturen auf<br />

dem Niveau 850 hPa bewegen sich nahezu im gesamten betrachteten Zeitraum zwischen<br />

-8°C und -10°C.<br />

(a) ECMWF Gesamtbewölkung. Der schwarze<br />

Kreis markiert das Zielgebiet.<br />

(b) ECMWF 3h-Nie<strong>der</strong>schlag [mm]<br />

(c) ECMWF 850 hPa äquivalentpotentielle Temperatur<br />

[°C], 07. Mai 00 UTC<br />

(d) ECMWF 3h-Nie<strong>der</strong>schlag [mm], 07. Mai 09-12<br />

UTC<br />

Abbildung 3.5: Messflug am 06. Mai 2010<br />

3.3 Zweite Messperiode (09.-11. Mai 2010)<br />

3.3.1 Großwetterlage<br />

Das Tiefdruckgebiet, welches zum Ende <strong>der</strong> ersten betrachteten Periode mit seinen<br />

Fronten wetterwirksam wurde, befand sich am Sonntag, dem 09. Mai südlich von Svalbard.<br />

In Abbildung 3.6a wurde es mit „A“ bezeichnet. Aufgrund seiner Lage im linken<br />

Jetauszug hatte es sich vor allem in <strong>der</strong> Höhe weiter massiv verstärkt und lag jetzt<br />

eingebettet in einen Langwellentrog. Dieser verband sich schon am Vortag mit einem


3.3 Zweite Messperiode (09.-11. Mai 2010) 26<br />

Cut-Off-Höhentief vor <strong>der</strong> Nordwestküste Spaniens. Die hohe Amplitude führte zur Stationarität<br />

des Troges, woraus eine Bewegung des Tiefs nach Süden resultiert (vgl. Abb.<br />

3.6c mit eingezeichneter Zugrichtung). Dabei schwächte es sich wie<strong>der</strong> ab.<br />

Auf <strong>der</strong> Rückseite des Tiefs stellte sich durch den vergleichsweise hohen Druckgradienten<br />

eine straffe Nordströmung ein. Abbildung 3.6b zeigt Windgeschwindigkeiten von<br />

20 m s −1 . Verstärkt wurde diese durch ein Randtief, dargestellt in Abbildung 3.6b und<br />

mit „B“ bezeichnet, welches sich an <strong>der</strong> Trogvor<strong>der</strong>seite gebildet hatte. Durch diese Strömungskonstellation<br />

geriet auch Svalbard unter den Einfluss arktischer Polarluft. Dies<br />

wird in den Abbildungen 3.6d und 3.6e erkennbar. Insgesamt handelte es sich bei dieser<br />

Konfiguration um einen Kaltluftausbruch. Außerdem kam es im Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> nördlichen Anströmung zu Lee-Effekten, so dass trotz des zyklonalen Einflusses die<br />

Inseln recht wolkenfrei blieben bzw. nur unter den Einfluss von hoher und mittelhoher<br />

Bewölkung gerieten. Dieser Effekt wird auch auf den Satellitenbil<strong>der</strong>n und visuell<br />

<strong>während</strong> <strong>der</strong> Messflüge sichtbar.<br />

Auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite advehierte das Randtief (B), welches für 24 Stunden stationär blieb,<br />

wärmere Luft. Die zugehörige Warmfront hatte aus diesem Grund eher schleifenden<br />

Charakter (vgl. 3.6d). Durch die vorherige Abkühlung, verursacht durch die einfließende<br />

Kaltluft, fielen die mit <strong>der</strong> Front verbundenen Nie<strong>der</strong>schläge in Form von Schnee (vgl.<br />

Abb. 3.6f).<br />

3.3.2 Flug 5 (09. Mai 2010)<br />

Das Zielgebiet dieses fünften Messfluges am 09. Mai 2010 lag nordwestlich von Spitsbergen<br />

über <strong>der</strong> Grønlandsee etwa auf Höhe des 5. östlichen Längengrades. Das Satellitenbild<br />

in Abbildung 3.7a zeigt in dieser Region Straßen konvektiver Grenzschichtbewölkung<br />

durch einen roten Kreis hervorgehoben. Diese entstanden durch „klassische“ Konfiguration<br />

