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Organisierter Pazifismus in der Endphase der Weimarer Republik ...

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Spaltung und Rekonstruktion des organisierten <strong>Pazifismus</strong> 215<br />

„Deutsche Zukunft" 34 auf ihrer Seite, während die „Friedenswarte" Neutralität<br />

wahrte 35 .<br />

Für die nächste ordentliche Generalversammlung Ende September 1929 <strong>in</strong> Braunschweig<br />

hatten die Berl<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>en Antrag vorbereitet, <strong>der</strong> nicht nur die Auflösung ihrer<br />

Ortsgruppe rückgängig machen sollte, son<strong>der</strong>n auch ihre Sachposition bestehen<br />

lassen und es dem Präsidium ermöglichen sollte, das Gesicht zu wahren: Die Ortsgruppe<br />

Berl<strong>in</strong> - hieß es da - habe „den Erfurter Beschluß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art beachtet, wie es<br />

durch die Berl<strong>in</strong>er Verhältnisse geboten und möglich ist" 36 . Doch <strong>der</strong> Küsterschen<br />

Führung stand <strong>der</strong> S<strong>in</strong>n nicht nach Kompromissen und E<strong>in</strong>igungsformeln. Auf <strong>der</strong><br />

Ausschußsitzung am 27. September 1929 zur Vorbereitung <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

wurde e<strong>in</strong>stimmig die L<strong>in</strong>ie festgelegt, daß die Auflösung <strong>der</strong> Ortsgruppe Berl<strong>in</strong> nur<br />

zurückgenommen werde, wenn diese die Erfurter Beschlüsse als für sich b<strong>in</strong>dend anerkenne<br />

37 - ohne Wenn und Aber.<br />

Freymuth versuchte noch e<strong>in</strong>mal, die Kapitulation zu vermeiden, und schlug e<strong>in</strong>e<br />

Vertagung vor, „damit die Differenz zwischen DFG und Berl<strong>in</strong>er O.-G. durch<br />

freundschaftliche Aussprache ohne Härte erledigt werden könne". Doch dann war es<br />

Zeit für die Weiße Fahne. Freymuth gab bekannt, daß die Ortsgruppe Berl<strong>in</strong> die Erfurter<br />

Beschlüsse vorbehaltlos anerkenne; se<strong>in</strong> Mitdelegierter Schönebeck durfte<br />

auch noch e<strong>in</strong>mal die Eignung dieser Beschlüsse für Berl<strong>in</strong> bezweifeln. Dann wurde<br />

die vom Ausschuß formulierte L<strong>in</strong>ie des Präsidiums mit 143 gegen 6 Stimmen gebilligt<br />

38 . Die beiden Berl<strong>in</strong>er Glie<strong>der</strong>ungen sollten zusammengelegt werden.<br />

Die Berl<strong>in</strong>er Sezessionisten hatten sich <strong>der</strong> Verbandsräson gebeugt, wie es, wenn<br />

<strong>der</strong> Konflikt denn schon rechtlich und nicht politisch ausgetragen wurde, gar nicht<br />

an<strong>der</strong>s se<strong>in</strong> konnte. Aber auch <strong>in</strong>nerhalb des Verbandes wurden ihre Vorstöße entschiedener<br />

abgewiesen denn je. Von <strong>der</strong> scharfen Opposition, <strong>der</strong> Spaltung gar o<strong>der</strong><br />

auch nur <strong>der</strong> Überzeugungschance, die mancher Publizist im Vorfeld <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

sehen wollte 39 , war weit und breit nichts zu erkennen. E<strong>in</strong> Antrag auf Aufhebung<br />

<strong>der</strong> Beschlüsse zum Zwangsabonnement wurde mit 114 Stimmen bei Enthal-<br />

34<br />

Vgl. den Argumentenabtausch: Johann Ohrtmann, Friedensgedanke und Friedensbewegung. Offenes<br />

Wort e<strong>in</strong>es Pazifisten, Deutsche Zukunft 6 (1929), Nr. 14 v. 15.7.29; Frhr. v. Schoenaich, Friedensgedanke<br />

und Friedensbewegung, ebenda, Nr. 15 v. 1.8. 29; Ohrtmann, Zur Klarstellung, ebenda.<br />

35<br />

Vgl. das Nachwort zu Franckes Zuschrift <strong>in</strong>: FW 29 (1929), S. 213 f. (214) (Juli).<br />

36<br />

Antrag 16 Nr. 1 (Freymuth u. Gen.), AG Charlottenburg, 95 VR 3507 Nz Deutsche Friedensgesellschaft,<br />

Bund <strong>der</strong> Kriegsgegner, Bl. 132 R; veröffentlicht <strong>in</strong>: Die Menschheit 16 (1929), S.229 (Nr. 38<br />

v. 22.9.29). ' -<br />

37<br />

So Rudolf G. Haebler, Generalversammlung 28.9. 29, Protokoll, AG Charlottenburg, 95 VR 3507<br />

Nz, Bl. 120; vgl. Volksfreund, Braunschweig, 228, 30.9. 29.<br />

38<br />

Generalversammlung 28.9.29, Protokoll, AG Charlottenburg, 95 VR 3507 Nz, Bl. 120; an<strong>der</strong>ntags<br />

wurde <strong>der</strong> e<strong>in</strong>schlägige Antrag <strong>der</strong> Ortsgruppe Berl<strong>in</strong> (Antrag 16 Nr. 1) gegen 4 Stimmen für erledigt<br />

erklärt; Freymuth durfte nicht mehr zur Sache sprechen, Generalversammlung 29.9.29, Protokoll,<br />

ebenda, Bl. 122.<br />

39<br />

So Fritz Röttcher, Die Despotie <strong>der</strong> Mittel, <strong>in</strong>: Die Menschheit 16 (1929), S.227f. (Nr.38 v. 22.9.<br />

29);vgl.VossZ424,8.9.29.

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