Kunst und Bologna â eine Liaison dangereuse - Zürcher ...
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zett 4–08 23<br />
„Ein Raum ist ein Raum ist ein Raum ist ein Raum.“ Bild: Kieff/Wikimedia Commons<br />
Topologie des Imaginären<br />
Raum ist definier- <strong>und</strong> formbar, s<strong>eine</strong> Struktur ist über unseren<br />
Wahrnehmungsapparat hinaus abhängig von unserer Imaginationskraft.<br />
Dasselbe lässt sich über unser Verständnis von Wirklichkeit<br />
sagen. Wenn wir den Raum (<strong>und</strong> zwar ganz viele aktuelle<br />
Raumkonzepte) als technisch-medialen Raum begreifen in Form<br />
<strong>eine</strong>s virtuellen, akustisch angelegten Imaginations-, <strong>eine</strong>s Klangraums,<br />
der sich aus räumlich <strong>und</strong> zeitlich strukturierten Milieus<br />
zusammensetzt, so wird dieser über technisch erzeugte Signale<br />
konstruiert, die Wahrnehmungen auslösen. Die Imagination des<br />
Produzenten, des <strong>Kunst</strong>schaffenden, (wie des Rezipienten) erzeugt<br />
klangliche/imaginative Orte, die mit ihrem Umfeld in <strong>eine</strong><br />
Korrespondenz treten, ein Milieu aus Realem <strong>und</strong> Imaginiertem<br />
bilden. Unsere Vorstellung von Raum, von Wirklichkeit wird erweitert<br />
<strong>und</strong>/oder transformiert, ein alter Trick der <strong>Kunst</strong>, besonders<br />
<strong>und</strong> gerne praktiziert von den Surrealisten.<br />
Im Ausstellungsprojekt „milieux sonores“ werden vier klangkünstlerische<br />
Entwürfe <strong>eine</strong>r Topik, <strong>eine</strong>r Topologie des Imaginären<br />
präsentiert. Diese untersuchen <strong>und</strong> synthetisieren ganz<br />
unterschiedliche Aspekte <strong>eine</strong>s imaginativen Milieus oder Klangraums,<br />
sei dies in Form <strong>eine</strong>r „augmented reality“, der imaginativen<br />
Erweiterung/Ergänzung <strong>eine</strong>s realen urbanen klanglichen<br />
Milieus (<strong>eine</strong> installative Arbeit von Jason Kahn im Hof des Kasernenareals),<br />
der Transformation desselben während <strong>eine</strong>r<br />
virtuellen Begehung („MindMap“, ein Projekt des Komponisten<br />
Felix Profos), der Synthese <strong>eine</strong>s multidimensionalen (Lebens-)<br />
Raums für Klänge steuernde <strong>und</strong> erzeugende Agenten/künstliche<br />
Lebewesen (das „Interactive Swarm Orchestra“, ein Forschungsprojekt<br />
des ICST) oder <strong>eine</strong>s audiovisuell imaginierten<br />
poetischen Raums der Künstler Yves Netzhammer <strong>und</strong> Bernd<br />
Schurer. Alle <strong>Kunst</strong>schaffenden steuern <strong>eine</strong> neue Arbeit zu diesem<br />
Projekt bei. Auf die Resultate sind wir sehr gespannt.<br />
* Marcus Maeder ist Kurator am Institute for Computer Music and So<strong>und</strong><br />
Technology ICST (marcus.maeder@zhdk.ch).<br />
Die Ausstellung „milieux sonores“ ist <strong>eine</strong> Kooperation des ICST <strong>und</strong> des <strong>Kunst</strong>raums<br />
Walcheturm. Sie dauert vom 16. Januar bis 21. Februar 2009, die Öffnungszeiten<br />
sind: Mittwoch bis Freitag, 14–18 h; Samstag, 14–17 h. Ort: <strong>Kunst</strong>raum<br />
Walcheturm, Kanonengasse 20, 8004 Zürich.<br />
Informationen unter: www.icst.net, www.walcheturm.ch, www.i-s-o.ch,<br />
www.fel-x.ch, www.netzhammer.com, www.domizil.ch/schurer,<br />
www.jasonkahn.net<br />
Eine Sammlung der wichtigsten Texte zur Raumtheorie findet sich im Band<br />
„Raumtheorie“, hg. von Jörg Dünne, Stephan Günzel, Frankfurt am Main,<br />
Suhrkamp 2006.<br />
ausstellung<br />
good design,<br />
good business<br />
Mit <strong>eine</strong>m Beitrag zur internationalen Designgeschichte<br />
eröffnet das Museum für Gestaltung Zürich<br />
das Ausstellungsjahr 2009. Die Werbeateliers des<br />
ehemaligen Basler Chemiekonzerns J. R. Geigy AG<br />
trugen massgeblich zur Entwicklung <strong>und</strong> internationalen<br />
Verbreitung des Swiss Style bei. Die Ausstellung<br />
„Good Design, Good Business – Schweizer<br />
Grafik <strong>und</strong> Werbung für Geigy 1940–1970“ präsentiert<br />
über 300 Exponate. Andres Janser*<br />
Das interne Werbeatelier der J. R. Geigy AG war Ausgangspunkt<br />
<strong>eine</strong>r Sternst<strong>und</strong>e der Schweizer Grafik der 1950er- <strong>und</strong> 1960er-<br />
Jahre. Die aufgeschlossene Unternehmenskultur des Basler<br />
Chemiekonzerns, der vor allem Farbstoffe, Medikamente <strong>und</strong><br />
Schädlingsbekämpfungsmittel produzierte, ermöglichte <strong>eine</strong> exemplarische<br />
Verbindung von Produkt- <strong>und</strong> Firmenwerbung. Die<br />
so entstandenen Werke zeigen <strong>eine</strong> modernistische Formensprache,<br />
ohne dabei <strong>eine</strong>r formelhaften Erscheinung verpflichtet zu<br />
sein – <strong>eine</strong> gewollte „Einheit in der Vielfalt“. Darin war für bildhafte<br />
Symbolik <strong>und</strong> strenge Typografie ebenso Platz wie für das<br />
Lernen von der ungegenständlichen <strong>Kunst</strong>. Diese als „Geigy-Stil“<br />
berühmt gewordenen sachlich-plakativen Gestaltungen der<br />
1950er-Jahre wichen in den 1960er-Jahren zunehmend vielfältigeren<br />
Ausdrucksformen, die sich auch Zeitströmungen wie der<br />
Pop Art oder der spielerischen Verformung von Buchstaben öffneten.<br />
Das Werbeatelier <strong>und</strong> s<strong>eine</strong> Protagonisten<br />
Die Wahrung <strong>und</strong> Entwicklung des hohen gestalterischen Niveaus<br />
bei Geigy – <strong>und</strong> damit <strong>eine</strong>s entsprechenden Images der Firma<br />
– beruhte nicht auf in <strong>eine</strong>m Handbuch festgehaltenen Richtlinien,<br />
sondern in erster Linie auf <strong>eine</strong>r geschickten Personalpolitik.<br />
Der langjährige Atelierleiter Max Schmid engagierte dabei<br />
bevorzugt talentierte Absolventen der Basler Gewerbeschule, wo