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Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften Band 15

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Mitt. Ges. Pflanzenbauwiss. <strong>15</strong>, 16–22 (2003)<br />

Qualitativ wertvolle pflanzliche Erzeugnisse als Ergebnis<br />

wissenschaftlicher Pflanzenzüchtung<br />

W. Friedt und W. Lühs*<br />

Einleitung<br />

Hauptbestandteile unserer Nahrung neben Eiweiß und Kohlenhydraten sind die Neutralfette.<br />

Der Pro-Kopf-Verbrauch <strong>für</strong> Speisezwecke ist stetig angestiegen und beträgt<br />

in Deutschland annähernd 30 Kilogramm. Aufgrund ihres hohen physiologischen<br />

Brennwertes (1 g Fett � 38 kJ bzw. 9,3 kcal), <strong>der</strong> mehr als doppelt so hoch ist<br />

wie <strong>der</strong> von Eiweiß o<strong>der</strong> Kohlenhydraten, haben die Nahrungsfette eine wichtige<br />

Funktion als Energieträger (vgl. Lühs & Friedt, 2003). In <strong>der</strong> Produktion von Ölsaaten<br />

ist neben hohem Kornertrag, hinreichen<strong>der</strong> Ertragssicherheit und weiteren agronomischen<br />

Eigenschaften – die vorrangig über die Anbauwürdigkeit einer Sorte entscheiden<br />

– die innere Qualität ganz entscheidend <strong>für</strong> die Vermarktung des Erntegutes,<br />

so dass in <strong>der</strong> Ölpflanzenzüchtung nach wie vor das Ziel verfolgt wird, die Rohstoffe<br />

den Wünschen <strong>der</strong> Verbraucher und <strong>der</strong> Industrie nach einer “maßgeschnei<strong>der</strong>ten“<br />

Inhaltsstoff-Zusammensetzung anzupassen.<br />

Stand und Perspektiven <strong>der</strong> Züchtungsforschung<br />

Durch die effektive züchterische Beeinflussung <strong>der</strong> Inhaltsstoff-Zusammensetzung<br />

konnten in jüngerer Zeit neue Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen erfüllt o<strong>der</strong> aufgrund neuartiger<br />

Qualitätseigenschaften sogar neue Verwendungsmöglichkeiten <strong>für</strong> etablierte<br />

landwirtschaftliche Erzeugnisse erschlossen werden. Ein eindrucksvolles Beispiel <strong>für</strong><br />

erfolgreiche Qualitätszüchtung ist <strong>der</strong> Körnerölraps, bei dem durch eine drastische<br />

Reduktion des Erucasäure-Gehaltes im Öl und des Glucosinolat-Gehaltes im proteinreichen<br />

Schrot eine breite Verwendung als Nahrungs- bzw. Futtermittel-Rohstoff als<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> die Anbauausdehnung dieser heimischen Ölpflanze erst ermöglicht<br />

wurde. Sowohl die Produktqualität als auch <strong>der</strong> Ertrag sind im Rahmen <strong>der</strong> physiologischen<br />

Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> jeweiligen Kulturart optimierbar. Obwohl <strong>der</strong> erzielte<br />

Qualitätsfortschritt zunächst häufig mit einer Abnahme <strong>der</strong> Quantität verbunden<br />

ist, wurden definitive Begrenzungen bisher nur in Ausnahmefällen (z.B. ertragreiche<br />

”High lysine”-Getreideformen o<strong>der</strong> stärkeertragreiche Markerbsen) festgestellt. In <strong>der</strong><br />

Regel konnte durch eine fortgesetzte Rückkreuzung und Auslese die hohe Ertragsfähigkeit,<br />

die zunächst nur unter Verzicht auf hohe Qualität erreichbar schien, dann<br />

auch in Form neugezüchteter Qualitätssorten realisiert werden, so dass die Kombination<br />

bei<strong>der</strong> Merkmalskomplexe zwar schwierig aber sehr wohl möglich ist. Letztlich<br />

ist festzustellen, dass die Qualitätszüchtung den Ertragszuwachs bisher offenbar nur<br />

verzögert hat, weil sich mit zunehmen<strong>der</strong> Anzahl von Selektionskriterien <strong>der</strong> Züchtungsfortschritt<br />

zwangsläufig verlangsamt.<br />

Dies gilt auch <strong>für</strong> die Züchtung neuer Sorten unter Nutzung mo<strong>der</strong>ner Methoden<br />

<strong>der</strong> Bio- und Gentechnologie. Die genetische Transformation einer Qualitäts- o<strong>der</strong><br />

Resistenzeigenschaft wird auch hier zunächst zu einer gewissen Verzögerung des<br />

Zuchtfortschrittes bzgl. <strong>der</strong> Ertragsleistung führen. Aber die Einführung einer neuen<br />

Krankheits- o<strong>der</strong> Schädlingsresistenz, die auf konventionellem Wege bisher nicht<br />

* Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Friedt, Dr. Wilfried W. Lühs, Institut <strong>für</strong> Pflanzenbau und<br />

Pflanzenzüchtung I, Justus-Liebig-Universität Gießen, Heinrich-Buff-Ring 26-32, 35392 Gießen,<br />

e-mail: wolfgang.friedt@agrar.uni-giessen.de, http://www.plantbreeding-giessen.de/

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