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dérive - Stadt erforschen - Wissenschaftskompass Wien

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komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 4<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Kosher Nostra<br />

In einer Kunstinstallation unternimmt der österreichischisraelische<br />

Künstler Oz Almog den Versuch, mithilfe von Porträts<br />

der Gangsterfiguren und Doku-Material ein Bild vom<br />

jüdischen organisierten Verbrechen zu zeichnen. Dabei sollen<br />

nicht nur einzelne Porträts entstehen, sondern ein „dokumentarisches<br />

Konzentrat einer ganzen Epoche“ (Presseinfo).<br />

Der chronologische Aufbau orientiert<br />

sich an den Sterbedaten berühmter<br />

Gangster – seien sie in<br />

Schießereien, am elektrischen<br />

Stuhl, im Rahmen gezielter Tötungen<br />

durch rivalisierende Mitglieder<br />

der Unterwelt oder, selten aber<br />

doch, eines natürlichen Todes gestorben.<br />

An sich ein origineller<br />

Einfall, der auch wirklich den<br />

Zweck erfüllt, eine allzu romantisierende<br />

Darstellung zu vermeiden.<br />

Allerdings verhindert diese<br />

Struktur auch, dass ein lebendiges<br />

Bild entsteht. Inmitten einer Fülle<br />

von Details gehen Zusammenhänge<br />

verloren; es wird weder klar,<br />

wie die „Unterwelt“ organisiert<br />

war, welchen sozialen Schichten<br />

4<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

die Gangster entstammten, welche<br />

Motivation hinter welcher<br />

Art Verbrechen stand, noch wie<br />

sich all diese Dinge mit der Zeit<br />

verändert haben. Auch die Verflechtungen<br />

zwischen italienischem<br />

und jüdischem organisiertem<br />

Verbrechen bleiben in stereotypen<br />

Gegenüberstellungen der<br />

katholisch-schwermütigen familienorientierten<br />

Italiener und der<br />

strategisch-pragmatischen einzelgängerischen<br />

Juden stecken, obwohl<br />

der Einleitungstext betont,<br />

dass die jüdische Kriminalität<br />

nur verstanden werden könne,<br />

wenn man die Welt des Verbrechens<br />

in ihrer Gesamtheit betrachte.


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 5<br />

Der Aufbau anhand von<br />

Sterbedaten dürfte unter anderem<br />

Resultat des Bestrebens<br />

nach gesicherten Fakten sein –<br />

logischerweise ist das Sterben<br />

der Gangster besser dokumentiert<br />

als andere Umstände ihres<br />

Lebens und Wirkens. Vielleicht<br />

wäre ein lebendigeres Bild der<br />

„Unterwelt“ entstanden, wenn<br />

nicht die Detailgenauigkeit der<br />

Darstellung, sondern die Schilderung<br />

der illegalen Subkultur im<br />

Mittelpunkt der Ausstellung gestanden<br />

wäre.<br />

Ab 19. Mai wird im Jüdischen<br />

Museum eine Ausstellung mit<br />

dem Titel „<strong>Wien</strong>, <strong>Stadt</strong> der Juden?<br />

Die Welt der Tante Jolesch“<br />

gezeigt. Hier soll ein Bild des<br />

<strong>Wien</strong>er Judentums während der<br />

Ersten Republik gezeichnet werden,<br />

als noch etwa 11 Prozent<br />

der <strong>Wien</strong>er Bevölkerung jüdisch<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

„Kosher Nostra – Jüdische Gangster in Amerika 1890 – 1980“.<br />

Die Installation von Oz Almog ist noch bis 25. April zu sehen.<br />

war. 28 Stationen umreißen jeweils<br />

ein thematisches Feld; jeder<br />

Bereich ist um ein zentrales Ereignis<br />

organisiert, wie etwa die Eröffnung<br />

des Hauses des Kindes, anhand<br />

dessen die pädagogischen<br />

Reformbestrebungen der Epoche<br />

geschildert werden. So soll „ein<br />

Panoramabild entstehen, das von<br />

den Elendsquartieren der strenggläubigen<br />

Stetl-Juden, die aus Galizien<br />

geflohen waren, über die Cafés<br />

und Versammlungssäle, in denen<br />

sich die geistige Elite traf, bis<br />

in die Büros der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />

des Roten <strong>Wien</strong> und in die Salons<br />

des aufgeklärten Bürgertums<br />

reicht“ (Vorankündigung). – jc<br />

Jüdisches Museum <strong>Wien</strong>,<br />

Dorotheergasse 11, 1010 <strong>Wien</strong>.<br />

So-Fr 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr<br />

„<strong>Wien</strong>, <strong>Stadt</strong> der Juden? Die Welt der<br />

Tante Jolesch“ 19. Mai – 31. Okt. 2004<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 5<br />

Jüdisches Museum <strong>Wien</strong>


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 6<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Unordnung in den<br />

Geschlechterverhältnissen<br />

Von 10. bis 13. Juni findet in<br />

<strong>Wien</strong> zum ersten Mal ein Ladyfest<br />

statt. Mit zwei der Organisatorinnen<br />

sprach Judith Coffey.<br />

Was ist das Ladyfest?<br />

Jill Sandla. Das Ladyfest ist aus der<br />

Riot-Grrrl-Bewegung in den USA<br />

entstanden. Das erste fand 2000 in<br />

Olympia statt, da haben sich einige<br />

Frauen von eher bekannten feministischen<br />

Bands zusammengetan<br />

und ein Festival veranstaltet. Das<br />

hat sich dann fortgesetzt, es hat in<br />

den USA einige Feste gegeben und<br />

jetzt verstärkt auch in Europa.<br />

Woher kommt der Begriff Ladyfest?<br />

Martha Hari. In den 90-er Jahren<br />

kam es zu einer Kommerzialisierung<br />

der Riot-Grrrl-Bewegung<br />

durch Mode- und Musikindustrie<br />

– die Spice Girls sind wohl die bekanntesten<br />

Ableger –, wo die revolutionäre<br />

oder emanzipatorische<br />

Attitüde verloren ging zugunsten<br />

eines Girl-Images …<br />

mh. … deswegen wurde Lady als<br />

neuer Begriff auserkoren. Das ist<br />

6<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

ja auch eine Aneignung, weil<br />

Lady aus einem bürgerlichen<br />

Kontext stammt. Es ist aber ganz<br />

klar, dass diese bürgerliche Frau<br />

damit nicht gemeint sein kann,<br />

sondern dass versucht wird, diesen<br />

Begriff subversiv zu unterwandern,<br />

gerade indem man<br />

auch ein bisschen mit dem Begriff<br />

spielt und sagt, Lady, das ist<br />

doch eine respektable Frau und<br />

wir wollen auch respektiert werden.<br />

Wir sind nicht mehr die<br />

kleinen Girls, die verniedlicht<br />

werden, sondern wir sind Ladies.<br />

Was wird beim Ladyfest <strong>Wien</strong> passieren?<br />

js. Das Ganze ist ein feministisches<br />

Festival über vier Tage. Es geht darum,<br />

Frauen eine Bühne zu geben.<br />

Es wird aber auch Workshops geben,<br />

wo es um inhaltliche Auseinandersetzung<br />

mit feministischen<br />

und queeren Themen geht.<br />

mh. Und dann gibt es noch ein<br />

Filmprogramm.<br />

js. Außerdem wird es einen Dykemarch<br />

geben, der auch eine


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 7<br />

Gegenveranstaltung zur Regenbogenparade<br />

darstellt.<br />

mh. Es geht uns nicht darum,<br />

eine Normalisierung in pink oder<br />

queer communities anzustreben,<br />

die dann hauptsächlich als kaufkräftige<br />

KonsumentInnen wahrgenommen<br />

werden, sondern für<br />

uns steht noch immer der politische<br />

Anspruch im Vordergrund.<br />

js. Genau. Unordnung schaffen in<br />

den Geschlechterverhältnissen.<br />

An wen richtet sich das Ladyfest?<br />

js. Die Veranstaltung selber ist offen<br />

für alle, es wird ein gemischtes<br />

Publikum geben bei den Konzerten<br />

am Abend; die Workshops<br />

werden zum Teil eine andere Einladungspolitik<br />

haben – also je<br />

nach Thema nur für Frauen und<br />

Transgender, oder nur für Frauen,<br />

aber auch welche, die auch<br />

für Männer offen sind.<br />

Was bezweckt ihr politisch mit<br />

dem Ladyfest?<br />

mh. Der eine wichtige Punkt ist<br />

DIY, do it yourself, sowohl bei<br />

der Organisation als auch beim<br />

Festival selber. Wir möchten<br />

ganz viele dazu ermuntern, sich<br />

Werkzeuge anzueignen und sich<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

in Bereiche zu begeben, in denen<br />

sie nicht so zu Hause sind, selber<br />

Musik zu programmieren oder Video<br />

zu schneiden oder Fanzines zu<br />

machen ...<br />

js. Jenseits von Professionalitätsansprüchen<br />

und finanziellen Ressourcen<br />

zugänglich zu machen,<br />

was frau so braucht, um die politischen<br />

Wünsche auszudrücken und<br />

in den Diskurs zu treten. Es ist uns<br />

wichtig, dass nicht allzu viel Geld<br />

umgesetzt wird mit diesem Festival<br />

– es verdient daran niemand<br />

etwas. Deswegen sind wir noch<br />

dabei, Geld zu sammeln, damit<br />

das Ladyfest stattfinden kann.<br />

mh. Wir wollen damit auch selbstverwaltete<br />

Strukturen wie das<br />

EKH [Ernst-Kirchweger-Haus]<br />

unterstützen, als eines der wenigen<br />

selbstverwalteten Projekte in<br />

<strong>Wien</strong>, das jetzt unter Gefahr steht<br />

verkauft zu werden.<br />

js. Ganz wichtig ist uns auch eine<br />

Vernetzung von FrauenTransgender<br />

in <strong>Wien</strong>. Vielleicht entstehen<br />

neue Initiativen daraus, oder vielleicht<br />

sind es einfach informelle<br />

Kontakte, die ein alternatives Kulturnetzwerk<br />

bilden können. ■<br />

worldwideweb<br />

www.ladyfestwien.org<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 7


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 8<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Wörterbuch<br />