<strong>der</strong> <strong>synoptischen</strong> <strong>Situation</strong>: Kalte Luft aus den polaren, eisbedeckten Gebieten<br />

wird von Norden über das wärmere Wasser <strong>der</strong> Grønlandsee geführt, wo es aufgrund <strong>der</strong><br />

Labilisierung durch den wärmeren Untergrund zur Bildung <strong>der</strong> Bewölkung kommt. In<br />

diesem Falle wurde die Nordanströmung durch das steuernde Tief südöstlich des Gebietes<br />

verursacht (vgl. Abschnitt 3.3.1). Der Querschnitt in <strong>der</strong> ECMWF-Modellvorhersage<br />

in Abbildung 3.7b zeigt entsprechende Bewölkung im Niveau <strong>der</strong> Grenzschicht. Der<br />

Temperaturbereich innerhalb <strong>der</strong> Grenzschichtbewölkung liegt laut dieser Vorhersage<br />

im Bereich zwischen -13°C und -11°C. Damit sind nahezu ideale Bedingungen für die<br />

Entstehung von Mischphasenwolken gegeben (vgl. Vragel (2006)). Das wird auch vom<br />

Radiosondenaufstieg in Abbildung 3.7c bestätigt. Er zeigt eine durchmischte Grenzschicht<br />

bei schwacher Richtungsscherung des Windes.


3.3 Zweite Messperiode (09.-11. Mai 2010) 27<br />

(a) ECMWF 500 hPa Geopotentielle Höhe [gpm],<br />

500 hPa Wind [m s −1 ]<br />

(b) ECMWF Bodendruck [hPa], 10 m Windgeschwindigkeit<br />

[m s −1 ]<br />

(c) GFS Reanalyse 500 hPa Absolute Topografie<br />

500 hPa [gpdm], Relative Topografie<br />

500-1000 hPa [gpdm], Bodendruck [hPa]<br />

(http://wetter3.de). Roter Pfeil: Zugrichtung<br />

des Tiefdruckkomplexes<br />

(d) ECMWF 850 hPa Äquivalentpotentielle Temperatur<br />

[°C]<br />

(e) ECMWF 850 hPa Temperatur [°C]<br />

(f) ECMWF 3h Nie<strong>der</strong>schlag [mm]<br />

Abbildung 3.6: Großwetterlage vom 09. bis 11. Mai 2010


3.3 Zweite Messperiode (09.-11. Mai 2010) 28<br />

(a) VIS-Satbild Svalbard (http://rapidfire.<br />

sci.gsfc.nasa.gov)<br />

(b) ECMWF Bewölkungsquerschnitt entlang 80°N<br />

(c) Sounding Ny Ålesund 09. Mai 2010 (http:<br />

//weather.uwyo.edu)<br />

Abbildung 3.7: Messflug am 09. Mai 2010


3.3 Zweite Messperiode (09.-11. Mai 2010) 29<br />

3.3.3 Flug 6 (10. Mai 2010)<br />

Der Messflug am 10. Mai 2010 deckte zwei Zielpunkte ab. Der erste befand sich westlich<br />

von Ny Ålesund bei 78.5°N, 2°O , <strong>der</strong> zweite bei etwa 79.2°N, 7°O. Das Satellitenbild in<br />

Abbildung 3.8a zeigt eine ähnliche <strong>Situation</strong> zum Vortag. Abbildung 3.8b zeigt das weitere<br />

Vorhandensein <strong>der</strong> nördlichen Anströmung westlich von Spitsbergen. Im Vergleich<br />

zum Vortag erfolgte eine leichte Drehung <strong>der</strong> Winrichtung von Nordosten Richtung<br />

Norden sowie eine Abnahme <strong>der</strong> Windgeschwindigkeit von 20 m s −1 auf 10 bis 15 m s −1 .<br />

Dies äußerte sich auch in schwächeren Wolkenstrukturen im Vergleich zum Vortag. Die<br />

Konstellation <strong>der</strong> Druckgebilde blieb im Wesentlichen identisch.<br />

3.3.4 Flug 7 (11. Mai 2010)<br />

Auch am 11. Mai wurde, ähnlich zum Vortag, eine „L“-förmige Flugroute etwas südlicher<br />

von 77.8°N, 6°O über 78°N, 11°O nach 78.9°N, 8°O absolviert. Nach dem Abzug des<br />

vorher wetterbestimmenden Tiefdruckgebietes (B) setzte sich Hochdruckeinfluss durch.<br />

