12.04.2014 Aufrufe

Dr. Stefan Schmidt (PwC Deutsche Revision, 11.12.2002)

Dr. Stefan Schmidt (PwC Deutsche Revision, 11.12.2002)

Dr. Stefan Schmidt (PwC Deutsche Revision, 11.12.2002)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Nachwirkungen<br />

der Enron-Krise<br />

Universität Mannheim, Lehrstuhl für ABWL und Wirtschaftsprüfung,<br />

Wirtschaftsprüfung IV: Prüfungslehre<br />

11. Dezember 2002<br />

(WP/StB <strong>Dr</strong>. <strong>Stefan</strong> <strong>Schmidt</strong>)


Gliederung<br />

• Hintergrundinformationen zum Fall Enron<br />

• Analyse der Umstände der Enron-Krise<br />

• Auswirkungen der Enron-Krise<br />

– Initiativen zur Erweiterung der Pflichten der<br />

Unternehmensleitungen und der Aufsichtsorgane<br />

– Vorschläge zur Wiederherstellung des Vertrauens in<br />

die Abschlussprüfung<br />

• Ausblick<br />

2


Hintergrundinformationen -<br />

Geschäft<br />

• ENRON war das siebtgrößte unter den Fortune 500 Unternehmen<br />

mit einer Börsenkapitalisierung von über 80 Mrd. Dollar (Anfang<br />

2001)<br />

• ENRON wurde fünf Jahre nacheinander vom Magazin Fortune als<br />

„Most Innovative Company“ gewählt<br />

• ENRON hatte sich von einem Energieversorger zu einem<br />

Energiehandelsunternehmen entwickelt (neues Geschäftsmodell)<br />

• 1999: Gründung von EnronOnline, einer Internethandelsplattform,<br />

OTC-Markt ohne staatliche Aufsicht, $ 150 Mrd.<br />

Transaktionsvolumen<br />

• Umsatzwachstum 1999-2001: ca. 52% p.a.<br />

3


Hintergrundinformationen –<br />

Wirtschaftliche Lage und Umfeld<br />

• Schnelles Unternehmenswachstum; erhebliche Investitionen<br />

(Infrastrukturprojekte), die größtenteils fremdfinanziert wurden<br />

• Cash-Flows aus den Investitionen deckten die<br />

Finanzierungskosten nicht ab<br />

• Rückgang der Energiepreise<br />

• Zusammenbruch der Aktienmärkte<br />

• Verlustankündigungen im 3. Quartal 2001 und Ankündigung von<br />

Bilanzänderungen für 1997-2000<br />

• Vertrauensverlust und Rückgänge bei Vertragsabschlüssen,<br />

Kündigung von Kreditlinien, Erhöhung der Finanzierungskosten,<br />

Rückgang des Cash-Flows; Antrag auf Gläubigerschutz in 12/2001<br />

4


Hintergrundinformationen –<br />

Bilanzpolitische Maßnahmen<br />

• Ausgangspunkt: Bestimmte Beteiligungen sollten aus<br />

bilanzpolitischen Erwägungen nicht konsolidiert werden<br />

• Voraussetzung für Nicht-Konsolidierung: Externer Partner, der<br />

mindestens 3 % des Eigenkapitals des Beteiligungsunternehmens<br />

hält<br />

• 1996:<br />

– Externer Partner stieg aus einer Beteiligung aus,<br />

– neuer externer Partner wurde nicht gefunden,<br />

– Enron gründete ein Unternehmen, welches die Anteile des<br />

ausgeschiedenen Partners übernahm,<br />

– Beteiligung wurde fortan unter Verstoß gegen die US-GAAP nicht<br />

konsolidiert<br />

– Aufdeckung im November 2001<br />

5


Hintergrundinformationen –<br />

Bilanzpolitische Maßnahmen<br />

• Ab 1999: Gründung von Special Purpose Entities (SPEs), die<br />

ebenfalls nicht konsolidiert wurden<br />

• 3 % des Eigenkapitals wurde jeweils „formal“ von<br />

Konzernfremden gehalten:<br />

– Investment der Fremden amortisierte sich in kürzester Zeit<br />

– Verwaltung der SPEs von Enron-Managern, die selbst<br />

kleinere Beteiligungen hielten<br />

– Kaum Einflussmöglichkeiten der Konzernfremden<br />

– Kein unternehmerisches Risiko bei Konzernfremden<br />

• Konsolidierungspflicht zumindest zweifelhaft<br />

6


Hintergrundinformationen –<br />

Bilanzpolitische Maßnahmen<br />

• Zweck der SPE-Konstruktionen:<br />

– Aufdeckung stiller Reserven im Enron-Konzernabschluss<br />

durch Veräußerung von Vermögenswerten an die nicht in den<br />

Konzernabschluss einbezogenen SPEs<br />

• Kurz vor dem Abschluss-Stichtag<br />

• Nutzen und Lasten sind teilweise nicht übergegangen<br />

• Teilweise Rückveräußerung nach dem Stichtag (in jedem Fall mit<br />

Gewinn für die SPEs, auch wenn Marktwert zwischenzeitlich<br />

gesunken)<br />

– Durchführung von Hedging-Transaktionen<br />

(Sicherungsgeschäfte)<br />

7


Hintergrundinformationen –<br />

Bilanzpolitische Maßnahmen<br />

• Hedging-Transaktionen:<br />

– Ziel: Absicherung von Beteiligungen gegen Kursverluste<br />

– SPEs übernahmen im Rahmen von Kurssicherungsgeschäften die Pflicht, im Falle<br />

von Kursrückgängen Zahlungen an Enron zu leisten<br />

– Ausgleich von Abschreibungen bei Enron durch Erträge aus Zahlungsansprüchen<br />

gegen SPEs<br />

– SPEs waren mit Enron-Aktien ausgestattet, die bei Bedarf beliehen wurden<br />

– Problem: Zahlungsfähigkeit der SPEs war abhängig vom Wert der Enron-Aktien<br />

