dérive - Stadt erforschen - Wissenschaftskompass Wien
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komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 25<br />
nalisierung und Kommerzialisierung<br />
der CSDs dreht. In Berlin<br />
etwa hat die Wirtschaft längst<br />
Schwule und – zu einem geringeren<br />
Grad – auch Lesben als Zielgruppe<br />
entdeckt. Mit ihren von<br />
Konzernen gesponserten Tiefladern<br />
ist die Parade oft kaum<br />
mehr von der Loveparade zu<br />
unterscheiden. Das Schillernde<br />
und Schräge des CSD zieht ähnlich<br />
wie ein Faschingsumzug<br />
Massen<br />
von TouristInnen<br />
und<br />
Schaulustigen<br />
an,<br />
während<br />
politische<br />
Anliegen<br />
nicht mehr<br />
zentral erscheinen.<br />
In<br />
Berlin hat diese Entwicklung<br />
dazu geführt, dass es<br />
zeitweise zwei oder drei gleichzeitig<br />
stattfindende Paraden oder<br />
Demonstrationen zum Christopher<br />
Street Day gibt.<br />
Eine andere immer wiederkehrende<br />
Frage ist die Frage<br />
der Sichtbarkeit von Lesben auf<br />
den Paraden, die durch die erwähnte<br />
Professionalisierung<br />
noch verschärft wird; denn Lesben(organisationen)<br />
können sich<br />
oft eben keine großen Laster mit<br />
+++ RECHERCHE +++<br />
Soundanlage leisten. Allerdings<br />
gibt es immer wieder spektakuläre<br />
Aktionen, mit denen Lesben auf<br />
der Parade auf sich aufmerksam<br />
machen. So etwa das „Mösenmobil“,<br />
das auf dem Berliner CSD<br />
von 1999 vertreten war. In <strong>Wien</strong><br />
gab es im Jahr 2000 erstmals seit<br />
1996 wieder einen eigenen Wagen<br />
für Frauen, der unter dem Motto<br />
„Mobile Lesbische Bildstörung“<br />
stand. Von Anfang an dabei<br />
sind die „Dykes on Bikes“,<br />
Lesben auf Motorrädern,<br />
die traditionell<br />
die Parade<br />
anführen.<br />
Wieder anders<br />
sieht die Sache in<br />
Belgrad aus. Dort<br />
wurden die TeilnehmerInnen<br />
an der ersten gaypride<br />
2001 von Hooligans und<br />
Mitgliedern der faschistoiden Gruppe<br />
„Obraz“ (Ehre) brutal zusammengeschlagen.<br />
Am 17. Juli 2004 soll es nun<br />
endlich wieder eine Parade geben, um<br />
auf die Situation von Transgender-Personen,<br />
Lesben und Schwulen aufmerksam<br />
zu machen, die nach wie vor Diskriminierung<br />
und verbaler wie physischer<br />
Gewalt ausgesetzt sind. – jc<br />
www.belgradepride.org<br />
www.hopinc.org (New York)<br />
www.csd-berlin.de<br />
<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 25