Das entsprechende Hoch ist in Abbildung 3.9b mit „C“ bezeichnet. Es bewirkte eine<br />

Drehung des Windes über <strong>der</strong> Grønlandsee auf südliche Richtung. Gleichzeitig wurde<br />

durch die Strömungsumkehr die vorher nach Süden ausgeflossene Polarluft, wie in<br />

Abbildung 3.9c gezeigt, wie<strong>der</strong> zurück nach Norden gedrückt. Das Bewölkungsbild im<br />

Satellitenbild 3.9a ist dadurch im Vergleich zum Vortag weniger strukturiert. Die Fel<strong>der</strong><br />

niedriger Bewölkung sind noch aus den Vortagen vorhanden, haben aber ihre Struktur<br />

aufgrund <strong>der</strong> Strömungsumkehr und <strong>der</strong> nun windschwachen Umgebung verloren (Abb.<br />

3.9b). Der Sondenaufstieg von 12 UTC zeigt eine entsprechend geringe Taupunktdifferenz<br />

auf dem Niveau 900 hPa. Außerdem fällt die bis zur Aufgleitinversion durchmischte<br />

Grenzschicht auf. Dies ist ein starkes Indiz für potentielle Konvektionsvorgänge innerhalb<br />

<strong>der</strong> Luftmasse. Des Weiteren liegt auch hier die Temperatur im Bereich möglicher<br />

Wolkenbildung bei etwa -12°C, was die Entstehung von Mischphasenwolken wie bereits<br />

erwähnt begünstigt. Außerdem erkennbar ist auch hier die äußerst windschwache Umgebung,<br />

die für das diffuse Wolkenbild verantwortlich ist. Der Sondenaufstieg selber ist<br />

aber nur begrenzt repräsentativ, da die an dem Tag herrschenden Strömungsverhältnisse<br />

eine Labilisierung <strong>der</strong> Luftmasse nicht zuließen und somit keine Konvektion möglich<br />

war. Es zeigt aber die Charakteristik und das Potential <strong>der</strong> polaren Luftmasse und <strong>der</strong><br />

in ihr entstehenden konvektiven Grenzschichtbewölkung. Auch hier ist die Grenzschicht<br />

von oben bis unten durchmischt, das Windprofil weist Geschwindigkeits- und sehr starke<br />

Richtungsscherung auf. Die Schicht mit vorherrschendem Ostwind kann auch als<br />

Sekundärzirkulation interpretiert werden. Die Taupunktdifferenz ist in allen Schichten<br />

größer Null, so dass es nicht zur Wolkenbildung kommt.


3.3 Zweite Messperiode (09.-11. Mai 2010) 30<br />

(a) VIS-Satbild Svalbard<br />

(http://rapidfire.sci.gsfc.nasa.gov)<br />

(b) ECMWF Bodendruck [hPa], 10 m Windgeschwindigkeit<br />

[m s −1 ]<br />

Abbildung 3.8: Messflug am 10. Mai 2010<br />

(a) VIS-Satbild Svalbard (http://rapidfire.<br />

sci.gsfc.nasa.gov)<br />

(b) ECMWF Bodendruck [hPa], 10 m Windgeschwindigkeit<br />

[m s −1 ]<br />

(c) ECMWF Äquivalentpotentielle Temperatur<br />

[°C]<br />

(d) Sounding Ny Ålesund (12Z) (http://<br />

weather.uwyo.edu)<br />

Abbildung 3.9: Messflug am 11. Mai 2010


3.4 Dritte Messperiode (13.-17. Mai 2010) 31<br />

3.4 Dritte Messperiode (13.-17. Mai 2010)<br />

3.4.1 Großwetterlage<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> ersten Messperiode war weiterhin <strong>der</strong> bis nach Südeuropa reichende<br />

Langwellentrog wetterbestimmend. Svalbard stand unter weitreichendem zyklonalem<br />

Einfluss. Die in den Abbildungen 3.10a und 3.10b dargestellten relativen und absoluten<br />

Topografien zeigen ein steuerndes Tief bei Ísland (D) sowie weitere Tiefdruckgebiete an<br />

<strong>der</strong> Ostküste Grønlands (E) und südlich von Spitsbergen (F). Weiter östlich erstreckt<br />

sich ein ausgeprägter Hochdruckrücken bis an die russische Eismeerküste (G).<br />