– Hedges funktionierten deshalb nur begrenzt; deshalb wurden weitere SPEs<br />

gegründet, jeweils mit komplizierten Vertragsgestaltungen<br />

– Im September 2001 musste die Konstruktion wegen des Wertverlustes der Enron-<br />

Aktie aufgegeben werden<br />

– Es wurde offensichtlich, dass ein „Accounting Hedge“, bei dem Enron ein<br />

Sicherungsgeschäft nicht mit einem <strong>Dr</strong>itten, sondern mit sich selbst abgeschlossen<br />

hatte<br />

8


Analyse der Umstände der Enron-<br />

Krise<br />

• Erfolgsdruck der Unternehmensleitung<br />

– Aktienkursentwicklung und Credit Rating sind entscheidend<br />

für die Beurteilung des Managements<br />

– Bilanzpolitische Maßnahmen sollten negative Entwicklungen<br />

verschleiern<br />

• Bilanzielle Ermessensspielräume wurden bis zum<br />

Äußersten ausgenutzt<br />

• Geschäfte wurden mit Nahestehenden abgeschlossen,<br />

um formal Risiken auf nicht konsolidierte Unternehmen<br />

zu verlagern<br />

9


Analyse der Umstände der Enron-<br />

Krise<br />

• Komplexe Strukturen<br />

– Für den Verzicht auf die Konsolidierung der SPEs wurde ein<br />

nur schwer durchschaubares Geflecht von Unternehmensbeteiligungen<br />

und vertraglichen Beziehungen geschaffen<br />

(Zweck: Formale und bilanzielle Übertragung von<br />

Geschäftsrisiken)<br />

– Weder der Vorstand noch die externen Berater und<br />

Abschlussprüfer haben offensichtlich die Strukturen überblickt<br />

– Management der SPEs setzte sich aus ENRON-Managern<br />

zusammen, die erhebliche persönliche Interessen hatten<br />

(Interessenkonflikte)<br />

– Mangelnde Überwachung der Aktivitäten der SPEs<br />

10


Analyse der Umstände der Enron-<br />

Krise<br />

• Mangelhaftes Informations- und Risikomanagementsystem<br />

– Dem Board war wohl bewusst,<br />

• dass die Gestaltungen bilanzpolitisch und nicht wirtschaftlich<br />

begründet waren<br />

• Interessenkonflikte bei den SPE-Managern vorlagen<br />

– Über die laufenden SPE-Geschäfte ließ sich der Board aber nur<br />

rudimentär informieren (einschließlich der Risiken, die sich aus dem<br />

Kursrückgang der ENRON-Aktie ergaben)<br />

– Erhaltene Informationen wurden kaum ausgewertet und stellten keine<br />

Entscheidungsgrundlage dar (Spielraum für ENRON-Manager)<br />

– Bestandsgefährdungen aus den SPEs wurden so spät erkannt, dass<br />

Sanierungsmaßnahmen nicht mehr rechtzeitig eingeleitet werden konnten<br />

11


Analyse der Umstände der Enron-<br />

Krise<br />

• Mangelhaftes internes Kontrollsystem - Kontrollumfeld<br />

– Mögliche Bereicherung der SPE-Manager wurde in Kauf genommen<br />

– ENRON-Verhaltenskodex sah vor, bei Interessenkonflikten<br />

Genehmigungen einzuholen; Genehmigungen wurden häufig nur pro<br />

forma oder überhaupt nicht eingeholt<br />

– Eingerichtete Kontrollen wurden nicht durchgeführt (Verantwortliche -<br />

CAO, CRO, Audit&Compliance Committee - kannten ihre Pflichten nicht<br />

oder nahmen diese nicht Ernst)<br />

– Board hat die Wirksamkeit der Kontrollen nicht eingeschätzt<br />

– Firmenkultur förderte die Missachtung von Kontrollen<br />

12


Analyse der Umstände der Enron-<br />

Krise<br />

• Mangelhaftes internes Kontrollsystem - Kontrollaktivitäten<br />

– Offensichtlich unangemessene Kontrollen<br />

• Kontrollen zur Verhinderung bzw. Aufdeckung von Unterschlagungen,<br />

Bilanzmanipulationen und sonstiges Gesetzesverstößen<br />

• Kontrollen von Transaktionen mit Nahestehenden<br />

• Rechnungslegungsbezogene Kontrollen (z.B. unvollständige<br />

Disclosures über Geschäfte mit Nahestehenden, keine Informationen<br />

zum persönlichen Engagement von ENRON-Managern)<br />

– Management der SPEs erfolgte im Wesentlichen im Finanz- und<br />

Rechnungswesen von ENRON; deshalb wurde der Grundsatz der<br />

Funktionstrennung teilweise nicht beachtet (Genehmigung, Abwicklung und<br />

Buchung von Transaktionen von Personen, die von den für die SPEs<br />

zuständigen Führungskräften abhängig waren)<br />

– Schwaches Kontrollumfeld führte dazu, dass die wenigen eingerichteten<br />

Kontrollen nicht beachtet wurden<br />

13


Sonstige Bilanzskandale<br />

• USA:<br />

– Worldcom (Aktivierung laufender Kosten als “asset”)<br />

– Xerox (vorgezogene Umsatzrealisierung bei<br />

Leasinggeschäften)<br />

– Qwest (Umsatzgenerierung durch Geschäfte mit Global<br />

Crossing – round sale trips)<br />

• Deutschland:<br />

– Flowtex (fiktive Maschinen – 3000 Leasinggeschäfte mit 270<br />

Bohrmaschinen)<br />

– Comroad (fiktive Kunden)<br />

14


Exkurs: Lehren für die<br />

Abschlussprüfung<br />

• Analyse von Faktoren, die das Risiko für wesentliche Fehler in der<br />

Rechnungslegung bergen, z.B.<br />

– Erfolgsdruck der Unternehmensleitungen und aggressive Bilanzpolitik<br />

– Komplexe gesellschaftsrechtliche Strukturen<br />

– Mangelhafte Informations- und Risikomanagementsysteme<br />

– Kompetenzschwächen der Unternehmensleitung<br />

– Schnelles und unkontrolliertes Unternehmenswachstum<br />

– Wenig transparente Berichterstattung<br />

• Knowledge of the Business<br />

• Geschäftsvorfälle mit Nahestehenden<br />

• Going-Concern-Annahme<br />

• Unregelmäßigkeiten im Rahmen der Abschlussprüfung<br />

• Konsultation<br />

• Transparente Berichterstattung<br />

15


Reaktionen auf die Bilanzskandale<br />

(Auswahl)<br />

• Öffentlich geäußerte Vorwürfe gegen Unternehmensleitungen,<br />

Aufsichtsorgane, Finanzanalysten und Abschlussprüfer<br />

• Corporate-Governance-Diskussion<br />

– <strong>Deutsche</strong>r Corporate Governance Kodex<br />

– Europa<br />

• Winter-Report<br />

• EU-Empfehlungen zur Unabhängigkeit des Abschlussprüfers<br />

– USA (Sarbanes-Oxley Act of 2002)<br />

• Reformvorschläge zur deutschen Abschlussprüfung<br />

– Professor Baetge, Universität Münster<br />

– Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V.<br />

– Professor Küting, Universität Saarbrücken<br />

• Überarbeitung von Prüfungsstandards<br />

– International Standards on Auditing<br />

– IDW Prüfungsstandards<br />

16


<strong>Deutsche</strong>r Corporate Governance<br />

Kodex (1/4)<br />

• Quelle: <strong>Deutsche</strong>r Corporate Governance Kodex i.d.F. vom<br />

14.11.2002<br />

• Inhalt: Anerkannte Standards guter Unternehmensführung<br />

• Zusammenwirken von Aufsichtsrat und Vorstand:<br />

– Festlegung der Berichtspflichten des Vorstands durch AR<br />

– Jährliche Information im Geschäftsbericht über Corporate Governance<br />

(einschließlich Kodex-Abweichungen)<br />

• Vorstand:<br />

– Mehrere Personen mit Vorsitzendem und Sprecher<br />

– Geschäftsordnung zur Geschäftsverteilung im Vorstand<br />

– Fixe und variable Vergütungsbestandteile; variable Vergütung anhand im<br />

voraus festgelegter Kriterien; ggf. Bekanntmachung eines Aktienoptionsplans<br />

