Die ästhetisch-kosmetischen Ansprüche der ... - Zahnheilkunde.de
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BRISANT ZAHNERHALTUNG UND ÄSTHETIK-TREND<br />
Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
DENTAL MAGAZIN 2/2004<br />
Perlweiße Pracht<br />
<strong>Die</strong> <strong>ästhetisch</strong>-<strong>kosmetischen</strong> <strong>Ansprüche</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten<br />
sind ein<strong>de</strong>utig: Heute sollen auch „reparierte“ Zähne<br />
möglichst natürlich aussehen und „perlweiß“sein. Drei<br />
Experten aus Hochschule, Praxis und Industrie beurteilen<br />
<strong>de</strong>n gegenwärtigen Ästhetik- und Bleaching-Trend in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zahnmedizin und diskutieren über Möglichkeiten und<br />
Grenzen <strong><strong>de</strong>r</strong> mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen direkten Füllungstherapie:<br />
Prof. Dr. Bernd Klaiber, Direktor <strong><strong>de</strong>r</strong> Poliklinik für Zahnerhaltung<br />
und Parodontologie an <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität Würzburg,<br />
Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan, in eigener Praxis in Südba<strong>de</strong>n nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelassen<br />
und Prof. Dr. Jean-François Roulet, <strong><strong>de</strong>r</strong> 2003 vom Universitätsklinikum<br />
Charité <strong><strong>de</strong>r</strong> Humboldt-Universität Berlin zur Ivoclar<br />
Viva<strong>de</strong>nt AG wechselte und seit<strong>de</strong>m die Abteilung „Forschung und<br />
Entwicklung clinical“ leitet.
Worin bestehen aus Ihrer Sicht Möglichkeiten<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen direkten Füllungstherapie, worin<br />
sehen Sie Grenzen?<br />
<strong>de</strong> Cassan: Grenzen bestehen für mich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Größe<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Restauration, <strong>de</strong>nn ein Minimum an statischen<br />
Gesetzen ist auch trotz bester Adhäsivtechnik<br />
erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich; außer<strong>de</strong>m in <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezahlbarkeit bzw.<br />
Compliance für große Bevölkerungskreise, <strong>de</strong>nn wir<br />
sprechen hier nicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> weißen Füllung aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Tube mit Fingerabdruck <strong>de</strong>s Behandlers auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Okklusalfläche, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n von Materialien und Verarbeitungstechniken,<br />
die sehr kostenintensiv sind<br />
und vom Behandler ein Höchstmaß an Präzision<br />
verbun<strong>de</strong>n mit einer fundierten Erfahrung und vom<br />
Patienten ein Optimum an Mundhygiene erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
Klaiber: <strong>Die</strong> Grenzen sind fließend. Im Gegensatz zu<br />
früher entschei<strong>de</strong> ich mich heute weit häufiger für die<br />
direkte Füllungstherapie, erlaubt sie doch die Erhaltung<br />
gesun<strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnsubstanz, die im Falle einer laborgefertigten<br />
Restauration hätte entfernt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Je mehr von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnkontur erhalten bleibt,<br />
<strong>de</strong>sto leichter fällt die Herstellung einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Situation<br />
angepassten Morphologie in direkter Technik. Für eine<br />
laborgefertigte Restauration entschei<strong>de</strong> ich mich erst,<br />
wenn approximal die Matrizentechnik an ihre Grenzen<br />
stößt und/o<strong><strong>de</strong>r</strong> okklusal sich keine in Okklusion und<br />
Artikulation störungsfreie Kauffläche mo<strong>de</strong>llieren<br />
lässt. Wenn approximal eine sichere Trockenlegung<br />
nicht erzielt wer<strong>de</strong>n kann, bevorzuge ich immer noch<br />
die konventionell befestigte Goldrestauration. Heute<br />
Morgen hab ich ein DO-Goldinlay bei 35 entfernt und<br />
durch eine Kompositfüllung ersetzt. Matrizentechnik<br />
und Trockenlegung bereiteten keine Probleme, ein<br />
adäquater Approximalkontakt konnte erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />
Vor einigen Jahren noch hätte ich mich in <strong><strong>de</strong>r</strong>selben<br />
Situation für ein Keramikinlay entschie<strong>de</strong>n.<br />
Roulet: Das sehe ich ganz ähnlich: <strong>Die</strong> Grenzen sind<br />
heute ganz ein<strong>de</strong>utig die Fähigkeiten <strong>de</strong>s Zahnarztes.<br />
Allerdings gibt es noch handfeste Limitationen<br />
in Form <strong><strong>de</strong>r</strong> Richtlinien zur Vergütung von Füllungen.<br />
Ich habe hier in meiner Vergangenheit immer<br />
mit <strong>de</strong>n Krankenversicherungen zu kämpfen gehabt.<br />
Der Aufwand, eine „unsichtbare“ Füllung zu legen,<br />
ist um ein vielfaches größer. Und es gibt heute<br />
Komposite, die ganz gezielt auf eine optimale Versorgung<br />
in <strong>ästhetisch</strong>er Hinsicht entwickelt wur<strong>de</strong>n.<br />
Für ein maximal ansprechen<strong>de</strong>s Resultat muss <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zahnarzt die Natur imitieren, das heißt Schmelz mit<br />
einem schmelzähnlichen Komposit und Dentin mit<br />
ZAHNERHALTUNG UND ÄSTHETIK-TREND BRISANT<br />
Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