Zu Beginn des betrachteten Zeitabschnitts war das zu (F) gehörende Bodentief noch<br />

stärker ausgeprägt, was neuerliche Warmluftadvektion aus Süden zur Folge hatte. Die<br />

zugehörige Warmfront befand sich am 13. Mai über Svalbard. Gleichzeitig wurde von<br />

Norden her im Zuge eines Kurzwellentroges neue Polarluft herangeführt. Dies wird in<br />

den Temperaturdarstellungen in Abbildung 3.10d und 3.10e deutlich. Beide Luftmassengrenzen<br />

waren aber nur wenig wetterwirksam; ECMWF zeigt keinen Nie<strong>der</strong>schlag.<br />

Im weiteren Verlauf (14. Mai) setzte sich die Kaltluft vorläufig durch und verdrängte<br />

die wärmere Luftmasse wie<strong>der</strong> nach Süden. Zeitgleich begann sich von Osten her <strong>der</strong><br />

ausgedehnte Hochdruckkeil durchzusetzen. Svalbard geriet dadurch unter antizyklonalen<br />

Einfluss. Bereits am 14. Mai hatte sich ein Hochdruckgebiet westlich von Spitsbergen<br />

gebildet. Dieses ist in Abb. 3.10f mit „J“ bezeichnet. Es verstärkte sich bis zum Folgetag<br />

und zog nach Osten.<br />

Der Hochdruckkeil (G) begann sich zu diesem Zeitpunkt weiter nach Nordwesten in<br />

Richtung Svalbard auszudehnen. Beeinflusst wurde er dabei von zwei Faktoren. Einerseits<br />

wirkte das Hochdruckgebiet (J) unterstützend auf die Ausdehnung des Keils. Zum<br />

Zweiten wirkte das steuernde Tief (D) durch seine Warmluftadvektion auf <strong>der</strong> Trogvor<strong>der</strong>seite<br />

stützend. Der Langwellentrog hatte sich inzwischen retrograd nach Westen<br />

verlagert, da <strong>der</strong> Hochdruckrücken dominierte (vgl. Abb. 3.10g).<br />

Mit <strong>der</strong> Verlagerung nach Osten führte das Hoch (J) an seiner Westflanke für diesen<br />

Breitengrad ungewöhnlich milde Luftmassen Richtung Svalbard. Die äquivalentpotentiellen<br />

Temperaturen lagen in den Folgetagen bei bis zu 38°C , wie Abbildung 3.10h<br />

zeigt. Mit dem Eintreffen <strong>der</strong> Warmluft am 16. Mai kam es zu teilweise ergiebigen Nie<strong>der</strong>schlägen<br />

auf den südlichen Teilen Svalbards. Abbildung 3.10i zeigt Mengen von bis<br />

zu 10 mm innerhalb von 3 Stunden. Bis zum 17. Mai lag die Luftmassengrenze zwischen<br />

<strong>der</strong> warmen skandinavischen Luftmasse und <strong>der</strong> kalten Polarluft über <strong>der</strong> Inselgruppe,<br />

wie Abbildung 3.10j zeigt.