– Offenlegung von Interessenkonflikten gegenüber AR und anderen<br />

17<br />

Vorständen


<strong>Deutsche</strong>r Corporate Governance<br />

Kodex (2/4)<br />

• Vorstand:<br />

– Zustimmung des AR zu wesentlichen Geschäften<br />

– Zustimmung des AR zu Nebentätigkeiten<br />

• Aufsichtsrat:<br />

– Verantwortung für langfristige Nachfolgeregelung<br />

– Festlegung einer Altersgrenze<br />

– Geschäftsordnung für den AR<br />

– Regelmäßiger Kontakt des AR-Vorsitzenden mit dem Vorstand (Strategie,<br />

Geschäftsentwicklung, Risikomanagement)<br />

– Bildung fachlich qualifizierter Ausschüsse, insbesondere eines Audit<br />

Committees<br />

– Kompetenz der Mitglieder des AR<br />

– Nicht mehr als zwei ehemalige Vorstände im AR<br />

– Keine Organfunktion/Beratung von wesentlichen Wettbewerbern durch<br />

AR-Mitglieder<br />

18


<strong>Deutsche</strong>r Corporate Governance<br />

Kodex (3/4)<br />

• Aufsichtsrat:<br />

– Vorstände einer börsennotierten AG sollen nicht mehr als 5 AR-Mandate<br />

bei konzernexternen börsennotierten Unternehmen wahrnehmen<br />

– Erfolgsorientierte und feste Vergütung der AR-Mitglieder<br />

– Angabe der an AR-Mitglieder gewährten Vorteile (insbesondere für<br />

Beratungs- und Vermittlunfstätigkeiten) im Konzernabschluss<br />

– Jedes AR-Mitglied muss Interessenkonflikte gegenüber AR offenlegen<br />

(aus Beziehungen zu Kunden, Lieferanten, Kreditgebern usw.); ggf.<br />

Beendigung des Mandats<br />

• Rechnungslegung:<br />

– Aufstellung von Zwischenberichten nach international anerkannten<br />

Rechnungslegungsgrundsätzen<br />

– Angaben zu Aktienoptionsprogrammen im Konzernabschluss<br />

– Erläuterung von Beziehungen zu Aktionären (nahestehende Personen)<br />

19


<strong>Deutsche</strong>r Corporate Governance<br />

Kodex (4/4)<br />

• Abschlussprüfung:<br />

– Einholung einer Unabhängigkeitserklärung des vorgesehenen<br />

Wirtschaftsprüfers vor Unterbreitung des Wahlvorschlags<br />

– Erklärung muss eine Aufstellung der non-audit-services enthalten<br />

– Im Prüfungsauftrag muss vereinbart werden, dass der Abschlussprüfer<br />

dem Aufsichtsrat alle wesentlichen Feststellungen und Vorkommnisse<br />

berichtet (einschließlich der anlässlich der Prüfung festgestellten<br />

Unrichtigkeiten in der Entsprechenserklärung nach § 161 AktG)<br />

• Gesetzliche Regelungen:<br />

– Nach § 161 AktG müssen Vorstand und AR jährlich eine Erklärung zur<br />

Anwendung des Kodex abgeben und diese den Aktionären dauerhaft<br />

zugänglich machen<br />

– Im Anhang des Einzel- und Konzernabschlusses muss angegeben<br />

werden, dass die Erklärung nach § 161 AktG abgegeben und zugänglich<br />

gemacht worden ist<br />

20


Winter-Report (1/2)<br />

• Quelle: Report of the High Level Group of Company Law Experts<br />

on a Modern Regulatory Framework for Company Law in Europe<br />

v. 4.11.2002 (Chairman: Jaap Winter)<br />

• Rechnungslegung:<br />

– Feststellungen und Erläuterungen im Jahresabschluss zur Corporate<br />

Governance<br />

– Vorstandsvergütungen müssen im Jahresabschluss angegeben werden<br />

• Vorstand und Aufsichtsrat:<br />

– Bei Interessenkonflikten der Executive Directors sollen Entscheidungen<br />

durch den Aufsichtsrat (two-tier board structure) oder nicht<br />

geschäftsführende Vorstände (unitary board structure) getroffen werden<br />

(insbesondere Fragen der Vergütung, der Unternehmensüberwachung und<br />

der Nominierung)<br />

– Klare Vorgaben für die Vergütung der Vorstandsmitglieder<br />

– Persönliche Haftung bei Verstößen gegen Insolvenzvorschriften<br />

21


Winter-Report (2/2)<br />

• Audit Committees<br />

– Verantwortung für Auswahl und Überwachung der Zusammenarbeit mit<br />

dem Abschlussprüfer (einschließlich der sogenannten non-audit-fees)<br />

– Überwachung der Rechnungslegungspraktiken<br />

– Überwachung der internen <strong>Revision</strong> und des Risikomanagements<br />

• Weitere Regelungen<br />

– Aktionärsrechte<br />

– Harmonisierung der Corporate Governance in Europa (nationale Corporate<br />

Governance Kodizes)<br />

– Kapitalaufbringung und -erhaltung<br />

– Konzernrecht<br />

– Umstrukturierungen von Unternehmen<br />

– Pflicht zur Veröffentlichung aller “Filings” auf der Website des Unternehmens<br />

– Einführung eines elektronischen Archivs in allen Mitgliedsstaaten für die<br />

