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Worin unterscheiden sich rauchende Schülerinnen und Schüler von ...

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Abteilung 43/5 Fachbereich Ges<strong>und</strong>heit<br />

gerade diese Dimension Raucher <strong>und</strong> Nichtraucher differenziert (Abbildung 4).<br />

Ein genau umgekehrtes Bild ergibt <strong>sich</strong> bei einem Vergleich der jüngeren mit<br />

den älteren Gymnasiasten (Abbildung 3 <strong>und</strong> 5).<br />

f. Überraschend, weil wegen der stimulierenden Wirkung des Nikotin erwartet, ist<br />

die Tatsache, dass <strong>sich</strong> auf 3 <strong>von</strong> 4 Abbildungen (Ausnahme Abb. 3) <strong>rauchende</strong><br />

<strong>und</strong> nicht<strong>rauchende</strong> <strong>Schüler</strong> auf der Dimension "Aufmerksamkeitsstörungen"<br />

nicht <strong>unterscheiden</strong>.<br />

g. Das auffällig niedrige Niveau der Raucher auf der Dimension "Soziale<br />

Probleme" (A4) bedeutet, dass <strong>rauchende</strong> Jugendliche keine Probleme in der<br />

Anerkennung durch andere Gleichaltrige sehen, während nicht<strong>rauchende</strong><br />

Jugendliche ihre Distanz zu Gleichaltrigen als problematisch empfinden,<br />

anscheinend ist diese Distanz ein Schutzfaktor in Bezug auf das Rauchen.<br />

h. Bei der Interpretation dieser Bef<strong>und</strong>e ist im Auge zu behalten, dass es <strong>sich</strong><br />

beim YSR um Einschätzungen der Jugendlichen zu ihrem eigenen Befinden<br />

<strong>und</strong> Sozialverhalten handelt. Wir betrachten unter dieser Perspektive die<br />

<strong>rauchende</strong>n <strong>Schüler</strong> im Vergleich zu ihren nicht<strong>rauchende</strong>n Mitschülern, mit<br />

denen sie in einem ständigen Kontakt stehen <strong>und</strong> <strong>von</strong> denen sie <strong>sich</strong> als<br />

Raucher auch in der Selbst- <strong>und</strong> Fremdwahrnehmung <strong>unterscheiden</strong>. In der<br />

alltäglichen Interaktion gehen die <strong>von</strong> den Rauchern beklagten körperlichen<br />

Beschwerden in die Fremdwahrnehmung nicht ein, sie könnten daher auch eine<br />

Folge des Rauchens selbst sein. In die verstärkte durchgängige Wahrnehmung<br />

der Dissozialität geht vermutlich auch die Tatsache ein, dass an der Schule<br />

Rauchen als unerwünschtes Verhalten gilt - was ange<strong>sich</strong>ts des<br />

Rauchverhaltens der <strong>Schüler</strong> an den Hauptschulen mit zunehmendem Alter an<br />

faktischer Bedeutung verliert, während es an den Gymnasien auch bei den<br />

Älteren noch wirksam zu sein scheint.<br />

Die durchgängig bestehende Assoziation <strong>von</strong> Auffälligkeit in aggressiven<br />

Verhaltensweisen könnte mit der in der Jugendphase demonstrativ (im Sinne<br />

des ‚conspicuous consumption‘ =auffallender Konsum) angestrebten Wirkung<br />

des Rauchens auf die Umgebung des Rauchers interpretiert werden, als<br />

erwachsen zu gelten, das dem Jugendlichen vorenthaltene Symbol "rauchen =<br />

erwachsen sein" <strong>sich</strong> zuzueignen. Rauchen als "aggressives dissoziales<br />

Verhalten" könnte als ein demonstratives Verhalten interpretiert werden, das<br />

seine eigenen Rituale besitzt, demonstrative Gelegenheiten sucht <strong>und</strong> zum<br />

Identifikationsmuster wird.<br />

Forschungsgruppe Primärmedizinische Versorgung, Universität zu Köln<br />

Autor: Direktor: UnivProf. Dr. G. Lehmkuhl<br />

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