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Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften Band 15

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napine) zu reduzieren, um die Futterqualität des Rapsmehles weiter zu verbessern.<br />

Dabei wird die züchterische Selektion dadurch erschwert, dass sowohl <strong>der</strong> Öl- als<br />

auch <strong>der</strong> Proteingehalt polygenisch vererbt und durch Umwelteinflüsse modifiziert<br />

werden, so dass die Heritabilität lediglich etwa 20-30% beträgt. Außerdem bestehen<br />

Wechselwirkungen Genotyp x Jahr und Genotyp x Ort. Daher ist vorerst eine zeitaufwändige<br />

Selektion über mehrere Jahre (Umwelten) erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist <strong>der</strong> Rohfasergehalt von Ölsaaten, <strong>der</strong> eng (positiv)<br />

mit dem Schalenanteil korreliert. Rohfaser ist eine stofflich sehr heterogene,<br />

chemisch-analytisch schwierig zu erfassende Fraktion von pflanzlichen Zellwandund<br />

Gerüstsubstanzen (u.a. Lignin), die im Verdauungstrakt von Mensch und Tier<br />

nicht abgebaut werden. Die Definition eines niedrigen Rohfasergehaltes als direktes<br />

Zuchtziel ist schwierig, weil diese Fraktion keinen chemisch einheitlichen Inhaltsstoff<br />

darstellt, <strong>der</strong> über einen genetisch determinierten Biosyntheseweg entsteht und daher<br />

züchterisch einfach zu beeinflussen wäre. Züchterische Verbesserungen bezüglich<br />

<strong>der</strong> Reduktion unerwünschter Rohfasergehalte sind daher in erster Linie indirekt<br />

über Selektion von Genotypen erzielt worden, die einen reduzierten Schalenanteil<br />

aufwiesen. Hier sind insbeson<strong>der</strong>e die Zuchtfortschritte bei Sonnenblume und Raps<br />

zu erwähnen. Rohfaserarme und pigmentfreie Rapsschrote sind nicht nur in ihrem<br />

Energiegehalt verbessert; ein niedriger Rohfasergehalt führt auch zu einer erhöhten<br />

Eiweißverdaulichkeit und ein verringerter Polyphenolgehalt (kondensierte Tannine) in<br />

<strong>der</strong> transparenten Schale <strong>der</strong> gelben Samen zu einer verbesserten Verfügbarkeit des<br />

Eiweißes.<br />

Wertmin<strong>der</strong>nde o<strong>der</strong> antinutritive Substanzen sind die Ursache da<strong>für</strong>, dass <strong>der</strong><br />

Einsatz von Rapsmehl – im Gegensatz zur Sonnenblume – in <strong>der</strong> Tierernährung und<br />

die Verwendung von Rapsproteinen in <strong>der</strong> menschlichen Ernährung eingeschränkt<br />

ist. Glucosinolate, die zunächst als wichtigste limitierende Faktoren angesehen wurden,<br />

sind durch Einführung <strong>der</strong> 00-Sorten (canola) weitgehend reduziert worden und<br />

sollen durch züchterische Bearbeitung möglichst ganz eliminiert werden. Nun gilt es,<br />

die Gehalte an weiteren wertmin<strong>der</strong>nden Inhaltsstoffen des Schrotes – wie Tannine<br />

(Polyphenole), Phytate und Sinapine – zu reduzieren, um die Proteinverwertbarkeit<br />

des Rapsmehles zu erhalten bzw. weiter zu verbessern.<br />

Phenolcarbonsäure-Derivate und kondensierte Tannine (Polyphenole) stellen die<br />

vorherrschenden phenolischen Verbindungen in <strong>der</strong> Rapssaat dar, wobei die Gehalte<br />

im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Ölsaaten sehr viel höher liegen. Neben <strong>der</strong> durch Komplexbildung<br />

hervorgerufenen Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Proteinverdaulichkeit sind sie <strong>für</strong> den bitteren<br />

und adstringierenden Geschmack sowie die unansehnliche dunkle Farbe von<br />

Rapsschrotprodukten verantwortlich. Lösliche phenolische Verbindungen werden im<br />

Rapssamen hauptsächlich in den Kotyledonen akkumuliert. Herausragende Komponente<br />

ist das Sinapoylcholin (Sinapin), dessen Gehalt im Rapsmehl durchschnittlich<br />

1-2% beträgt. Bezüglich <strong>der</strong> Verfütterung wird Sinapin in Verbindung gebracht mit<br />

<strong>der</strong> Akkumulation von Trimethylamin und dem damit verbundenen Auftreten von<br />

Fischgeruch in Eiern von bestimmten Legehennen-Rassen. Die in <strong>der</strong> Tierernährung<br />

unerwünschte Wirkung von Phytinsäure (2-5% im Rapsschrot) besteht vor allem<br />

darin, dass sie eine schwer verfügbare Phosphor-Form <strong>für</strong> Monogaster (z.B.<br />

Schweine) darstellt, die Spurenelementaufnahme behin<strong>der</strong>t und die Verfügbarkeit<br />

von Aminosäuren einschränkt. Hinsichtlich <strong>der</strong> züchterischen Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Phytate<br />

gilt analog zu Sinapin, dass auch hier eine hinreichende genetische Variation<br />

vorhanden ist und geeignete Screening-Verfahren zur Verfügung stehen. Üblicherweise<br />

wird jedoch den Mischfuttermitteln mikrobiell erzeugte Phytase zugegeben, um

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