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Der gArten- und zooevent 2012 - ZooFach-Trend

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RatgebeR<br />

<strong>ZooFach</strong>-trend hilft weiter!<br />

Wo drückt der Schuh?<br />

Problem:<br />

„Ich habe festgestellt, dass sich Tierspielzeuge in jeglicher Form <strong>und</strong> für alle Heimtiere bei mir im Geschäft sehr<br />

gut verkaufen. Gerne möchte ich diesen Bereich weiter ausbauen. Jedoch finde ich auf dem deutschen Markt bei<br />

weitem nicht so viele verschiedene Tierspielzeuge wie beispielsweise im Ausland, insbesondere in Fernost. Da gibt<br />

es teilweise echt faszinierende Produkte, die man hier zu Lande noch nirgendwo kaufen kann. In dem Zusammenhang<br />

bin ich auf die „Spielzeugrichtlinie EN 71“. Was genau hat es damit auf sich? Kann ich Heimtierspielzeug aus<br />

Fernost bedenkenlos importieren? Die rechtlichen Fragen, was z.B. Zoll angeht, wären alle geklärt.<br />

Die Antwort gibt Dr. Michael B. Schweimanns,<br />

„Interessengemeinschaft angewandter<br />

Tierschutz GbR“ (IGAT). Die<br />

IGAT unterstützt den TÜV SÜD bei der<br />

Vergabe eines Prüfzeichens für Heimtierprodukte.<br />

Lösung:<br />

In der heutigen Zeit wird vom Halter<br />

in unterschiedlichem Maße reichlich<br />

Vorwissen zu den Lebens- <strong>und</strong> Verhaltensbedürfnissen,<br />

von der Unterbringung<br />

bis hin zur Material- <strong>und</strong> Hygienek<strong>und</strong>e im<br />

Hinblick auf Heimtiere benötigt. Hersteller<br />

– auch aus Übersee – gehen auf die<br />

Neugier ihrer K<strong>und</strong>en ein <strong>und</strong> produzieren.<br />