des Schweigens<br />

Dieses Jahr jährten sich zum 70. Mal die Februarkämpfe<br />

von 1934. Das hatte zur Folge, dass das<br />

ansonsten gerne totgeschwiegene Thema des österreichischen<br />

Bürgerkriegs für kurze Zeit ein wenig<br />

Platz in der medialen Öffentlichkeit einnahm.<br />

Andreas Khol (ÖVP) war in<br />

seinem Beharren darauf, dass die<br />

Geschichtsbilder von ÖVP und<br />

SPÖ nun einmal unterschiedlich<br />

seien, so weit gegangen vorzuschlagen,<br />

zwei Gedenktage im Jahr<br />

2004 abzuhalten – einen am 12.<br />

Februar und einen am Jahrestag<br />

von Dollfuß’ Ermordung durch<br />

nationalsozialistische Putschisten.<br />

Behält man im Kopf, dass im ÖVP-<br />

Parlamentsklub nach wie vor ein<br />

Porträt des großen österreichischen<br />

Patrioten hängt und dass jedes<br />

Jahr zu Dollfuß’ Todestag eine<br />

Messe in der Kapelle des Kanzleramtes<br />

gelesen wird, kann der Vorschlag<br />

kaum überraschen. Immer<br />

wieder überraschend ist jedoch,<br />

wie zahm der Widerspruch gegen<br />

ein solches Geschichtsbild ist, in<br />

dem Dollfuß zum Helden stilisiert<br />

und sein austrofaschistisches Regime<br />

(zumindest) verharmlost wird.<br />

Es wäre nicht zuletzt Aufgabe der<br />

SPÖ zu betonen, dass es keine ge-<br />

8<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

teilte Schuld zwischen Tätern<br />

und Opfern geben kann – wie es<br />

Alfred Gusenbauer bei einer Gedenkveranstaltung<br />

zum 12. Februar<br />

ausnahmsweise getan hat.<br />

Die <strong>Wien</strong>er Festwochen widmen<br />

dem Thema nun im Mai<br />

und Juni einen thematischen<br />

Schwerpunkt. In mehreren „theatralischen<br />

Skizzen“, die unter<br />

dem Übertitel „Februar 1934 –<br />

Das Wörterbuch des Schweigens“<br />

stehen, soll ein Bild entstehen,<br />

das vor allem das offizielle<br />

Beschweigen des Bürgerkriegs im<br />

Nachkriegsösterreich hinterfragt,<br />

das in gewisser Hinsicht Voraussetzung<br />

für die österreichische<br />

Konsensdemokratie ist.<br />

Die estnische Theatermacherin<br />

Merle Karusoo nähert<br />

sich in „Von <strong>Wien</strong> nach Moskau<br />

– Das Kinderheim No 6“ der Geschichte<br />

von 120 Kindern getöte-


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 9<br />

ter oder verhafteter Schutzbundkämpfer,<br />

die nach den Februarkämpfen<br />

nach Moskau geschleust<br />

und dort in einem eigenen<br />

Kinderheim untergebracht<br />

worden waren – während zahlreiche<br />

ehemalige Kämpfer in der<br />

Sowjetunion Verfolgungen ausgesetzt<br />

waren. Aus den Interviews,<br />

die Karusoo mit ehemaligen BewohnerInnen<br />

des Kinderheims<br />

No 6 geführt hat, entsteht gemeinsam<br />

mit SchauspielerInnen<br />

das Theaterstück, das im Rabenhof<br />

zu sehen sein wird. In „Simmering<br />

gegen Kapfenberg ‘34 –<br />

Heimatkunde der Brutalität“ findet<br />

eine andere Art der Spurensuche<br />

statt. Unter der Anleitung<br />

von Regisseur Karl Wozek haben<br />

sich SchülerInnen zweier <strong>Wien</strong>er<br />

Gymnasien aus unterschiedlichen<br />

sozialen Milieus mit Theaterstücken<br />

und literarischen Texten<br />

zum Bürgerkrieg auseinandergesetzt,<br />

haben sich in Archiven<br />

und in Begegnungen mit<br />

ZeitzeugInnen auf die Suche<br />

nach ihrer (Familien-)Geschichte<br />

gemacht. Der russische Performer<br />

Jewgenij Grischkowez<br />

nimmt sich in seinem Fundstück<br />

„Onkel Otto ist krank“ die Grenze<br />

zwischen faktischem Geschehen<br />

und verklärender Fiktion<br />

vor, die er von ZeitzeugInnen-Berichten<br />

ausgehend erkundet.<br />

Schließlich beinhaltet der Febru-<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

ar 34-Schwerpunkt der Festwochen<br />

noch eine Produktion im<br />

Grazer Theater im Bahnhof. „Wallisch<br />

Wandern“, ein Stück von<br />

Gregor Stadlober, handelt vom Arbeiterführer<br />

Koloman Wallisch,<br />

der nach einer mehrtägigen Flucht<br />

durch die obersteirischen Berge<br />

schließlich gefasst und vom Dollfuß-Regime<br />

hingerichtet wurde.<br />

Ergänzend und begleitend<br />

zu den theatralischen Skizzen ist<br />

eine Installation mit dem Titel<br />

Echolot 34/2 im Foyer des Rabenhof-Theaters<br />

geplant, in der BesucherInnen<br />

ihre Eindrücke und Anmerkungen<br />

zum Thema und zu<br />

den Aufführungen auf Video protokollieren<br />

können. Gleichzeitig<br />

bildet diese Protokollierung auch<br />

eine Grundlage für die Veranstaltung<br />

Echolot 04/6 am 12. und 13.<br />

Juni, bei der als Abschluss für die<br />

Festwochen-Reihe zum Februar 34<br />

von KünstlerInnen, ZeitzeugInnen,<br />

Fachleuten und ZuschauerInnen<br />

eine Bilanz des Projekts gezogen<br />

werden soll. – jc<br />

wolrdwideweb<br />

www.festwochen.at<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 9


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 10<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Etappen einer<br />

Ausstellung<br />

Seit mehr als zehn Jahren<br />

bringt das im Museumsquartier<br />

beheimate Architekturzentrum<br />

<strong>Wien</strong> seinen BesucherInnen<br />

die Kunst des Bauens näher.<br />

Mit wechselnden Ausstellungen,<br />

einem breiten Rahmenprogramm<br />

und fundierten<br />

Serviceeinrichtungen versucht<br />

das Az W das Spannungsfeld<br />

von Architektur als alltäglichem<br />

Phänomen und kultureller<br />

Disziplin auszuloten.<br />

Im März 2004 wurde mit der Ausstellung<br />

a_schau das wohl bisher<br />

ehrgeizigste Projekt des Az W eröffnet:<br />

Ein Überblick über österreichische<br />

Architektur im 20. und<br />

21. Jahrhundert soll präsentiert<br />

werden. Um die inhaltliche Breite<br />

und die Fülle an Material bewältigen<br />

zu können, wurde die a_schau<br />

– so der Titel – in drei Etappen geteilt,<br />

die nacheinander eröffnet<br />

werden. Die Ausstellung erhebt<br />

keinen Anspruch auf lückenlose<br />

Darstellung des österreichischen<br />

Baugeschehens, sie soll vielmehr<br />

Phasen der Architekturentwikklung<br />

nachzeichnen, kontextualisieren<br />

und in Beziehung zu frühe-<br />

10<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

ren und späteren Entwicklungen<br />

setzen. In diesem Sinne stehen<br />

auch ausgewählte Projekte, die<br />

detaillierter präsentiert werden,<br />

nicht für sich allein, sondern<br />

werden zu Gegenentwürfen, späteren<br />

Umbauten oder Neunutzungen<br />

in Beziehung gesetzt.<br />

Aufgebaut ist die a_schau<br />

in 10 Themen, von denen bisher<br />

nur das erste (Prolog) komplett<br />

zu sehen ist – Filmtrailer bieten<br />

aber bereits erste Einblicke in die<br />

folgenden Stationen. In der zweiten<br />

Phase, ab September 2004,<br />

werden die Themen 2–6 (Rotes<br />

<strong>Wien</strong>, Landschaft, Macht,<br />

Wiederaufbau, International)<br />

präsentiert. Zusätzlich lassen<br />

sich an Hand einer Art Zeitleiste,<br />

die um den ganzen Raum läuft,<br />

einzelne Projekte in Österreichs<br />

politischer und gesellschaftlicher<br />

Entwicklung und teilweise auch<br />

innerhalb des internationalen<br />

Baugeschehens verorten.<br />

Die erste Etappe der Hauptausstellung<br />

geht historisch weiter<br />

zurück, als der Untertitel vermu-


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 11<br />

ten ließe: Im „Prolog“ steht<br />

<strong>Stadt</strong>planung und Architektur in<br />

<strong>Wien</strong> zwischen 1850 und 1918<br />

im Mittelpunkt – eine Zeitspanne<br />

in die u.a. zwei wichtige <strong>Stadt</strong>erweiterungen,<br />

die Regulierung<br />

des <strong>Wien</strong>flusses, der Bau der<br />

Ringstraße und der Beginn der<br />

Moderne in der Architektur fallen.<br />

Präsentiert werden einzelne<br />

Projekte an Hand von Fotos, Plänen,<br />

Skizzen und einigen Modellen,<br />

oft wird zusätzliches Material<br />

– etwa zeitgenössische Texte<br />

oder (Fach)Zeitschriften – angeboten.<br />

Eindrucksvoll zeigt die<br />

a_schau an Hand einzelner „Elemente<br />

einer Großstadt“ – stellvertretend<br />

für viele andere seien<br />

hier die Postsparkasse, das Café<br />

Museum, das sogenannte Loos-<br />

Haus, die Secession und Wagners<br />

<strong>Stadt</strong>bahnstationen genannt –<br />

das allmähliche Durchsetzen<br />

neuer Ideen. Viele der gezeigten<br />

Bauwerke, die heute aus <strong>Wien</strong><br />

+++ RECHERCHE +++<br />

a_schau, das aktuelle Projekt des Az W, bietet einen Überblick über<br />

österreichische Architektur im 20. und 21. Jahrhundert<br />

kaum wegzudenken sind, waren<br />

zum Zeitpunkt ihrer Errichtung<br />

heftig umstritten. Das gilt auch<br />

für das von Adolf Loos für Goldman<br />

und Salatsch am Michaelerplatz<br />

errichtete Gebäude; sowohl<br />

der bissige Spott traditioneller eingestellter<br />

Kollegen, wie auch die<br />

nicht weniger entschiedene Verteidigung<br />

durch den Architekten<br />

sind hier dokumentiert. Wie ein<br />

Motto begleitet Karl Kraus’ gegen<br />

notorische Alt-<strong>Wien</strong>-Nostalgiker<br />

gerichtete Satz: „Alt-<strong>Wien</strong> war einmal<br />

neu“ die Ausstellung. Ein Hinweis<br />

für FreundInnen spitzer Zitate:<br />

Unaufdringlich am Fuß der –<br />

eigens für die a_schau konstruierten<br />

– Präsentationsmodule finden<br />

sich Sätze wie dieser: „Wer Baukunst<br />

sagt, wird erschossen.“<br />

Das Thema „Wohnen“ wird<br />

innerhalb der Ausstellung in eigenen<br />

Stationen behandelt. Im Moment<br />

sind hier Exponate zum re-<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 11<br />

