Bürgernahe Stadtentwicklung <strong>in</strong> <strong>Fürth</strong> Dr. Thomas Jung, Oberbürgermeister Stadt <strong>Fürth</strong> 6 <strong>Dokumentation</strong> „Bürgernahe Stadtentwicklung durch Kooperation“
Bürgernahe Stadtentwicklung <strong>in</strong> <strong>Fürth</strong> Dr. Thomas Jung, Oberbürgermeister Stadt <strong>Fürth</strong> Herzlich Willkommen <strong>in</strong> der Kleeblatt-Stadt <strong>Fürth</strong>. Ich freue mich über das nationale Interesse und den hohen Besuch aus Berl<strong>in</strong> und München. Und ich bedanke mich für die vielfältige Unterstützung, die wir im letzten Jahrzehnt aus Berl<strong>in</strong> und München hier <strong>in</strong> <strong>Fürth</strong> erfahren durften. Wenn es e<strong>in</strong>es Beweises bedurft hätte, dass Städtebauförderung wirkt und gut angelegtes Geld ist, dann ist <strong>Fürth</strong> dafür prä<strong>des</strong>t<strong>in</strong>iert. Wir hatten das große Glück, im letzten Jahrzehnt gut 35-40 Millionen Euro für unsere Innenstadt zu erhalten. Das war e<strong>in</strong>erseits bitter notwendig, weil vieles im Argen lag. Wir können aber davon ausgehen, dass mit diesem öffentlichen Geld noch mal das Fünf- bis Achtfache an privaten Investitionen losgetreten wurde. Insges<strong>am</strong>t dürften <strong>in</strong> die Innenstadt im letzten Jahrzehnt mehrere hundert Millionen <strong>in</strong>vestiert worden se<strong>in</strong>. Was d<strong>am</strong>it gelungen ist, stellt e<strong>in</strong>e Umkehrung dar: Wir hatten hier teilweise sozial extrem e<strong>in</strong>seitige Stadtstrukturen, wir hatten Bevölkerungsmischungen, die sehr e<strong>in</strong>seitig mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und mit Sozialhilfe-H<strong>in</strong>tergrund belastet waren. Wir hatten e<strong>in</strong>e Bausubstanz, die man sich eigentlich kaum vorstellen kann. Selbst <strong>in</strong> unmittelbarer Nachbarschaft <strong>des</strong> Rathauses gab es noch Wohnhäuser, deren Toiletten sich nicht e<strong>in</strong>mal auf dem Gang, sondern im Hof befanden. Und das noch vor zwölf Jahren! Durch massiven E<strong>in</strong>satz der Städtebauförderung haben sich diese teilweise <strong>des</strong>olaten Zustände entscheidend verbessert. Wir wollen gar nicht verhehlen, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen der Innenstadt jetzt e<strong>in</strong> solcher Boom entstanden ist, dass wir schon wieder aufpassen müssen, dass sich nicht e<strong>in</strong> schickes Viertel nur für die Wohlhabenden entwickelt. Wir möchten die gute Durchmischung halten. Wir haben wesentliche Probleme lösen können, aber e<strong>in</strong>e Aufgabe ist noch verblieben: Die E<strong>in</strong>kaufssituation ist weiterh<strong>in</strong> unbefriedigend. Aber auch da, wenn Sie <strong>in</strong> die Innenstadt gehen, sehen Sie Bagger und Kräne. Da tut sich jetzt etwas. Beim Thema Gesundheit als Teil der Städtebauförderung könnte man h<strong>in</strong>terfragen, wo etwas entsteht <strong>in</strong> Sandste<strong>in</strong> oder Beton. Ich halte es aber schon für sehr wichtig, dass das Thema der Stadtsanierung begleitet wird von weichen Faktoren. Es ist zum Beispiel für die Menschen, die hier her ziehen, extrem wichtig, dass sie vernünftige K<strong>in</strong>dergärten f<strong>in</strong>den. Auch e<strong>in</strong>e sanierte Schule, e<strong>in</strong>e Ganztagsbetreuung oder e<strong>in</strong> Spielhaus, wo junge Jugendliche spielen können, s<strong>in</strong>d wichtige Qualitäten e<strong>in</strong>er Innenstadt. So hat sich ebenfalls das Thema Gesundheit weiterentwickelt. Wir waren heute früh bei e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Gartenprojekt <strong>in</strong> der Rosenschule: Es ist e<strong>in</strong>drucksvoll, wenn junge K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund mir erklären, wie viele Erdbeersorten es gibt und welche Formen von Tomaten. Das wusste ich alles selber nicht. Es ist auch bee<strong>in</strong>druckend, dem Thema Sport, das ja auch zur Gesundheit gehört, ganz neue Möglichkeiten zu geben. Hier bietet sich die Gelegenheit mit ganz wenig Aufwand viel zu erreichen, <strong>in</strong>dem z. B. die Nutzungszeit bestehender Sportanlagen durch den E<strong>in</strong>satz von Beleuchtungssystemen fast verdoppelt wird, zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t <strong>in</strong> der düsteren Jahreszeit. Dafür ist nicht unendlich viel Geld erforderlich, zwei Masten, und plötzlich kann ich das Spielfeld e<strong>in</strong> Drittel länger nutzen. Solche Ideen und Gedanken, die können hier <strong>in</strong> diesem wirklich ganz speziellen Städtebauförderprojekt weiterentwickelt und anschließend <strong>in</strong> andere Städte übertragen werden. Wir s<strong>in</strong>d als Stadt <strong>Fürth</strong> Herrn Staatssekretär Bomba sehr dankbar, als Modellvorhaben dabei se<strong>in</strong> zu dürfen. Herr Bomba ist <strong>in</strong> der Region e<strong>in</strong> berühmter Mann. Er hat d<strong>am</strong>als die Abwicklung von Quelle organisieren müssen. 6.000 Menschen waren plötzlich von der Arbeitsverwaltung aufzunehmen und Herr Bomba hat dabei Großes geleistet. Heute steht die Region stärker da, als d<strong>am</strong>als zu Quelle- Zeiten. Aber es ist weiterh<strong>in</strong> wichtig, nachhaltig dabei zu bleiben, <strong>des</strong>halb schließe ich mit e<strong>in</strong>em Appell: Wir brauchen <strong>in</strong> <strong>Fürth</strong> <strong>in</strong> den nächsten zehn Jahren sicherlich ke<strong>in</strong>e 40 Millionen Euro mehr. Wir wurden <strong>in</strong> der letzten Dekade außerordentlich gut bedient. Aber die deutschen Städte benötigen weiterh<strong>in</strong> Städtebauförderung, auch <strong>Fürth</strong>! Die Stadterneuerung kann nicht als abgeschlossene Aufgabe <strong>in</strong> Deutschland gelten. Städtebauförderung ist e<strong>in</strong> Progr<strong>am</strong>m, das garantiert solche privaten Initiativen auslöst, dass es sich auch für den F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister, sei es <strong>in</strong> Bayern oder auf Bun<strong>des</strong>ebene, wieder lohnt. Also es lohnt sich für die Städte, es lohnt sich für die Menschen, es lohnt sich für die Kasse, es lohnt sich für das ganze Land. Deshalb me<strong>in</strong> abschließender Appell: Erhöhen Sie wieder die Städtebauförderung auf allen Ebenen! Vielen Dank. 7