Seelsorge im Gefängnis - Kath. Gefängnisseelsorge

4.2.3 Der Umgang in und mit der Institution
Gefängnis
Jede Einrichtung hat Regeln, nach denen sich das Leben in ihr
vollzieht. Sie entstehen im Laufe der Zeit als Orientierungshilfen
und Handlungsrichtlinien, um einen geordneten, überschaubaren,
berechen- und kontrollierbaren Ablauf der zu verrichtenden Arbeiten
zu garantieren.
Es gibt offizielle und inoffizielle „Spielregeln“ und beide entwickeln
nach und nach ein Eigenleben und eine Eigendynamik, mit
der gekonnt umgegangen sein will, die aber in jedem Gefängnis
unterschiedlich ausgeprägt sind.
Wer in einem Gefängnis arbeiten will, muss diese beiden Spielregeln
kennen lernen, denn ohne deren Kenntnis lassen sich die
scheinbar einfachsten Tätigkeiten nicht ausführen.
Auftrag einer Vollzugsanstalt ist einerseits alles zu tun, um den
Inhaftierten zu einer Lebensführung ohne Straftaten zu verhelfen,
andererseits dürfen aber alle Behandlungsbemühungen die Sicherheit
und Ordnung innerhalb wie außerhalb der Anstalt nicht
gefährden. So prägt der Konflikt Sicherheit und Behandlung das
gesamte Vollzugsgeschehen und somit auch den Arbeitsalltag des
Seelsorgers.
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Um überhaupt mit irgendeiner seelsorgerlichen Arbeit beginnen
zu können, ist es für den Seelsorger unerlässliche Voraussetzung,
die einzelnen Aufgabenbereiche der im Vollzug Tätigen kennen zu
lernen (allgemeiner Vollzugsdienst, Verwaltungsdienst, Werkdienst,
Ärzte, Pädagogen, Psychologen, Sozialarbeiter, Seelsorger,
Anstaltsleiter). Das Wissen um die Aufgaben und Funktionen und
vor allem die Kontaktbereitschaft zu dem Vollzugspersonal bilden
gewissermaßen das Startkapital für die seelsorgliche Arbeit.
Anspruch auf Seelsorge haben grundsätzlich alle, Bedienstete
wie Inhaftierte. Alle Personen, die im Gefängnis arbeiten, sind
ungewöhnlich hohen psychischen Belastungen ausgesetzt. Die
notwendige seelische Stabilität bringt jedoch längst nicht jeder
mit.