Journal - Allianz
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<strong>Allianz</strong> <strong>Journal</strong> 3/2012 | Seite 19<br />
GLOBAL<br />
Roth<br />
Erkundungstour im Neuland: Trendanalyst Peter Köferl<br />
Erdbewohner. Sie sind die Träger des wirtschaftlichen Wachstums und erzeugen zwischen 60 und 80 Prozent<br />
des Bruttoinlandsprodukts eines Landes. Allerdings blasen sie auch 70 Prozent der Treibhausgase in die Luft und<br />
verbrauchen schon jetzt fast 80 Prozent der weltweiten Energiereserven.<br />
Manche Schätzungen gehen davon aus, dass für die umweltgerechte und nachhaltige Anpassung, Erneuerung und<br />
Erweiterung der städtischen Infrastruktur in den nächsten 25 Jahren weltweit Investitionen von rund 40 Billionen<br />
US-Dollar nötig sein werden. 40 Billionen! Dabei schweben Stadtplanern und Politikern integrierte Lösungen vor, die<br />
alles umfassen, was zum Leben in der Stadt dazugehört – von der Energie- und Wasserversorgung bis zur öffentlichen<br />
Sicherheit, vom Nahverkehr, über Schulen, Unis, Krankenhäuser und Pflegheime bis hin zur Abfallbeseitigung. Wobei<br />
der klimafreundliche Generalumbau einer gewachsenen Metropole ungleich schwieriger und teurer ist als die<br />
Errichtung einer neuen Stadt auf der grünen Wiese.<br />
Die ideale Stadt<br />
Peter Köferl, im Bereich Unternehmensentwicklung der <strong>Allianz</strong> unter anderem für Zukunfts- und Trendanalysen<br />
zuständig, spricht von der grünen Transformation der urbanen Landschaft. Mancherorts hat sie schon begonnen:<br />
London war Gastgeber der ersten »grünen« Olympischen Spiele, Kopenhagen will 2025 die erste klimaneutrale<br />
Großstadt sein, München sich im selben Jahr vollständig aus erneuerbaren Energien versorgen.<br />
Als Musterbeispiel für die ideale Stadt gilt vielen Experten aber Singapur. »Wegen der Insellage kann die Stadt<br />
nicht einfach weiter wachsen, sie muss sich immer neu erfinden«, hob etwa Siemens-Vorstand Roland Busch, Chef<br />
des Geschäftsfelds »Infrastructure & Cities«, im April in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau hervor.<br />
»Das geschieht dort auf intelligente Weise.«<br />
Singapur zeigt, dass sich mit innovativen Modellen etwa zu Wasseraufbereitung und Recycling auch eine hohe<br />
Bevölkerungskonzentration managen lässt, dass die Versorgung der Städter gegenüber dem Land mit seinen langen<br />
Wegen und der geringen Vernetzung sogar effizienter und umweltschonender möglich ist. Zugegeben, die Löwenstadt<br />
gehört zu den wenigen, die sich die Intelligenz leisten können, und verglichen mit Megacitys wie Tokio, New<br />
York, Sao Paulo, Bombay oder Manila ist der Stadtstaat mit seinen fünf Millionen Einwohnern auch recht überschaubar.<br />
Doch Effizienz und intelligenter Mitteleinsatz sind auch in größeren Dimensionen nicht völlig utopisch. Allerdings<br />
stellt sich die Frage, woher das nötige Geld für die Milliardenprojekte kommen soll angesichts weithin knapper<br />
öffentlicher Kassen.<br />
Vor diesem Hintergrund könnte man der Finanzkrise sogar eine gute Seite abgewinnen. Die anhaltend niedrigen Zinsen<br />
haben dazu geführt, dass Investoren wie Lebensversicherer und Pensionsfonds, die das Geld ihrer Kunden langfristig, >