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Organisierter Pazifismus in der Endphase der Weimarer Republik ...

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Spaltung und Rekonstruktion des organisierten <strong>Pazifismus</strong> 209<br />

nen hätte, bei dem schon lange, ehe <strong>der</strong> Sieger feststand, sich abzeichnete, wer und<br />

was auf <strong>der</strong> Strecke bleiben würde.<br />

Küster begann se<strong>in</strong>en Kampf auf <strong>der</strong> ihm beson<strong>der</strong>s gemäßen Ebene <strong>der</strong> Organisation.<br />

Die Dortmun<strong>der</strong> Generalversammlung <strong>der</strong> DFG Ende August 1925 verabschiedete<br />

e<strong>in</strong>e neue Satzung, welche die <strong>in</strong>zwischen entstandenen Landesverbände als sogenannte<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften rezipierte und sie als Träger von Organisation und<br />

Propaganda <strong>in</strong>korporierte. An sich war diese Än<strong>der</strong>ung unverfänglich; warum sollte<br />

e<strong>in</strong>e im Falle des Westdeutschen Landesverbandes bewährte Zwischenebene zwischen<br />

<strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Spitze e<strong>in</strong>erseits und den e<strong>in</strong>zelnen Ortsgruppen an<strong>der</strong>erseits nicht übernommen<br />

werden? Daß die neue Glie<strong>der</strong>ung auch im Willensbildungsgefüge des Verbandes<br />

entsprechend verankert wurde, verstand sich von selbst. Organisationspolitisch<br />

verfehlt dagegen muß es genannt werden, daß auch die Beitragsabrechnung<br />

über die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften laufen sollte, was die stets f<strong>in</strong>anzschwache Berl<strong>in</strong>er<br />

Zentrale von den Landessekretariaten abhängig machte. Und e<strong>in</strong> Und<strong>in</strong>g schließlich<br />

war die Vorschrift jenes Satzungsparagraphen, nach dem die Berl<strong>in</strong>er Zentrale<br />

grundsätzlich nur mit den Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften zu verkehren habe - e<strong>in</strong> Und<strong>in</strong>g,<br />

das sich zum Affront wandelte, wenn <strong>der</strong> westdeutsche Landesverbands-Vorsitzende<br />

Küster unzulässigen unmittelbaren Verkehr <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Geschäftsleitung mit e<strong>in</strong>er<br />

Ortsgruppe abmahnte. Kurz gesagt: E<strong>in</strong> Organisationsmodell, das <strong>in</strong> Westdeutschland<br />

frei gewachsen war und funktionierte, hatte Küster für den Gesamtverband und<br />

damit auch für Gegenden verb<strong>in</strong>dlich gemacht, wo diese Organisationsebene überhaupt<br />

erst e<strong>in</strong>mal von oben e<strong>in</strong>gezogen werden mußte, und gleichzeitig hatte Küster<br />

gegenüber <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Verbandsspitze e<strong>in</strong> „Landesfürstentum" etabliert, das ersichtlich<br />

auf se<strong>in</strong>e Person und se<strong>in</strong>e <strong>der</strong>zeitige Position zugeschnitten war.<br />

Die Geschäftsleitung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Honoratiorenrunde unter Führung des greisen<br />

Ludwig Quidde - des nachmaligen Friedensnobelpreisträgers (1927) -, sprach sich<br />

mit guten Gründen gegen den Satzungsumbau aus - und unterlag ordnungsgemäß.<br />

E<strong>in</strong>en adäquaten Gegner gab sie nicht ab und sollte sie nie abgeben.<br />

IL Die Spaltung <strong>der</strong> Deutschen Friedensgesellschaft<br />

1. Der erste Konflikt <strong>der</strong> Ortsgruppe Berl<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> Küsterschen Führung<br />

Genau zwei Jahre nach jenem Satzungserfolg <strong>in</strong> Dortmund, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>e westdeutsche<br />

Position gesichert hatte, setzte Küster zum Griff nach Berl<strong>in</strong> an. Auf e<strong>in</strong>er Präsidiumssitzung<br />

Ende August 1927 verlangte er ultimativ, die gesamte Friedensgesellschaft<br />

müsse den <strong>in</strong>haltlichen Kurs des Westdeutschen Landesverbandes übernehmen,<br />

Quidde müsse von <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Gesellschaft zurücktreten, das „An<strong>der</strong>e<br />

Deutschland" als Pflichtorgan e<strong>in</strong>geführt werden. Tatsächlich setzte sich Küster auf<br />

<strong>der</strong> nachfolgenden Generalversammlung <strong>in</strong> Erfurt Anfang Oktober 1927 wie<strong>der</strong>um<br />

durch, wenngleich er e<strong>in</strong>ige Abstriche h<strong>in</strong>nehmen mußte. So blieb Quidde Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> DFG, ihm zur Seite traten aber mit gleichen Rechten Küster selbst und <strong>der</strong>

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