Architekturzentrum <strong>Wien</strong>


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 12<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

präsentativen, bürgerlichen<br />

Wohnbau der Jahrhundertwende,<br />

den Mietskasernen der Arbeiterschaft,<br />

dem sozialen Wohnbau<br />

und der Siedlungsbewegung der<br />

20-er und 30-er Jahre sowie zur<br />

Entdeckung des Raumes in der Architektur<br />

– etwa bei Loos – zu sehen.<br />

Bekannte Errungenschaften<br />

wie Margarete Schütte-Lihotzkys<br />

„Frankfurter Küche“ werden ebenso<br />

gezeigt, wie Pläne und Überlegungen<br />

zum Bau der Per Albin<br />

Hanson-Siedlung im 10. Bezirk<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg. In<br />

der zweiten Etappe soll die Geschichte<br />

des Wohnens von den<br />

60-er Jahren bis in die Gegenwart<br />

dargestellt werden. Alles in allem<br />

eine inhaltlich dichte, auch für<br />

Nicht-Fachleute absolut sehenswerte<br />

Präsentation. – sm<br />

Architekturzentrum <strong>Wien</strong> (Museumsquartier,<br />

1070 <strong>Wien</strong>). Tägl.<br />

10.00-19.00, Mi 10.00-21.00<br />

Derzeit: 1. Etappe (1850-1918), Rahmenprogramme<br />

& Führungen – auch<br />

speziell für Kinder und 60+ – werden<br />

angeboten.<br />

Eröffnung 2. Etappe (1918-1958):<br />

15.09.04 / 3. Etappe (1958-jetzt):<br />

März 2005<br />

worldwideweb<br />

www.azw.at<br />

12<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

Das Globenmuseum zählt wohl zu<br />

den am wenigsten bekannten<br />

Sammlungen der <strong>Stadt</strong>. Zu finden<br />

ist es in der Nationalbibliothek.<br />

corbis


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 13<br />

Die Österreichische Nationalbibliothek<br />

ist nicht nur<br />

eine Bibliothek. In der Hofburg<br />

laden auch drei sehr<br />

verschiedene Museen, die<br />

von der Nationalbibliothek<br />

betrieben werden, zum<br />

Entdecken ein: Das InternationaleEsperanto-Museum,<br />

das Globenmuseum<br />

und das Papyrusmuseum.<br />

Das Esperantomuseum, ein Teil<br />

der Sammlung für Plansprachen,<br />

befindet sich auf der Batthyany-<br />

Stiege beim Michaelertor. Ein Video<br />

informiert hier über die Erfindung<br />

und die Geschichte von<br />

Esperanto. Die „lingvo internacia“,<br />

wie sie anfangs hieß, wurde<br />

1887 in Bialystok (im heutigen<br />

Polen) vom polnisch-jüdischen<br />

Augenarzt Lazarus Ludwig Zamenhof<br />

erfunden. Seine Idee war<br />

es, eine neutrale „Welthilfssprache“<br />

zu entwickeln, die der Völkerverständigung<br />

dienen sollte.<br />

Bald wuchs Esperanto zu einer<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Plansprachen,<br />

Schriftfragmente<br />

und Erdkugeln<br />

Bewegung. 1905 fand in Boulogne-sur-Mer<br />

in Frankreich der erste<br />

Esperanto-Weltkongress statt. Zamenhofs<br />

Gedanke war es, eine<br />

möglichst einfach erlernbare<br />

Sprache zu schaffen. Deshalb<br />

funktioniert die Wortbildung in<br />

Esperanto weitgehend nach dem<br />

Baukasten-System, indem z.B. die<br />

Silbe ar aus einem Wort einen abstrakten<br />

Begriff macht (homo –<br />

Mensch, hom-ar-o – Menschheit).<br />

Der Grundwortschatz selbst ist<br />

eine Mischung aus verschiedenen<br />

Sprachen, wobei ca. zwei Drittel<br />

aus romanischen Sprachen und<br />

ein Drittel aus germanischen<br />

Sprachen stammen. Das hat zur<br />

Folge, dass Esperanto von SprecherInnen<br />

der meisten europäischen<br />

Sprachen leichter erlernt<br />

werden kann und insofern auch<br />

nur bedingt dem Anspruch gerecht<br />

wird, eine „neutrale“ Weltsprache<br />

zu sein.<br />

Im Museum wird weiters die<br />

Ausdehnung von Esperanto dokumentiert.<br />

Auch auf Esperanto ge-<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 13


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 14<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

schriebene sowie ins Esperanto<br />

übersetzte Literatur wird ausgestellt.<br />

Insgesamt bietet das Esperanto-Museum<br />

zwar eine begrenzte<br />

Zahl an musealen Objekten<br />

und einen wenig kritischen<br />

Blick, dafür aber persönliche und<br />

Esperanto-begeisterte Betreuung<br />

durch das Museumspersonal und<br />

dadurch einen guten Einblick in<br />

die Welt des Esperanto.<br />

Ganz anders das Globenmuseum<br />

am Josefsplatz, wo kein<br />

Mangel an Objekten herrscht. Neben<br />

Erdgloben in jeder erdenklichen<br />

Form und Größe sind hier<br />

Himmelsgloben, Mondgloben und<br />

Globen anderer Planeten ausgestellt.<br />

Dazu kommen frühe astronomische<br />

Instrumente: Armillarsphären,<br />

aus Ringen zusammengesetzte<br />

dreidimensionale Modelle<br />

der Himmelskugel, in deren Innerem<br />

häufig ein bewegliches Modell<br />

des Planetensystems eingebaut ist;<br />

Planetarien, die Modelle des Sonnensystems<br />

darstellen; und Tellurien,<br />

Instrumente, mit denen die<br />

Bewegung der Erde um die Sonne<br />

und die des Mondes um die Erde<br />

dargestellt wird – meist mit Hilfe<br />

einer Kerze.<br />

Der Besuch des Papyrusmuseums<br />

eröffnet wieder eine andere<br />

Welt. Im Eingangsbereich<br />

der Nationalbibliothek führt eine<br />

14<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

mit Grünpflanzen geschmückte<br />

Treppe zum Museum hinunter.<br />

Der Schauraum beherbergt ausgewählte<br />

Objekte aus der viel<br />

umfangreicheren Papyrus-<br />

Sammlung der Bibliothek. Anhand<br />

dieser Schriftdokumente<br />

bietet die Ausstellung einen Einblick<br />

in das Leben im alten<br />

Ägypten – Alltagsleben, Schulbildung,<br />

Religion, Literatur und<br />

vieles mehr. Dazu kommen<br />

wechselnde Spezialausstellungen,<br />

in denen auch nicht zur<br />

Sammlung gehörende Objekte<br />

zu besichtigen sind, in der derzeitigen<br />

Ausstellung über ägyptische<br />

Totenkulte („Tod am<br />

Nil“) etwa Leihgaben des Museums<br />

für Völkerkunde. – jc<br />

worldwideweb<br />

www.onb.ac.at/sammlungen<br />

Museen in der<br />

Nationalbibliothek<br />

Esperanto-Museum: Batthyany-<br />

Stiege beim Michaelertor,<br />

Mo-Mi 9-16, Do 12-19, Fr 9-13<br />

Globenmuseum: Josefsplatz 1,<br />

linkes Seitentor, Mo-Mi u. Fr<br />

11-12, Do 14-15<br />

Papyrusmuseum: Heldenplatz,<br />

Neue Hofburg, Mitteltor (Eingang<br />

Nationalbibliothek),<br />

Mo u. Mi-Fr 10-16


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 15<br />

Der Frühling ist da! – Und wie<br />

jedes Jahr beginnt die verzweifelte<br />

Such nach der kühlsten<br />

/schattigsten/besten/größten/hu<br />

ndetrümmerlfreisten/grünsten<br />

Grünfläche der <strong>Stadt</strong>. Der <strong>Wissenschaftskompass</strong><br />

hilft mit einigen<br />

Vorschlägen weiter:<br />

Der Historische:<br />

Burggarten<br />

Im Gegensatz zum Volksgarten<br />

als Privatgarten der kaiserlichen<br />

Familie angelegt,<br />

strahlt der Burggarten<br />

immer noch einen dezenten<br />

imperialen Charme<br />

aus. Zwischen Neuer<br />

Burg und dem perfekt renovierten<br />

Palmenhaus gelegen,<br />

schattig und friedlich – mit<br />

Springbrunnen! – ist der Burggarten<br />

eine schöne Erholungsmöglichkeit<br />

im Zentrum. Das<br />

Café im Palmenhaus bietet –<br />

wenn auch nicht ganz billige –<br />

Verpflegung und die nötige sanitäre<br />

Infrastruktur. Zu Mittag isst<br />

man gleich nebenan in der Kantine<br />

der Nationalbibliothek allerdings<br />

wesentlich günstiger. Ruhiger<br />

und kühler als der Volksgarten<br />

ist der Burggarten zum Lesen<br />

und Entspannen sehr geeignet.<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Summer in the City<br />

Der große Parktest.<br />

Der Schmuddelige:<br />

Sigmund Freud Park<br />

Unter Studierenden auf Grund seiner<br />

Lage auf dem Platz zwischen<br />

Votivkirche und Ring meist als<br />

„Votivpark“ bezeichnet, ist der<br />

Sigmund Freud Park der wahrscheinlich<br />

am dichtesten belegte<br />

Park <strong>Wien</strong>s – vor allem in den Monaten<br />

Mai und Juni. Er eignet sich<br />

für die kurze Pause zwischen zwei<br />

Lehrveranstaltungen, was aber die<br />

Gefahr der unbeabsichtigten<br />

Pausenverlängerung birgt<br />

– eigentlich trifft man<br />

hier immer Bekannte.<br />

Musik, Frisbees, Diabolos<br />

und Jonglierbälle machen<br />

Pläne für konzentriertes Lesen<br />

auch sehr schnell zunichte. Abends<br />

ist noch länger Betrieb – wo kein<br />

Zaun, da keine Sperrstunde. Ein<br />

gewisser Nachteil sind die vielen<br />

Hunde und die damit verbundene<br />

Umsicht, die man auf die Wahl des<br />

Liegeplatzes verwenden sollte.<br />

Kleiner Park mit großem Namen:<br />

der Sigmund Freud Park<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 15


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 16<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Der Städtische:<br />

