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Schach der Erde

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<strong>Schach</strong> <strong>der</strong> <strong>Erde</strong><br />

Kin<strong>der</strong> spielen am Strand. Jedoch, es war nicht meine Flasche,<br />

die dort lag. Wessen Verantwortung war es, diese Flasche zu<br />

entfernen. Es war ja nicht gesagt, dass sie überhaupt<br />

zerbrechen würde. Mir wurde klar, dass diese Flasche ein<br />

„Potential“ in sich birgt, das Potential jemanden zu verletzen.<br />

Es war unwarscheinlich, dass ein Mitglied meiner Familie,<br />

o<strong>der</strong> ich selbst, in diese Flasche treten würde. An diesem Teil<br />

des Standes waren wir noch nie. Ich versuchte zu ergründen,<br />

wer denn letztlich die Verantwortung für diese Flasche und<br />

<strong>der</strong>en Verletzungspotential hat. War es <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> sie<br />

zurückgelassen hat? War es die Aufsichtsmannschaft, die den<br />

Strand säubert? Mag alles sein. Irgendwo schlich sich jedoch<br />

die Erkenntnis ein, dass die Verantwortung bei demjenigen<br />

liegt, <strong>der</strong> es sieht, also bei mir. Ich weiss nicht wie vielen<br />

Verletzungen ich in <strong>der</strong> Vergangenheit entkommen bin, weil<br />

ein an<strong>der</strong>er genau diese Verantwortung getragen hat. Die<br />

an<strong>der</strong>e Erkenntnis, die damit verbunden war, betraf das Thema<br />

des „Erfahrens“. Was müsste ich in dem Moment, in dem ich<br />

die Flasche nicht beseitige, bereit sein zu erfahren....? Eine<br />

interessante, kleine Studie über Ursache und Effekt. Ich müsste<br />

tatsächlich bereit sein zu erfahren, wie es sich anfühlt, wenn<br />

eine zerbrochene Flasche am Strand liegt.<br />

Wir haben das Problem, dass das Denken vieler Menschen<br />

dort halt macht, wo scheinbar ihre eigenen Interessen<br />

angetastet werden. Verantwortung ist lei<strong>der</strong> immer noch<br />

interessenabhängig. Es ist das weitverbreitete Denken „nach<br />

mir die Sintflut“. Wir stehen jedoch auch vor dem Phänomen,<br />

dass scheinbar höhere Dynamiken die darunterliegenden<br />

kontrollieren und disziplinieren. Wenn eine „dritte Dynamik“,<br />

sagen wir eine Firma, sich nicht um die Effekte ihre Produktion<br />

beispielsweise in Form von Luftverschmutzung kümmert,<br />

schreitet <strong>der</strong> Staat ein. Warum schreitet <strong>der</strong> Staat letztlich ein?<br />

Er hat eine Schutzfunktion den an<strong>der</strong>en Dynamiken gegenüber.<br />

Idealerweise würde <strong>der</strong> Staat zum grössten Wohl <strong>der</strong> Mehrzahl<br />

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