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Kunst und Bologna – eine Liaison dangereuse - Zürcher ...

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editorial zett 4–08 03<br />

31 Swiss Artists-in-Labs in Singapur Das Swiss-Artistin-Labs-Programm<br />

war im Sommer 2008 an <strong>eine</strong>m der<br />

wichtigsten internationalen Medienkunst-Festivals, dem<br />

International Symposium on Electronic Art in Singapur<br />

präsent. Irène Hediger<br />

wie wär’s mit transzip<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Wie heisst das ZHdK-Unwort des Jahres Der <strong>Kunst</strong>student<br />

Marcel Meury brachte es im letzten „Zett“ auf den Punkt. Nach<br />

s<strong>eine</strong>n aktuellen Anliegen befragt, sagte er unter anderem: „[…]<br />

weniger Hierarchie, Bürokratie <strong>und</strong> Transdisziplinarität. Ausserdem<br />

würde ich das Unwort ‚Transdisziplinarität‘ abschaffen.“<br />

Wie recht er hat! Transdisziplinarität – ein Zungenbrecher. Die<br />

wenigsten unter uns können diesen Begriff aussprechen, ohne<br />

zu stolpern, <strong>und</strong> noch weniger Leute wissen, was er genau bedeutet.<br />

Selbst der Gründungsrektor Hans-Peter Schwarz – er hat<br />

der Hochschule die transdisziplinäre Neugier als Leitmotiv für<br />

die Zukunft auf die Fahne geschrieben – bemerkte vor einigen<br />

Wochen an <strong>eine</strong>m Symposium über Transdisziplinarität auf dem<br />

Monte Verità im Tessin: „Eigentlich wissen wir doch alle gar nicht<br />

so genau, was das ist. Die Idee, was es bedeuten könnte, entsteht<br />

erst in den Projekten.“ (siehe Artikel Seite 6)<br />

32 Nachrichten<br />

34 Impressum<br />

35 Cartoon<br />

Unabhängig von der Bedeutung ist das Wort schon wegen s<strong>eine</strong>r<br />

Länge ein Unwort, denn es hat sieben Silben: Trans-dis-zip-li-nari-tät.<br />

Von Jean Paul stammt die kluge Erkenntnis: „Je länger aber<br />

ein Wort, desto unanschaulicher.“ Ein gutes deutsches Wort hat<br />

nicht mehr als zwei Silben – dies zeigt sich in farbiger, bildhafter<br />

Literatur; achten Sie einmal darauf beim Lesen. Kurze Ausdrücke<br />

haben mehr Saft <strong>und</strong> Kraft als lange, <strong>und</strong> sie sind auch verständlicher.<br />

„Stuhl“ ist eindeutiger als „Sitzgelegenheit“, „schlechtes<br />

Wetter“ ist klarer als „ungünstige Witterungsbedingungen“.<br />

Schopenhauer nannte die unnötig langen Wörter „Wortdreimaster“<br />

<strong>und</strong> empfahl, von hinten jeden Mast zu kappen, der k<strong>eine</strong><br />

Segel trägt. Diese Empfehlung gebe ich gerne weiter an alle, die<br />

an der ZHdK Texte verfassen, denn bei m<strong>eine</strong>r täglichen Arbeit<br />

stosse ich immer wieder auf unnötigen sprachlichen Bombast.<br />

Eher harmlose Beispiele von Formulierungen neueren Datums<br />

sind „Fragestellungen“ statt „Fragen“ oder „Themenfelder“ statt<br />

„Themen“. Oft ist weniger einfach mehr.<br />

Zurück zu unserem siebenmastigen Ungetüm, das wir nun frei<br />

nach Schopenhauer bearbeiten: Zuerst kappen wir die letzten<br />

vier Masten der Transdisziplinarität, dann kürzen wir noch ein<br />

Stück aus der Mitte heraus. Übrig bleibt ein simples „Transzip“ –<br />

ein eingängiger Begriff mit zeitgemäss komprimierter Endung.<br />

Wer es trotzdem weiterhin mit dem Original halten will, für den<br />

gibt’s hier <strong>eine</strong>n Tipp zur geschliffenen Aussprache, abgeschaut<br />

<strong>und</strong> abgehört bei unserem Rektor: Er macht nach „Trans-“ <strong>eine</strong><br />

kurze Pause, um dann mit neuem Schwung <strong>und</strong> „disziplinarität“<br />

weiterzufahren. Diese Methode funktioniert. Gerade kürzlich<br />

sagte <strong>eine</strong>r, der sich häufig an der ZHdK aufhält, zu mir: „Kompliment!<br />

Du bist die Erste, die <strong>eine</strong>n Satz mit ‚Transziplinarität’<br />

flüssig <strong>und</strong> fehlerfrei sagen kann.“<br />

Heike Pohl, Leiterin Kommunikation ZHdK

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