Zeit zum Vatersein - Webducation
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ZEIT ZUM VATERSEIN<br />
hat mir das Traktor fahren beigebracht am steilen Hang. Er hat mir<br />
die endlose Geduld des "Tüftlers" vorgelebt. (Vsc)<br />
Wenn ich an meinen Vater denke, dann denke ich an die Gartenarbeit<br />
oder die Umbau- und Renovierungsarbeiten in dem Bauernhaus,<br />
in dem wir wohnten. Er kam von der Arbeit nach Hause, aß<br />
dann und arbeitete oft bis spätabends weiter. Ihm schien die Arbeit<br />
Spaß zu machen. Selber verlor er wenige Worte darüber. Er war<br />
eigentlich immer an der Arbeit. Auch für uns Kinder. So erinnere ich<br />
mich noch genau, wie er alte Holzski für mich wieder flott gemacht<br />
hat. … Ich war ihm für diese Arbeit aber nicht dankbar, lieber hätte<br />
ich neue Ski erhalten. Dankbar dagegen war ich ihm als Junge von<br />
etwa 4 Jahren, als er mir ein tolles Holzschwert gebastelt hat. Ich<br />
erinnere mich an ihn als Vorarbeiter in einer Baumschule beim<br />
Veredeln von Rosen. Obwohl mein Vater unter der Woche oft dauerbeschäftigt<br />
war, nahm er sich am Sonntag ganz <strong>Zeit</strong> für die<br />
Familie. Ich erinnere mich gerne an die vielen Wanderungen, die<br />
wir als Familie unternommen haben. Ich erlebte dabei meinen<br />
Vater als sehr entspannt, er konnte lachen, erklärte uns Kindern<br />
Dinge aus der Natur, erzählte manchmal sogar von sich, schilderte<br />
Erlebnisse aus seiner Kindheit. Ich erinnere mich an ein einziges<br />
Mal, dass wir Kinder mit dem Vater alleine ohne Mutter eine<br />
Wanderung unternahmen. Mir gefiel es, dass wir den Vater für uns<br />
allein hatten und ihn nicht mit der Mutter teilen mussten. (Tbe)<br />
dass er konsequent und beharrlich für unsere Anliegen eingetreten<br />
ist, wenn er feststellen musste, dass wir in der Schule ungerecht<br />
behandelt wurden. Er hat sich nicht gescheut, das mit seinem<br />
gebrochenen Deutsch zu machen. Er hat es nicht akzeptiert, dass<br />
wir, weil wir "Tschinggen-Kinder" [Ausländerkinder] waren, irgendwelche<br />
Benachteiligungen in Kauf nehmen müssten. Familiäre<br />
Auseinandersetzungen hat er eher mit Stillschweigen mitverfolgt.<br />
Einige wenige Male ist ihm der Kragen geplatzt und er wurde dann<br />
sehr laut und heftig. Das Wohlergehen der Familie stand immer vor<br />
seinen eigenen Bedürfnissen. Er hätte sich nie etwas gekauft,<br />
wenn er es sich nicht vorher auch für die anderen hätte leisten können.<br />
Es war ihm immer ein Anliegen, seinen Stiefsohn (meine<br />
Mutter war geschieden mit einem Kind, als sie geheiratet haben) so<br />
weit wie möglich gleich zu behandeln wie seine drei leiblichen<br />
Kinder. (Gza)<br />
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