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Seelsorge im Gefängnis - Kath. Gefängnisseelsorge

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Für die <strong>Gefängnis</strong>seelsorge liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit<br />

bei den Gefangenen. Dabei sollten die Probleme und Bedürfnisse<br />

der Bediensteten, sowie der Institution auch wahrgenommen<br />

werden. Durch den Kontakt mit den Bediensteten eröffnen sich<br />

viele Möglichkeiten sich für die Gefangenen einzusetzen.<br />

Hier ist ein hoher Grad an Menschenkenntnis, an Eigen- und<br />

Selbstständigkeit, an Fähigkeit, sich abzugrenzen gefordert, weil<br />

man sonst unweigerlich für fremde Interessen ausgenutzt wird, in<br />

„Teufelsküche“ kommt und an Ansehen bei den Inhaftierten und<br />

den Bediensteten verliert, was schließlich die Arbeitsmöglichkeiten<br />

beeinträchtigen wird.<br />

Aus den Biographien der Inhaftierten wird meist schnell deutlich,<br />

dass sie als Kinder, Jugendliche und Erwachsene eine Unzahl an<br />

Entbehrungen und Benachteiligungen hinnehmen mussten. Mangelnde<br />

Zuwendung, zerrüttete Familien, bruchstückhafte oder gar<br />

keine Ausbildung haben sie gelehrt, diese Mängel durch zweifelhafte<br />

und schließlich kr<strong>im</strong>inelle Strategien zu kompensieren. Dies<br />

bedeutet, die Menschen, mit denen der <strong>Seelsorge</strong>r zu tun hat,<br />

haben Erfahrungen gemacht und Kenntnisse erworben, die ihm<br />

selbst weithin fremd sein werden, so dass Kommunikations- und<br />

Verstehensschwierigkeiten auftreten müssen.<br />

Die Differenz zwischen dem Binnenleben eines <strong>Gefängnis</strong>ses und<br />

der Außenwelt wird als erstes in der Sprache deutlich. Ausdrücke<br />

wie „Hütte“, „Koffer“, „Buch“ und „Bombe“ z.B. müssen Neulinge<br />

sich erst entschlüsseln lassen. Es ist dies eine von vielen<br />

Arten der Inhaftierten, sich eine eigene Welt zu schaffen. Es ist<br />

dies ein Schutz gegen die Übermacht derer, die mit ihren Schlüsseln<br />

durch alle Türen kommen. Auch der <strong>Seelsorge</strong>r gehört dazu.<br />

Ob man es lernt, seine Schlüssel richtig zu benutzen, muss sich<br />

erst erweisen.<br />

Hier ist ein Höchstmaß an Sensibilität und Emphatie, an Selbststand,<br />

Konfliktfähigkeit und Gesprächsführungskunst gefordert.<br />

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