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Ausgabe Dezember 2012 - Verein Roma Oberwart

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Denise B.<br />

Gespräch mit einer jungen Romni<br />

von Mario Baranyai<br />

Die <strong>Oberwart</strong>erin Denise B. absolvierte im Rahmen ihrer<br />

Ausbildung zur Kindergartenhelferin ein Praktikum im<br />

Projekt „Ausserschulische Lernbetreuung“ des <strong>Verein</strong> <strong>Roma</strong>.<br />

Wir wollten wissen, welche Erfahrungen sie als Angehörige<br />

der Volksgruppe der <strong>Roma</strong> und als Kind aus der <strong>Roma</strong>–Siedlung<br />

gemacht hat und wie sie selbst ihre Zukunft sieht.<br />

Wie bist du aufgewachsen<br />

Ich hatte eine schöne Kindheit, kam jedoch während meiner<br />

Schulzeit oft mit Diskriminierung in Berührung. Vor allem<br />

in der Volksschule kam es zu einigen Vorfällen, die mein<br />

Leben prägten und mir auch in Erinnerung bleiben werden.<br />

Ich durfte zum Beispiel nicht neben Nicht-<strong>Roma</strong> sitzen, weil<br />

ihre Eltern das nicht wollten. Und auch bei den meisten<br />

Geburtstagsfeiern war ich nicht eingeladen. Damals war<br />

ich aber noch viel zu jung, um zu verstehen, warum das so<br />

war. Ich war nur traurig und verletzt.<br />

Hat sich die Situation nach der Volksschulzeit verändert<br />

In der Hauptschule war es besser. Sowohl die Aufklärung, als<br />

auch der Umgang mit den Mitschülern untereinander verbesserte<br />

sich zunehmend. Zu dieser Zeit konnte ich das Wort<br />

„Zigeuner“ besser verstehen beziehungsweise damit umgehen.<br />

Zwar war die Diskriminierung immer noch nicht verschwunden,<br />

doch ich wusste, viele hatten es nicht besser gelernt.<br />

Was hast du von anderen <strong>Roma</strong>–Kindern gehört<br />

In der „Außerschulischen Lernbetreuung“ des <strong>Verein</strong>s haben<br />

wir oft über solche Themen diskutiert und über mögliche<br />

Lösungen gesprochen. Denn auch andere Kinder waren mit<br />

diesen Problemen beschäftigt. Ich hatte zwar auch viele<br />

Freunde in der Siedlung, aber es war doch etwas Spezielles,<br />

wenn wir im <strong>Verein</strong> <strong>Roma</strong> mit den Lernbetreuern an einem<br />

Tisch saßen und über dieses Thema sprechen konnten.<br />

Was können <strong>Roma</strong> selber dazu beitragen, ihre Chancen<br />

zu verbessern<br />

Voraussetzung ist eine gute Ausbildung. Es spielt keine<br />

Rolle welche Art von Ausbildung es ist, jedoch sollte diese<br />

zukunftssicher und realitätsnah sein, um einen guten Job<br />

zu bekommen. Im Oktober <strong>2012</strong> habe ich meine Ausbildung<br />

zur Kindergartenhelferin in <strong>Oberwart</strong> begonnen. Es war<br />

schon immer mein Wunsch, mit Kindern zu arbeiten, da wir<br />

auch zu Hause eine große Familie sind.<br />

Nach der Schule wusste ich noch nicht, welche Richtung<br />

ich einschlagen sollte. Die Lehrstellensuche war schwer.<br />

Zunächst wollte ich Verkäuferin, Kosmetikerin, Friseurin<br />

werden, was man sich als junges Mädchen eben wünscht.<br />

Es brauchte Zeit und Reife, um mich für einen pädagogischen<br />

Beruf zu entscheiden. Ich bin mir sicher, dass ich in<br />

Zukunft Chancen habe, eine Arbeit in diesem Bereich zu<br />

finden. Von <strong>Oberwart</strong> wegziehen möchte ich nicht, da meine<br />

ganze Familie hier wohnt, jedoch hätte ich kein Problem<br />

damit, auch eine weitere Strecke auf mich zu nehmen, um<br />

einen Arbeitsplatz zu erreichen.<br />

Wie siehst du heute deine persönliche Situation<br />

Wenn ich heute zurückblicke, bin ich glücklich, viel erlebt<br />

und Menschen kennen gelernt zu haben, die für mich<br />

von großer Bedeutung waren und sind. Gleichzeitig bin<br />

ich traurig, in der Vergangenheit oft sehr verletzende<br />

Erfahrungen gemacht zu haben, die auf meine Volksgruppenzugehörigkeit<br />

zurückzuführen waren. Ich bin froh<br />

eine starke Familie hinter mir zu haben, die mich in jeder<br />

Hinsicht unterstützt und stärkt. Ich bin aber auch sehr<br />

dankbar, dass es Einrichtungen wie den <strong>Verein</strong> <strong>Roma</strong> in<br />

<strong>Oberwart</strong> gibt, wo mich die „Außerschulische Lernbetreuung“<br />

während meiner Schulzeit gefördert und begleitet<br />

hat und auch jetzt während meiner Ausbildung<br />

in allen Fragen für mich da ist. Außerdem werde ich in<br />

der Beratungsstelle des <strong>Verein</strong>s laufend unterstützt,<br />

wenn es darum geht, Ausbildungsmöglichkeiten zu diskutieren<br />

und den richtigen Bildungsweg einzuschlagen.<br />

Ich weiß, dass ich nach meiner Ausbildung auch bei der<br />

Jobsuche nicht allein gelassen sein werde und im <strong>Verein</strong><br />

<strong>Roma</strong> gut aufgehoben bin. Ich habe gelernt, mich selbständig<br />

in Eigeninitiative und mit Selbstbewusstsein für<br />

Jobs zu bewerben, vor allem auch bei der Lehrstellensuche.<br />

Für diese Vorbereitung und Unterstützung bin ich<br />

dankbar.<br />

ROMANI PATRIN Nr. 2 / <strong>Dezember</strong> <strong>2012</strong><br />

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