International | handfest 03 2009 32 heute schwAben, morgen kAbul Wie Elektroniker und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik aus Tapfheim mit ihrem Handwerk um die Welt reisen Von Petra Plaum
Schöne Aussicht hinter Mauern. Die Handwerker aus Deutschland lebten im Dienste für die deutsche Regierung ziemlich abgeschottet von ihren afghanischen Nachbarn. Aber den einen oder anderen Blick riskierte wohl jeder. Izmir, Türkei, 2007: Handwerker der bayerisch-schwäbischen Firma Schnepf statten das neue deutsche Generalkonsulat mit moderner Haustechnik aus. Kabul, Afghanistan, 2008: Schnepf-Mitarbeiter sorgen in Dienstwohnungen der deutschen Botschaft für gutes Klima. Tiflis, Georgien, auch 2008: Schnepf und die deutsche Botschaft bleiben ein Dream-Team. Keine Frage also: die Experten für Elektronik und Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, die hier arbeiten, kommen in letzter Zeit ganz schön herum! „Hoffentlich darf ich bald mal mit auf so eine Reise“, meint Sascha Petermann, der im dritten Lehrjahr zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik steckt. Bald ist er fertig mit seiner Ausbildung und hofft, übernommen zu werden. Von den insgesamt zwölf Lehrlingen der Firma Schnepf darf noch keiner bei den langen Auslandseinsätzen dabei sein, doch junge Gesellen nimmt Saschas Chef Ludwig Schnepf gerne mit auf Tour. Gesellen wie Torsten Firke, der seit sieben Jahren zum Team gehört. abenteuerlich „Ich war beim deutschen Generalkonsulat in Izmir dabei. Das war schon aufregend“, erzählt Torsten. Auch, wenn die Haustechnik hinterher genauso aussah wie daheim in Deutschland – wohingegen die zweitgrößte Stadt der Türkei mit ihrem Bazar, der Burg Kadifekale und der typisch türkischen Gastfreundschaft für die Handwerker schon etwas Ungewohntes darstellte. Und das auch in Sachen Handwerk: „Vor Ort wird teilweise schon ganz anders gearbeitet als bei uns“, erinnert sich Torsten. Er grinst: „Manche Sachen sind richtig abenteuerlich zusammengebastelt. Aber es scheint ja trotzdem ganz gut zu halten“. kühlen und heizen Trotzdem, er gibt sich mit seinen Einsätzen stets richtig Mühe. Ob in Schwaben oder in Izmir, wenn er arbeitet, muss alles genau passen. Heute ist eine Klimaanlage in Schwäbisch Gmünd dran. Torsten und Sascha bringen den großen Kasten an die richtige Stelle an der Decke und befestigen sie. Torsten schwärmt: „Diese Anlage hier kann ziemlich viel: im Sommer kühlt sie, im Winter heizt sie besser als viele normale Heizkörper“. Krieg Und gutes Klima ist gefragt. Auch in Kabul, wo die Temperaturen ganz ähnlich sind wie in Schwaben – im Sommer bis zu 25 Grad, im Winter um die null Grad. Die afghanische Hauptstadt hat allerdings 3 Millionen Einwohner, Tapfheim, wo die Firma Schnepf beheimatet ist, gerade mal 4000. Der größte Unterschied jedoch: in Tapfheim herrscht kein Krieg. „Dass es Krieg gibt, haben wir bei der Arbeit in Kabul meistens nicht mitbekommen“, sagt Ludwig Schnepf. Sicherheitspersonal „Wir waren ja auch recht abgeschottet“. Mit einer Mauer um die Baustelle herum und Sicherheitspersonal. Eineinhalb Monate lang konnten die Handwerker sich also recht ungestört damit beschäftigen, Dienstwohnungen für Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit Haustechnik auszustatten. Zehn Tage davon packte auch Ludwig Schnepf mit an. „Zu den Aufträgen für die deutsche Regierung sind wir über zwei unserer Großkunden gekommen, die Module erstellen“, berichtet er. Modul heißt: was später mal zum Zimmer wird, bereiten Handwerker in Deutschland schon soweit möglich vor. Mit Schiffen und LKWs reisen die Module dann ins Ausland, werden zusammengebaut und fertiggestellt. Bei der Fahrt durch Pakistan wurden die Module für die deutsche Botschaft tatsäch- handfest 03 2009 | International Bilder einer Kriegsstadt: Kabul, die Hauptstadt von Afghanistan, und ihre Ruinen. lich beschossen – zum Glück passierte den Fahrern nichts, und die Löcher konnten vor Ort in Kabul schnell ausgebessert werden. Stadt in der Stadt In Kabul selbst schliefen die Handwerker in einem Wohncontainer, gemeinsam mit anderen Handwerkskräften aus Deutschland. Die Teams verstanden sich untereinander gut, man sprach Deutsch, genau wie die Architekten. Dank der Mauer lebten alle in einer Stadt in der Stadt. „Wir hatten sogar einen eigenen Koch, er war Afghane“ berichtet Ludwig Schnepf. „Er und die einheimischen Servicekräfte und Arbeiter, die wir in der Zeit dort kennen lernten, waren sehr nett und gastfreundlich.“ An Terrorismus dachte er also eher selten. Doch einen Tag, nachdem Ludwig Schnepf nach Hause abreiste, machte Kabul mal wieder traurige Schlagzeilen: vor der indischen Botschaft sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. Es gab 40 Tote. „Im Nachhinein überlegt man sich schon, ob man es noch mal machen würde“, sagt Ludwig Schnepf heute. Und weiß, dass er und sein Team großes Glück hatten. Georgien Kaum aus Kabul zurückgekehrt, stand ein Auftrag aus Georgien auf der Tagesordnung. „Da ging es dann gerade los mit den Unruhen, und so hat sich das Ganze bis in den Herbst verschoben“, meint Ludwig Schnepf. Die Millionenstadt Tiflis gilt als chaotisch, hat 60 % Arbeitslose, ständig Verkehrsstau und immer wieder Probleme mit der Stromversorgung. Auch hier hatte das Schnepf- 33