Liberal - JuLis - Junge Liberale
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Kolumne <strong>Liberal</strong><br />
RIFD-Technologie – Gefahr oder Chance<br />
> von Rainer Matheisen<br />
Nicht erst durch die geplante Verwendung<br />
in Reisepässen sind sie<br />
in den Blickpunkt der Öffentlichkeit<br />
geraten: Kleine RFID-Funkchips mit einem<br />
großem Einsatzgebiet. Ob im Supermarkt<br />
oder in Geldscheinen – überall<br />
soll der Bürger bald mit RFID in Kontakt<br />
kommen. Doch ist die neue Technologie<br />
nun eine Gefahr für die informationelle<br />
Selbstbestimmung oder ein<br />
Wundermittel für die innere Sicherheit<br />
und die Handelsunternehmen<br />
Um dies zu klären, muss man zunächst<br />
die technischen Vorraussetzungen<br />
betrachten. Es handelt sich bei RFID<br />
um eine abhörbare Funkschnittstelle,<br />
auf der berührungslos und ohne Sichtkontakt<br />
Daten ausgelesen werden können.<br />
Bei der einzig praktikablen, da<br />
manipulationssicheren und kostengünstigen,<br />
Read-Only-Variante können laut<br />
dem „Bundesamt für Sicherheit in der<br />
Informationstechnik“ (BSI) Verschlüsselung<br />
und sichere Authentifizierung<br />
nicht realisiert werden. Auch können<br />
RFID-Chips geklont und zerstört werden,<br />
aber auch von Irritation durch<br />
Einwirken hoher Feldstärken, Missbrauch<br />
des Selbstzerstörungs-Kommandos<br />
und Abschirmung berichtet<br />
das BSI weiter.<br />
Die RFID-Technologie ist also bei weitem<br />
nicht so ausgereift und sicher,<br />
wie Befürworter aus Politik und Wirtschaft<br />
sie oft darstellen. Dennoch<br />
spricht nichts dagegen, sie zur Verbesserung<br />
unternehmensinterner logistischer<br />
Abläufe einzusetzen. Der<br />
RFID-Chip bedeutet gerade bei Handelsunternehmen<br />
einen enormen Fortschritt,<br />
da jedes Produkt schnell und berührungslos<br />
lokalisierbar ist und damit<br />
ein enormer Zeit- und Arbeitsaufwand<br />
gespart werden kann. Wichtig ist jedoch,<br />
dass beim Verlassen des Unternehmens<br />
die Nutzung der RFID-Chips<br />
ihre Grenze findet. Bei vom Verbraucher<br />
gekauften Waren müssen die RFID-<br />
Chips nach dem Kauf zerstört werden,<br />
wenn dieser es wünscht. Ein Nachweis,<br />
dass ein RFID-Chip wirklich zerstört<br />
oder sein Speicher wirklich gelöscht<br />
wurde, ist für den Verbraucher zur Zeit<br />
allerdings nicht möglich. Deshalb müssen<br />
in diesem Punkt schnellstens klare<br />
gesetzliche Regelungen verankert werden,<br />
die den Missbrauch von RFID-Chips<br />
zur Erstellung von Kundenprofilen verhindern.<br />
Bei Rabatt-Karten kann der<br />
Bürger selbst entscheiden, ob er einem<br />
Unternehmen seine Kaufgewohnheiten<br />
offenbart. Beim RFID-Einsatz dürfte<br />
er hingegen ohne klare datenschutzrechtliche<br />
Regelungen bald nicht mehr<br />
„Herr über seine Daten“ sein. Dann<br />
könnte z.B. ein Kunde in wenigen Jahren<br />
im Kaufhaus automatisch zum Kauf<br />
eines neuen Mantels ermahnt werden,<br />
weil der RFID-Chip im alten Kleidungsstück<br />
das fehlende modische Bewusstsein<br />
des Kunden verraten hat.<br />
Die steigende Gefahr von<br />
Identitätsdiebstählen<br />
Neben dem Handel hat auch Bundesinnenminister<br />
Otto Schily starkes Interesse<br />
an den Funkchips. Nicht nur in WM-<br />
Tickets verbergen sie sich, ab Herbst<br />
kommen sie verpflichtend für alle Bundesbürger<br />
in die Reisepässe und auch<br />
Personalausweise sollen in Zukunft mit<br />
RFID-Technologie bestückt werden. Die<br />
massive Kritik von Datenschützern, IT-<br />
Fachleuten und liberalen Politikern ignoriert<br />
er dabei völlig oder versucht sie<br />
mundtot zu machen. Dabei liegen die<br />
enormen Gefahren für die Bürger auf<br />
der Hand. Da RFID-Leser und passende<br />
Programme öffentlich erhältlich sind,<br />
dürfte die Zahl so genannter Identitätsdiebstähle<br />
enorm zunehmen. Erfahrungen<br />
damit hat man bereits in den<br />
USA gesammelt. Im vergangenen Jahr<br />
wurden allein im Bundesstaat Kalifornien<br />
39.000 Menschen Opfer derartiger<br />
Straftaten. Dabei nutzen die Täter<br />
illegal erlangte Daten, etwa für das Eröffnen<br />
und Überziehen von Bankkonten,<br />
das Bestellen teurer Waren oder<br />
das Mieten von Autos auf Kosten der<br />
Opfer. Deshalb hat der Senat von Kalifornien<br />
nun mit breiter Unterstützung<br />
durch Demokraten und Republikaner<br />
ein Gesetz verabschiedet, das es Staat<br />
und Kommunen verbietet, Ausweise<br />
und Führerscheine mit einem RFID-<br />
Chip auszugeben. Aber warum möchte<br />
der Bundesinnenminister nicht von<br />
den Erfahrungen in Amerika profitieren<br />
Könnte es daran liegen, dass die<br />
Bundesdruckerei nicht genügend ausgelastet<br />
ist Oder möchte Schily mit<br />
seiner populistischen Politik für mehr<br />
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Foto: Bundesdruckerei<br />
Scheinsicherheit im Herbst auf Stimmenfang<br />
gehen Die Antwort darauf<br />
weiß er wohl nur selbst. Aber gerade<br />
wir <strong>Junge</strong> <strong>Liberal</strong>e müssen weiterhin<br />
gegen jede Form der unausgereiften<br />
RFID-Technologie in öffentlichen Dokumenten<br />
klar Stellung beziehen. Nur<br />
dadurch können wir die enormen Missbrauchsgefahren<br />
ins Bewusstsein der<br />
Öffentlichkeit bringen!<br />
Rainer Matheisen ist stv. Kreisvorsitzender<br />
der <strong>JuLis</strong> Düsseldorf und<br />
Vorsitzender der LHG Düsseldorf.<br />
Ihr erreicht ihn unter<br />
matheisen@mmobil.de<br />
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Chip in der Passdecke<br />
Symbol für<br />
elektronisches Passbuch<br />
jung & liberal Ausgabe 2|2005