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TITEL-STORY<br />
„Das ist mein liebster Arbeitsplatz und der schönste in Kassel“, schwärmt Christine Görke, Schloßaufsicht in der Löwenburg. Alle Exponate,<br />
drinnen und draußen, werden liebevoll und vorsichtig entstaubt…<br />
Das führte ihn, nach Vollendung des repräsentativen<br />
Schlosses Wilhemshöhe, zur Anlage<br />
einer Ruinenarchitektur im Bergpark,<br />
deren mittelalterliches Flair eine zeittypische<br />
Flucht aus der Gegenwart ermöglichte.<br />
Als fiktive Ritterburg hat die Löwenburg übrigens<br />
kein direktes architektonisches Vorbild.<br />
Dasselbe Prinzip einer mittelalterlich<br />
anmutenden Schein-Architektur findet sich<br />
in der Folgezeit allerdings an vielen Orten<br />
im Land, nicht zuletzt folgt das Schloss<br />
Neuschwanstein mit seinem Bauherrn Ludwig<br />
II. dem gleichen Muster.<br />
Romantiker und Kurfürst<br />
<strong>Wilhelm</strong> IX. – wurde als Sohn des Landgrafen<br />
Friedrich II. im Jahr 1743 in Kassel geboren.<br />
Nach dem Krieg gegen Frankreich<br />
1793 erhielt er die Kurwürde und wurde<br />
Kurfürst <strong>Wilhelm</strong> I. 1806 ging <strong>Wilhelm</strong> I.<br />
ins Exil, denn Hessen-Kassel wurde von den<br />
010<br />
Franzosen besetzt und von Jérome Bonaparte,<br />
einem Bruder Napoleons regiert. 1813<br />
kehrte <strong>Wilhelm</strong> I. zurück. Er starb 1821 in<br />
Kassel und wurde auf der Löwenburg beigesetzt.<br />
Die Gruft unter der Kapelle hatte er zu<br />
Lebzeiten für seine Grablege bestimmt.<br />
Der problematische Baustoff<br />
Die Illusion der romantischen Burgruine ist<br />
für den Betrachter perfekt. Nicht ganz so<br />
perfekt ist das verwendete Bau-Material: Habichtswälder<br />
Tuffstein wurde eingesetzt, so<br />
wie beim Bau des Herkules-Monumentes<br />
unter Landgraf Carl Anfang des 18. Jahrhunderts.<br />
Ein poröser Stein aus der Region,<br />
leicht zu bearbeiten, aber nicht unbedingt<br />
witterungsbeständig. Und das heißt, irgendwo<br />
ist immer Baustelle. Von 2013 bis 2016<br />
soll die Löwenburg restauriert werden, „sie<br />
verkörpert ein Stück Alt-Kassel, ein Erbe, das<br />
unbedingt bewahrt werden muss,“ sagt<br />
Prof. Bernd Küster.<br />
Die Wiederherstellung der Löwenburg<br />
Drei Bauabschnitte und Millionen-Investitionen<br />
sind vorgesehen, unter anderem soll<br />
die Löwenburg ihren Bergfried zurückbekommen.<br />
Als Bergfried wird der zentrale<br />
Turm einer Burg bezeichnet. Der Turm<br />
stand am Beginn des landgräflichen Konzeptes,<br />
das schließlich zu der komplexen<br />
Burganlage führte und soll in den kommenden<br />
Jahren neu aufgebaut werden.<br />
„Wir können damit eine Wunde schließen,<br />
die das 20igste Jahrhundert hinterlassen<br />
hat, und ein Stück Kasseler Identität bewahren,“<br />
erläutert der Direktor der Museumslandschaft<br />
Hessen Kassel.<br />
Der Bergfried wächst langsam<br />
Während der Bombardierung Kassels im<br />
Zweiten Weltkrieg ist der Bergfried zerstört