3.4 Dritte Messperiode (13.-17. Mai 2010) 32<br />

(a) GFS Reanalyse Absolute Topografie 500 hPa<br />

[gpdm], Relative Topografie 500-1000 hPa<br />

[gpdm], Bodendruck [hPa] (13. Mai 2010, 12Z)<br />

(http://wetter3.de)<br />

(b) ECMWF Absolute Topografie 500 hPa [gpm],<br />

Windgeschwindigkeit 500 hPa [m/s] (13. Mai<br />

2010, 12Z<br />

(c) ECMWF Bodendruck [hPa], 10 m Windgeschwindigkeit<br />

[m/s] (13. Mai 2010, 00Z<br />

(d) ECMWF 850 hPa Äquivalentpotentielle Temperatur<br />

[°C], Geopotential [gpm] (13. Mai<br />

2010, 00Z)<br />

(e) ECMWF 850 hPa Temperatur [°C], Geopotential<br />

[gpm] (13. Mai 2010, 00Z)<br />

(f) ECMWF Bodendruck [hPa], 10 m Windgeschwindigkeit<br />

[m/s] (14. Mai 2010, 12Z)<br />

Abbildung 3.10: Großwetterlage vom 13. bis 17. Mai 2010


3.4 Dritte Messperiode (13.-17. Mai 2010) 33<br />

(g) GFS Reanalyse 500 hPa Absolute Topografie<br />

[gpdm], 500-1000 hPa Relative Topografie<br />

[gpdm], Bodendruck [hPa] (15. Mai 2010, 00Z)<br />

(h) ECMWF 850 hPa Äquivalentpotentielle Temperatur<br />

[°C], Geopotentielle Höhe [gpm] (16.<br />

Mai 2010, 12Z)<br />

(i) ECMWF 3h Nie<strong>der</strong>schlag [mm] (16. Mai 2010,<br />

09-12 UTC)<br />

(j) ECMWF 850 hPa Äquivalentpotentielle Temperatur<br />

[°C], Geopotentielle Höhe [gpm] (17.<br />

Mai 2010, 12Z)<br />

Abbildung 3.10: Großwetterlage vom 13. bis 17. Mai 2010<br />

3.4.2 Flug 8 (13. Mai 2010)<br />

Der Flug am 13. Mai 2010 führte in ein Zielgebiet nordwestlich von Spitsbergen. Der Flug<br />

sollte bis 82°N, 0°O führen, um über <strong>der</strong> dort vorhandenen Eisfläche Strahlungsmessungen<br />

durchzuführen. Wie in Abbildung 3.11b erkennbar, zeigte ECMWF für diesen Tag<br />

entsprechenden wolkenfreien Himmel. Im Gegensatz zur Vorhersage zeigte sich aber flächig<br />

vorhandene tiefe Bewölkung , wegen <strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Flug vorzeitig abgebrochen wurde,<br />

da die Bewölkung bis auf den Untergrund reichte (SORPIC-Wochenbericht). Die Bewölkung<br />

wird auch im Satellitenbild in Abbildung 3.11a sichtbar. Am Vortag (12. Mai)<br />

zog dort die in Abschnitt 3.4.1 erwähnte Kaltfront durch. Eine mögliche Ursache ist<br />

noch vorhandene Restfeuchte, die vom Modell nur unzureichend erfasst wurde, wie in<br />

Abbildung 3.11c deutlich wird.


3.4 Dritte Messperiode (13.-17. Mai 2010) 34<br />

(a) VIS-Satbild nordöstlich von Grønland (http://rapidfire.sci.gsfc.<br />

nasa.gov)<br />

(b) ECMWF Gesamtbewölkung [0-1] (13. Mai 2010, 12Z)<br />

(c) ECMWF 1000 hPa Relative Feuchte [%], Geopotentielle Höhe<br />

[gpm] (13. Mai 2010, 12Z)<br />

Abbildung 3.11: Messflug am 13. Mai 2010


3.4 Dritte Messperiode (13.-17. Mai 2010) 35<br />

3.4.3 Flug 9 (14. Mai 2010)<br />

Wie ein Vergleich <strong>der</strong> Abbildungen 3.11c und 3.12b zeigt, prognostizierte ECMWF für<br />

den 14. Mai 2010 einen Rückgang <strong>der</strong> relativen Feuchte in Bodennähe. Die Bewölkungssituation<br />

stellte sich ähnlich dar wie am Vortag. Es wurden einzelne Fel<strong>der</strong> mittelhoher<br />

Bewölkung vorhergesagt (vgl. Abbildung 3.12c), die sich auch im Satellitenbild in Abbildung<br />

3.12a zeigten. Die <strong>Situation</strong> stellte sich ein, da an <strong>der</strong> Nordflanke des ausgeprägten<br />

Hochdruckgebietes (J) westlich von Svalbard (Abb. 3.10f) kalte trockene Luft präsent<br />

war, die schon eine lange Strecke über die Eisfläche Grønlands zurückgelegt hatte. Die<br />

ausgeprägte Absinkinversion im in Abbildung Abb. 3.12d dargestellten Radiosondenaufstieg<br />

von Danmarkshavn (Nordost-grønländische Küste) bestätigt diese Charakteristik.<br />

Die mit <strong>der</strong> Rechtsdrehung des thermischen Windes sichtbare Warmluftadvektion in<br />

höheren Schichten (600-250 hPa) ist für die Fel<strong>der</strong> höherer Bewölkung verantwortlich.<br />