einem <strong>de</strong>ntinähnlichen Komposit ersetzen. Somit<br />
erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t eine <strong>ästhetisch</strong> anspruchsvolle Restauration<br />
die Beherrschung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schichttechnik.<br />
Zusammen mit einer adäquaten Präparationstechnik,<br />
sprich Anschrägung, Malfarben, einer perfekten<br />
Adhäsivtechnik und <strong>de</strong>m Wissen über Oberflächenstrukturen<br />
lassen sich so Füllungen herstellen, die<br />
von Patienten und sogar manchmal vom Zahnarzt<br />
nicht mehr als solches erkannt wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> hohe<br />
Schule beinhaltet dann noch das „Herstellen“ von<br />
Sprüngen im Komposit, die Schmelzsprünge in Zähnen<br />
älterer Menschen simulieren, um so die Natürlichkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Rekonstruktion hervorzuheben.<br />
Ein Zahnarzt, <strong><strong>de</strong>r</strong> solche Restaurationen anfertigt,<br />
braucht nicht nur technisches Know-how und profun<strong>de</strong><br />
Kenntnisse über die Regeln und Gesetze <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ästhetik, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch eine künstlerische A<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
Und die Industrie liefert Materialien mit <strong>de</strong>nen sich<br />
die Natur so perfekt nachahmen lässt, in unserem<br />
Hause erfüllt dies zum Beispiel Artemis.<br />
Wie beurteilen Sie persönlich <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />
Ästhetik- und Bleaching-Trend in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnmedizin,<br />
Herr Professor Roulet?<br />
Roulet: Ästhetik hat auch etwas mit Geschmack zu<br />
tun und es lässt sich durchaus darüber streiten, ob<br />
etwas schön ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Ich <strong>de</strong>nke, hier sollte man<br />
<strong>de</strong>n guten Menschenverstand walten lassen. Ich erinnere<br />
mich jetzt an ein Französisches Sprichwort, was<br />
sinngemäß übersetzt heißt: „Zu viel o<strong><strong>de</strong>r</strong> zuwenig ver<strong><strong>de</strong>r</strong>ben<br />
bei<strong>de</strong> alles“. In die Tat umgesetzt: Unsichtbare<br />
Füllungen sind beim anspruchsvollen Patienten<br />
Pflicht. Gesun<strong>de</strong> Zähne, die korrekt positioniert sind,<br />
zu beschleifen um angebliche <strong>ästhetisch</strong>e Korrekturen<br />
zu machen – eine Krone ist besser als eine Füllung,<br />
zwei Kronen sind besser als eine und am liebsten<br />
gleich die ganze Front überkronen – halte ich für kein<br />
medizinisch ethisches Verhalten. Genauso sehe ich<br />
das Bleichen. Das ist eine wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bare Metho<strong>de</strong>, um<br />
minimalinvasiv eine Situation von verfärbten Zähnen<br />
in <strong>de</strong>n Griff zu bekommen. Meine persönliche Meinung<br />
ist, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Trend „bleach, maxi bleach, hyper bleach<br />
turbo bleach….“ unsinnig ist. Ich empfin<strong>de</strong> Individuen<br />
mit extrem weißen Zähnen, wie ich sie oft in<br />
USA sehe, als unnatürlich, künstlich und hässlich. Der<br />
Wahn, auch im fortgeschrittenen Alter wie ein 20-<br />
Jähriger aussehen zu müssen, ist eben ein Wahn und<br />
sollte vom Berufsstand nicht unterstützt wer<strong>de</strong>n. Wir<br />
haben auch eine <strong>ästhetisch</strong>e Verantwortung.<br />
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Klaiber: <strong>Die</strong> Frage ist<br />
immer, wie viel Prozent<br />
<strong>de</strong>s Zahnes ist bereits<br />
zerstört und wie viel Prozent<br />
muss ich zusätzlich<br />
opfern, um das zerstörte<br />
zu ersetzen? Sind 70 Prozent<br />
zerstört und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zahnarzt macht eine<br />
Krone, gehen vielleicht<br />
durch das Schleifen noch<br />
einmal zehn Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zahnsubstanz verloren,<br />
dann ist dies sicherlich<br />
minimalinvasiv. Fehlt an<br />
Zahnsubstanz aber nur<br />
etwa zehn Prozent und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnarzt macht eine<br />
Krone, dann ist das nicht<br />
mehr minimalinvasiv.<br />
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<strong>de</strong> Cassan: Wir haben<br />
eine Unzahl von plastischen,<br />
zahnfarbenen Füllungsmaterialien<br />
auf <strong>de</strong>m<br />
Markt – selbst bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
täglichen Beschäftigung<br />
mit dieser Materie auf<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Ebene fällt es<br />
mir schwer, hier noch<br />
<strong>de</strong>n Überblick zu behalten<br />
und einen indikationsgerechten<br />
Einsatz zu<br />
tätigen.<br />
BRISANT ZAHNERHALTUNG UND ÄSTHETIK-TREND<br />
Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
DENTAL MAGAZIN 2/2004<br />
Lukas Schad<br />
ist seit 2003 Marketingleiter bei <strong><strong>de</strong>r</strong> VOCO GmbH. Der 38-Jährige ist Diplombetriebswirt<br />
mit Studium an <strong><strong>de</strong>r</strong> Eliteuniversität St. Gallen (HSG) mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertiefungsrichtungsrichtung<br />
Internationales Management. Zu einem ausgewiesenen<br />
Markenspezialisten machen ihn zum Beispiel seine Tätigkeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fast Moving<br />
Consumer Good Branche (FMCG) als Brand Manager für Lucky Strike und Benson<br />
&Hedges bei British American Tobacco Switzerland, Genf. Bevor Lukas Schad<br />
aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz nach Bremerhaven als Senior Product Manager Europe für die<br />
Markenneupositionierung bei <strong><strong>de</strong>r</strong> FRoSTA AG wechselte, war er Manager bei<br />
Knorr (Bestfoods) in Thayngen/Schaffhausen.<br />
Wie beurteilen Sie persönlich <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />
Ästhetik- und Kosmetik-Trend in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zahnmedizin?<br />
Der gegenwärtige Ästhetiktrend entspricht <strong>de</strong>n<br />
steigen<strong>de</strong>n For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten nach<br />
zahnfarbenen Versorgungen. Gera<strong>de</strong> im Bereich<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Komposite entsteht hier ein großes Potenzial:<br />
durch neue Füllstoffe aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Nano- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ormocer-Technologie ergeben sich für zahnfarbene<br />
Versorgungen neue Potenziale, die nicht<br />
unbedingt einen hohen Preis für <strong>de</strong>n Patienten<br />
be<strong>de</strong>uten und gleichzeitig durch verbesserte physikalische<br />
Eigenschaften und Biokompatibilität<br />
eine echte Alternative zu prothetischen Arbeiten<br />
zum Beispiel in Form von Vollkeramik darstellen.<br />
Klaiber: Prinzipiell ist es doch zu begrüßen, wenn<br />
die Leute mehr Wert auf schöne Zähne legen. In <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Regel achten diese Menschen auch mehr auf die<br />
Gesundheit ihre Zähne, was uns ja nur recht sein<br />
kann. Zu einem sympathischen Lächeln gehören halt<br />
auch mal schöne Zähne. Wir Zahnmediziner können<br />
doch sehr viel dazu beitragen, dass unsere Patienten<br />
gerne ihre Zähne zeigen. Ästhetische <strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong><br />
– ein Begriff, <strong><strong>de</strong>r</strong> übrigens häufig missbraucht<br />
wird – ist keine Errungenschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten<br />
Jahre, sie war schon immer in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong><br />
integriert, nur haben wir heute viel mehr Möglichkeiten<br />
als früher. Schon mit kleinen Maßnahmen<br />
lassen sich oft große Wirkungen zu erzielen. Meiner<br />
Meinung nach wer<strong>de</strong>n heute noch viel zu viele<br />
Veneers und Kronen gemacht, wo sich mit weniger<br />
invasiven Maßnahmen in direkter Technik ebenbürtige,<br />
wenn nicht sogar bessere Resultate erzielen<br />
lassen. Das Bleichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Zähne fin<strong>de</strong> ich bei kontrollierter<br />
Anwendung an sich eine gute Sache, aber<br />
nur dann, wenn sich die Ausgangssituation auch<br />
verbessern lässt. Bei Patienten, die schon helle<br />
Zähne haben, wür<strong>de</strong> ich keine Bleichung durchführen<br />
wollen. Ich bin immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> erstaunt, wie viel<br />
Auch eine Ästhetik- und Kosmetik-orientierte<br />
<strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong> darf die medizinische Basis<br />
nicht aus <strong>de</strong>m Fokus verlieren. Mit welchen<br />
Produkten unterstützt VOCO <strong>de</strong>n Zahnarzt bei<br />
diesem Spagat?<br />
VOCO produziert Zahnarztprodukte, die in vollem<br />
Umfang die hohen Behandlungsstandards erfüllen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar übertreffen. So wird zum Beispiel bei<br />
Grandio eine hochmo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Füllstofftechnologie aus<br />
<strong>de</strong>m Nanobereich eingesetzt, die nicht nur leicht<br />
zu verarbeiten ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch einen nie erreichten<br />
Schrumpfungswert von 1,57 Vol% besitzt.<br />
Durch das einfache Farbkonzept erreicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnarzt<br />
so eine hoch<strong>ästhetisch</strong>e Füllung mit hervorragen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Haltbarkeit und minimalem Randspalt.<br />
ältere Patienten mit <strong>de</strong>m Wunsch nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufhellung<br />
ihrer Zähne an mich herantreten und wie sehr<br />
sie ein günstiges Bleichergebnis schätzen. Irgendwie<br />
freue ich mich, wenn ich merke, dass sie sich<br />
mit ihren helleren Zähnen wohler fühlen.<br />
Wie sehen Sie es als in freier Praxis nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelassener<br />
Zahnarzt?<br />
<strong>de</strong> Cassan: Beim Bleachen bin ich auch heute noch<br />
immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> überrascht, wie viel schon vorher<br />
durch eine gründliche professionelle Zahnreinigung<br />
(PZR) in Richtung „Zahnaufhellung“ erreicht wer<strong>de</strong>n<br />
kann. So wie es keine chemische Zahnbürste gibt,<br />
sind auch die Langzeiterfolge bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Bleachingverfahren stark von <strong><strong>de</strong>r</strong> Mundhygiene<br />
<strong>de</strong>s Patienten abhängig. La<strong>de</strong>ntisch-Prudukte (OTC)<br />
ohne vorherige gründliche Beratung und Säuberung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zähne lehne ich ab – lei<strong><strong>de</strong>r</strong> geht gera<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Trend in diese Richtung, wird aber auf Dauer so<br />
keinen Bestand haben.<br />
Spielt Amalgam Ihrer Ansicht nach in einer so<br />
geprägten <strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong> überhaupt noch eine<br />
Rolle?
