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Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften Band 15

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schaften, ungeachtet <strong>der</strong> spezifischen Verwendung, generell bei folgenden Merkmalen<br />

zu erwarten: geschlossene und ovale Primärfaserbündel, geringer Anteil an Sekundärfasern,<br />

polygonale Form <strong>der</strong> Elementarfaser, dicke Sekundärzellwände und<br />

geringe Zelllumenfläche <strong>der</strong> Elementarfaserzellen (SCHÄFER & HONERMEIER 2003,<br />

KESSLER et al. 1988). Für eine genaue Prognose <strong>der</strong> zu erwartenden Faserqualität<br />

sind histologische Analysen des Sprossachsenquerschnittes jedoch nicht ausreichend.<br />

Vor allem auch deshalb, da sich die Fasereigenschaften während des Aufschluss-<br />

und Aufbereitungsprozesses weiter verän<strong>der</strong>n können.<br />

Gut untersucht sind beim Faserlein und Faserhanf die Einflüsse agronomischer<br />

Maßnahmen (inkl. <strong>der</strong> Erntemethode) auf die Faserqualität. So bewirkt die Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Bestandesdichte bei beiden Pflanzenarten eine Verringerung <strong>der</strong> Sprossachsendurchmesser<br />

und <strong>der</strong> Entholzungseigenschaften. Die mechanischen Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> Fasern (Höchstzugkraft, feinheitsbezogene Höchstzugkraft, E-Modul) werden<br />

dagegen bei höherer Bestandesdichte verbessert (VON FRANCKEN-WELZ 2000). Zunehmende<br />

Stickstoffdosierung führt zur Vergrößerung des Sprossachsendurchmessers,<br />

zur Verringerung <strong>der</strong> Fasergehalte und zur Verschlechterung <strong>der</strong> mechanischen<br />

Fasereigenschaften. Weitere Einflüsse besitzen die Faktoren Standort<br />

(Bodenbonität, Witterung), Sorte, Saatzeit, Herbizidapplikation, Beregnung, Reifegrad<br />

und Erntemethode (Röstmethode, Erntetermin, Erntetechnik) (DRIELING 1999,<br />

GRIMM et al. 2002, SCHÄFER & HONERMEIER 2003). Von den vorgenannten Maßnahmen<br />

scheint die Erntemethode den größten Einfluss auf die Faserqualität zu haben.<br />

Hier sind u. a. <strong>der</strong> Ernte- bzw. Reifetermin und bei Anwendung <strong>der</strong> klassischen Tauröste<br />

auch <strong>der</strong> Röstverlauf zu beachten. Bei zunehmen<strong>der</strong> Röste ist beim Hanf mit<br />

einer Verringerung <strong>der</strong> Faserfeinheit und mit einer spezifischen Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Zugfestigkeit bzw. <strong>der</strong> Höchstzugkraftdehnung zu rechnen (SCHURIG-KOCUREK et al.<br />

2002). Zur Homogenisierung <strong>der</strong> Faserqualität sowie zur Verbesserung <strong>der</strong> Produktivität<br />

wurden in den vergangenen Jahren verschiedene alternative Ernte- und Aufschlussverfahren<br />

im Vergleich zur klassischen Tauröste entwickelt. Dazu zählen <strong>der</strong><br />

chemische Aufschluss (Behandlung mit Hitze, Säuren, Laugen, Tensidverfahren),<br />

<strong>der</strong> mechanische Aufschluss (mobile o<strong>der</strong> stationäre Entholzung), <strong>der</strong> physikalische<br />

Aufschluss (Hochfrequenz- und Dampfdruckbehandlung) und biologische Aufschlussverfahren<br />

(mikrobieller und enzymatischer Aufschluss). Mit diesen Verfahren<br />

kann das wetterabhängige Risiko <strong>der</strong> Tauröste verringert werden.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die pflanzenbauliche Forschung spielt eine bedeutende Rolle bei <strong>der</strong> Qualitätssicherung<br />

<strong>der</strong> Rohstoffproduktion von Nahrungs- und Industriepflanzen. Trotz zahlreich<br />

vorliegen<strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse besteht auch zukünftig auf diesem Gebiet ein<br />

hoher Forschungsbedarf. Bei Arznei- und Gewürzpflanzen sind Arbeiten zu Inkulturnahme<br />

„neuer“ Arten, zur Optimierung von Anbauverfahren bei etablierten Arten sowie<br />

zur Aufklärung möglicher Interaktionen zwischen Anbaumaßnahmen und Drogenqualität<br />

durchzuführen. Bei Faserpflanzen sind vor allem die möglichen<br />

Zusammenhänge, die zwischen Rohstoffqualität und Produktqualität bestehen, zu<br />

klären. Daneben ist die Entwicklung von Analysenmethoden zur schnellen und kostengünstigen<br />

Bestimmung <strong>der</strong> Faserqualität beim Verarbeiter <strong>für</strong> die Optimierung<br />

<strong>der</strong> Faser- und Produktqualität von Bedeutung.

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