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Organisierter Pazifismus in der Endphase der Weimarer Republik ...

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Spaltung und Rekonstruktion des organisierten <strong>Pazifismus</strong> 229<br />

Von <strong>der</strong> Jahresmitte 1932 an sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Deutsche Friedensbund zusammengebrochen<br />

zu se<strong>in</strong>. Indizien dafür und Ursachen davon s<strong>in</strong>d mehrere auszumachen: Erstens<br />

g<strong>in</strong>gen die Führer ab. Freymuth, die „Seele" <strong>der</strong> neuen Gruppierung, war seit Anfang<br />

April 1932 krankheitshalber von Berl<strong>in</strong> abwesend und fiel damit für die Arbeit aus.<br />

Schönebeck, <strong>der</strong> 2. Vorsitzende, übernahm se<strong>in</strong>e Vertretung nicht 143 . Zweitens kam<br />

die Vere<strong>in</strong>stätigkeit zum Erliegen. Seit Ende Juni 1932 fanden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die regelmäßigen<br />

Vorträge nicht mehr statt 144 , die bisher das Kernstück <strong>der</strong> Aktivität des Friedensbundes<br />

gebildet hatten. Schließlich sche<strong>in</strong>t auch die Basis sich aufgelöst zu haben.<br />

So konnte Wehberg es Freymuth, den er hochschätzte, nicht ersparen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Würdigung<br />

zu dessen 60. Geburtstag im November 1932 festzuhalten, daß Freymuths Deutscher<br />

Friedensbund eben „größere Bedeutung nicht zu erlangen vermocht" hatte 145 .<br />

2. Der Allgeme<strong>in</strong>e Deutsche Friedensbund<br />

Die Rekonstruktion e<strong>in</strong>es neuen Verbandes war Freymuth nicht gelungen. Nicht Freymuth<br />

sollte Küster besiegen, dieser mußte an sich selbst scheitern - und bemühte sich<br />

darum nach Kräften. Hatte er die Abspaltungen <strong>in</strong> Magdeburg und Berl<strong>in</strong> nur als Gew<strong>in</strong>n<br />

an Geschlossenheit wahrzunehmen vermocht, so legte er sich demnächst mit e<strong>in</strong>em<br />

größeren Gegner an: <strong>der</strong> Sozialdemokratie. Gewiß war die Wehrpolitik <strong>der</strong> SPD - man<br />

er<strong>in</strong>nere sich an das Trauerspiel 1928 um den Panzerkreuzer A - für e<strong>in</strong>en Pazifisten<br />

nicht akzeptabel, sicher bot ihre Tolerierungspolitik gegenüber Brün<strong>in</strong>g offene Flanken<br />

noch und noch, aber es war doch e<strong>in</strong> gewaltiger Unterschied, ob die DFG als „außerparlamentarisches<br />

Auffangbecken für frustrierte Sozialdemokraten" 146 fungierte o<strong>der</strong> ob<br />

sie e<strong>in</strong>e parteipolitische Neugruppierung zustandezubr<strong>in</strong>gen suchte. Während ihr jene<br />

Rolle mehr o<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong> zufiel, mußte sie an dieser Aufgabe sich mit e<strong>in</strong>iger Sicherheit<br />

verheben. Die „Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft für l<strong>in</strong>kssozialistische Politik", die ihr geschäftsführen<strong>der</strong><br />

Vorsitzen<strong>der</strong> Küster - bis vor kurzem ja selbst SPD-Mitglied - Mitte 1931 aus<br />

<strong>der</strong> Taufe hob, provozierte denn auch alsbald e<strong>in</strong>en Unvere<strong>in</strong>barkeitsbeschluß des SPD-<br />

Parteivorstandes, <strong>der</strong> am 22. September 1931 auf die DFG ausgedehnt wurde 147 . Die zur<br />

Deutschen Staatspartei umfirmierte DDP faßte e<strong>in</strong>en ähnlichen Beschluß. Die Parteizugehörigkeit<br />

<strong>der</strong> Mitgliedschaft von 1926 zugrundegelegt, hatte die Führung <strong>der</strong> DFG<br />

143<br />

Schönebeck an AG Charlottenburg v. 28.8. 33, LA Berl<strong>in</strong>, Rep. 42 Acc. 1743 Nr. 9070, Bl. 28. Auch<br />

wenn das Datum dieser Äußerung Vorsicht gebietet wegen des naheliegenden Verdachts, daß Schönebeck<br />

se<strong>in</strong>e pazifistischen Aktivitäten nun herunterspielen wollte, fügt sich se<strong>in</strong>e Aussage doch <strong>in</strong>s<br />

Bild <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Indizien.<br />

144<br />

Diese Aussage stützt sich auf die Durchsicht <strong>der</strong> Veranstaltungsanzeigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Welt am Montag"<br />

von 1932.<br />

145<br />

Wehberg, Arnold Freymuth 60 Jahre alt, FW 32 (1932), S. 341 f. (342) (November). Diese E<strong>in</strong>schätzung<br />

wird unzulässig verabsolutiert bei Rolf R. Schlüter (Probleme <strong>der</strong> deutschen Friedensbewegung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Weimarer</strong> <strong>Republik</strong>, phil. Diss. Bonn 1974, S. 277 Anm. 9) und bei R. Schumann (S. 444).<br />

146<br />

Scheer,S.549.<br />

147 Vgl.Scheer,S.553ff.

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