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Mehr über zahnfarbene<br />
direkte Restaurationen<br />
für <strong>de</strong>n Seitenzahnbereich<br />
und Frontzahnbereich<br />
lesen Sie im fortbildungsorientierten„Blauen<br />
Bereich“ <strong>de</strong>s Dental<br />
Magazins ab Seite 38<br />
(zum Auschnei<strong>de</strong>n und<br />
Sammeln).<br />
BRISANT ZAHNERHALTUNG UND ÄSTHETIK-TREND<br />
Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
DENTAL MAGAZIN 2/2004<br />
Thomas Schütte<br />
ist seit 1997 Geschäftsführer GC GERMANY GmbH, München. Der 55-jährige<br />
Diplom-Kaufmann hat nach <strong>de</strong>m Studium <strong><strong>de</strong>r</strong> Betriebswirtschaft leiten<strong>de</strong> Funktionen<br />
in verschie<strong>de</strong>nen Industrieunternehmen, national und international,<br />
inne gehabt. Seit 1989 ist Thomas Schütte in <strong><strong>de</strong>r</strong> Dentalbranche tätig.<br />
Wie beurteilen Sie persönlich <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />
Ästhetik- und Kosmetik-Trend in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zahnmedizin?<br />
Im Gegensatz zu oberflächlichen Trends, die in unserer<br />
Gesellschaft auftauchen und schnell wie<strong><strong>de</strong>r</strong> vergehen,<br />
entwickelt sich mit <strong>de</strong>m Wunsch nach schönen<br />
und gesun<strong>de</strong>n Zähnen ein steigen<strong>de</strong>s Bewusstsein<br />
für Ästhetik im Sinne von höherer Lebensqualität,<br />
besserer persönlicher Akzeptanz im Beruflichen<br />
wie im Privaten und damit eine Steigerung<br />
<strong>de</strong>s individuellen Selbstwertgefühles. Dass dies<br />
auch mit allgemeinen Kosmetik- und Wellnesswünschen<br />
einhergeht, muss kein Nachteil sein. Wichtig<br />
erscheint mir, dass eine neue, sich steigern<strong>de</strong> Nachfrage<br />
nach „<strong>de</strong>m schönen Lächeln“ entstan<strong>de</strong>n ist,<br />
die von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnmedizin und von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahntechnik<br />
mit ihren hochentwickelten Fähigkeiten, aber auch<br />
mit hochwertigen Produkten und Materialien wie<br />
sie z. B. GC GERMANY anbietet, befriedigt wird.<br />
<strong>Die</strong> Dentalindustrie allgemein und GC GERMANY<br />
ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s sind mehr <strong>de</strong>nn je in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage,<br />
Produkte für die Erhaltung und Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zahnästhetik zu entwickeln und zur Verfügung zu<br />
stellen. Dabei suchen wir nicht „Insellösungen“,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n stellen Produktsysteme für Komplettlösungen<br />
in <strong>de</strong>n Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund. Zahnarzt und Zahntechnik<br />
können damit die naturanaloge <strong>ästhetisch</strong>e<br />
und wenn sie wollen auch „kosmetische“<br />
Versorgung <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten anbieten. <strong>Die</strong>se sind<br />
mehr und mehr auch bereit, einen eigenen finanziellen<br />
Beitrag zu schöneren Zähnen zu leisten.<br />
<strong>de</strong> Cassan: Nicht die Zahnärzteschaft, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die<br />
öffentliche und veröffentlichte Meinung – „gesponsert“<br />
von entsprechen<strong>de</strong>n Anbietern und selbsternannten<br />
Gesundheitsaposteln – hat das Amalgam<br />
verteufelt. Auch heute hat Amalgam seine nicht<br />
unerhebliche Indikationsbreite – beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s dann,<br />
wenn es mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mundhygiene nicht so genau<br />
genommen wird. Insofern lässt sich auch Amalgam<br />
in eine „mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne“ <strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong> integrieren.<br />
Klaiber: Seit über zwölf Jahren habe ich keine<br />
Amalgamfüllung mehr gemacht. Früher hielt ich –<br />
Auch eine Ästhetik- und Kosmetik-orientierte<br />
<strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong> darf die medizinische Basis<br />
nicht aus <strong>de</strong>m Fokus verlieren. Mit welchen<br />
Produkten unterstützt GC <strong>de</strong>n Zahnarzt bei<br />
diesem Spagat?<br />
Wir sind uns ja einig, dass wir beim Thema<br />
Ästhetik nicht an Piercing-Wünsche o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tattoos<br />
<strong>de</strong>nken, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Persönlichkeit <strong>de</strong>s<br />
Patienten und die jeweilige Indikation im<br />
Auge haben. <strong>Die</strong> Gefahr eines „Spagats“<br />
besteht bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ernsthaftigkeit <strong>de</strong>utscher<br />
Zahnmediziner und Zahntechniker nicht.<br />
