Neuausrichtung an der Erfüllung von Verpflichtungen in ED/2010/6
Neuausrichtung an der Erfüllung von Verpflichtungen in ED/2010/6
Neuausrichtung an der Erfüllung von Verpflichtungen in ED/2010/6
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Bil<strong>an</strong>zrecht und Betriebswirtschaft // Entscheidungen<br />
BFH · Ke<strong>in</strong>e Buchwertfortführung bei bloßer Übertragung <strong>von</strong> KG-Anteilen<br />
Vertragspreis, gilt dieser Vertragsteil als belastend; <strong>der</strong> erwartete Verlust<br />
ist durch Rückstellungsbildung zu <strong>an</strong>tizipieren. 62<br />
Die Prüfung <strong>der</strong> Existenz drohen<strong>der</strong> Verluste auf Ebene <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Leistungspflichten ist nicht nur unnötig komplex; durch den Ausweis<br />
<strong>von</strong> Verlusten aus E<strong>in</strong>zelpflichten, auch wenn <strong>der</strong> Restvertrag <strong>in</strong>sgesamt<br />
e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n erwarten lässt, werden zudem wenig s<strong>in</strong>nvolle Informationen<br />
vermittelt. 63<br />
V. Zusammenfassung<br />
1. Aufgrund <strong>der</strong> bestehenden Inkonsistenzen und Regelungslücken<br />
<strong>in</strong> den geltenden IFRS-Ertragsvere<strong>in</strong>nahmungsregeln hat sich <strong>der</strong><br />
IASB im Jahr 2002 geme<strong>in</strong>sam mit dem FASB zur Erarbeitung<br />
e<strong>in</strong>es neuen Modells entschlossen. Die zu Beg<strong>in</strong>n des Projekts<br />
gepl<strong>an</strong>te „Revolution“ ist im St<strong>an</strong>dardentwurf ausgeblieben. Die<br />
geltenden Bil<strong>an</strong>zierungslösungen werden <strong>in</strong> vielen Bereichen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bei Kauf- und Dienstverträgen, im Ergebnis beibehalten<br />
und nunmehr im E<strong>in</strong>kl<strong>an</strong>g mit dem neuen bil<strong>an</strong>ztheoretischen<br />
Verständnis des IASB, dem Assets-Liabilities-Ansatz, begründet.<br />
2. Von <strong>der</strong> Ablösung des <strong>der</strong>zeit beim Verkauf <strong>von</strong> Gütern maßgeblichen<br />
Risks-<strong>an</strong>d-Rewards-Kriteriums durch das Control-Kriterium<br />
erhoffen sich die Boards e<strong>in</strong>e weniger ermessensbehaftete und somit<br />
konsistentere Anwendung <strong>der</strong> Ertragsvere<strong>in</strong>nahmungsregeln. Die im<br />
Anh<strong>an</strong>g des <strong>ED</strong>/<strong>2010</strong>/6 vorgenommenen Konkretisierungen für<br />
komplexe Vertragstypen verdeutlichen jedoch, dass auch die Beurteilung<br />
des Kontrollüberg<strong>an</strong>gs Abwägungen erfor<strong>der</strong>t, die zum Teil<br />
willkürlich s<strong>in</strong>d.<br />
3. Die wohl wichtigste ¾n<strong>der</strong>ung ist die gepl<strong>an</strong>te faktische Abschaffung<br />
<strong>der</strong> Ertragsvere<strong>in</strong>nahmung nach <strong>der</strong> sog. Percentage-of-Completion-Methode<br />
bei Fertigungsaufträgen, die trotz erheblicher Wi<strong>der</strong>stände<br />
aus <strong>der</strong> Bil<strong>an</strong>zierungspraxis im St<strong>an</strong>dardentwurf beibehalten<br />
wurde. Nach <strong>ED</strong>/<strong>2010</strong>/6 ist die Erfassung <strong>von</strong> Umsatzerlösen aus<br />
Werkverträgen folgerichtig <strong>an</strong> die Abnahme des vollendeten Werks<br />
o<strong>der</strong> vollendeter Werksteile durch den Kunden gebunden.<br />
// Autoren h<br />
Prof. Dr. Jens Wüstem<strong>an</strong>n, M.S.G. (Paris IX), ist Inhaber<br />
des Lehrstuhls für ABWL und Wirtschaftsprüfung <strong>an</strong><br />
<strong>der</strong> Universität M<strong>an</strong>nheim und Ständiger Mitarbeiter<br />
des „Betriebs-Berater“. Er war Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />
„Revenue Recognition“ des DRSC und Mitglied<br />
<strong>der</strong> entsprechenden Arbeitsgruppe <strong>der</strong> EFRAG. Er ist<br />
Mitglied des Vorst<strong>an</strong>ds des DRSC.<br />
Dr. Sonja Wüstem<strong>an</strong>n, M.B.A. (ESSEC), ist Wissenschaftliche<br />
Assistent<strong>in</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> Professur für Wirtschaftsprüfung<br />