Ob diese Produkte den ansprüchen<br />

des Halters <strong>und</strong> denen der tiere immer<br />

gemäß sind, ist teilweise als fraglich einzustufen.<br />

es drängt sich hier der ansatz<br />

auf, die entwicklung des Rades als betroffener<br />

neu zu entdecken, insbesondere,<br />

wenn aus Unkenntnis an alten Zöpfen<br />

festgehalten wird. Die erkenntnisse über<br />

das Verhalten der jeweiligen tierart,<br />

ihre bedürfnisse <strong>und</strong> ansprüche bleiben<br />

nicht stehen, sondern entwickeln sich<br />

laufend weiter. Produkte wie Stachelhalsbänder,<br />

endloswürger als pädagogisch<br />

längst überholte accessoires einer auf<br />

Schmerzen <strong>und</strong> Leiden ausgerichteten<br />

erziehungshaltung oder Dauerhaltung<br />

in Kleinvolieren, in denen sich Vögel<br />

nicht bewegen (fliegen) können oder die<br />

Vielfalt an Kleintierunterbringungen bis<br />

hin zur Käfighaltung von Kaninchen – all<br />

das ist nicht mehr zeitgemäß, da es dem<br />

jetzigen erkenntnisstand widerspricht.<br />

Doch sind es nicht allein diese Fallen, die<br />

von räumlich <strong>und</strong> verhaltensmäßig einschränkenden<br />

Produkten ausgehen, in die<br />

Produzent, Verkauf <strong>und</strong> Halter aus unterschiedlichen<br />

aspekten hineintapsen. Seit<br />

geraumer Zeit werden in zunehmendem<br />

Maße Spielzeugartikel für diverse tierarten<br />

angeboten. Das entspricht dem<br />

verantwortungsbewussten tierhalter, der<br />

sich in der Freizeit seinem tier widmet<br />

<strong>und</strong> es beschäftigen möchte oder zumindest<br />

beschäftigungsanreize bietet. bei<br />

dieser Produktpalette ist ein fließender<br />

Übergang zu Spielzeugartikeln für Kinder<br />

festzustellen: Wie soll ein auf dem boden<br />

herumkrabbelndes Kind seine bauklötze<br />

von der Spielmaus der Katze oder dem<br />

Kauknochen bzw. Spielball des H<strong>und</strong>es<br />

unterscheiden? es ist naheliegend; beides<br />

wird in den M<strong>und</strong> genommen. Daraus ergeben<br />

sich Konsequenzen weniger in Hinsicht<br />

auf Verschluckungsgefahr, sondern<br />

eher in Richtung Chemie. ausgehend von<br />

den verwendeten Materialien richtet sich<br />

die betrachtung auf die latenten auswirkungen,<br />

sei es durch tropische Hölzer, die<br />

sich als baum zu Lebzeiten mittels Chemiecocktail<br />

erfolgreich gegen Fressfeinde<br />

zur Wehr setzten, die Imprägnierungen<br />

von Stoffen, die Lacke mit schwermetallhaltigen<br />

Farbpigmenten oder Oberflächenbeschichtungen<br />

aus Kunststoffen<br />

mit z.t. hormonähnlichen Weichmachern.<br />

Die mit solchen Produkten konfrontierten<br />

tiere nehmen diese Stoffe sowohl über<br />

die atmung als auch, wenn sie daran<br />

lecken, kauen oder knabbern über den<br />

Speichel auf. Die systemischen antworten<br />

der Schützlinge auf solche angriffe aus<br />

der Chemie stellen auch für die behandelnden<br />

tierärzte eine kaum lösbare<br />

Herausforderung aufgr<strong>und</strong> fehlender<br />

Informationen dar.<br />

Die eN 71 als Spielzeugrichtlinie wird<br />

zurzeit auf eg-ebene behandelt. Da<br />

Kinder zwischen Spielzeugen <strong>und</strong> deren<br />

Nutzungen nicht unterscheiden können,<br />

wird diese Norm mit allen Konsequenzen<br />

auswirkungen auf tierspielzeug-ähnliche<br />

artikel haben. aus diesen ethischen<br />

Forderungen, weder dem Menschen noch<br />

dem tier Leiden oder Schmerzen zuzufügen,<br />

leitet sich die Konsequenz ab, solche<br />

Mängel, bevor sie überhaupt produziert<br />

werden, zu vermeiden <strong>und</strong> als positive<br />

Herausforderung im Sinne vorausschauenden<br />

Handelns aufzufassen.<br />

Ungünstiger ist es für Produktion <strong>und</strong><br />

Verkauf, wenn artikel als Negativbeispiele<br />

symptomatisch bei behandelnden<br />

tierärzten auffallen. So etwas spricht sich<br />

nicht nur auf tagungen sondern nahezu<br />

genauso schnell über das Internet in<br />

Foren herum. Das Kind ist in den brunnen<br />

gefallen, wenn solche artikel zwar verkauft<br />

werden dürfen, aber deren Nutzung<br />

insbesondere, wenn Verletzungen durch<br />

unsachgemäße Nutzung auftreten - für<br />

den Halter als Straftatbestand nach art.<br />

58 Stgb zum sofortigen einzug <strong>und</strong> als<br />

tierquälerei nach art. 27 tSchg geahndet<br />

werden.<br />

<strong>Der</strong>artige Fallstricke lassen sich im<br />

Vorfeld vermeiden, wenn man Produkte<br />

bereits vorzeitig – also bevor man sie<br />

auf den Markt oder in den Verkehr bringt<br />

– auf ihre gebrauchstauglichkeit testen<br />

lässt. Die gebrauchstauglichkeitsuntersuchung<br />

geht über die normale Sicherheitsprüfung<br />

hinaus <strong>und</strong> berücksichtigt<br />

ethische wie verhaltensbiologische<br />

aspekte. einige Produzenten, aber auch<br />

gerade der sensibilisierte Handel, haben<br />

diese entwicklung als Wettbewerbsvorteil<br />

erkannt <strong>und</strong> stellen sich darauf ein.<br />

Denn tierhalter sind heutzutage eher<br />

bereit, mehr geld in die Hand zu nehmen,<br />

um ihren Schützling artgemäß zu ernähren<br />

<strong>und</strong> unterzubringen, ihn bei erkrankungen<br />

zum tierarzt zu bringen <strong>und</strong> sich<br />

über artgemäße Produkte zu informieren.<br />

Was tier <strong>und</strong> Halter nützt, fördert letzten<br />

endes den Verkauf.

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