vorgeschriebenen “Filings”<br />

22


Empfehlungen der EU-Kommission zur<br />

Unabhängigkeit des Abschlussprüfers<br />

• „Independence in mind“ und „independence in appearance“<br />

• Gefährdungspotenziale für die Unabhängigkeit:<br />

– Self Interest Risk<br />

– Self Review Risk<br />

– Advocacy Risk<br />

– Familiarity Risk<br />

– Intimidation Risk<br />

• Konzept von Risks und Safeguards<br />

• Framework-Approach, aber auch Darstellung von Einzelfällen<br />

23


Sarbanes Oxley Act (SOA):<br />

Pflichten der Unternehmensleitungen und der Aufsichtsorgane<br />

1. Anwendungsbereich<br />

2. Erklärungen zur Rechnungslegung und<br />

zum internen Kontrollsystem<br />

3. Code of Ethics<br />

4. Rechnungslegung<br />

9. Irreführung des Abschlussprüfers<br />

10. Darlehensgewährung an Mitglieder des<br />

Boards<br />

11. Audit Committees<br />

12. Umsetzungsprobleme in Deutschland<br />

5. Tätigkeitsverbote<br />

6. Schutz von Informanten<br />

7. Wertpapierbetrug<br />

8. Vernichtung oder Manipulation von<br />

Geschäftsbüchern<br />

24


Anwendungsbereich<br />

Unternehmen, die den Vorschriften des U.S.-Securities<br />

Exchange Act von 1934 unterliegen (Issuer i.S.v. Sec 3 des<br />

Act) und<br />

• deren Wertpapiere nach Sec. 12 des Acts registriert sind oder<br />

• die verpflichtet sind, regelmäßig Berichte nach Sec. 15 (d) des Act<br />

einzureichen und<br />

Unternehmen, die einen Registrierungsantrag nach dem<br />

Securities Act von 1933 gestellt haben<br />

Auch “Foreign Private Issuers” (z.B. deutsche Unternehmen,<br />

die bei der SEC registriert sind)<br />

Ausstrahlungswirkung auf Tochtergesellschaften („Affiliates“)<br />

von “Foreign Private Issuers”<br />

Abschlussprüfer von betroffenen Unternehmen<br />

25


Erklärungen zur Rechnungslegung und zum<br />

internem Kontrollsystem (1/5)<br />

Die SEC hat am 30.8.2002 die “Final Rule: Certification of Disclosure in<br />

Companies´ Quarterly and Annual Reports” erlassen (Section 302 (a) des<br />

SOA)<br />

Danach müssen CEO und CFO von Unternehmen, die jährliche oder<br />

vierteljährliche Berichte nach Sec. 13a oder 15d des Securities Exchange<br />

Act aufstellen, in den eingereichten Berichten erklären, dass<br />

1. sie den Bericht durchgesehen haben,<br />

2. keine Unwahrheiten enthalten sind,<br />

3. die enthaltenen Finanzinformationen ein den tatsächlichen Verhältnissen<br />

entsprechendes Bild der VFE-Lage vermitteln,<br />

26


Erklärungen zur Rechnungslegung und zum<br />

internen Kontrollsystem (2/5)<br />

4. CEO und CFO<br />

• ihre Verantwortung für die Einrichtung eines internen<br />

Kontrollsystems anerkennen,<br />

• interne Kontrollen eingeführt haben, die eine Übermittlung aller<br />

wesentlichen Informationen des Unternehmens und seiner<br />

konsolidierten Tochterunternehmen gewährleisten (insbesondere<br />

in den Zeiträumen, auf die sich die eingereichten Berichte<br />

beziehen)<br />

• die Wirksamkeit des internen Kontrollsystem innerhalb von 90<br />

Tagen vor der Abgabe des Berichts durch sie (CEO/CFO) beurteilt<br />

worden ist und<br />

• die Ergebnisse der IKS-Beurteilung im eingereichten Bericht<br />

enthalten sind<br />

27


Erklärungen zur Rechnungslegung und zum<br />

internen Kontrollsystem (3/5)<br />

5. CEO und CFO<br />

• die wesentlichen IKS-Schwächen festgestellt und alle<br />

wesentlichen Schwächen im IKS, die das Buchführungssystem<br />

und den Prozess der Abschlusserstellung betreffen, dem<br />

Abschlussprüfer und dem Audit Committee mitgeteilt haben<br />

• alle Unregelmäßigkeiten des Managements und von<br />

Arbeitnehmern mit bedeutenden Funktionen im IKS, unabhängig<br />

von deren Bedeutung, dem Abschlussprüfer und dem Audit<br />

Committee mitgeteilt haben<br />

6. CEO und CFO in den eingereichten Berichten dargestellt haben,<br />

• ob es nach der letzten Beurteilung wesentliche Änderungen im<br />

IKS oder andere Faktoren gab, die das IKS wesentlich<br />

beeinflussen können<br />

• alle Korrekturmaßnahmen aufgrund festgestellter wesentlicher<br />

IKS-Schwächen<br />

28


Erklärungen zur Rechnungslegung und zum<br />

internen Kontrollsystem (4/5)<br />

Mögliche Konsequenzen bei falschen Angaben in der Erklärung:<br />

Zivilrechtliche Haftung (Beweislastumkehr)<br />

Wesentliche Korrekturen von Abschlüssen können zur Folge haben, dass variable<br />