Medizinisch einwandfrei und zahntechnisch<br />
hochwertig heißt das Motto. GC stellt sich<br />
natürlich dieser Verantwortung. Beispielhaft<br />
ist hier GC Initial als Systemprogramm für<br />
Keramik auf allen Gerüstmaterialien zu nennen.<br />
Weiße Ästhetik und rote Ästhetik sind jetzt optimal<br />
erzielbar über GC Initial und GC GRADIA Gum<br />
zur Gingivareproduktion. GC GRADIA ist ein<br />
erfolgreiches Kompositprogramm für Restaurationen<br />
vielfältiger Indikation und in konservieren<strong>de</strong>n<br />
Bereichen bewährt sich das neue GC GRADIA<br />
DIRECT bei schnellen, direkten und naturanalogen<br />
Lösungen.<br />
Das GC dabei <strong><strong>de</strong>r</strong> selbstgewählten Verpflichtung<br />
„First is Quality“ immer gerecht wer<strong>de</strong>n will<br />
beweist, dass auch wir nicht <strong>de</strong>n „Spagat“<br />
suchen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die ein<strong>de</strong>utige, verantwortungsbewusste<br />
Position im Markt besetzen.<br />
unabhängig von einem finanziellen Hintergrund –<br />
Amalgam für unverzichtbar. Den Umgang mit Komposit<br />
habe ich inzwischen erlernt. Komposit erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
halt ein ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Handling als Amalgam.<br />
Mit gutem Gewissen kann ich die Kompositrestaurationen,<br />
die ich vor zehn Jahren gelegt habe, heute<br />
ansehen. Mir tut es leid, wenn Komposit und die<br />
Adhäsivtechnik manchmal schlecht gere<strong>de</strong>t wird.<br />
Ich frage mich dann, was bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Kollegin o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m<br />
Kollegen wohl falsch gelaufen sein muss, wenn so<br />
schlechte Erfahrungen gemacht wer<strong>de</strong>n. Natürlich
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Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
DENTAL MAGAZIN 2/2004<br />
Wolfgang van Hall<br />
steuert als Geschäftsführer seit mehr als einem Vierteljahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Aktivitäten<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Shofu Dental GmbH in Ratingen, die Europäische Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lassung <strong>de</strong>s<br />
rund 80 Jahre alten japanischen Mutterhauses Shofu Inc. Außer<strong>de</strong>m för<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
Wolfgang van Hall als Mitglied <strong>de</strong>s Präsidiums <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s Dentalhan<strong>de</strong>l<br />
(BVD) die Zusammenarbeit zwischen Lieferanten und Depot-Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
2003 wur<strong>de</strong> er für sein Engagement mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gol<strong>de</strong>nen Ehrenna<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s<br />
Dentalhan<strong>de</strong>l (BVD) ausgezeichnet.<br />
Wie beurteilen Sie persönlich <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />
Ästhetik- und Kosmetik-Trend in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnmedizin?<br />
„Ästhetik“ ist doch als Gesamtheit zu verstehen,<br />
und so sollten Zähne ins Gesamtbild passen. Natürlichkeit<br />
hat dabei oberste Priorität – Zähne sollten<br />
„natürlich“ aussehen. Eine „weiße Zahnreihe“, wie<br />
man sie heute bei vielen Prominenten sieht, spiegelt<br />
für mich keine Natürlichkeit wi<strong><strong>de</strong>r</strong>. Ich lehne<br />
eine <strong>ästhetisch</strong>-kosmetische Zahnmedizin nicht ab.<br />
Der Trend kann sogar in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommunikation zwischen<br />
Zahnarzt und Patient för<strong><strong>de</strong>r</strong>lich sein, um <strong>de</strong>n<br />
Patienten für die Prophylaxe seiner Zähne zu sensibilisieren<br />
und motivieren. Aber Zähne sollten sich<br />
harmonisch in das Gesamt-Erscheinungsbild <strong>de</strong>s<br />
Menschen einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n, es muss einfach passen. Eine<br />
25-jährige Frau mit natürlich hellen Zähnen braucht<br />
aber keine Bleaching-Behandlung!<br />
sieht man immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> furchtbare Resultate mit<br />
Komposit, aber gab es die bei Amalgam nicht<br />
auch? Und was die finanzielle Seite angeht: Klar,<br />
dass Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad für eine<br />
Kompositrestauration höher einzuschätzen sind als<br />
für Amalgam.<br />
Roulet: Kollege <strong>de</strong> Cassan hat es angesprochen.<br />
Amalgam ist nach wie vor ein gutes Füllungsmaterial.<br />
Nur: Es wur<strong>de</strong> über die emotionale Schiene –<br />
Angst – zusammen mit <strong>de</strong>n gesteigerten <strong>Ansprüche</strong>n<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten im Markt von seiner dominieren<strong>de</strong>n<br />
