Zeit zum Vatersein - Webducation
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2 Was heisst schon 2 "Vater Was heißt sein" schon "<strong>Vatersein</strong>"<br />
Wo beginnt eigentlich <strong>Vatersein</strong> Peter Ballnik sagt dazu klipp und<br />
klar: "<strong>Vatersein</strong> beginnt im Kopf!" (Ballnik, Positive Väterlichkeit und<br />
männliche Identität, 2005, S.17). Diesen Gedanken wollen wir gar<br />
noch weitertreiben: Während sich das Muttersein auf eine biologische<br />
Evidenz stützen kann (es ist deutlich sichtbar, welcher Körper das<br />
Kind austrägt und aus welchem Leib das Kind geboren wird), ist das<br />
<strong>Vatersein</strong> zunächst einmal reine "Glaubenssache". Positiv formuliert:<br />
<strong>Vatersein</strong> beginnt mit einem bedeutsamen Akt an Vorschuss-<br />
Vertrauen. Und das ist es neben anderen Faktoren auch, was die<br />
Vaterrolle grundlegend von der Mutterrolle unterscheidet und der<br />
Vaterrolle eine unersetzliche sowie eigenständige Bedeutung gibt. Die<br />
Regensburger Familienforscherin Karin Grossmann hat dies ihrerseits<br />
so formuliert: "Kinder machen beim Vater eine entscheidende<br />
Erfahrung: Obwohl sie schwach und hilflos sind, nimmt ein starker und<br />
mächtiger Mensch sie bedingungslos an. Bei der Mutter ist diese<br />
Zuneigung nach neun Monaten uteriner Verbundenheit keine Überraschung,<br />
beim Vater ist sie eine Sensation. Wenn diese "Liebesbeziehung"<br />
gelingt, prägt sie fundamental das Vertrauen und Selbstvertrauen<br />
des Kindes. Und kann beides ruinieren, wenn sie scheitert."<br />
Mit der Aussage dieses Zitates konfrontiert, stellte einer der hier<br />
befragten Väter eher skeptische Überlegungen an: "Wenn ich aber die<br />
Richtigkeit der These unterstelle, könnte ich sie wie folgt erklären:<br />
Selbstvertrauen deshalb, weil der Vater nicht sicher und selbstverständlich<br />
ist wie die Mutter, welcher meist nichts anderes übrig bleibt,<br />
als ihre Rolle anzunehmen und auszuüben. Nimmt der Vater das Kind<br />
an, so tut er es quasi freiwillig und zeigt damit eine besondere Wertschätzung<br />
für das Kind, was dem Kind die Selbstwahrnehmung und<br />
Akzeptanz seiner Person erleichtert; Weltvertrauen vielleicht, weil der<br />
Vater eher der "großen Welt da draußen" zugerechnet wird und durch<br />
seine Präsenz für das Kind diesem den Anschein der Teilhabe an dieser<br />
Welt und deren "Beherrschung" suggeriert. Die These hat jedenfalls<br />
nach diesen Erklärungsversuchen einen Anflug von männlicher<br />
Hybris." (Swö) Mit der alten lateinischen Sentenz "mater certa, pater<br />
semper incertus est" (die Mutter ist gewiss, der Vater immer ungewiss)<br />
wird deutlich, dass es sich hierbei um ein Faktum mit menschheitsgeschichtlicher<br />
Tragweite handelt, dessen sich schon frühere<br />
Generationen bewusst waren.<br />
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