Bezüge und Erlöse aus Verkäufen von Wertpapieren des Unternehmens durch CEO<br />

und CFO innerhalb eines Jahres nach Veröffentlichung der korrigierten Abschlüsse<br />

an das Unternehmen zurück zu zahlen sind (SEC hat das Recht, bei laufenden<br />

Ermittlungen außerordentliche Zahlungen einzufrieren) (Sec 304)<br />

29


Erklärungen zur Rechnungslegung und zum<br />

internen Kontrollsystem (5/5)<br />

Strafrechtliche Vorschrift:<br />

CEO und CFO haben Sec. 906 SOA den nach Sec. 13a und 15d des<br />

Seurities Exchange Act eingereichten Berichten eine Erklärung mit<br />

folgendem Inhalt beizufügen:<br />

• Der eingereichte Bericht entspricht vollumfänglich den<br />

Vorschriften der Sec. 13a und 15d<br />

• Die in den Berichten enthaltenen Informationen vermitteln in<br />

allen wesentlichen Aspekten ein den tatsächlichen<br />

Verhältnissen entsprechendes Bild der VFE-Lage<br />

Bei falschen Angaben in dieser Erklärung drohen Strafen<br />

• bis 1 Mio $ oder bis 10 Jahre Freiheitsentzug bei<br />

Fahrlässigkeit<br />

• bis 5 Mio $ oder bis 20 Jahre Freiheitsentzug bei Vorsatz<br />

30


Code of Ethics<br />

Ein Code of Ethics beinhaltet Grundsätze, die notwendig<br />

sind, um Folgendes zu fördern:<br />

• Ehrliches und ethisch einwandfreies Verhalten, auch im<br />

Zusammenhang mit bestehenden und möglichen<br />

Interessenkonflikten zwischen persönlichen und<br />

betrieblichen Belangen<br />

• Vollständige, den tatsächlichen Verhältnissen<br />

entsprechende, richtige, zeitgerechte und verständliche<br />

Angaben in den einzureichenden Berichten<br />

• Einhaltung von behördlichen Vorschriften<br />

31


Rechnungslegung (1/2)<br />

Alle bei der SEC eingereichten US-GAAP-Abschlüsse<br />

müssen folgende Angaben enthalten (Sec 401a):<br />

• Wesentliche Umbuchungen aufgrund von Fehlern, die der<br />

Abschlussprüfer entdeckt hat (sämtliche aufgedeckten Fehler müssen<br />

korrigiert werden)<br />

• Wesentliche Off-balance-sheet-Transaktionen, Vereinbarungen,<br />

Verpflichtungen und andere Beziehungen zu nicht konsolidierten<br />

Unternehmen und Personen, die sich auf die künftige Vermögens-,<br />

Finanz- und Ertragslage wesentlich auswirken können (die SEC muss<br />

spätestens bis zum 26.1.2003 entsprechende Vorschriften erlassen)<br />

32


Rechnungslegung (2/2)<br />

Die SEC muss Vorschriften erlassen, nach denen jeder Jahresabschluss<br />

einen Bericht des Managements über das interne Kontrollsystem (IKS-<br />

Bericht) enthält (Sec 404)<br />

In dem IKS-Bericht ist Folgendes anzugeben:<br />

• Verantwortlichkeit des Managements für die Einrichtung eines<br />

angemessenen und wirksamen IKS für Rechnungslegungszwecke<br />

• Beurteilung der Wirksamkeit des IKS zum Ende des letzten<br />

Geschäftsjahres<br />

Pflicht zur Prüfung (einschließlich Berichterstattung) der Management-<br />

Beurteilung des IKS durch den Abschlussprüfer des Unternehmens nach den<br />

vom Public Companies Accounting Oversight Board (PCAOB) erlassenen<br />

Prüfungsgrundsätzen<br />

Eine solche Prüfung soll nicht Gegenstand eines separaten/eigenständigen<br />

Auftrags sein<br />

33


Tätigkeitsverbote<br />

Die Möglichkeiten der SEC zur Verhängung von<br />

Tätigkeitsverboten gegen Board-Mitglieder werden erweitert<br />

(Sec 1105)<br />

• bei Verstößen gegen Anti-Fraud-Bestimmungen der<br />

Securities Acts wenn<br />

• diese Verstöße die Inkompetenz der betreffenden Person<br />

offenlegen<br />

Tätigkeitsverbote können zeitlich befristet werden<br />

Geltung nur auf US-amerikanischem Territorium?<br />

34


Schutz von Informanten<br />

Angestellte des Unternehmens, die das Unternehmen wegen<br />

Gesetzesverstößen denunzieren (bei Behörden, Regierung<br />

oder Kongress, Vorgesetzten) oder Ermittlungen gegen das<br />

Unternehmen unterstützen, sind vor<br />

• Entlassung,<br />

• Suspendierungen und<br />

• sonstigen Diskriminierungen<br />

aufgrund der Information/Unterstützung geschützt<br />

(Beschwerderecht beim “Secretary of Labour”) (Sec 806)<br />

Behinderungen der Denunzianten werden mit Geldstrafe<br />

und/oder Freiheitsstrafe bis zu 10 Jahren belegt (Sec 1107)<br />

35


Wertpapierbetrug<br />

Wertpapierbetrug wird mit Geldstrafe und/oder<br />

Freiheitsentzug bis zu 25 Jahren bestraft (Sec 807)<br />

Dies betrifft<br />

• den Betrug von Personen im Zusammenhang mit vom<br />