Alfred Grünwald Park<br />

Von der <strong>Wien</strong>zeile aus nur schwer<br />

zu entdecken liegt der Alfred<br />

Grünwald Park hinter einer Hundeauslaufzone<br />

und einer Wand<br />

von Werbetafeln im dicht verbauten<br />

6. Bezirk, gleich gegenüber<br />

vom Naschmarkt. Hier gibt es einen<br />

Kinderspielplatz und Sportgelände<br />

für Jugendliche. Als Ruheoase<br />

ist der Grünwald Park nicht gerade<br />

zu bezeichnen. Im Bezirk<br />

kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen<br />

um das bisschen<br />

Grün, da ein Teil des Geländes<br />

der Firma Denzel gehört, die<br />

ihre Baugelüste noch nicht ganz<br />

aufgegeben hat.<br />

Die Multifunktionale:<br />

Jesuitenwiese<br />

Die Jesuitenwiese im Prater ist<br />

wahrscheinlich das bekannteste<br />

und beliebteste Naherholungsgebiet<br />

der <strong>Wien</strong>erInnen. Durch ihre<br />

Größe ermöglicht sie die verschiedensten<br />

Nutzungen, ohne dass<br />

man sich gegenseitig in die Quere<br />

kommen würde – auch wenn tieffliegende<br />

Frisbees und außer Kontrolle<br />

geratene Fußbälle eine gewisse<br />

Gefahr darstellen. Das Highlight<br />

der Jesuitenwiese sind die riesigen<br />

Schaukeln – unbedingt ausprobieren!<br />

Eignet sich aus nicht<br />

restlos nachvollziehbaren Gründen<br />

für Picknicks wesentlich besser als<br />

16<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

Auch unter <strong>Wien</strong>kennern nicht sehr<br />

bekannt: der Alfred Grünwald Park.<br />

die Parkanlagen in der Innenstadt.<br />

Sanitäranlagen sind allerdings<br />

Mangelware. Jährlich Ende<br />

August findet sehr zum Leidwesen<br />

des <strong>Stadt</strong>gartenamtes auf der<br />

Jesuitenwiese das kommunistische<br />

Volksstimmefest statt.<br />

Der Naturnahe:<br />

Schwarzenbergpark<br />

In Hernals, einen kurzen Fußweg<br />

von der Endstation der Straßenbahnlinie<br />

43 entfernt, liegt der<br />

Schwarzenbergpark. Direkt in<br />

den <strong>Wien</strong>erwald übergehend bietet<br />

er ein riesiges Erholungsgebiet<br />

am Rande der <strong>Stadt</strong>. Eine<br />

Mischung aus Wald, Liegewiesen<br />

mit wunderschönen alten Bäumen,<br />

asphaltierten Wegen zum<br />

Radfahren und Rollerskaten, Ententeichen<br />

und weitläufigen<br />

Spielplätzen macht den Park zu<br />

einer eigenen kleinen Welt. Auch<br />

ein Kiosk mit Getränken, kleinen<br />

Speisen und Eis fehlt nicht; kurz:<br />

ein Park zum Picknicken und den<br />

ganzen Tag verbringen. Und auch<br />

in der Nacht lässt sich auf der<br />

großen Wiese gut feiern. – jc+sm


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 17<br />

Das Universitätsgesetz von<br />

2002 (UG 02) enthält die<br />

Bestimmung, dass sich die<br />

nunmehr als autonom bezeichneten<br />

Universitäten<br />

selbst eine Organisationsstruktur<br />

geben müssen. Diese<br />

Struktur wird im sogenannten<br />

Organisationsplan festgeschrieben,<br />

der vom Rektorat<br />

entwickelt und von Senat<br />

und Universitätsrat bewilligt<br />

wird. Besonders an der Universität<br />

<strong>Wien</strong> hat der Organisationsplan<br />

einschließlich seiner<br />

Entstehungsgeschichte zu<br />

einem Aufschrei von fast allen<br />

Seiten geführt.<br />

Die beiden Hauptkritikpunkte am<br />

vom Rektorat vorgelegten Entwurf<br />

sind die Einteilung der Fakultäten<br />

einerseits und die quasi-Abschaffung<br />

von Mitbestimmungsstrukturen,<br />

und hier vor allem studentischer<br />

Mitbestimmung, andererseits.<br />

In diesem Punkt zeigt sich<br />

Georg Winckler, Rektor der Universität<br />

<strong>Wien</strong>, geradezu übereifrig<br />

in der Umsetzung des UG 02. Das<br />

schwarz-blaue Unigesetz beseitigt<br />

alle garantierten Mitbestimmungsstrukturen<br />

des Universitäts-<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Einmal zerstören,<br />

bitte.<br />

organisationsgesetzes<br />

von 1993<br />

(UOG 93) – Kollegialorgane<br />

auf Instituts-,<br />

Fakultäts- und Universitätsebene,<br />

in denen alle universitären Gruppen<br />

mit Ausnahme der externen<br />

LektorInnen, also Studierende,<br />

Mittelbau, ProfessorInnen und<br />

allgemeine Bedienstete, vertreten<br />

waren – zugunsten einer monokratischen<br />

Struktur. Diese räumt<br />

dem Rektor weitgehende Gestaltungsmöglichkeiten<br />

ein, so auch<br />

die Erstellung des Organisationsplans,<br />

der vom Unirat und vom<br />

Senat lediglich genehmigt werden<br />

muss.<br />

Allerdings räumt das Gesetz<br />

den Universitäten die Möglichkeit<br />

ein, weitere Mitbestimmungsgremien<br />

einzurichten. Das<br />

Rektorat zeigte jedoch bereits in<br />

der Ausarbeitungsphase des Organisationsplans<br />

sehr wenig<br />

Interesse an einer demokratischen<br />

Einbeziehung der Universitätsangehörigen.Dementsprechend<br />

waren im ersten Entwurf,<br />

der im Jänner aus anderen Gründen<br />

vom Unirat zurückgewiesen<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 17


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 18<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

wurde, keinerlei Mitbestimungsmöglichkeiten<br />

enthalten, die<br />

über die im Gesetz vorgeschriebenen<br />

hinausgegangen wären. In<br />

einem neuen Entwurf, der am 4.<br />

März vom Senat abgesegnet wurde,<br />

sind nun, wohl auch aufgrund<br />

der Proteste von Studierendenseite,<br />

Fakultäts- und Studienkonferenzen<br />

vorgesehen.<br />

Diese sollen jedoch lediglich Informations-<br />

und Beratungsgremien<br />

darstellen, über deren Stellungnahmen<br />

und Empfehlungen<br />

das jeweilige monokratische Organ<br />

(DekanIn der Fakultät bzw.<br />

StudienprogrammleiterIn) nach<br />

Belieben hinweg gehen kann.<br />

Beinahe noch mehr Aufruhr<br />

als die Abschaffung von<br />

Mitbestimmungsstrukturen bewirkt<br />

die geplante Neugliederung<br />

der Universität. Hier sollen willkürlich<br />

14 neue Fakultäten eingerichtet<br />

werden, deren Zusammensetzung<br />

in vielen Fällen<br />

weder inhaltlich Sinn macht noch<br />

von den Betroffenen gewünscht<br />

wird. Fächer wie Chemie, Physik<br />

oder Mathematik werden dabei<br />

jeweils zu einer eigenen Fakultät,<br />

während Massenstudien wie Publizistik,<br />

Politikwissenschaft und<br />

Soziologie mit anderen Fächern<br />

gemeinsam die Fakultät für Sozialwissenschaften<br />

bilden werden<br />

und die Geisteswissenschaftliche<br />

18<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

Fakultät nach wenig nachvollziehbaren<br />

Kriterien auf zwei Fakultäten<br />

aufgeteilt wird. Einmal abgesehen<br />

von der Frage, ob es sinnvoller ist,<br />

große Fakultäten zu schaffen oder<br />

für jedes Fach eine eigene Einheit<br />

einzurichten, braucht es nicht viel<br />

Phantasie um sich auszumalen,<br />

dass die geplante Aufteilung Auswirkungen<br />

auf die Ressourcenverteilung<br />

innerhalb der Universität<br />

haben wird.<br />

Ein Umbau der Universität<br />

weg von einer einigermaßen demokratischen<br />

Struktur hin zu einem<br />

hierarchisch strukturierten<br />

Unternehmen, wie er im UG 02<br />

angelegt ist, hat weit reichende<br />

Folgen. Studierende werden zu<br />

KundInnen deklassiert, die möglichst<br />

schnell wirtschaftlich verwertbare<br />

Dinge lernen sollen. Kritische<br />

Forschung und Lehre und<br />

eine gesellschaftspolitische Funktion<br />

der Universität werden somit<br />

immer mehr zurückgedrängt und<br />

sind auch offensichtlich nicht erwünscht.<br />

– jc<br />

www.oeh.univie.ac.at<br />

www.univie.ac.at/rektorenteam


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 19<br />

Traditionell ist der 1. Mai,<br />

der „Tag der Arbeit“, ein<br />

Festtag der Sozialdemokratie<br />

und eine der wenigen<br />

Gelegenheiten für die<br />

SPÖ die Internationale zu<br />

singen. Es bleibt zu hoffen,<br />

dass die Reminiszenz<br />

an vergangene revolutionäre<br />

Tage, nicht den Blick<br />

auf nähere, wenig ruhmreiche<br />

Ereignisse trübt.<br />

Am 1. Mai 2004 jährt sich der<br />

Tod des nigerianischen Asylwerbers<br />

Marcus Omofuma zum<br />

fünften Mal. Marcus Omofuma<br />

war aus Angst vor einer Sekte<br />

aus Nigeria geflüchtet, sein Antrag<br />

auf Asyl wurde abgelehnt. Er<br />

wollte nicht nach Nigeria, und<br />

wahrscheinlich versuchte er mit<br />

aller Kraft seine Abschiebung zu<br />

verhindern. Drei Fremdenpolizisten<br />

fesselten und knebelten ihn<br />

daraufhin. Bei der Zwischenlandung<br />

des Abschiebeflugs in Sofia<br />

war Markus Omofuma (25) bereits<br />

tot.<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Während in Belgien nach einer<br />

vergleichbaren Tötung durch<br />

Beamte der Innenminister zurükktreten<br />

musste, entwickelte sich in<br />

Österreich der „Fall Omofuma“ zu<br />

einer politischen und juristischen<br />

Farce. Ein rasch vorliegendes bulgarisches<br />

Gutachten, dass die Beamten<br />

der Fremdenpolizei schwer<br />

belastete, wurde kaum zur Kenntnis<br />

genommen. Ein österreichischer<br />

Gutachter entdeckte ein<br />

schwaches Herz, das als Todesursache<br />

geeigneter schien. Erst im<br />

Todesursache<br />

Abschiebung<br />

Juni 2001 lag ein drittes Gutachten<br />

eines deutschen Experten vor, der<br />

diese These verwarf und den rund<br />

30 Minuten dauernden Todeskampf<br />

des Erstickenden (den die<br />

Beamten nach eigenen Angaben<br />

nicht wahrgenommen hatten)<br />

plausibel belegte. Bis dahin hatte<br />

sich allerdings die Frage nach der<br />

politischen Verantwortlichkeit qua<br />

Regierungswechsel von selbst erledigt,<br />

und das Schreckgespenst der<br />

„nigerianischen Drogenmafia“ saß<br />

tief in den Köpfen. Doch schon zuvor<br />

hätte es mehr als einen Grund<br />

für einen öffentlichen Aufschrei<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 19


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 20<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