und Rechnungslegung <strong>an</strong> <strong>der</strong> Goethe-Universität<br />
Fr<strong>an</strong>kfurt a.M. Sie war Mitglied <strong>der</strong> Arbeitsgruppen<br />
„Revenue Recognition“ des DRSC und <strong>der</strong> EFRAG.<br />
62 Vgl. <strong>ED</strong>/<strong>2010</strong>/6.54 f.<br />
63 Vgl. zur gegenteiligen Ansicht <strong>der</strong> Boards <strong>ED</strong>/<strong>2010</strong>/6.BC3135–141.<br />
BFH: Ke<strong>in</strong>e Buchwertfortführung bei bloßer Übertragung<br />
<strong>von</strong> KG-Anteilen<br />
BFH, Urteil vom 6.5.<strong>2010</strong> – IV R 52/08<br />
Volltext des Urteils: // BB-ONLINE BBL<strong>2010</strong>-2040-1<br />
unter www.betriebs-berater.de<br />
LEITS¾TZE<br />
1. Wird statt e<strong>in</strong>es Mitunternehmer<strong>an</strong>teils lediglich e<strong>in</strong> Komm<strong>an</strong>dit<strong>an</strong>teil<br />
<strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Elternteil auf die K<strong>in</strong><strong>der</strong> übertragen, k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Buchwert<br />
des Anteils nach § 7 Abs. 1 EStDV a.F. auch d<strong>an</strong>n nicht fortgeführt werden,<br />
wenn funktional wesentliches Son<strong>der</strong>betriebsvermögen (hier: Verwaltungsgrundstück)<br />
des Elternteils gew<strong>in</strong>nneutral <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e weitere Personengesellschaft<br />
e<strong>in</strong>gebracht wird (Bestätigung <strong>der</strong> Rechtsprechung).<br />
2. […]<br />
AUS DEN GRÜNDEN<br />
11–12 II. […] 1.[…]<br />
KG-Anteil ist ke<strong>in</strong> eigenständiges Wirtschaftsgut,<br />
son<strong>der</strong>n quotale Berechtigung<br />
13 a) Auszugehen ist hierbei da<strong>von</strong>, dass es sich bei dem Gesellschafts<strong>an</strong>teil<br />
nicht um e<strong>in</strong> (eigenständiges) immaterielles Wirtschaftsgut h<strong>an</strong>delt, das<br />
im ertragsteuerrechtlichen S<strong>in</strong>ne selbst Gegenst<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>er Veräußerung<br />
o<strong>der</strong> unentgeltlichen Übertragung se<strong>in</strong> könnte. Die gesellschaftsrechtliche<br />
Beteiligung verkörpert nach § 39 Abs. 2 Nr. 2 AO vielmehr die quotale<br />
Berechtigung des Gesellschafters <strong>an</strong> den zum Gesamth<strong>an</strong>dsvermögen gehörenden<br />
Wirtschaftsgütern (ständige Rechtsprechung, z.B. Beschluss des<br />
Großen Senats des BFH vom 25.2.1991 – GrS 7/89, BFHE 163, 1, BStBl. II<br />
1991, 691, BB 1991, 888; Senatsurteil vom 12.12.1996 – IV R 77/93, BFHE<br />
183, 379, BStBl. II 1998, 180, BB 1997, 2578; Schmidt/Wacker, EStG,<br />
29. Aufl., § 16 Rz. 452, m.w.N.). Demnach führte auch <strong>der</strong> Überg<strong>an</strong>g des<br />
Gesellschafts<strong>an</strong>teils auf C. und D. dazu, dass diesen <strong>von</strong> A. Anteile <strong>an</strong> den<br />
gesamthän<strong>der</strong>isch gehaltenen Wirtschaftsgütern übertragen worden s<strong>in</strong>d.<br />
Lebenslängliches Nießbrauchsrecht steht dem <strong>an</strong>teiligen<br />
Überg<strong>an</strong>g des Gesamth<strong>an</strong>dsvermögen nicht entgegen<br />
b) Dem <strong>an</strong>teiligen Überg<strong>an</strong>g des Gesamth<strong>an</strong>dsvermögens <strong>der</strong> Kläger<strong>in</strong> auf C.<br />
undD.stehtnichtentgegen,dass A.(undse<strong>in</strong>erEhefrau) e<strong>in</strong>lebenslängliches<br />
Nießbrauchsrecht <strong>an</strong> dem auf die übertragene Beteiligung (200000 DM) entfallenden<br />
Gew<strong>in</strong>n<strong>an</strong>teil abzüglich <strong>der</strong> Belastung <strong>in</strong> Höhe des jeweiligen Spitzensteuersatzes<br />
e<strong>in</strong>geräumt wurde. Wenngleich e<strong>in</strong> Nießbrauch <strong>an</strong> dem –<br />
nach § 717 S. 2 BGB übertragbaren – Anspruch auf den Anteil am Gew<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />
Personengesellschaft begründet werden k<strong>an</strong>n (§§ 1068 und 1069 BGB;<br />
Pal<strong>an</strong>dt/Bassenge, Bürgerliches Gesetzbuch, 69. Aufl., § 1068 Rz. 4; Baum-<br />
14<br />
2040 Betriebs-Berater // BB 34.<strong>2010</strong> // 16.8.<strong>2010</strong>