Unternehmen herausgegebenen Wertpapieren,<br />

insbesondere<br />

• die Erlangung von Geld oder sonstigen Vermögenswerten<br />

im Rahmen der Veräußerung von Wertpapieren unter<br />

Vorspiegelung falscher Tatsachen sowie falscher oder<br />

betrügerischer Versprechungen oder Darstellungen<br />

Der Versuch ist strafbar.<br />

36


Vernichtung oder Manipulation von<br />

Geschäftbüchern<br />

Die Änderung, Zerstörung und Verheimlichung von<br />

Aufzeichnungen, Dokumenten und Gegenständen sowie<br />

bewusst fehlerhafte Eintragungen in Aufzeichnungen und<br />

Dokumente wird mit Geldstrafe und/oder Freiheitsstrafe bis<br />

zu 20 Jahren bestraft (Sec 802), wenn<br />

• die Manipulation bewusst erfolgt und<br />

• mit der Intention, die Untersuchung oder einen sonstigen<br />

Verwaltungsakt einer Behörde der USA zu behindern, zu verhindern<br />

oder zu beeinflussen<br />

Dies gilt auch für die Manipulation von Aufzeichnungen,<br />

Dokumenten und Gegenständen mit der Absicht, deren<br />

Integrität oder Verfügbarkeit in einem Verfahren (“official<br />

proceeding”) zu beeinträchtigen (Sec 1102)<br />

Der Versuch ist strafbar (Sec 802 und 1102)<br />

37


Irreführung des Abschlussprüfers<br />

Die SEC muss bis zum 26.4.2003 Vorschriften erlassen, in<br />

denen das Verbot der betrügerischen<br />

• Beeinflussung, Manipulation und Irreführung des<br />

Abschlussprüfers<br />

• durch Mitarbeiter und Vorstände (”directors”)<br />

• zum Zwecke der Herausgabe von Abschlüssen mit<br />

wesentlichen Fehlern<br />

konkretisiert wird (Sec 303)<br />

Die SEC kann Verstöße gegen die betreffenden Vorschriften<br />

zivilgerichtlich verfolgen (“enforce”)<br />

38


Darlehensgewährung an Mitglieder des Boards<br />

Verbot der Gewährung von Darlehen an Mitglieder des Boards (Directors,<br />

Executive Officers or Equivalents) und der Erhöhung von<br />

Darlehensbeträgen (Sec 402)<br />

• durch das Unternehmen oder<br />

• eine seiner Tochtergesellschaften<br />

Ausnahmen:<br />

• Grandfather-Klausel, wenn keine wesentlichen Änderungen an<br />

den Darlehensverträgen vorgenommen werden<br />

• Konsumentenkredite<br />

- Gewährung im üblichen Kundengeschäftsverkehr<br />

- zu üblichen Marktkonditionen<br />

• Kredite von Banken, die von der US Federal Deposit Insurance<br />

Corporation besichert sind (nur US-Banken)<br />

39


Einrichtung von Audit Committees<br />

- Verfahren -<br />

Definition „Audit Committee“ (Sec. 2 Abs. 3)<br />

• Committee aus Mitgliedern des Boards mit der Aufgabe, die<br />

Rechnungslegungsprozesse und die Abschlussprüfung des<br />

Unternehmens zu überwachen<br />

• Wenn kein solches Committee eingerichtet wird, sind die<br />

definierten Rechte und Pflichten von allen Board-Mitgliedern<br />

zu beachten<br />

40


Einrichtung von Audit Committees<br />

- Unabhängigkeit -<br />

Unabhängigkeit der Mitglieder der Audit Committees (Sec 301)<br />

Die Mitglieder des Audit Committees müssen Board-Member sein<br />

Ansonsten müssen die Mitglieder des Audit Committees unabhängig<br />

sein, insbesondere dürfen sie<br />

• keine Honorare für Beratungsleistungen und sonstige<br />

Vergütungen (außer der Vergütung für die Tätigkeit in Board und<br />

Audit Committee) annehmen<br />

• im Verhältnis zum Unternehmen und seinen<br />

Tochtergesellschaften keine nahestehende Person (affiliated<br />

person) sein<br />

Die SEC kann im Einzelfall Ausnahmen von den Unabhängigkeitsvorschriften<br />

zulassen<br />

41


Einrichtung von Audit Committees<br />

- Besetzung -<br />

Besetzung des Audit Committees (Sec 407)<br />

Die SEC muss bis zum 26.1.2003 Vorschriften erlassen, in denen die<br />

Unternehmen verpflichtet werden, in den bei der SEC eingereichten<br />

Berichten anzugeben, ob und gegebenenfalls warum nicht mindestens ein<br />

Mitglied des Audit Committees ein Finanzexperte ist<br />

Definition „Finanzexperte“: Person mit<br />

• Erfahrungen als Wirtschaftsprüfer, Finanzvorstand, Controller o.ä.<br />

• Kenntnissen der US-GAAP<br />

• Erfahrungen in der Erstellung oder Prüfung von Abschlüssen vergleichbarer<br />

Unternehmen<br />

• Erfahrungen in der Anwendung der US-GAAP im Hinblick auf Schätzungen,<br />

Abgrenzungen und Rücklagen<br />

• Erfahrungen mit rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystemen<br />

