24.01.2015 Aufrufe

Zeit zum Vatersein - Webducation

Zeit zum Vatersein - Webducation

Zeit zum Vatersein - Webducation

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

er, was die fehlende Identifikations- und Abgrenzungsmöglichkeit an<br />

seelischen Nöten und sekundären Krankheitsfolgen auslösen kann.<br />

So macht es z.B. "früh verinnerlichter Hass auf den nie gekannten<br />

Vater" nahezu unmöglich, eine positive Identifikation mit guten Seiten<br />

von Väterlichkeit ("gutes Vater-Objekt als inneres Hilfs-Ich") aufzubauen.<br />

Und ein fehlender Vater, der sich nicht dem Triangulierungs-<br />

Prozess (vgl. S. 83) stellt beziehungsweise stellen kann, kann die hilfreiche<br />

Dimension im Ablösungs- und Verselbständigungsprozess des<br />

heranwachsenden Kindes nicht <strong>zum</strong> Tragen bringen.<br />

Es scheint erwiesen, dass Väter einen wesentlichen Anteil beim<br />

Aufbau von Selbst- und Weltvertrauen des Kindes haben und gerade<br />

deshalb sind die tendenziell negativen Folgen der Vaterentbehrung<br />

nicht zu ignorieren. "Die Abwesenheit des Vaters schlägt sich im<br />

Selbstwertgefühl, der Selbstkontrolle, dem Wohlergehen und der<br />

Schulleistung des Kindes nieder." (Wassilios Fthenakis, Facetten der<br />

Vaterschaft, 2006, S.160) Allerdings wird auch davor gewarnt, die<br />

Vaterentbehrung - wie dies eine <strong>Zeit</strong>lang in Amerika zur Tendenz<br />

wurde - generell für sämtliche sozialen Probleme sowie für so manch<br />

abweichendes Verhalten junger Menschen verantwortlich zu machen.<br />

Und ebenso wenig darf dies zu einem Pauschalverdacht gegenüber<br />

Alleinerziehenden Anlass geben. Relevant bleibt, wie bereits erwähnt,<br />

in welcher Haltung über den abwesenden Vater gesprochen wird und<br />

ob sich eine neue und verlässliche Beziehung zu einer männlichen<br />

Bezugsperson aufbauen lässt.<br />

Auch die Romanliteratur kennt zahlreiche Variationen der Thematik<br />

des abwesenden Vaters und manches künstlerische Werk wurzelt im<br />

Bedürfnis, die Suche nach dem Vater aufzuarbeiten. Stellt Franz<br />

Kafkas "Brief an den Vater" (Reclam) noch eine von tiefer Verstörung<br />

gezeichnete Abrechnung mit einer als übermächtig erlebten Vaterfigur<br />

dar, so beschreibt Urs Widmer in seinem Werk "Das Buch des Vaters"<br />

(Diogenes TB, 2005) - wenngleich es nicht an Diskrepanz,<br />

Differenzen und familiärer Tragik mangelt - in ironischheiterem Ton<br />

das leidenschaftliche Leben seines Vaters.<br />

Der Salzburger Schriftsteller Walter Müller hat mit "Die Häuser meines<br />

Vaters" (Fischer-Verlag Frankfurt, 2005) einen gleichermaßen von<br />

Entbehrung und Zärtlichkeit gezeichneten Roman über seinen Vater<br />

vorgelegt, den er nie wirklich kennen lernen konnte. "Wenn man nie<br />

mit seinem Vater geredet hat, kann man sich immerhin die tollsten<br />

Geschichten über ihn ausdenken". Dabei handelt es sich um eine<br />

40

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!