3.4.4 Flug 10 (15. Mai 2010)<br />

Der Messflug des 15. Mais führte in ein Gebiet zwischen dem 76. und 77. Breitengrad<br />

südöstlich von Svalbard. Dem Satellitenbild in Abbildung 3.13a nach befand sich dort<br />

ein Gebiet zellulärer konvektiver Bewölkung. Ein Sounding von <strong>der</strong> südlich vorgelagerten<br />

Insel Bjørnøya zeigt eine ausgeprägte Absinkinversion sowie eine durchmischte Grenzschicht,<br />

an <strong>der</strong>en oberer Grenze sich die Bewölkung ausbildete. Das Hochdruckgebiet,<br />

in Abbildung 3.13d mit „J“ bezeichnet, führte an seiner Südseite mit einer Ostströmung<br />

Luft aus den polaren Gebieten <strong>der</strong> russischen Insel Novaya Zemlya heran. Auf<br />

den Satellitenbil<strong>der</strong>n 3.13a und 3.13b erkennt man einen schmalen Streifen konvektiver<br />

Bewölkung von Novaya Zemlya ausgehend, <strong>der</strong> sich dann nach Westen hin weiter auffächert.<br />

Die entsprechende Luftmasse entstammt den eisbedeckten Meeresgebieten östlich<br />

<strong>der</strong> Insel. Offenbar war in diesem Bereich die Luftmasse kalt genug, so dass Konvektion<br />

ausgelöst wurde.<br />

3.4.5 Flug 11 (16. Mai 2010)<br />

Ziel des Messfluges am 16. Mai war ein Gebiet tiefer Bewölkung nordwestlich von Svalbard,<br />

das auch auf dem Satellitenbild in Abbildung 3.14a erkennbar ist. Bei <strong>der</strong> Bewölkung<br />

handelt es sich um Überreste, die sich in <strong>der</strong> windschwachen Umgebung <strong>der</strong><br />

antizyklonalen Wetterlage erhielten. Entsprechend weist sie ein konturloses Erscheinungsbild<br />

auf. Wie ein Vergleich mit dem Satellitenbild Abb. 3.14b vom 14. Mai zeigt,<br />

hatte sich die Wolkendecke bereits zwei Tage zuvor gebildet. Das Hochdruckgebiet (J)<br />

hatte auf seiner Nordseite kalte Luft aus den Packeisgebieten nordwestlich von Spitsbergen<br />

über die offene Meeresfläche geführt, wo sich aufgrund des Feuchteangebots in <strong>der</strong>


3.4 Dritte Messperiode (13.-17. Mai 2010) 36<br />

(a) VIS-Satbild Nordostgrønland ((http://<br />

rapidfire.sci.gsfc.nasa.gov)<br />

(b) ECMWF 1000 hPa Relative Feuchte [%] (14.<br />

Mai 2010, 09Z)<br />

(c) ECMWF Gesamtbewölkung [0-1] (14. Mai<br />

2010, 15Z)<br />

(d) Sounding Danmarkshavn (NO-Grønland), 14.<br />

Mai 2010, 12Z (http://weather.uwyo.edu)<br />

Abbildung 3.12: Messflug am 14. Mai 2010


3.4 Dritte Messperiode (13.-17. Mai 2010) 37<br />

(a) VIS-Satbild Svalbard (http://rapidfire.<br />

sci.gsfc.nasa.gov)<br />

(b) VIS-Satbild Novaya Zemlya (http://<br />

rapidfire.sci.gsfc.nasa.gov)<br />

(c) Sounding Bjørnøya 15. Mai 2010, 12Z (http:<br />

//weather.uwyo.edu)<br />

(d) ECMWF Bodenluftdruck [hPa], 10 m Windgeschwindigkeit<br />

[m s −1 ] (15. Mai 2010, 12Z)<br />

Abbildung 3.13: Messflug am 15. Mai 2010


3.4 Dritte Messperiode (13.-17. Mai 2010) 38<br />

Grenzschicht die niedrige Wolkendecke ausbilden konnte. Diese Strömungskonfiguration<br />

wird in Abbildung 3.10f dargestellt.<br />

3.4.6 Flug 12 (17. Mai 2010)<br />

Der Flug am 17. Mai führte nach Süden. Untersucht wurde die von Süden herannahende<br />