• Verständnis der Aufgaben von Audit Committees<br />

42


Einrichtung von Audit Committees<br />

- Organisatorisches -<br />

Organisatorische Vorkehrungen (Sec 301)<br />

Jedes Audit Committee muss Verfahren einrichten,<br />

– für die Entgegennahme, Aufbewahrung und Behandlung von im<br />

Unternehmen eingehenden Beschwerden im Zusammenhang mit<br />

Rechnungslegung, internem Kontrollsystem und Abschlussprüfung<br />

– für die anonyme und verschwiegene Handhabung von Hinweisen,<br />

die von Angestellten des Unternehmens im Hinblick auf<br />

Zweifelsfragen zu Rechnungslegung und Prüfung gegeben werden<br />

Jedes Audit Committee muss das Recht haben, bei Bedarf<br />

unabhängige Berater zu engagieren, wenn dies für die Erfüllung seiner<br />

Pflichten erforderlich ist<br />

Das Unternehmen muss die Finanzierung des Audit Committees sicherstellen<br />

43


Einrichtung von Audit Committees<br />

- Aufgaben -<br />

Aufgaben des Audit Committees (Sec 301)<br />

– Bestimmung und Beauftragung des Abschlussprüfers<br />

– Honorarvereinbarung mit dem Abschlussprüfer<br />

– Überwachung der Arbeiten des Abschlussprüfers (einschließlich der Lösung<br />

von Konflikten zwischen Abschlussprüfer und Management)<br />

– Entgegennahme der Prüfungsergebnisse des Abschlussprüfers<br />

– Genehmigung von Beratungsleistungen, die vom Wirtschaftsprüfer außerhalb<br />

der Abschlussprüfung erbracht werden<br />

44


Einrichtung von Audit Committees<br />

- Berichterstattung des Abschlussprüfers -<br />

Der Abschlussprüfer muss gegenüber dem Audit Committee über<br />

folgende Sachverhalte berichten (Sec 204):<br />

• Alle kritischen Rechnungslegungsgrundsätze und<br />

Bilanzierungspraktiken<br />

• Alle alternativen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden im<br />

Rahmen der angewandten Rechnungslegungsgrundsätze (US-<br />

GAAP),<br />

- die Gegenstand von Erörterungen mit der Unternehmensleitung<br />

waren,<br />

- die jeweiligen Auswirkungen der unterschiedlichen Bilanzierungsund<br />

Bewertungsmethoden sowie<br />

- die vom Abschlussprüfer bevorzugte Bilanzierung<br />

• Wesentliche schriftliche Informationen des Abschlussprüfers<br />

an das Management (z.B. Management Letter und Liste der<br />

nicht korrigierten Fehler)<br />

45


Einrichtung von Audit Committees<br />

- Non-Audit-Services -<br />

Ausgeschlossene Dienstleistungen (Sec 201)<br />

- Buchführung und andere Dienstleistungen im Zusammenhang mit<br />

der Rechnungslegung<br />

- Gestaltung und Implementierung von Finanzinformationssystemen<br />

- Bewertungen, Fairness Opinions, Sacheinlageprüfungen,<br />

Werthaltigkeitsbescheinigungen<br />

- Aktuarielle Dienstleistungen<br />

- Interne <strong>Revision</strong><br />

- Übernahme von Geschäftsführungsaufgaben und HR-Funktionen<br />

- Broker, Dealer, Investment Adviser, Investment Banking Services<br />

- Rechtsberatung und Gutachtertätigkeit, die nicht im<br />

Zusammenhang mit der Abschlussprüfung stehen (Achtung: Begriff der<br />

„legal services“ and „expert services“ wurde noch nicht hinreichend präzisiert)<br />

- Andere, nach Festlegung des PCAOB<br />

46


Einrichtung von Audit Committees<br />

- Non-Audit-Services -<br />

Andere Dienstleistungen dürfen vom Abschlussprüfer unter folgenden<br />

Voraussetzungen erbracht werden (Sec 202):<br />

- Vorherige Genehmigung durch das Audit Committee (pre-approval)<br />

- Ausnahme von der Pre-Approval-Pflicht:<br />

• Honorar der gesamten Non-Audit-Services übersteigt nicht 5 % des<br />

Honorars für die Abschlussprüfung<br />

• Zum Zeitpunkt der Beauftragung war es dem Management nicht<br />

bekannt, dass es sich um Non-Audit-Services handelte<br />

• Nachträgliche Genehmigung durch das Audit Committee (vor<br />

Beendigung der Abschlussprüfung)<br />

- Es gibt im übrigen keine Begrenzung des Umfangs der Services, die<br />

pre-approved werden können<br />

- Pre-Approval kann bis zu einem Jahr im voraus erteilt werden<br />

- Pre-Approvals müssen in den bei der SEC eingereichten Berichten<br />

angegeben werden<br />

47


Umsetzungsprobleme in<br />

Deutschland<br />

Besetzung des Audit Committees mit Arbeitnehmervertretern, da diese die<br />

Unabhängigkeitserfordernisse nicht einhalten können (Gehalt und Einordnung als<br />

„affiliated“)<br />

Mitglieder deutscher Aufsichtsräte mit Beraterverträgen erfüllen gegebenenfalls<br />

nicht die Unabhängigkeitserfordernisse für die Mitgliedschaft im Audit Committee<br />

Wahl des Abschlussprüfers in Deutschland durch Audit Committee nicht zulässig<br />

Geltung möglicher Tätigkeitsverbote auf deutschem Territorium<br />

Überschneidungen mit dem <strong>Deutsche</strong>n Corporate Governance Kodex<br />