Stellung verdrängt und wird je nach Land in nur<br />
noch 50 Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger eingesetzt.<br />
Dazu kommt, dass wir heute inzwischen gelernt<br />
haben, mit Kompositen gute Restaurationen zu<br />
machen, allerdings mit erhöhtem Aufwand. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
wenn Erstversorgungen gemacht wer<strong>de</strong>n,<br />
kann ich heute mit minimalinvasivem Vorgehen und<br />
mit Adhäsivtechnik zusammen mit Kompositen<br />
wesentlich besser versorgen als mit Amalgam. Früher<br />
musste man viel gesun<strong>de</strong> Zahnhartsubstanz<br />
opfern, nur um eine Füllung technisch überhaupt<br />
legen zu können. An<strong><strong>de</strong>r</strong>sherum: Liegt schon eine<br />
Sie <strong>de</strong>uten es an: Auch eine Ästhetik- und<br />
Kosmetik-orientierte <strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong> darf die<br />
medizinische Basis nicht aus <strong>de</strong>m Fokus verlieren.<br />
Mit welchen Produkten unterstützt<br />
Shofu <strong>de</strong>n Zahnarzt bei diesem Spagat?<br />
Mit <strong>de</strong>m Zahnaufhellungssystem Hi Lite haben<br />
wir mehr als 15 Jahre klinische Erfahrung. Das<br />
Produkt ist in <strong>de</strong>n USA eingeführt wor<strong>de</strong>n und<br />
war lange die Nummer 1. Hi Lite enthält<br />
35%iges Wasserstoffperoxid und ist nur für <strong>de</strong>n<br />
Gebrauch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnarztpraxis bestimmt.<br />
Bleaching gehört ein<strong>de</strong>utig in die Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Zahnarztes! Bevor Zähne mit chemischen Mitteln<br />
aufgehellt wer<strong>de</strong>n, sollten sie natürlich<br />
aufgehellt wer<strong>de</strong>n: Mit einer professionellen<br />
Zahnreinigung (PZR) lässt sich da schon viel<br />
erzielen.<br />
Füllung vor, so bietet Amalgam immer noch Vorteile,<br />
und sei es nur <strong><strong>de</strong>r</strong> geringere Aufwand. Somit sehe<br />
ich durchaus noch eine Berechtigung für Amalgamfüllungen.<br />
Allerdings entspricht das in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel<br />
heute nicht mehr <strong>de</strong>m Wunsch <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten, außer<br />
die Materialwahl wird durch die Kostenfrage diktiert.<br />
Herr Prof. Klaiber, bitte um ein paar konkrete<br />
Tipps aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicht <strong>de</strong>s Hochschullehrers: Nach<br />
welchen Kriterien sollte sich Ihrer Ansicht nach<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> „Praktiker“ orientieren und <strong>de</strong>n adäquaten<br />
Füllungswerkstoff zum einen für <strong>de</strong>n Seitenzahnbereich<br />
und zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en für die Front auswählen?<br />
Klaiber: Sehr viele gute und bewährte Materialien<br />
sind heute erhältlich. Bei Kompositen wür<strong>de</strong> ich auf<br />
klinisch bewährte Materialien zurückgreifen und mich<br />
nicht vornehmlich auf die Werbung verlassen. Der professionelle<br />
„Praktiker” weiß sich seine Informationen<br />
zu beschaffen, zum Beispiel durch Stellungnahmen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Fachgesellschaften, Fachliteratur, „unabhängige”<br />
Fortbildungsveranstaltungen. Er wird lernen müssen,<br />
zwischen Marketing und Realität zu unterschei<strong>de</strong>n.
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Roulet: Man muss immer<br />
zuerst die Ursachen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Karies angehen, bevor<br />
bestehen<strong>de</strong> Schä<strong>de</strong>n<br />
repariert wer<strong>de</strong>n.<br />
BRISANT ZAHNERHALTUNG UND ÄSTHETIK-TREND<br />
Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
DENTAL MAGAZIN 2/2004<br />
Dr. Wolfgang Mühlbauer<br />
Wie beurteilen Sie persönlich <strong>de</strong>n gegenwärtigen<br />
Ästhetik- und Kosmetik-Trend in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zahnmedizin?<br />
Der Wunsch nach einem schönen Lächeln ist in<br />
unserer sehr visuell orientierten Zeit nachvollziehbar<br />
– zumal eine einwandfreie funktionale<br />
„Grundversorgung“ von <strong>de</strong>n Patienten heute<br />
zunehmend als selbstverständlich vorausgesetzt<br />
wird. Den Trend zu Lösungen, die darüber hinaus<br />
auch hohen <strong>ästhetisch</strong>en <strong>Ansprüche</strong>n gerecht<br />
wer<strong>de</strong>n, sehe ich daher als ausgesprochen spannen<strong>de</strong><br />
Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung. Natürlich darf aber die<br />
Ästhetik nie auf Kosten <strong><strong>de</strong>r</strong> Funktionalität o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
sogar <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesundheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten gehen. Ziel<br />