gegeben. Eine Erinnerung. Innenminister<br />

Schlögl versicherte unmittelbar<br />

nach der Tötung von<br />

Omofuma, „von einer solchen Abschiebepraxis“<br />

nichts gewusst zu<br />

haben, während sein Vorvorgänger<br />

Löschnak zugab, von Fesseln<br />

und Knebeln durchaus gehört zu<br />

haben. JournalistInnen enthüllten,<br />

dass die Fremdenpolizei bei Abschiebungen<br />

regelmäßig mit brutalen<br />

Methoden vorging. Unter<br />

den BeamtInnen kursierten „Abschiebesets“<br />

zur „Ruhigstellung“<br />

von Flüchtlingen. Die Vorgesetzten<br />

sahen weg und wurden im<br />

Gegenzug nicht mit detaillierten<br />

Berichten belästigt. Gesetzliche<br />

Vorschriften und Regelungen dafür,<br />

wie bei sogenannten „Problemabschiebungen“<br />

vorzugehen sei,<br />

gab es nicht. Kein Minister stellte<br />

einen Mangel fest, obwohl anlässlich<br />

eines Falles im Jahr 1993 sogar<br />

das Antifolterkomitee des Europarates<br />

über die österreichischen Abschiebepraktiken<br />

berichtet hatte.<br />

Die Tötung von Marcus<br />

Omofuma führte zu massiven<br />

Protesten der sich eben politisch<br />

organisierenden afrikanischen<br />

community, tagelang fanden Aktionen<br />

vor dem Innenministerium<br />

und der SPÖ-Zentrale statt – die<br />

zunächst breite Solidarität mit<br />

und Sympathie für den antirassistischen<br />

Protest bröckelte unter<br />

20<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

dem einsetzenden Druck jedoch<br />

bald. Schon am 5. Mai titelte die<br />

Krone „So tobte der Schubhäftling“,<br />

gleichzeitig wurden Umfragen<br />

veröffentlicht, wonach 80%<br />

der Befragten genauso gehandelt<br />

hätten, wie die Beamten. Wenige<br />

Wochen später fand – propagandistisch<br />

begleitet von der FPÖ –<br />

eine große Drogenrazzia, die sogenannte<br />

Operation Spring, statt,<br />

bei der 102 Personen verhaftet<br />

und gerade einmal zwei Kilogramm<br />

Kokain gefunden wurden.<br />

Jörg Haider blieb es in diesem<br />

Zusammenhang vorbehalten,<br />

den toten Marcus Omofuma<br />

gegen jede Evidenz als Drogendealer<br />

abzustempeln. Polizeilich<br />

sollte der Schriftsteller Charles<br />

Ofoedu zum „Drogenboss“ stilisiert<br />

werden, binnen einiger Monate<br />

blieb freilich von den Vorwürfen<br />

kaum mehr etwas übrig.<br />

Viel wichtiger aber war: Ofoedu<br />

war als Intellektueller eine bedeutende<br />

Figur der afrikanischen<br />

community in <strong>Wien</strong>, seine Punzierung<br />

als „Drogenboss“ erlaubte<br />

die Kriminalisierung der antirassistischen<br />

Bewegung. Zum<br />

Beispiel indem Ofoedus Aufforderung<br />

an Bekannte „Leave business<br />

and join the demonstration“<br />

in der Hysterie über eine angebliche<br />

nigerianische Drogenmafia<br />

zum „Befehl“ des „Drogenbosses“<br />

an einen untergeordneten


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 21<br />

Dealer umgedeutet wurde. In seinem<br />

Buch Morgengrauen legte<br />

der Schriftsteller einen literarischen<br />

Bericht über die Zeit vom<br />

Tag seiner Verhaftung bis zur<br />

Entlassung aus dem <strong>Wien</strong>er Landesgericht<br />

vor.<br />

Während die Polizei die<br />

Operation Spring öffentlichkeitswirksam<br />

als großen Erfolg feierte,<br />

zu dem nicht zuletzt ein „großer<br />

Lauschangriff“ beigetragen<br />

habe, blieb weitgehend unbe-<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Am 1. Mai 2004 jährt sich der Tod des nigerianischen Asylwerbers<br />

Marcus Omofuma zum fünften Mal.<br />

merkt, dass die juristische Aufarbeitung<br />

nur zu minimalen Ergebnissen<br />

führte – und das obwohl<br />

kritische BeobachterInnen vor<br />

rechtliche bedenklichen Methoden<br />

warnten. Ein Anonymer Zeuge<br />

trat (unkenntlich durch einen<br />

Motorradhelm) in auffällig vielen<br />

Verfahren auf, und in einigen Fällen<br />

stellte seine Aussage die einzige<br />

Stütze für Schuldsprüche dar.<br />

Ein Beispiel ist die Geschichte von<br />

Emanuel C., der in erster Instanz<br />

zu neun Jahren Haft verurteilt<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 21


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 22<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

wurde. In zweiter Instanz widerrief<br />

der Anonyme Zeuge seine<br />

Aussagen – Resultat: Freispruch.<br />

Das Verfahren landete vor dem<br />

Obersten Gerichtshof; hätte dieser<br />

den Freispruch bestätigt, hätten<br />

20 Schuldsprüche neu aufgerollt<br />

werden müssen, doch der OGH<br />

verwies das Verfahren zurück an<br />

die erste Instanz. Zu diesem Zeitpunkt<br />

saß Emanuel C. bereits drei<br />

Jahre, acht Monate und zwei Wochen<br />

im Gefängnis. Die Beamten,<br />

die Marcus Omofuma auf dem Gewissen<br />

hatten, kamen glimpflicher<br />

davon. Sie wurden der fahrlässi-<br />

22<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

gen Tötung für<br />

schuldig befunden<br />

und zu acht Monaten<br />

bedingt auf<br />

drei Jahre verurteilt.<br />

Das geringe<br />

Strafausmaß bedeutete<br />

für die betroffenenPolizisten<br />

auch, dass sie<br />

ihren Job weiterhin<br />

behalten<br />

konnten – zum<br />

Zeitpunkt der Urteilsverkündung,<br />

waren sie bei der<br />

Spurensicherung<br />

tätig. In der Urteilsbegründung<br />

wird Marcus<br />

Omofuma eine<br />

Teilschuld an seinem<br />

Tod zugeschrieben. Weiter<br />

heißt es zum einen, dass den Beamten<br />

kein Vorsatz zum Quälen<br />

eines Gefangenen nachzuweisen<br />

war, zum anderen, dass die Verantwortung<br />

auch bei Vorgesetzten<br />

und „weiter rauf die Etagen“<br />

liege. Die Verfahren gegen Innenminister<br />

Schlögl, Sicherheitschef<br />

Sika, Sektionschef Matzka und<br />

den <strong>Wien</strong>er Polizeipräsidenten<br />

Stiedl waren allerdings schon im<br />

Juli 1999 eingestellt worden. Bemerkenswert<br />

scheint, dass das<br />

Justizministerium die Staatsanwaltschaft<br />

anwies, ihre Berufung


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 23<br />

gegen die Entscheidung im Fall<br />

der drei Fremdenpolizisten fallen<br />

zu lassen, so dass die Urteile seit<br />

August 2002 rechtskräftig sind.<br />

Doch nicht nur auf juristischer,<br />

auch auf politischer Ebene<br />

wollte man von Marcus Omofuma<br />

nichts wissen. Am 1. Mai<br />

2002 wurde eine Gedenkveranstaltung<br />

vor dem Burgtheater,<br />

bei der auch ein Wanderdenkmal<br />

für die Menschen, die durch rassistische<br />

Polizeigewalt getötet<br />

wurden präsentiert worden sollte,<br />

untersagt. In der Begründung<br />

hieß es, das Thema sei „völlig<br />

konträr“ zum traditionellen Mai-<br />

Aufmarsch der SPÖ, außerdem<br />

sei mit verbalen und körperlichen<br />

Auseinandersetzungen<br />

zwischen TeilnehmerInnen der<br />

beiden Kundgebungen zu rechnen.<br />

Die Gedenkveranstaltung<br />

konnte letztlich im kleinen Rahmen<br />

doch noch stattfinden. Seit<br />

Oktober 2003 erinnert ein Gedenkstein<br />

der Bildhauerin Ulrike<br />

Tröger an Marcus Omofuma. Die<br />

Künstlerin hatte das von ihr finanzierte<br />

Denkmal zunächst<br />

ohne Genehmigung neben der<br />

Oper errichtet, was zu einem<br />

„Abtragungsverfahren“ mit skurriler<br />

Note führte: im Zuge dieses<br />

Verfahrens sollte auch gleich eine<br />

weitere „illegale“ Skulptur Trögers,<br />

die Wächterin vor dem<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Burgtheater abgetragen werden –<br />

sie stand dort seit Februar 2000.<br />

Es dauerte also nur knapp drei<br />

Jahre, bis die Baubehörde auf diesen<br />

Umstand aufmerksam wurde.<br />

Am 17. November „legalisierte“<br />

die <strong>Stadt</strong> <strong>Wien</strong> nach einigen Auseinandersetzungen<br />

den Gedenkstein<br />

für Omofuma, seither steht<br />

die drei Meter hohe und fünf<br />

Tonnen schwere Skulptur aus<br />

afrikanischem Granit an der Mariahilfer<br />

Straße beim Museumsquartier.<br />

Unbeeindruckt davon,<br />

reißen die Berichte über rassistische<br />

Gewalt bei staatlichen Stellen<br />

nicht ab. – sm<br />

worldwideweb<br />

www.no-racism.net/racismkills/<br />

www.wien-vienna.at/buntezeitung/omofuma.htm<br />

www.contrast.org/borders/kein/<br />

ohne/omofuma.html – „Die Tötung<br />

von Marcus Omofuma und<br />

die Folgen für die antirassistische<br />

Szene in <strong>Wien</strong>“ aus: AutorInnenkollektiv:<br />

Ohne Papiere in<br />

Europa. Berlin/Hamburg 2000<br />

www.united.non-profit.nl/pages/List.htm<br />

– List of 2406 documented<br />

refugee deaths<br />

through fortress Europe (1993-<br />

2001)<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 23


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 24<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Eins, zwei drei,<br />

ganz viele Stonewalls<br />

Am 26. Juni 2004 wird in<br />

<strong>Wien</strong> zum achten Mal die Regenbogenparade<br />

stattfinden.<br />

Um dieselbe Zeit herum werden<br />

weltweit Paraden abgehalten,<br />

die in Deutschland<br />

meist CSD heißen und in den<br />

meisten anderen Ländern unter<br />

dem Namen gaypride laufen.<br />

Ein kleiner Abriss über Ursprünge<br />

und Geschichte lesbisch-schwuler<br />

Paraden in<br />

<strong>Wien</strong> und weltweit.<br />

Die Geschichte der Paraden nahm<br />

ihren Anfang 1969 in New York,<br />

wo ein repressives Klima gegenüber<br />

Schwulen und Lesben herrschte<br />

und die Polizei immer wieder<br />

Razzien in schwullesbischen Clubs<br />

und Bars durchführte. Gleichgeschlechtliche<br />

Paare wurden verhaftet,<br />

weil sie zusammen getanzt<br />

oder sich geküsst hatten. Bei einer<br />

solchen Razzia im New Yorker Stonewall<br />

Inn am 27. Juni 1969 wehrten<br />

sich Lesben, Drag Queens und<br />

Schwule erstmals vehement und<br />

sichtbar gegen die Gewalt und<br />

Diskriminierung, denen sie ausgesetzt<br />

waren. Es kam zu den sogenannten<br />

Stonewall Riots, die meh-<br />

24<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

rere Tage andauerten. Zur Erinnerung<br />

an die Riots wurden ein<br />

Jahr darauf in mehreren US-amerikanischen<br />

Städten Demonstrationen<br />

und Paraden veranstaltet.<br />

Der Tag der Razzia im Stonewall<br />

Inn und des beginnenden Widerstandes<br />

wird seitdem als Christopher<br />

Street Day (CSD) gefeiert,<br />

benannt nach der Straße, in der<br />

sich das Stonewall Inn befand.<br />

Zehn Jahre später, 1979, fanden<br />

dann die ersten CSDs in Bremen<br />

und in Berlin statt, die auch<br />

die ersten in der BRD waren. Zur<br />

Berliner Demonstration, die unter<br />

dem Motto „Schafft ein, zwei,<br />

drei, ganz viele Stonewalls“<br />

stand, kamen etwa 400 Menschen,<br />

vorwiegend Schwule. In<br />

<strong>Wien</strong> sollte es noch bis 1996 dauern,<br />

bis die erste Regenbogenparade<br />

organisiert wurde.<br />

Mittlerweile sind die meisten<br />

Paraden in den USA und in Westeuropa<br />

fest etablierte Großereignisse.<br />

Das bringt natürlich Probleme<br />

und Kritik mit sich, die<br />

sich vorrangig um die Professio-


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 25<br />

nalisierung und Kommerzialisierung<br />

der CSDs dreht. In Berlin<br />

etwa hat die Wirtschaft längst<br />

Schwule und – zu einem geringeren<br />

Grad – auch Lesben als Zielgruppe<br />

entdeckt. Mit ihren von<br />

Konzernen gesponserten Tiefladern<br />

ist die Parade oft kaum<br />

mehr von der Loveparade zu<br />

unterscheiden. Das Schillernde<br />

und Schräge des CSD zieht ähnlich<br />

wie ein Faschingsumzug<br />

Massen<br />

von TouristInnen<br />

und<br />

Schaulustigen<br />

an,<br />

während<br />

politische<br />

Anliegen<br />

nicht mehr<br />

zentral erscheinen.<br />

In<br />

Berlin hat diese Entwicklung<br />

dazu geführt, dass es<br />

zeitweise zwei oder drei gleichzeitig<br />

stattfindende Paraden oder<br />

Demonstrationen zum Christopher<br />

Street Day gibt.<br />

Eine andere immer wiederkehrende<br />

Frage ist die Frage<br />

der Sichtbarkeit von Lesben auf<br />

den Paraden, die durch die erwähnte<br />

Professionalisierung<br />

noch verschärft wird; denn Lesben(organisationen)<br />

können sich<br />

oft eben keine großen Laster mit<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Soundanlage leisten. Allerdings<br />