Umgang mit Denunzianten vor dem Hintergrund des deutschen Arbeitsrechts<br />

Ermittlungsbefugnisse der SEC in Deutschland<br />

48


Vorwürfe gegen die<br />

Abschlussprüfer<br />

• Kompetenz<br />

– Aus- und Fortbildung<br />

– Anwendung der Prüfungsgrundsätze (z.B. Vernichtung von<br />

Arbeitspapieren)<br />

– Schwächen im Prüfungsvorgehen (z.B. Fraud und Going Concern)<br />

• Unabhängigkeit<br />

– Interessenkonflikte bei gleichzeitiger Prüfung und Beratung<br />

• Grundsätzliches<br />

• Selbstprüfung<br />

– Nähe zur Unternehmensleitung (Beauftragung, Berichterstattung, Honorar)<br />

– Betriebsblindheit (interne und externe Rotation)<br />

49


Reformvorschläge zur Abschlussprüfung in<br />

Deutschland - Professor Baetge -<br />

• Acht Forderungen (vgl. FAZ v. 15.7.2002, S. 20) mit dem Ziel,<br />

dass die Abschlussprüfung wieder als „Amt“ angesehen wird:<br />

– Einführung einer Honorarordnung<br />

– Trennung von Prüfung und Beratung desselben Unternehmens<br />

– Wahl des Abschlussprüfers durch ein unabhängiges Audit Committee<br />

– Rückbesinnung auf die primären Adressaten des Bestätigungsvermerks<br />

– Enforcement der Rechnungslegung durch staatliche Behörde zur<br />

Ergänzung der Abschlussprüfung<br />

– Peer Review durch externe Fachleute<br />

– Fraud-and-Error-orientierte Abschlussprüfung<br />

– Akkreditierung von WP für die Prüfung von börsennotierten Gesellschaften<br />

50


Reformvorschläge zur Abschlussprüfung in<br />

Deutschland – Prof. Baetge: Antwort IDW –<br />

• Wirtschaftsprüfung unter modernen Kapitalmarktbedingungen<br />

(vgl. Prof. Naumann, FAZ v. 26.8.2002, S. 20)<br />

– Strenge Prüfungsnormen und hohe Qualifikation<br />

– Interne und externe Qualitätssicherung<br />

– Selbstprüfungsverbot<br />

– Angemessene Honorare in der Verantwortung des Aufsichtsrats<br />

– Joint Audits in Sonderfällen<br />

– Offenlegung des Prüfungsberichts im Insolvenzfall<br />

– Schaffung einer privatrechtlich organisierten Enforcement-Instanz<br />

– Verbesserung der Berufsaufsicht (WPK)<br />

51


Reformvorschläge zur Abschlussprüfung in<br />

Deutschland – Professor Küting –<br />

• Die Treuhänder des Kapitalmarkts (vgl. FAZ v. 25.11.2002, S.<br />

24)<br />

– Problem der Pauschalhonorare<br />

– Gleichzeitige Beratung und Prüfung<br />

– Redepflicht des Abschlussprüfers über Unregelmäßigkeiten und<br />

Bestandsgefährdungen (wegen der Verschwiegenheitspflicht<br />

gegebenenfalls an eine neutrale Instanz)<br />

– Joint Audits<br />

– Privatrechtlich organisierte Enforcement-Instanz<br />

52


Weiterentwicklung und Harmonisierung<br />

der Prüfungsstandards<br />

• International Federation of Accountants (IFAC)<br />

– Fraud and Error in an Audit of Financial Statements (ISA 240/Umsetzung<br />

von SAS 99)<br />

– Überarbeitung des Audit Risk Models<br />

• Fédération des Experts Comptables Européens (FEE)<br />

– Vorschlag zur Einführung einer Pflicht zur Abschlussprüfung nach den<br />

International Standards on Auditing in Europa ab 2005<br />

• Institut der Wirtschaftsprüfer<br />

– Transformation der International Standards on Auditing (ISA)<br />

– IDW EPS 210: Unregelmäßigkeiten<br />

– IDW EPS 270: Going Concern<br />

– IDW EPS 255: Related Parties<br />

53


Ausblick: Reform der Finanzberichterstattung (nach<br />

dem Vorschlag von PricewaterhouseCoopers)<br />

• Ziel: Förderung transparenter und aussagefähiger Unternehmensinformationen<br />

• Grundlage: Persönliche Integrität der Akteure und Kultur der<br />

Verantwortlichkeit<br />

• Kernvorschläge:<br />

– Entwicklung globaler Rechnungslegungsstandards (Zusammenarbeit<br />

zwischen IASB und FASB)<br />

– Ergänzung der allgemeinen Finanz- um eine branchenbezogene<br />

Unternehmensberichterstattung (Value Reporting, Kennzahlen für<br />

Produktinnovationen oder Kundenverhalten)<br />

– Veröffentlichung weiterer Unternehmensinformationen (Unternehmensziele<br />

und –strategien, Risikomanagement, Code of Ethics, Corporate<br />

Governance)<br />

54


Ausblick: Reform der Finanzberichterstattung (nach<br />

dem Vorschlag von PricewaterhouseCoopers)<br />

• Weitere Vorschläge:<br />

– Elektronische Veröffentlichung von Unternehmensberichten in<br />

einem Datenformat, das standardisierte Auswertungen<br />

ermöglicht (XBRL)<br />

– Continuous Auditing<br />

55


Literatur<br />

• DiPiazza/Eccles, Vertrauen durch Transparenz – Die Zukunft der Unternehmensberichterstattung,<br />

Weinheim 2003.<br />

• EU-Kommission, Empfehlung der EU-Kommission v. 16.5.2002, Unabhängigkeit des Abschlussprüfers in<br />

der EU – Grundprinzipien, Amtsblatt der EG v. 19.7.2002, L 191/22ff.<br />

(http://europa.eu.int/comm/internal_market/de/company/audit/official/index.htm).<br />

• Institut der Wirtschaftsprüfer, Wirtschaftsprüfung und Corporate Governance, Düsseldorf 2002.<br />

• Pitt, Remarks at the Financial Times´ Conference on Regulation & Integration of the International Capital<br />

Markets, 8.10.2002, http://www.sec.gov/news/speech/spch588.htm<br />

• Powers/Troubh/Winokur, Report of Investigation by The Special Investigative Committee of the Board of<br />

Directors of Enron Corp., Februar 2002, http://news/findlaw.com/hdocs/docs/enron/sicreport<br />

• Regierungskommission <strong>Deutsche</strong>r Corporate Governance Kodex, <strong>Deutsche</strong>r Corporate Governance<br />

Kodex, http://www.corporate-governance-code.de.<br />

• Report of the High Level Group of Company Law Experts on a Modern Regulatory Framework for<br />

Company Law in Europe (Winter-Report), http://www.ecgi.org/publications/documents/report_en.pdf.<br />

• Sarbanes-Oxley Act of 2002 v. 31.7.2002, http://www.hewm.com/use/articles/s-otext.pdf.<br />

56

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!