Die Krone des „Maikönigs” schwebt drohend über Alberts Haupt (Sebastian Kohlhepp) Verlorene Unschuld – gewonnene Freiheit Zur Premiere von Benjamin Brittens „Albert Herring” Der 1913 geborene Benjamin Britten ist neben Richard Strauss und Giacomo Puccini der bedeutendste und meistgespielte Opernkomponist des 20. Jahr hunderts. Mögen uns zunächst auch seine tragischen Meisterwerke „Peter Grimes” und „Billy Budd” in den Sinn kommen, wenn wir an Britten denken, so gelang ihm mit der Gesellschaftskomödie „Albert Herring”, uraufgeführt 1947, eine der eindrucksvollsten modernen komischen Opern – durchaus auf dem Niveau von Strauss‘ „Die schweigsame Frau” oder Puccinis „Gianni Schicchi”. Dabei war es dem jungen Komponisten keineswegs um oberflächliche Heiterkeit zu tun. Die 1940er Jahre mit der Rückkehr aus dem selbstgewählten Exil in den USA an der Seite des neuen Lebenspartners, des Tenors Peter Pears, Spionageverdacht und Anfeindungen wegen seiner Homosexualität in der britischen Heimat waren ernste Lebensprüfungen für ihn. Kompositionen wie die Pears gewidmete Tenorserenade op. 31 (1943) führten ihn auf den Weg des Musiktheaters: „Britten hatte eine der Kerntechniken seiner dramatischen Sprache entdeckt: den Gebrauch einfacher Mittel zur Andeutung unergründlicher Tiefen.” (Alex Ross) Verlorene Unschuld Auf die vom Broadwaymusical inspirierte Operette „Paul Bunyan” (1941) folgte denn auch „Peter Grimes” (1945), die aufwühlende Oper über einen brutalen Fischer, einen Außenseiter, der von seiner Dorfgemeinde zu Tode gehetzt wird. Die zentralen Themen – die Gefährdung der Unschuld und der Druck der Gesellschaft auf den Einzelnen –, die in „Grimes”, später in „Billy Budd” und „The Turn of the Screw” zum Tode des Jungen führen, sind auch in der Kammeroper „Albert Herring” bestimmend; allerdings kommt der Einfaltspinsel Albert nicht zu Tode, sondern genießt das Heraustreten aus der gesellschaftlichen Enge, das mit dem Verlust der Unschuld einhergeht. In einer Klage um den vermeintlich Toten manifestiert Britten knapp vor dem glücklichen Ausgang der Oper auch seine tragische Ader. Und die autobiographischen Anklänge sind unübersehbar: War nicht auch der junge Benjamin ein Muttersöhnchen gewesen, das sich vor Weiberröcken gefürchtet hatte und seine Selbstbestimmtheit schmerzhaft verdienen musste Wie schon die vorangehende Kammeroper, „The Rape of Lucretia” (1946), wurde „Albert Herring” in Glyndebourne uraufgeführt und trug zum Ruhme des Mittdreißigers Britten als bedeutendster lebender Opernkomponist Englands bei. Von Isidore zu Albert Eric Crozier, Regisseur und später wichtiger Mitstreiter Brittens beim Aldeburgh Festival, schrieb mit „Albert Herring” sein erstes Libretto für den jungen Meister („Let’s Make an Opera” und „Billy Budd” sollten folgen). Crozier erinnerte sich: „In den Jahren, während derer Britten seine Opern ‚Peter Grimes‘ und ‚Lucretia‘ plante und schrieb, habe ich als Regisseur beider Werke oft an den Unterhaltungen zwischen dem Dichter und dem Komponisten teilgenommen und den Fortschritt ihrer Arbeit von den ersten Ideen bis zur endgültigen Realisierung verfolgt. Ich habe versucht, aus dieser Erfahrung Nutzen zu ziehen, als ich das Textbuch zu ‚Albert Herring‘ schrieb.” Man wählte Guy de Maupassants brillante Erzählung „Le Rosier de Madame Husson” als Ausgangspunkt. Die 1887 entstandene Geschichte spielt in einer Kleinstadt 4_5 Benjamin Britten (1913 – 1976) Albert Herring Komische Oper in drei Akten Text von Eric Crozier Nach der Novelle „Le Rosier de Madame Husson” von Guy de Maupassant Deutsch von Carolyn Sittig und Waltraud Gerner Mit deutschen Übertiteln Werkeinführung mit Christoph Wagner-Trenkwitz jeweils eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung (Generalprobe und Premiere ausgenommen) im Galerie-Foyer Öffentliche Generalprobe am 13. Februar 2014, 11:00 Uhr Premiere am 15. Februar 2014 Weitere Vorstellungen am 19., 23., 25. Februar, 3., 9., 11., 20. März 2014 Dirigent: Gerrit Prießnitz Regie: Brigitte Fassbaender Bühnenbild und Kostüme: Bettina Munzer Dramaturgie: Eva Maskus/Christoph Wagner-Trenkwitz Koproduktion mit dem Tiroler Landestheater unter der Intendanz von KS Brigitte Fassbaender Lady Billows, eine stattliche, unduldsame und herrische ältere Dame: Barbara Schneider-Hofstetter/Elisabeth Flechl Florence Pike, ihre Haushälterin: Martina Mikelić/Alexandra Kloose Miss Wordsworth, Schulvorsteherin: Birgid Steinberger/Cornelia Horak Mr. Gedge, Pfarrer: Morten Frank Larsen/Alexander Trauner Mr. Upfold, Bürgermeister von Loxford: Jeffrey Treganza/Christian Drescher Mr. Budd, Polizeichef: Andreas Daum/Andreas Mitschke Sid, Metzgerbursche: Daniel Ochoa/Julian Orlishausen Albert Herring, Bursche im Gemüseladen: Sebastian Kohlhepp/Daniel Johannsen Nancy Waters, Bäckerstochter: Dorottya Láng/Christiane Marie Riedl Mrs. Herring, Alberts Mutter: Elvira Soukop/Sulie Girardi Emmy, Siss, Harry, Schulkinder aus Loxford: Kinderchor und Jugendchor der <strong>Volksoper</strong> <strong>Wien</strong>