gibt es immer wieder spektakuläre<br />

Aktionen, mit denen Lesben auf<br />

der Parade auf sich aufmerksam<br />

machen. So etwa das „Mösenmobil“,<br />

das auf dem Berliner CSD<br />

von 1999 vertreten war. In <strong>Wien</strong><br />

gab es im Jahr 2000 erstmals seit<br />

1996 wieder einen eigenen Wagen<br />

für Frauen, der unter dem Motto<br />

„Mobile Lesbische Bildstörung“<br />

stand. Von Anfang an dabei<br />

sind die „Dykes on Bikes“,<br />

Lesben auf Motorrädern,<br />

die traditionell<br />

die Parade<br />

anführen.<br />

Wieder anders<br />

sieht die Sache in<br />

Belgrad aus. Dort<br />

wurden die TeilnehmerInnen<br />

an der ersten gaypride<br />

2001 von Hooligans und<br />

Mitgliedern der faschistoiden Gruppe<br />

„Obraz“ (Ehre) brutal zusammengeschlagen.<br />

Am 17. Juli 2004 soll es nun<br />

endlich wieder eine Parade geben, um<br />

auf die Situation von Transgender-Personen,<br />

Lesben und Schwulen aufmerksam<br />

zu machen, die nach wie vor Diskriminierung<br />

und verbaler wie physischer<br />

Gewalt ausgesetzt sind. – jc<br />

www.belgradepride.org<br />

www.hopinc.org (New York)<br />

www.csd-berlin.de<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 25


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 26<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

<strong>dérive</strong> – <strong>Stadt</strong> <strong>erforschen</strong><br />

Seit Juli 2000 gibt IWI – Kulturverein zur Förderung der<br />

Interdisziplinarität vierteljährlich <strong>dérive</strong>. Zeitschrift für<br />

<strong>Stadt</strong>forschung heraus und eröffnet damit Blickwinkel<br />

auf städtische Räume als Produkte und Medien gesellschaftlichen<br />

Lebens.<br />

Das „Umherschweifen“ (<strong>dérive</strong>) im<br />

Sinne der SituationistInnen ist in<br />

den Worten Guy Debords eine<br />

Technik des raschen Durchquerens<br />

einer abwechslungsreichen<br />

Umgebung. „Abwechslungsreich“<br />

– das meinte jedenfalls den städtischen<br />

Raum, der als Ausdruck<br />

menschlichen Handelns wahrgenommen<br />

wurde. Architektur,<br />

<strong>Stadt</strong>bild und -planung schienen<br />

nicht für sich interessant, sondern<br />

in ihrer unmittelbaren psychischen<br />

und emotionalen Wirkung<br />

auf Menschen. Die so entstehenden<br />

psychogeographischen „Landkarten“<br />

sollten neue Möglichkeiten<br />

– quer zur üblichen topographischen<br />

Beschreibung des Raumes<br />

– eröffnen. Es wären nicht die<br />

SituationistInnen, wäre dies nicht<br />

Grundlage einer radikalen Kritik<br />

an <strong>Stadt</strong>planung und einer Utopie<br />

der Architektur gewesen.<br />

Ganz so experimentell geht<br />

es in <strong>dérive</strong> meist nicht zu, doch<br />

auch hier liegt der Fokus auf sozialen<br />

Bedeutungen städtischer Räume.<br />

Viele Beiträge thematisieren<br />

das Spannungsfeld von Ordnungs-<br />

26<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

macht und widerständiger Nutzung,<br />

von Planung und Spontanität.<br />

Durchaus paradigmatisch<br />

lagen die Schwerpunkte der im<br />

Juli 2000 erschienenen erste Nummer<br />

von <strong>dérive</strong> einerseits auf der<br />

Sanierung des <strong>Wien</strong>er Gürtels, andererseits<br />

auf institutionalisiertem<br />

Rassismus im Rahmen der sogenannten<br />

Operation Spring.<br />

<strong>dérive</strong> schweift in erster Linie<br />

– aber nicht nur – durch <strong>Wien</strong><br />

und bietet dabei auch der/dem<br />

stadtkundigen LeserIn immer<br />

wieder neue Blickwinkel. Nur ein<br />

Beispiel dafür ist der Artikel<br />

„Fahr-Rad in <strong>Wien</strong>?“ des Historikers<br />

Sándor Békési (Heft 13), der<br />

der aktuellen <strong>Wien</strong>er (Rad)Verkehrsmisere<br />

historisch nachgeht<br />

und eine Geschichte der stadtund<br />

verkehrsplanerischen Verdrängung<br />

dieses Verkehrsmittels<br />

zeichnet, die bereits in der Ersten<br />

Republik begann. Gerade in einer<br />

Hochburg der Sozialdemokratie<br />

mit ihrer Tradition der Arbeiter-<br />

Radfahrer, die bei keinem Aufmarsch<br />

fehlten, überrascht die<br />

völlige Vernachlässigung des


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 27<br />

Fahrrads als Verkehrsmittel<br />

für den<br />

Alltag. Bis heute lässt<br />

dies daran ablesen,<br />

dass in vergleichbaren<br />

deutschen Städten<br />

jeder siebente bis<br />

fünfte Weg mit dem<br />

Rad zurückgelegt<br />

wird, während es in<br />

<strong>Wien</strong> jeder 25. ist.<br />

Heft 14, die bislang letzte vorliegende<br />

Ausgabe – Heft 15 erscheint<br />

zeitgleich mit dieser Ausgabe<br />

des <strong>Wissenschaftskompass</strong><br />

– rückte „Temporäre Nutzungen“<br />

ins Rampenlicht. Zum Schwerpunkt<br />

gehört u.a. ein Bericht<br />

vom Symposium tempo..rar, das<br />

im Mai 2003 in <strong>Wien</strong> stattfand<br />

und nicht nur theoretische<br />

Übungen zum Thema anstellte –<br />

die vier Tage dauernde Veranstaltung<br />

fand auch in vier verschiedenen<br />

großteils leerstehenden<br />

Gebäuden statt. „Temporär“ tat<br />

und tut sich in <strong>Wien</strong> aber noch<br />

einiges mehr, vom mittlerweile<br />

institutionalisierten Kulturfestival<br />

SOHO in Ottakring, über<br />

phonotaktik, ein Festival, das experimentelle<br />

elektronische Musik<br />

unter anderem ins Schwimmbad<br />

brachte, bis zur Freien Motoren<br />

Fabrik in der Martinstraße, die<br />

2002 zur Bühne für unterschiedlichste<br />

Nutzungen wurde. Ein<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

längerer Beitrag zur<br />

westdeutschen HausbesetzerInnenbewegung<br />

in den 70er und<br />

80er Jahren bringt<br />

weitere Beispiele für<br />

(oft unfreiwillig) temporäre<br />

Nutzungen.<br />

Zurück zu den SituationistInnen<br />

führt<br />

Klaus Ronneberger in seiner Analyse<br />

der Veränderung stadtplanerischer<br />

Strategien im Neoliberalismus.<br />

War – so seine These – der<br />

Fordismus auf eine Homogenisierung<br />

des ganzen Nationalstaats<br />

ausgerichtet, versucht der Neoliberalismus<br />

heute massiv lokale Potentiale<br />

auszuschöpfen, und das<br />

gerade in sogenannten Problemgebieten.<br />

Last but not least sei hier auf<br />

die umfangreiche Website von <strong>dérive</strong><br />

verwiesen, die neben älteren<br />

Ausgaben im Volltext auch eine<br />

komplette Liste der Bezugsmöglichkeiten<br />

der Zeitschrift, sowie<br />

eine umfangreiche Linksammlung<br />

enthält. – sm<br />

worldwideweb<br />

www.derive.at<br />

Texte der/zur Situationistischen<br />

Internationale:<br />

www.si-archiv.tk/<br />

library.nothingness.org/<br />

(großteils in englischer Sprache)<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 27


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 28<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Der Nörgler<br />

Vor 130 Jahren wurde im heute tschechischen Jitschin jener<br />

Schriftsteller geboren, dessen bedingungslose Verdammung<br />

von Krieg, Korruption und Erniedrigung des Menschen in<br />

ihrer sprachlichen Präzision und Brillanz bis heute fasziniert.<br />

Karl Kraus kam am 28. April 1874<br />

als Sohn einer jüdischen Fabrikanten-Familie<br />

zur Welt. Im Alter von<br />

drei Jahren übersiedelte er mit der<br />

Familie in die Hauptstadt <strong>Wien</strong>,<br />

wo er bis zu seinem Tod am 12.<br />

Juni 1936 lebte. Kraus’ schriftstellerisches<br />

Werk ist so vielfältig und<br />

widersprüchlich wie seine Lebensgeschichte,<br />

die von heftigen Auseinandersetzungen<br />

geprägt war.<br />

Eine Haltung aber durchzieht<br />

Kraus’ Werk und macht es zu viel<br />

mehr, als historischen Dokumenten<br />

der politischen und gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse im ersten<br />