muss es sein, <strong>de</strong>n Zahnärzten mit hochwertigen<br />
Produkten eine qualitativ einwandfreie Zahnmedizin,<br />
sowohl in medizinischer als auch <strong>ästhetisch</strong>er<br />
Hinsicht, zu ermöglichen.<br />
Auch eine Ästhetik- und Kosmetik-orientierte<br />
<strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong> darf die medizinische Basis<br />
nicht aus <strong>de</strong>m Fokus verlieren. Mit welchen<br />
Produkten unterstützt DMG <strong>de</strong>n Zahnarzt bei<br />
diesem Spagat?<br />
Alle DMG Produkte, ob im Bereich Abformung,<br />
temporäre o<strong><strong>de</strong>r</strong> permanente Versorgung, erfüllen<br />
ist geschäftsführen<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschafter von DMG. Nach Chemie-Studium in Hei<strong>de</strong>lberg<br />
und <strong>de</strong>n USA trat er 1990 in das Familienunternehmen ein und leitete die<br />
chemische Entwicklung. Nach <strong>de</strong>m überraschen<strong>de</strong>n Tod seines Vaters Ernst 1998<br />
wur<strong>de</strong> er geschäftsführen<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschafter.<br />
Für <strong>de</strong>n Seitenzahnbereich bevorzuge ich ein eher<br />
standfesteres Material, dass nach <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>llieren<br />
seine Form behält und nicht gleich in sich zusammenfließt.<br />
Hohe Verschleißfestigkeit, glatte Oberfläche,<br />
<strong>de</strong>utliche Röntgenopazität und relativ lange Verarbeitungszeit<br />
vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Lichtpolymerisation sind für mich<br />
weiter wichtige Aspekte. Für <strong>ästhetisch</strong> anspruchsvolle<br />
Restaurationen im Frontzahnbereich ziehe ich eine<br />
weichere Konsistenz, welche die Schichtung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Kompositmasssen erleichtert, vor. Neben <strong>de</strong>n<br />
weniger transluzenten Massen zum Dentinersatz<br />
braucht man noch zwei o<strong><strong>de</strong>r</strong> drei mehr transluzente<br />
Massen zum Schmelzersatz. Es braucht eine längere<br />
Einarbeitungszeit, um herauszufin<strong>de</strong>n, welche Auswirkung<br />
die Kombination verschie<strong>de</strong>ner Massen und<br />
Schichtdicken auf das Aussehen <strong><strong>de</strong>r</strong> Restauration hat.<br />
zunächst einmal die wichtigste Grundvoraussetzung<br />
für eine <strong>ästhetisch</strong>e zahnmedizinische Versorgung:<br />
ta<strong>de</strong>llose Qualität.<br />
Darüber hinaus kommen wir <strong>de</strong>n gestiegenen<br />
<strong>Ansprüche</strong>n an das optische Erscheinungsbild<br />
aber natürlich auch noch an<strong><strong>de</strong>r</strong>s entgegen. So<br />
bieten wir z. B. unser Stumpfaufbau-Composite<br />
LuxaCore seit einiger Zeit auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Farbvariante<br />
„Weiß“ an. Das bietet einerseits einen<br />
Kontrast zur Zahnsubstanz und erleichtert so das<br />
präzise Präparieren. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits erfüllt es die<br />
<strong>ästhetisch</strong>e Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, unter Vollkeramikkronen,<br />
die ja sehr im Trend liegen, nicht durchzuschimmern.<br />
Ein weiteres gutes Beispiel ist unser neues Füllungs-System<br />
EcuSphere. Das Composite<br />
EcuSphere-Shine erlaubt die naturgetreue Nachbildung<br />
<strong>de</strong>s Zahnschmelzes und bietet dafür sogar<br />
eine transparente Variante. <strong>Die</strong> Integrated Filler<br />
Technologie sorgt außer<strong>de</strong>m für i<strong>de</strong>ale Hochglanzpolierbarkeit<br />
und Farben mit Chamäleon-<br />
Effekt – die Füllungen wer<strong>de</strong>n unsichtbar. Exzellente<br />
<strong>ästhetisch</strong>e Ergebnisse erzielt man in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mehrfarbschicht-Technik mit EcuSphere Carat o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ecusit-Composite, das wir in drei Opazitäten und<br />
22 Farben, davon zwei Bleachfarben, anbieten.<br />
Flowable Komposite nehme ich gerne im Zahnhalsbereich<br />
und als Liningmaterial nach Adhäsivapplikation.<br />
Was empfehlen Sie, Herr Prof. Roulet?<br />
Roulet: Auf <strong>de</strong>n alten Streit über die Materialwahl,<br />
Komposit, Amalgam, Keramik o<strong><strong>de</strong>r</strong> Gold für die Seitenzahnversorgung,<br />
möchte ich hier gar nicht mehr<br />
eingehen, <strong>de</strong>nn <strong><strong>de</strong>r</strong> Trend <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit ist zahnfarben.<br />
Somit stellt sich im Seitenzahnbereich die Frage<br />
direkte Füllung versus indirekte Versorgung mit<br />
zahnfarbenen Inlays. Hier ist die Entscheidungsgrundlage<br />
einfach: Je kleiner <strong><strong>de</strong>r</strong> Defekt und insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
bei Erstversorgungen bieten sich direkte mit<br />
