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22 Reportage<br />

B4 - der Weg zurück<br />

Wirre Striche und einsame Ampelfrauen<br />

abgefahren und fotografiert von Mathias<br />

Im zweiten Teil der Reportage<br />

beschreibt Mathias<br />

die Rückfahrt vom Ziel<br />

und nördlichen Endpunkt<br />

der Bundesstraße 4 in Bad<br />

Bramstedt nach Franken.<br />

Mein zügiger Aufbruch kommt<br />

nicht von ungefähr: Von Westen<br />

schieben sich qualitativ hochwertige<br />

Regenwolken heran,<br />

ein kurzer Blick auf das Regenradar<br />

meines Smartphones (ja,<br />

manchmal sind die Zauberdinger<br />

auch richtig zu was nützlich)<br />

zeigt nichts Gutes. Husum, Sylt<br />

– gestrichen, ich will nicht nass<br />

werden. Und ich würde sehr<br />

nass werden.<br />

Eine kurze Rundfahrt durch<br />

meinen Zielort, der relativ sensationslos<br />

zwischen Nord- und<br />

Ostsee liegt, muss aber noch<br />

sein. Karl Lagerfeld ging hier<br />

lange zur Schule, das war es<br />

auch schon. Nun aber los Richtung<br />

A7, die hier von Flensburg<br />

kommend direkt nach Hamburg<br />

führt. Es läuft gut, scheinbar<br />

entkomme ich den dunklen Wocken<br />

doch noch. Ein menschliches<br />

Bedürfnis teibt mich kurze<br />

Zeit später auf einem Rastplatz<br />

in ein Toilettodrom, das in<br />

punkto Ausmaß und Styling für<br />

mich nie gekannte Ausmaße annimmt.<br />

Ich habe nicht geprüft,<br />

ob vielleicht sogar das Klopapier<br />

beheizt war.<br />

Egal, weiter, die Wolken kommen<br />

wieder näher, greifen jetzt<br />

von hinten und rechts an. Kurz<br />

vor Hamburg wird der Verkehr<br />

zäh, ich gebe den Eppendorfer<br />

Weg 172 ein und freue mich<br />

auf den seit Olli Dittrichs Figur<br />

„Dittsche“ zum Kultimbiss aufgestiegenen<br />

Currywurstladen<br />

„Eppendorfer Grillstation“.<br />

Weit komme ich nicht. Der Verkehr<br />

ist inzwischen chaotisch,<br />

dazu verdunkelt sich der Himmel<br />

bereits in einem Mix aus<br />

gelbem und violettem Licht bedrohlich.<br />

Nein, in meinem Nachruf<br />

soll nicht stehen: Auf dem<br />

Motorrad sitzend in Hamburger<br />

Innenstadt ertrunken. Rechts<br />

ran, das Navi umprogrammiert,<br />

raus hier: Fernziel Hannover.<br />

Das bedeutet aber zunächst<br />

zurück auf die A7, dann durch<br />

den Elbtunnel, der trotz dicker<br />

Lüftungsventilatoren mit ebensolcher<br />

Luft aufwartet. Ich bin<br />

froh, am südlichen Ende wieder<br />

zusammen mit dem Feierabendverkehr<br />

ans Tageslicht gespült<br />

zu werden, während die Köhlbrandbrücke<br />

mit ihren 50 Metern<br />

Höhe über dem Hamburger<br />

Freihafen von links grüßt.<br />

Von rechts droht weiterhin<br />

heftigstes Wetter, inzwischen<br />

bereits mit Blitz und Donner.<br />

Deshalb müssend die 34 PS der<br />

BMW F GS 650 jetzt ran: Mit -<br />

später per Navi ausgelesenen -<br />

Spitzengeschwindigkeiten von<br />

149 km/h fliehe ich Richtung<br />

Süden. Ein kurzer Tankstopp in<br />

der Lüneburger Heide und der<br />

Blick rundum zeigt, dass ich<br />

wohl dem Unwetter entkommen<br />

bin.<br />

Später, kurz vor Hannover,<br />

stellt sich wieder die Frage des<br />

heutigen Nachtlagers. Heute bin<br />

ich komsequenter, und schließlich<br />

fahre ich das Notepad ja<br />

nicht zum Spaß seit fast 1.000<br />

Kilometern spazieren.<br />

Willkommen beim<br />

Schachtelwirt<br />

Tja, und da taucht doch wieder<br />

genau im richtigen Augenblick<br />

eine Filiale des amerikanischen<br />

Schachtelwirts auf, bei dem<br />

immer ein gelb-rot geringelter<br />

Plastikkasper vor der Tür sitzt.<br />

Bei einem entsprechenden<br />

Schachtelmenü studiere ich das<br />

Hotelangebot und entscheide<br />

mich für eine bescheidene Herberge<br />

in der Nähe des Flughafens.<br />

Als inzwischen seit fünf<br />

Jahren im Knoblauchsland<br />

Wohnender brauche ich einfach<br />

den nächtlichen Fluglärm, sonst<br />

kann ich nicht gut schlafen.<br />

Blühende Landschaften:<br />

Kilometerweite Rapsfelder<br />

zwischen Harz und Gotha.

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