Drittel des 20. Jahrhunderts;<br />

seine absolute Weigerung sich mit<br />

den Menschen entwürdigenden<br />

Verhältnissen abzufinden, seine<br />

Bereitschaft jeden Aspekt<br />

menschlichen Lebens für wichtig,<br />

für kritikwürdig zu halten, oder<br />

wie er selbst einmal formulierte<br />

„die Marotte, das dem verächtlichsten<br />

Leben entnommene Bild<br />

zur Perle der Schöpfung emporzuheben“<br />

1 .<br />

28<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

Mit Karl Kraus untrennbar<br />

verbunden ist die Zeitschrift<br />

Die Fackel, die er von 1899<br />

bis zu seinem Tod herausgab und<br />

ab 1911 so gut wie allein verfasste.<br />

Insgesamt umfassen die Hefte<br />

deutlich über 20.000 Seiten. In<br />

<strong>Wien</strong> war die, nach einem Berliner<br />

Vorbild gegründete, Fackel<br />

ein Novum und polarisierte ebenso<br />

wie Kraus’ öffentliche Vorlesungen,<br />

die den großen Saal des<br />

Konzerthauses genauso füllten,<br />

wie das damalige Haus der gastgewerblichen<br />

Arbeiterschaft<br />

(Ecke Treitlstraße/Karlsplatz,<br />

heute von der TU <strong>Wien</strong> genützt).<br />

Vor Kraus’ bissigem Spott und<br />

moralischer Verurteilung konnten<br />

sich weder Politiker, noch<br />

Wirtschaftsmagnaten oder<br />

KünstlerInnen sicher fühlen –<br />

seine liebstes Angriffziel blieb<br />

aber das liberale jüdische Bürgertum,<br />

von dem er sich selbst (u.a.<br />

durch den zeitweiligen Übertritt<br />

zum Katholizismus) losgesagt<br />

hatte, und das doch den größten<br />

Teil seines Publikums und seiner


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 29<br />

AnhängerInnen stellte. Besonders<br />

in der liberalen Presse<br />

und deren Verwicklungen in Korruptionsfälle<br />

fand Kraus’ ein Objekt<br />

seiner beißenden Kritik, legendär<br />

ist seine Auseinandersetzung<br />

mit dem Herausgeber der<br />

Neuen Freien Presse, Moriz Benedikt,<br />

den Kraus in den Letzten<br />

Tagen der Menschheit in der Rolle<br />

des „Herrn der Hyänen“ auftreten<br />

ließ. Die Neue Freie Presse<br />

ihrerseits strafte Kraus mit konsequenter<br />

Ignoranz. Noch heftiger<br />

waren wohl nur die Auseinandersetzungen<br />

mit dem, an der<br />

Grenze der Kriminalität arbeitenden,<br />

Zeitungsherausgeber<br />

Emmerich (Imre) Bekessy, über<br />

den Kraus das bekannte Urteil<br />

„Hinaus aus <strong>Wien</strong> mit dem<br />

Schuft!“ 2 fällte.<br />

Kraus war alles andere als<br />

ein Freund der Habsburger-Monarchie,<br />

doch noch mehr verachtete<br />

er die bürgerliche Gesellschaft,<br />

der er selbst die Aristokratie vorzog.<br />

Einige Zeit stand Kraus der<br />

Sozialdemokratie nahe, sprach<br />

bei Maiaufmärschen und ähnlichen<br />

Gelegenheiten, wandte<br />

sich aber in den dreißiger Jahren<br />

enttäuscht von der Partei ab. Unter<br />

dem Eindruck der Bedrohung<br />

durch den Nationalsozialismus<br />

unterstützte Kraus den Austrofaschismus<br />

– wenn auch ohne Be-<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

geisterung. Die 1933 bereits fertiggestellte,<br />

von Kraus jedoch zurükkgehaltene<br />

Ausgabe der Fackel, die<br />

erst 1953 unter dem Titel „Die dritte<br />

Walpurgisnacht“ erschien, gibt<br />

darüber Auskunft. Beachtenswert<br />

an dieser Schrift sind jedoch vor allem<br />

Kraus hellsichtige Warnungen<br />

vor dem Nationalsozialismus, dessen<br />

mörderische Zielsetzung der<br />

Schriftsteller durchschaute.<br />

In seinem bekanntesten<br />

Werk den Letzten Tagen der<br />

Menschheit hat Kraus in der Figur<br />

des Nörglers, der die Verrohung<br />

des Geistes und der Sprache nicht<br />

weniger beklagt, als den massenhaften<br />

Mord auf den Schlachtfeldern,<br />

auch sich selbst als Bewohner<br />

der „Versuchsstation des Weltunterganges“<br />

3 verewigt. – sm<br />

1 Kraus, Karl (1971). In dieser großen Zeit.<br />

München. S 599 („Entlarvt durch Bekessy“,<br />

Vorlesung vom 25.06.1925)<br />

2 ebd. S 638<br />

3 Kraus, Karl (1986). Die letzten Tage der<br />

Menschheit. Frankfurt am Main. S 495<br />

worldwideweb<br />

www.karl-kraus.net<br />

> Karl Kraus: <strong>Wien</strong>er Stätten;<br />

www.ub.fu-berlin.de/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/multi_ijk/kraus.h<br />

tml > Umfangreiche<br />

Linksammlung<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 29


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 30<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Im Dschungel<br />

vor der <strong>Stadt</strong><br />

In <strong>Wien</strong> kann man sich nicht<br />

nur im Großstadt-Dschungel<br />

bewegen, sondern auch ein<br />

Stück Wildnis erleben. Trotz<br />

Flussregulierung, Öllager und<br />

Badegästen fasziniert der Auwald<br />

der Lobau mit seinen Lianen<br />

und versteckten Tümpeln<br />

uns Großstadtmenschen.<br />

Die Geschichte der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Wien</strong> hat auch den Auwald an ihrem<br />

Rand nicht unberührt gelassen.<br />

Er diente als Schlachtfeld (Napoleon!)<br />

ebenso, wie als Rückzugsmöglichkeit<br />

für (Zivilisations-<br />

)Flüchtlinge und Lagerplatz für<br />

AnhängerInnen der FKK-Kultur.<br />

Immer wieder kehrten Einzelne<br />

der <strong>Stadt</strong> den Rücken um fortan in<br />

der Au zu leben, eine Vielzahl von<br />

Geschichten rankt sich um diese<br />

Einzelgänger.<br />

Einer war ein Revolutionär<br />

von 1848, der zum Tode verurteilt<br />

wurde und sich in den Wald<br />

flüchtete. Es heißt, er habe sein<br />

Leben danach nur mit einem zahmen<br />

Fischotter und einem Kormoran<br />

geteilt, und niemand habe<br />

seinen Unterschlupf jemals ge-<br />

30<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

funden. Als die Revolutionäre<br />

amnestiert wurden, traute „der<br />

Wilde“, wie ihn die <strong>Wien</strong>erInnen<br />

nannten, dem Frieden nicht<br />

– er blieb im Wald.<br />

Oder der Waldviertler<br />

Schneidersohn und selbsternannte<br />

Naturheiler Florian<br />

Berndl, der das erste „Luft- und<br />

Sonnenbad Gänsehäufel“ gründete.<br />

Persönlichkeiten wie Hermann<br />

Bahr und Peter Altenberg<br />

ließen sich hier massieren oder<br />

im Sand baden – nackt versteht<br />

sich. Solch unmoralisches Verhalten<br />

konnte nicht ohne Kritik bleiben,<br />

doch schließlich verlor<br />

Berndls „sein“ Gänsehäufel nicht<br />

deshalb, sondern wegen seines<br />

ohne Konzession laufende Gastwirtschaftsbetrieb.<br />

Die Gemeinde<br />

führte fortan die Badeanstalt<br />

selbst. Der Naturheiler wurde<br />

zum Oberbademeister ernannt,<br />

doch bald schon gab es Streit<br />

und Berndl wurde entlassen – angeblich<br />

geht der Ausdruck „Badewaschl“<br />

darauf zurück, dass ein<br />

Schulmediziner Berndl einen<br />

„groben Waschl“ nannte.


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 31<br />

Während das Gänsehäufel<br />

bis heute besteht, erinnert fast<br />

nichts mehr an jene Arbeitslosen,<br />

die 1927 mit dem Schlagwort von<br />

den „Kolonien in der Heimat“<br />

ernst machten. Nach einer illegalen<br />

Besetzung bei Orth stellte die<br />

Gemeinde <strong>Wien</strong> den KolonistInnen<br />

schließlich 1926 ein Areal am<br />

Kaiserspitz zur Verfügung. Trotz<br />

heftiger Fraktionskämpfe, konnten<br />

ab 1928 61 Familien von Arbeitslosen<br />

in der Lobau von Gartenbau<br />

und Kleintierzucht leben.<br />

Im Lauf der Jahrzehnte wuchs die<br />

<strong>Stadt</strong> um sie herum.<br />

Von temporärer Natur waren<br />

die „Zeltstädte“, die an Sommerwochenenden<br />

in der Lobau<br />

entstanden. Jugendgruppen und<br />

sozialistische Intellektuelle, trafen<br />

sich hier – auf der Hirscheninsel<br />

zum Nacktbaden, oder angezogen<br />

beim „Roten Hiasl“ (der<br />

Name des Gasthauses bezieht<br />

sich übrigens auf die Haarfarbe<br />

des ersten Besitzers). Vor allem<br />

unter Intellektuellen wurden<br />

Nacktkultur und Sexualreform<br />

zu wichtigen Schritten auf dem<br />

Weg zum neuen sozialistischen<br />

Menschen. Nach 1934 hielten<br />

SozialistInnen und KommunistInnen<br />

auch politische Versammlungen<br />

und Kongresse in der Lobau<br />

ab. Während unter dem austrofaschistischen<br />

Regime das<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Nacktbaden an sich verboten war –<br />

LehrerInnen zum Beispiel hatten<br />

mit disziplinären Konsequenzen zu<br />

rechnen –, hatten die nationalsozialistischen<br />

Machthaber damit keine<br />

Probleme. Schließlich waren<br />

schon um die Jahrhundertwende<br />

„Rassentheoretiker“, wie etwa<br />

Adolf Lanz (Pseudonym: Jörg Lanz<br />

von Liebenfels), von den Segnungen<br />

der Nacktkultur für die „Rassenveredelung“<br />

überzeugt gewesen.<br />

In der Lobau wurde von den Nazis<br />

ein Zwangsarbeitslager errichtet.<br />

ArbeiterInnen aus den besetzten<br />

europäischen Ländern wurden<br />

hierher verschleppt, Frauen zur<br />

Prostitution im angeschlossenen<br />

Bordell gezwungen. Der Ottakringer<br />

Gastwirt Wanicek, der das Bordell<br />

und eine Kantine im Zwangsarbeitslager<br />

betrieben hatte, erhielt<br />

nach 1945 von der Gemeinde <strong>Wien</strong><br />

das Gelände der „Oase“ für seinen<br />

neugegründeten FKK-Klub.<br />

Heute sorgt zum wiederholten<br />

Mal die befürchtete ökologische<br />

Zerstörung der Au für Diskussionen.<br />

All jenen, die sich auch über<br />

bereits verlorene Naturschätze informieren<br />

wollen, sei ein Besuch<br />

im Lobaumuseum (Lobau 256,<br />

Vorwerk 1) empfohlen. – sm<br />

Buchtipp<br />

Fritz Keller (Hg.). Lobau – Die<br />

Nackerten von <strong>Wien</strong>. 1985<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 31


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 32<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

