876 086 949.51 - Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e.V.
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<strong>der</strong> Paritätskorrektur werde die Bundesbank mit einer<br />
Diskontsenkung reagieren können. Der plötzliche Li-<br />
quiditätsabzug, die Preissteigerungstendenzen und<br />
die weltweite Hochzinspolitik verän<strong>der</strong>ten aber dann<br />
das Bild völlig. lnfolge <strong>der</strong> Liquiditätsenge fielen die<br />
Kreditinstitute weitgehend als Käufer aus. Die Anle-<br />
ger rechneten mit weiteren Zinssteigerungen und<br />
hielten sich zurück. Abwartende Haltung bestimmte<br />
den Markt. Die Kurse <strong>der</strong> Anleihen fielen. An <strong>der</strong> Jah-<br />
reswende zeigte <strong>der</strong> Rentenmarkt deutliche Schwä-<br />
cheerscheinungen. Der Zentrale Kapitalmarktaus-<br />
schuß nahm unter diesen Umständen bremsenden<br />
Einflliß auf das Emissionsvolumen, um eine Überfor-<br />
<strong>der</strong>ung des Marktes zu vermeiden. Für eine Konsoli-<br />
dierung des Marktes bietet an sich die anhaltend<br />
hohe Kapitalbildung eine guteVoraussetzung. Sie<br />
wird jedoch erst dann breite Wirksamkeit für den Ab-<br />
satz von Festverzinslichen erlangen, wenn sich An-<br />
zeichen dafür erkennen lassen, daß <strong>der</strong> internationale<br />
Zinstrend umschlägt.<br />
Der Markt <strong>der</strong> DM-Auslandsanleihen wies bis<br />
zum Oktober nochmals Rekordziffern auf. Die Neu-<br />
begebung von DM-Auslandsanleihen stellte sich<br />
1969 auf 6,9 Mrd. DM gegenüber 6,7 Mrd. DM irn<br />
Jahr zuvor. Die D-Mark war damit - zweifellos ein<br />
temporäres Phänomen - fast das ganze Jahr 1969<br />
noch vor dem US-Dollar die am meisten benutzte<br />
internationale Anleihewährung und stand Emittenten<br />
aus <strong>der</strong> ganzen Welt, darunter auch einigen emis-<br />
sionsfähigen Entwicklungslän<strong>der</strong>n, zur Verfügung.<br />
Die Bundesrepublik hat so aus <strong>der</strong> Not <strong>der</strong> spekula-<br />
tiven Devisenzuflüsse eine Tugend gemacht. Die<br />
DM-Aufwertung setzte aber diesen Markt unter<br />
Liquiditätsdruck. Hinzu kamen Verkäufe ausländi-<br />
scher Anleger, die Aufwertungsgewinne realisierten.<br />
Als Folge gingen die Kurse <strong>der</strong> DM-Auslandsan-<br />
leihen stärker zurück, und die Renditen erhöhten sich<br />
auf 8-9%. Die <strong>Bank</strong>en haben sich dem Marktge-<br />
schehen angepaßt und von Mitte Dezember an auf<br />
die Auflegung neuer DM-Auslandsanleihen verzich-<br />
tet, um die Stabilisierung des Marktes zu erleichtern.<br />
Der alißergewöhnlich hohe Kapitalexport in Form<br />
von DM-Auslandsanleihen in den beiden vorange-<br />
gangenen Jahren war zu einem erheblichen Teil auf<br />
die beson<strong>der</strong>en Umstände <strong>der</strong> Spekulation auf eine<br />
Aufwertung <strong>der</strong> D-Mark und auf die zunächst noch<br />
relativ niedrigen inländischen Zinsen zurückzufüh-<br />
ren. Bei Einebnung des internationalen Zinsgefälles,<br />
sinkendem deutschen Außenhandelsüberschuß und<br />
steigendem inländischen Finanzierungsbedarf muß<br />
dieser Kapitalexport zwangsläufig auf ein beschei-<br />
deneres Niveau zurückfinden. Welches Niveau <strong>der</strong><br />
normalisierten Situation, unter Berücksichtigung<br />
auch <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Formen des Kapitalexports, ange-<br />
messen ist, Iäßt sich noch nicht sagen. Auf jeden<br />
Fall aber sollte <strong>der</strong> deutsche Kapitalmarkt im Rah-<br />
men seiner Möglichkeiten auch in Zukunft für aus-<br />
ländische Emittenten zur Verfügung stehen. Das ent-<br />
spricht <strong>der</strong> deutschen Position in <strong>der</strong> Weltwirtschaft.<br />
Wir sind <strong>der</strong> Meinung, daß die Marktanpassung<br />
bei DM-Auslandsanleihen am besten durch das<br />
Selbststeuerungs-Gremium <strong>der</strong> <strong>Bank</strong>en, den Unter-<br />
ausschuß des Zentralen Kapitalmarktausschusses,<br />
im Zusammenwirken mit dem ~undeswirtcchafts-<br />
ministerium und <strong>der</strong> Bundesbank erfolgen sollte.<br />
Diese Zusammenarbeit hat sich bisher gut bewährt.<br />
Wir wenden uns jedoch gegen einen allzu starken<br />
Einfluß behördlicher Stellen. Aus amtlichen Orien-<br />
tierungshilfen entwickelt sich leicht eine immer mehr<br />
um sich greifende staatliche Marktreglementierung.<br />
In Zeiten fortschreiten<strong>der</strong> europäischer Integration<br />
und zunehmen<strong>der</strong> weltwirtschaftlicher Verflechtung<br />
erschiene es uns gefährlich, amtliche Barrieren für<br />
den Kapitalexport aufzubauen und damit den man-<br />
cherorts latent o<strong>der</strong> offen bestehenden protektioni-<br />
stischen Tendenzen Vorschub zu leisten. Wir hoffen<br />
deshalb, daß Bundesregierung und Bundesbank an<br />
ihrer erklärten Absicht, die Konvertibilität <strong>der</strong> D-Mark<br />
nicht einzuschränken, unter allen Umständen fest-<br />
halten.<br />
Beruhigung im Weltwährungssystem<br />
Die Abwertung des englischen Pfundes im IVo-<br />
vember 1967, die Abwertung des französischen<br />
Franc im August 1969 und die Aufwertung <strong>der</strong> deut-<br />
schen Mark im Oktober des gleichen Jahres lassen<br />
sich rückschauend in einem Zusammenhang sehen.<br />
Durch die Kurskorrektur dieser drei Währungen ist<br />
im europäischen Raum so etwas wie ein „re-align-<br />
ment" erfolgt. Dies trug, zusammen mit <strong>der</strong> Einfüh-<br />
rung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>ziehungsrechte beim Internationalen<br />
Währungsfonds, entscheidend zur Beseitigung von<br />
Unruhe und Unsicherheit und zur Wie<strong>der</strong>gewinnung<br />
des Vertrauens in das bestehende Weltwährungs-<br />
System bei. Das kommt auch in dem nachhaltigen<br />
Rückgang des freien Goldpreises zum Ausdruck. Für