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Organisierter Pazifismus in der Endphase der Weimarer Republik ...

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Spaltung und Rekonstruktion des organisierten <strong>Pazifismus</strong> 241<br />

von ihrer Arbeit sei nicht zu erwarten gewesen, daß sie <strong>der</strong> auf den Faschismus zutreibenden<br />

gefährlichen Entwicklung „geme<strong>in</strong>sam mit an<strong>der</strong>en antifaschistischen Kräften"<br />

hätte E<strong>in</strong>halt gebieten können 197 . Damit steht das Kooperationsproblem kopf. Es<br />

war doch Küster gewesen, <strong>der</strong> die bisherige Kooperation mit den republikanischen<br />

Parteien zerstört und e<strong>in</strong>e überflüssige, ja angesichts jener Gefahr törichte Front im<br />

Rücken von Sozialdemokratie und Reichsbanner eröffnet hatte 198 . Gerade Freymuth<br />

hatte doch immer jene Kooperation zu retten versucht und z. B. fünf Wochen vor <strong>der</strong><br />

endgültigen Trennung von <strong>der</strong> DFG <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Artikel im Dortmun<strong>der</strong> „Generalanzeiger"<br />

se<strong>in</strong>em Wi<strong>der</strong>sacher entgegengehalten: „Die Richtung, die Küster im A.D. verfolgt,<br />

muß <strong>der</strong> Ausbreitung des Friedensgedankens <strong>in</strong> Deutschland sehr schädlich<br />

se<strong>in</strong>.... Mag <strong>der</strong> pazifistisch Organisierte an <strong>der</strong> praktischen Friedensbetätigung <strong>der</strong><br />

SPD und des Reichsbanners auch vieles zu kritisieren haben, so ist es doch ganz klar,<br />

daß es für den politisch denkenden Pazifisten gelten muß, die Friedensgedanken <strong>der</strong><br />

SPD und im Reichsbanner immer zu stärken und zu versuchen, sie zu gew<strong>in</strong>nen, als<br />

mahnen<strong>der</strong>, auch als kritisieren<strong>der</strong> Freund, aber immer als Freund. Diese wichtige<br />

Führeraufgabe hat das A.D. <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise erfüllt, son<strong>der</strong>n im Gegenteil" 199 .<br />

Wenn von jemandem, dann war von Freymuth geme<strong>in</strong>samer Kampf zu erwarten.<br />

Gerade auch um dieses Zieles willen hatte er schließlich überhaupt die Spaltung unternommen.<br />

Wie man vom Standpunkt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heitsfrontpolitik aus für den Isolationisten<br />

Küster Partei ergreifen kann, ist unerf<strong>in</strong>dlich. E<strong>in</strong>e Volte aber bedeutet es, wenn<br />

R. Schumann im weiteren Freymuths Bemühen um Zusammenarbeit mit Sozialdemokratie<br />

und Reichsbanner als „Anbie<strong>der</strong>ung" an die SPD abqualifiziert 200 . Mit solcher<br />

Anleihe bei <strong>der</strong> Sozialfaschismustheorie läßt sich doch erst recht nicht im Rahmen <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>heitsfront stimmig argumentieren.<br />

Die Gründung des Allgeme<strong>in</strong>en Deutschen Friedensbundes sieht R. Schumann nur<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Perspektive e<strong>in</strong>er Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> alten, bis 1929 gültigen pazifistischen<br />

Traditionen. Sie sei „we<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Fortschritt noch e<strong>in</strong>e Alternative und schon gleich gar<br />

nicht e<strong>in</strong> Ausweg (gewesen), mit dem sich die Ziele, die das Programm enthielt, (hätten)<br />

verwirklichen (lassen)" 201 . Zudem sei <strong>in</strong> diesem Programm „mit ke<strong>in</strong>em Wort<br />

mehr die Rede vom antifaschistischen Kampf" gewesen 202 .<br />

Letzterer Vorwurf ist noch beckmesserischer als oben <strong>der</strong> Ansatz beim „Organisationsfehler"<br />

203 ; e<strong>in</strong>en Schatten des Zweifels an <strong>der</strong> politischen Kampfstellung des<br />

197<br />

R. Schumann, S.453.<br />

198<br />

Vgl.Scheer,S.559.<br />

199<br />

Freymuth, Die Führerfrage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschen Friedensgesellschaft, Generalanzeiger, Dortmund,<br />

269,30.9.30.<br />

200<br />

R. Schumann, S. 452; wie<strong>der</strong>um werden <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie gegen Quidde Invektiven gerichtet.<br />

201<br />

R. Schumann, S. 471.<br />

202<br />

R. Schumann, S. 474; mit „Programm" ist Schümers Rede auf <strong>der</strong> Gründungsversammlung v. 4.12.<br />

32 geme<strong>in</strong>t, s. oben S. 231 ff.<br />

203<br />

Wenn man sich überhaupt darauf e<strong>in</strong>läßt, wäre auf den Aufruf des ADFB vom Januar 1933 (Deutsche<br />

Zukunft 10, 1933, Nr.2 v. 15.1. 33) zu verweisen, <strong>der</strong> bemerkenswert präzise die allmähliche<br />

Faschisierung Deutschlands beschreibt und Gegenpositionen bezieht.

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