Wo noch kein Mensch<br />

zuvor gewesen ist …<br />

Niemand kann sich dem Eindruck<br />

des sternenübersäten<br />

Himmels in einer klaren<br />

Nacht völlig entziehen; vorausgesetzt<br />

man entkommt<br />

den engen Häuserzeilen und<br />

der überhandnehmende Lichtverschmutzung,<br />

die den Blick<br />

nach oben verstellen. Trotz<br />

Mondlandung und Missionen<br />

zum Mars blieb die Faszination<br />

der unendlichen Weiten<br />

ungebrochen.<br />

In der Realität ist die Erforschung<br />

des Weltraums gerade erst<br />

den Kinderschuhen entwachsen,<br />

und ob wir uns eines Tages tatsächlich<br />

aufmachen werden um<br />

neue Zivilisationen zu <strong>erforschen</strong>,<br />

steht (wie es so schön heißt) in<br />

den Sternen. Aber zumindest wir<br />

Fernsehgeschädigten wissen ohnehin,<br />

was uns dort erwartet – logische<br />

VulkanierInnen, kriegerische<br />

KlingonInnen, Wurmlöcher und<br />

fremde Dimensionen: kurz: jede<br />

Menge Abenteuer. Immerhin seit<br />

1966 flimmert die Science Fiction<br />

Welt von Star Trek über Bildschirme<br />

und Kinoleinwände, und noch<br />

ist kein Ende abzusehen. Mittlerweile<br />

unterhält die fünfte Serien-<br />

Generation ZuseherInnen in der<br />

32<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

ganzen Welt. Das Universum, in<br />

dem sich das Raumschiff Enterprise<br />

und seine Nachfolger mit<br />

Überlichtgeschwindigkeit bewegen<br />

– bestehend aus 570 Folgen<br />

der Fernsehserie und neun Kinofilmen<br />

– interessiert aber längst<br />

nicht mehr nur Science Fiction-<br />

Fans, sondern wurde auch für<br />

durchaus ernstzunehmende WissenschafterInnen<br />

zum Thema.<br />

Im Rahmen von University<br />

meets Public, einem Kooperationsprojekt<br />

von Universität<br />

<strong>Wien</strong> und Verband <strong>Wien</strong>er<br />

Volksbildung, finden im Sommersemester<br />

2004 auch einige<br />

Vorträge statt, die sich auf die Suche<br />

nach der Wissenschaft der<br />

Science Fiction-Welt begeben.<br />

Unter dem Titel „Spock, Kirk und<br />

die Medizintechnik“ werfen DI<br />

Dr. Stefan Sauermann und DI Dr.<br />

Manfred Bijak einen genauen<br />

Blick auf die Krankenstation und<br />

die biomedizinischen Labors der<br />

Enterprise. Die beiden am Institut<br />

für Biomedizinischen Technik<br />

und Physik der Medizinischen<br />

Universität <strong>Wien</strong> tätigen Wissenschafter<br />

vergleichen den heutigen<br />

Stand der Technik mit den Gerä-


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 33<br />

ten und Möglichkeiten der Sternenflotten-Medizin.<br />

Keine Frage,<br />

dass die beiden selbst Science Fiction<br />

mögen, doch für Dr. Sauermann<br />

gibt es noch einen weiteren<br />

Grund gerade auf diese Serie zurückzugreifen;<br />

konkret sollen drei<br />

Themen im Mittelpunkt der Vorträge<br />

stehen: Die Elektrostimulation<br />

von Muskeln, die beispielsweise<br />

Querschnittgelähmten helfen<br />

soll, indem Nervenimpulse<br />

mit technischer Hilfe über die<br />

verletzte Stelle hinweg an die<br />

Muskeln übertragen werden –<br />

derzeit wird daran im Wilhminenspital<br />

geforscht. Auf ähnliche<br />

Weise hofft man auch Sehnerven<br />

anregen zu können – im Star<br />

Trek-Universum ist das bereits<br />

Realität, wie Geordi La Forges VI-<br />

SOR (mit dem er freilich um einiges<br />

mehr wahrnehmen kann, als<br />

nur sichtbares Licht) beweist.<br />

Künstliche Gliedmaßen sind das<br />

dritte Thema – und auch hier<br />

scheint die reale Technik SF-Visionen<br />

einzuholen.<br />

Mag. Werner Gruber vom<br />

Institut für Experimentalphysik<br />

der Universität <strong>Wien</strong> befasst sich<br />

mit der „Naturwissenschaft von<br />

Star Trek“ und stellt Realistisches,<br />

Vorstellbares und Unmögliches<br />

aus der Welt der Enterprise<br />

vor. Vom (theoretisch berechenbaren,<br />

aber praktisch un-<br />

+++ RECHERCHE +++<br />

wahrscheinlichen) WARP-Antrieb,<br />

über das (wahrscheinlich unmögliche)<br />

Beamen bis zum Wurmloch<br />

geht die Reise. Und selbstverständlich<br />

wird auch jene Frage gestellt,<br />

die den Menschen wohl das<br />

größte Kopfzerbrechen bereitet:<br />

Gibt es intelligentes Leben da<br />

draußen?<br />

„Es gibt eine Theorie, die besagt,<br />

wenn jemals irgendwer genau<br />

rausfindet, wozu das Universum<br />

da ist und warum es da ist,<br />

dann verschwindet es auf der Stelle<br />

und wird durch etwas noch Bizarreres<br />

und Unbegreiflicheres ersetzt.<br />

Es gibt eine andere Theorie,<br />

nach der das schon passiert ist.“<br />

Aber das stammt aus Douglas<br />

Adams „Per Anhalter durch die<br />

Galaxis“– und das ist eine ganz andere<br />

Geschichte. – sm<br />

Termine:<br />

„Spock, Kirk und die Medizintechnik“,<br />

Stefan Sauermann/<br />

Manfred Bijak. Mo, 19.04.04,<br />

19.00-20.30 VHS Urania und Mi,<br />

19.05.04, VHS Ottakring<br />

„Die Naturwissenschaft von Star<br />

Trek“, Werner Gruber. Drei Abende,<br />

ab 05.05.04 jeweils Mi 18.00-<br />

21.30, VHS Meidling<br />

worldwideweb<br />

www.ump.at<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 33


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 34<br />

ANZEIGE<br />

+++ KURZ GEMELDET +++<br />

kurz gemeldet<br />

Historikerkommission<br />

präsentiert Ergebnisse<br />

In einer Ringvorlesung an der<br />

Universität <strong>Wien</strong> präsentiert die<br />

Historikerkommission im Sommersemester<br />

2004 die Ergebnisse<br />

ihrer Forschungen zu Vermögensentzug<br />

in der NS-Zeit<br />

und Rückstellung und Entschädigung<br />

nach 1945. Unter anderem<br />

wird die nationalsozialistische<br />

Gleichschaltung des Vereinswesens<br />

als Einnahmequelle<br />

der NSDAP, die Bedeutung des<br />

Opferfürsorgegesetzes, der<br />

ZwangsarbeiterInneneinsatz im<br />

Gebiet der heutigen Republik<br />

Österreich oder die Berufsschädigungen<br />

in der nationalsozialistischen<br />

„Neuordnung der Arbeit“<br />

erörtert. Daneben kommt<br />

die Forschungspraxis zur Sprache:<br />

160 ForscherInnen mussten<br />

ihre Arbeit für das Projekt „Historikerkommission“<br />

koordinieren.<br />

17.00-18.30, Hauptuni, HS 33<br />

Termine: 20., 27.4; 4., 11., 18.,<br />

25.5; 8., 15., 22., 29.6.<br />

www.dieuniversitaet-online.at/<br />

pdf/2004/RVAnkuendigung.pdf<br />

34<br />

www.freie-berufe.biz<br />

Webdesign für Menschen<br />

mit anspruchsvollen Berufen<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004<br />

Science Week @ Austria<br />

2004<br />

Vom 13. bis zum 15. Mai findet<br />

an österreichischen Universitäten,<br />

Schulen und Unternehmen<br />

die fünfte Science<br />

Week statt. In den Universitätsstätten<br />

soll ein vielfältiges<br />

Programm die Aufmerksamkeit<br />

der Öffentlichkeit erregen und<br />

Begeisterung für Wissenschaft<br />

und Forschung wecken. Top-<br />

WissenschafterInnen aus den<br />

unterschiedlichsten Disziplinen<br />

präsentieren ihre neuesten Ergebnisse<br />

in einer auch für Laien<br />

verständlichen Sprache.<br />

Die Science Week ist als dreiteilige<br />

Großveranstaltung konzipiert.<br />

Den Auftakt bildet eine<br />

Wissenschafts-Gala am 12.5.<br />

im Radiokulturhaus in <strong>Wien</strong>,<br />

die auch vom ORF übertragen<br />

wird. In den folgenden Tagen<br />

besteht die Möglichkeit die<br />

beteiligten WissenschafterInnen<br />

sozusagen „life“ zu erleben:<br />

entweder im Rahmen der<br />

Österreichischen Forschungstage<br />

oder bei den verschiedenen<br />

Präsentationen der Science<br />

Week. Ein Teil der Veranstaltungen<br />

ist auch für Kinder<br />

geeignet, und im Rahmen der<br />

ÖFT richtet sich das Begleitprogramm<br />

Science & Future<br />

speziell an Jugendliche zwischen<br />

14 und 19 Jahren.<br />

www.scienceweek.at


komp-früh-7 16.03.2004 13:50 Uhr Seite 35<br />

Graduiertenkonferenz<br />

„powi04“<br />

Einen Überblick über die Forschungstätigkeit<br />

des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs in der<br />

Politikwissenschaft soll die<br />

Graduiertenkonferenz „powi04“<br />

bieten. Am Donnerstag, den<br />

13. Mai 2004 diskutieren Eva<br />

Kreisky (IPW), Rainer Bauböck<br />

(ÖGPW), Gerda Falkner (IHS)<br />

und Monika Mayrhofer (IPW)<br />

mit Rektor Georg Winckler (Uni<br />

<strong>Wien</strong>) über die Zukunft der politikwissenschaftlichenForschung.<br />

An den darauffolgenden<br />

zwei Tagen stellen PolitikwissenschafterInnen<br />

Projekte in<br />

den Themenbereichen Österreich&Europa,<br />

Politische Theorie,<br />

Internationale Beziehungen<br />

u.a. vor. www.ihs.ac.at/powi04.<br />

math.space<br />

Schon seit Jänner 2003 beschäftigt<br />

man sich am höchstgelegenen<br />

Punkt des Museumsquartiers<br />

mit Zahlen,<br />

Formeln und Geometrie. Der<br />

math.space ist aber alles andere<br />

als ein Rückzugsgebiet für<br />

Mathe-Freaks – Vortragsreihen<br />

und Workshops bieten großen<br />

und kleinen BesucherInnen (ab<br />

4 Jahren) einen spielerischen<br />

Einstieg in die gar nicht so beängstigende<br />

Welt der mathematischen<br />

Wissenschaft.<br />

http://math.space.or.at<br />

+++ KURZ GEMELDET +++<br />

Schätze aus dem<br />

Künstlerhaus<br />

Seit 3. März zeigt das <strong>Wien</strong>er<br />

<strong>Stadt</strong>- und Landesarchiv im<br />

Ausstellungsraum im Gasometer<br />

D die Ausstellung „Schätze<br />

aus dem Künstlerausarchiv“.<br />

Die Schau gibt einen Einblick<br />

in die Akten- und Sammlungsbestände<br />

des Künstlerhauses<br />

ab 1845.<br />

Mo, Fr 9.00-15.00 / Mi, Do<br />

9.00-18.00 Eintritt frei!<br />

www.kuenstlerhaus.at<br />

Feministisch gefordert<br />

Die 7. Österreichische Wissenschafterinnentagung<br />

im November<br />

2003 (sh. <strong>Wissenschaftskompass</strong><br />

01/04) hat<br />

einen umfassenden Forderungskatalog<br />

erarbeitet. In 16<br />

Punkten werden werden die<br />

zuständigen politischen EntscheidungsträgerInnenaufgefordert,<br />

die Interessen von<br />

Wissenschafterinnen, die auf<br />

Grund ihrer oft präkeren Lage<br />

durch die aktuelle Umstrukturierung<br />

der Universitäten besonders<br />

bedroht sind, zu wahren.<br />

Nicht zuletzt wird die<br />

Wiedereinführung demokratischer<br />

Strukturen an den Universitäten<br />

verlangt.<br />

www.wissenschafterinnentagung.at<br />

<strong>Wissenschaftskompass</strong> WIEN | 02 | 2004 35

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