Warmfront (vgl. Abb. 3.10j). Im Satellitenbild in Abbildung 3.15a stellt sich eine tiefe<br />

strukturlose Wolkendecke dar. Das Sounding von Bjørnøya in Abbildung 3.15b zeigt<br />

eine gesättigte Grenzschicht vom Boden bis in das Niveau 975 hPa. Es handelt sich also<br />

um nebelartige Bewölkung. Die Temperatur an <strong>der</strong> Wolkenobergrenze betrug 12°C.<br />

Es ist also von einer reinen Flüssigwasserbewölkung auszugehen. Laut SORPIC-Bericht<br />

befanden sich über <strong>der</strong> Nebeldecke noch weitere dünne Wolkenschichten. Diese sind im<br />

Sondenaufstieg nicht erkennbar, aber auf dem Satellitenbild auszumachen. Diese entstanden<br />

in einem Gebiet vorhandener Feuchte, die die von Süden vorstoßende Warmluft<br />

mit sich führte und dort schon weiter nach Norden vorangekommen war. Abbildung<br />

3.15c verdeutlicht diese <strong>Situation</strong>.


3.4 Dritte Messperiode (13.-17. Mai 2010) 39<br />

(a) VIS-Satbild Svalbard 16. Mai 2010 (http:<br />

//rapidfire.sci.gsfc.nasa.gov)<br />

(b) VIS-Satbild Svalbard vom 14. Mai 2010<br />

(http://rapidfire.sci.gsfc.nasa.gov)<br />

Abbildung 3.14: Messflug am 16. Mai 2010<br />

(a) VIS-Satbild Svalbard (http://rapidfire.<br />

sci.gsfc.nasa.gov)<br />

(b) Sounding Bjørnøya 17. Mai 2010, 12Z (http:<br />

//weather.uwyo.edu)<br />

(c) ECMWF 700 hPa Relative Feuchte [%], Geopotentielle<br />

Höhe [gpm] (17. Mai 2010, 12Z)<br />

Abbildung 3.15: Messflug am 17. Mai 2010


40<br />

4 Zusammenfassung<br />

Arktische Mischphasenwolken treten typischerweise im Zusammenhang mit polaren<br />

Kaltluftausbrüchen auf. Diese Kaltluftluftausbrüche wurden durch einen Stabilitätsparameter<br />

(MCAO-Index) charakterisiert. Eine Zeitreihe dieses Index zeigt einen entsprechenden<br />

Jahresgang, in dem die labilen Phasen im Winter auftreten. Es konnte<br />

eine negative Korrelation zwischen MCAO-Index und 2 m-Temperatur sowie <strong>der</strong> relativen<br />

Feuchte gefunden werden. Der Zusammenhang mit dem Luftdruck bestätigt die<br />

Interpretation einer dargestellten Zeitreihe synoptischer Parameter. Das Einfließen von<br />

Kaltluft fällt zusammen mit Luftdruckanstieg auf <strong>der</strong> Rückseite eines Tiefdruckgebietes.<br />

Der Zusammenhang ist aber nur schwach ausgeprägt. Die Zeitreihe des MCAO-Index<br />

über den Zeitraum <strong>der</strong> SORPIC-Kampagne erlaubt die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Witterungsphasen<br />

in drei Abschnitte. Auf eine Hochdruckphase, gekennzeichnet durch hohe negative<br />

Werte, folgte ein Kaltluftausbruch, <strong>der</strong> sich durch auch im Index durch labilere Werte<br />

äußerte. Daran schloss sich eine erneut antizyklonal geprägte Periode an, die durch<br />

entprechend negative Werte des Index gekennzeichnet war.<br />

Es wurden für die Analyse verwendete Parameter und Modelle erläutert. Die synoptische<br />

Analyse wurde entsprechend <strong>der</strong> drei Witterungsabschnitte durchgeführt. Dabei wurde<br />

auf sowohl auf die Großwetterlage als auch auf die einzelnen Messflüge eingegangen.<br />

In <strong>der</strong> ersten Messperiode vom 03.-06. Mai 2010 war eine Hochdrucklage bestimmend. In<br />

dieser Phase trat nur vereinzelt konvektive Grenzschichtbewölkung auf, die untersucht<br />

wurde.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Messperiode vom 09.-11. Mai 2010 kam es zu einem Kaltluftausbruch, <strong>der</strong><br />

