PDF: 6,2 MB - Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft
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Der kreative Kern der Pressewirtschaft<br />
31<br />
Medium <strong>und</strong> hat verschiedene Möglichkeiten, ein<br />
Thema anzugehen. Multimedial, über Bildergalerien,<br />
über Lightshows, mit Videos, mit Grafiken, mit Votes.<br />
Wir können die Nutzer fragen <strong>und</strong> ihre Meinungen<br />
einholen. Der Reiz liegt in den verschiedenen Ebenen<br />
der Darstellung, die man benutzen kann. Auch ist ein<br />
crossmedialer Werbeeffekt möglich, wenn Print<br />
<strong>und</strong> Online gegenseitig auf sich hinweisen.<br />
Unser Verlag hat z. B. die Redaktion von zehn auf<br />
25 Mitarbeiter aufgestockt. Die Erlöse wurden gesteigert,<br />
wir machen Gewinn. Online muss nicht immer<br />
defizitär sein. SPIEGEL ONLINE macht Gewinn. Es sollte<br />
nicht verschwiegen werden, dass die Mitarbeiter<br />
keine Tarifverträge haben, sondern nur tariforientiert<br />
arbeiten. Es gibt ein Bonussystem auf der Basis<br />
von Zielvereinbarungsgesprächen. So etwas gibt es<br />
bei den herkömmlichen Zeitungen nicht. Aber vermutlich<br />
zwingen die aktuellen Herausforderungen<br />
alle, über neue Formen der Organisation nachzudenken.<br />
Es heißt immer: „online first“, aber entscheidend<br />
ist: „Print equals Online“. Beide Medien sollte man<br />
gleichwertig sehen <strong>und</strong> je nach Situation die Chance<br />
eines jeden Mediums entsprechend nutzen. Zeitungsredakteure<br />
müssen mitdenken, mitgestalten, mitorganisieren<br />
<strong>und</strong> mitanregen. Während dieses Prozesses<br />
werden die beiden, zum Teil eigenständigen,<br />
Redaktionen zu einer großen Redaktion zusammenwachsen.<br />
Die Ressourcen sind knapp. Wir machen zwar<br />
Gewinn, aber man kann nicht alles machen. Viele<br />
Verlage haben an der falschen Stelle investiert,<br />
weil sie unbedingt modern sein wollen. Die Kunst ist<br />
es, Dinge zu unterlassen. Davon hängt auch der Erfolg<br />
ab. Doch es gibt hervorragende Möglichkeiten, sich<br />
mit multimedialen Mitteln neu zu präsentieren. Meine<br />
Redaktion besteht aus jungen Kollegen, die keine<br />
Berührungsängste mit der TV-Kamera haben. Das Internet<br />
ist eine Bereicherung der journalistischen Vermittlung.<br />
Das Stichwort ist Qualität: „Quality matters“. Darauf<br />
muss man Wert legen. Es hilft, eine gestandene<br />
Print-Redaktion im Hintergr<strong>und</strong> zu haben. Die Online-Redaktion<br />
ist bei allen Print-Konferenzen vertreten,<br />
ein Print-Vertreter bei allen Online-Konferenzen<br />
Hans-Jürgen Jakobs<br />
dabei. Die Themen werden gemeinsam erarbeitet<br />
<strong>und</strong> nachher kritisch gemeinsam reflektiert. Alle Volontäre<br />
im Hause durchlaufen auch Online als Pflichtstation.<br />
Es ist schwer, die Journalistenstandards hochzuhalten.<br />
Aber es ist möglich, auch das Zwei-Quellen-<br />
Prinzip: der Konfrontationsanruf bei der Recherche,<br />
die Trennung zwischen Anzeigen <strong>und</strong> Redaktion.<br />
Zusammenarbeit / Aufforderung:<br />
Der Staat sollte eingreifen, z. B.<br />
3 die Monopolkommission mit dem Fall<br />
Suchmaschinen beschäftigen<br />
3 ein zeitgemäßes Urheberrecht schaffen<br />
3 dafür sorgen, dass es Breitband für alle gibt<br />
3 sich um die Medienerziehung in den Schulen<br />
kümmern<br />
3 eine Stiftung gegen Gewalt ins Leben rufen<br />
Die Verlage müssen<br />
3 auf ihre Selbstkontrolle achten <strong>und</strong> ein<br />
offensiveres Qualitätsmarketing betreiben<br />
Wenn sich der Staat jetzt heraushält, wird einiges zusammenbrechen.<br />
Die großen Suchmaschinen sind<br />
ein Fall für die Monopolkommission. Es ist erstaunlich,<br />
dass die Missbrauchsaufsicht noch nicht eingegriffen<br />
hat. Das Urheberrecht muss zeitgemäß sein.<br />
Wir streiten uns immer wieder mit Fotografen, was<br />
eine aktuelle Veröffentlichung eines Fotos ist. Ein Foto<br />
wird vor zwei Jahren das erste Mal als Top-Thema gebracht,<br />
verschwindet dann im Archiv, ist aber über die<br />
Suchmaschine abrufbar. Die Frage ist, ob es dann zwei