über 3 Tage hinweg Grenzschichtrollen westlich von Spitsbergen generierte. Verursacht<br />

wurde dieser durch einen ausgedehnten Tiefdruckkomplex südlich von Svalbard, auf<br />

dessen Rückseite kalte Luft über die Grønlandsee hinweg nach Süden geführt wurde.<br />

Die Temperaturen innerhalb <strong>der</strong> Grenzschicht lagen dabei im Bereich von −12 °C, was<br />

die Entstehung von Mischphasenwolken för<strong>der</strong>te.<br />

Die dritte Messperiode vom 13.-17. Mai 2010 war wie<strong>der</strong> antizyklonal geprägt. Es erstreckte<br />

sich ein ausgedehnter Hochdruckrücken ausgehend vom russischen Festland bis<br />

nach Svalbard. Ein in diesem Zeitraum entstandenes Hochdruckgebiet advehierte ungewöhnlich<br />

feuchte und warme Luft mit einer äquivalentpotentiellen Temperatur im<br />

Niveau 850 hPa von 38 °C nach Svalbard. Entsprechend wetteraktiv war die zugehörige<br />

Warmfront, die Svalbard am 17. Mai erreichte.


Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

IV<br />

CAO Cold Air Outbreak.<br />

DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt.<br />

ECMWF European Centre for Medium-Range Weather Forecast.<br />

GFS Global Forecast System.<br />

MCAO Marine Cold Air Outbreak.<br />

MODIS Mo<strong>der</strong>ate-Resolution Imaging Spectroradiometer.<br />

NOAA National Oceanic and Atmospheric Adminitration.<br />

SORPIC Solar Radiation and Phase Discrimination of Arctic Clouds.<br />

SST Sea Surface Temperature.


Symbolverzeichnis<br />

Symbolverzeichnis<br />

V<br />

c p Spezifische Wärmekapazität von Wasser bei konstantem Druck, c p = 1 005 J kg −1 K −1 .<br />

Φ Geopotential.<br />

φ Breitengrad.<br />

g(φ, z) Schwerebeschleunigung in Abhängigkeit vom Breitengrad φ und <strong>der</strong> Höhe z.<br />

g N Normalschwerebeschleunigung, g N = 9.80665 m s −2 .<br />

h geopotentielle Höhe.<br />

L v spezifische Verdunstungswärme von Wasser, L v = 2.5 · 10 6 J kg −1 .<br />

μ MCAO-Index.<br />

p Luftdruck.<br />

p 0<br />

Luftdruck auf Ausgangsniveau.<br />

p 700<br />

p skin<br />

Luftdruck im Niveau 700 hPa (p 700 = 700 hPa).<br />

Luftdruck auf Meereshöhe.<br />

q Spezifische Feuchte von Luft.<br />

R spezifische Gaskonstante von Luft, R = 287.05 J kg −1 K −1 .<br />

T Temperatur.<br />

T E<br />

Äquivalenttemperatur.<br />

Θ Potentielle Temperatur.<br />

Θ 700<br />

Θ E<br />

Potentielle Temperatur im Niveau 700 hPa.<br />

Äquivalentpotentielle Temperatur.<br />

Θ skin<br />

Potentielle Temperatur <strong>der</strong> Meeresoberfläche.<br />

¯T arithmetisches Schichtmittel <strong>der</strong> Temperatur.<br />

z geometrische Höhe.


Literaturverzeichnis<br />

VI<br />

Literaturverzeichnis<br />

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Nachweis von Eiskristallen unter simulierten atmosphärischen Bedingungen, Universität<br />

Leipzig, Diplomarbeit, Januar 2006


Selbstständigkeitserklärung<br />

VIII<br />

Selbstständigkeitserklärung<br />

Hiermit erkläre ich, dass ich die Bachelorarbeit selbstständig verfasst habe und keine<br />

an<strong>der</strong>en als die angegeben Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen <strong>der</strong> Arbeit,<br />

die wörtlich o<strong>der</strong> sinngemäß aus Veröffentlichungen o<strong>der</strong> aus an<strong>der</strong>weitigen fremden<br />

Äußerungen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht. Ferner erkläre ich,<br />

dass die Arbeit noch nicht in einem an<strong>der</strong>en Studiengang als Prüfungsleistung verwendet<br />

wurde.<br />

Ich bin einverstanden, dass die Arbeit nach positiver Begutachtung in <strong>der</strong> Universitätsbibliothek<br />

zur Verfügung steht.

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