Adhäsivtechnik und Komposit gelegte Füllungen als<br />
die Metho<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahl an. Ich gebe aber zu be<strong>de</strong>nken,<br />
dass bei röntgenologisch sichtbaren kariösen
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Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
Roulet:<br />
Der Trend <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit ist<br />
zahnfarben.<br />
Einen Überblick über die<br />
aktuellen Trends und<br />
Möglichkeiten in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>ästhetisch</strong>en <strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong><br />
gibt ein Expertenteam<br />
am 19. Juni 2004 in<br />
Dres<strong>de</strong>n. Es referieren<br />
sechs Hochschulprofessoren,<br />
u. a. Prof. Dr.<br />
Andrej Kielbassa von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Universität Charite sowie<br />
Prof. Dr. Thomas Attin<br />
(Universität Göttingen)<br />
und erfahrene Praktiker.<br />
Weitere Informationen<br />
und Anmel<strong>de</strong>-Unterlagen<br />
erhalten Sie per E-Mail<br />
an christa.schroeter@<br />
ivoclarviva<strong>de</strong>nt.<strong>de</strong>.<br />
DENTAL MAGAZIN 2/2004<br />
Prof. Dr.<br />
Jean-François Roulet<br />
wechselte 2003 vom Universitätsklinikum Charité<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Humboldt-Universität Berlin, wo er Direktor<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin<br />
war, zur Ivoclar Viva<strong>de</strong>nt AG nach<br />
Schaan/Liechtenstein. Der 56-Jährige ist Leiter<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Abteilung „Forschung und Entwicklung clinical“.<br />
Prof. Roulet ist Autor von mehr als 300<br />
Fachartikel und hat ca. 100 Abstracts, die in<br />
nationalen und internationalen Fachzeitschriften<br />
erschienen sind, verfasst bzw. mitverfasst. Weiteres<br />
hat er 18 Lehrbücher geschrieben bzw. herausgegeben.<br />
Zu seinen Hauptinteressensbereichen<br />
gehören: Amalgamersatz, Keramikinlays,<br />
Ästhetische <strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong>, Komposite und<br />
Anwendungskonzept in <strong><strong>de</strong>r</strong> präventiven Zahnmedizin.<br />
Da Lehre und Fortbildung eine sehr<br />
be<strong>de</strong>utsame Rolle spielen, hat Prof. Roulet bisher<br />
mehr als 600 Vorträge und Fortbildungskurse<br />
weltweit gehalten.<br />
Defekten nicht immer gleich an die Rekonstruktion<br />
gedacht wer<strong>de</strong>n muss, <strong>de</strong>nn mit einer Füllung lässt<br />
sich Karies nicht bekämpfen. Man muss immer zuerst<br />
die Ursachen <strong><strong>de</strong>r</strong> Karies angehen, bevor bestehen<strong>de</strong><br />
Schä<strong>de</strong>n repariert wer<strong>de</strong>n. Wir wissen, dass kleine<br />
Defekte „ausheilen“ können, wenn das Umfeld verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
wird – Einnahmefrequenz von Zucker senken,<br />
bessere Plaquekontrolle, zum Beispiel durch Anwendung<br />
von Zahnsei<strong>de</strong>, regelmäßige Fluoridierung.<br />
Je größer <strong><strong>de</strong>r</strong> Defekt, umso schwieriger wird es für<br />
<strong>de</strong>n Zahnarzt technisch, ihn mit direkter Füllungstechnik<br />
zu versorgen. Hier haben sich adhäsiv befestigte<br />
Inlays gut bewährt. Ich persönlich habe mit<br />
Keramikinlays gute Erfahrungen gemacht. Hier bin<br />
ich in guter Gesellschaft, <strong>de</strong>nn die Langlebigkeit<br />
dieser Restaurationen ist wissenschaftlich gut<br />
belegt. Für Keramikinlays aus IPS Empress liegen<br />
beispielsweise Studien mit 8-Jahres-Daten vor. Im<br />
Frontzahnbereich gilt im Wesentlichen dasselbe. Es<br />
ist das Geschick <strong>de</strong>s Zahnarztes, welches <strong>de</strong>finiert,<br />
wann von <strong><strong>de</strong>r</strong> direkten Füllung auf eine indirekte<br />
Variante, zum Beispiel ein Veneer, umgestellt wird.<br />
Bei größeren und multiplen Restaurationen, das<br />
heißt mehrere Restaurationen im selben Sextanten,<br />
wür<strong>de</strong> ich mich für die indirekte Lösung entschei<strong>de</strong>n,<br />
weil man diese in aller Ruhe im Labor planen und<br />
vorbereiten kann, dann das Resultat vorweg mit <strong>de</strong>m<br />
Patienten diskutieren kann, bevor man <strong>de</strong>n Bohrer<br />
zur Hand nimmt. Das hat viele Vorteile, <strong>de</strong>nn nichts<br />
ist schlimmer als einen Patienten mit präparierten<br />
Zähnen vor sich zu haben, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong>de</strong>m <strong>ästhetisch</strong>en<br />
Resultat nicht zufrie<strong>de</strong>n ist. Denn dann ist man zum<br />
Erfolg gezwungen, o<strong><strong>de</strong>r</strong> man lan<strong>de</strong>t dann mit einem<br />
unzufrie<strong>de</strong>nen Patienten beim Richter.<br />
Herr Dr. <strong>de</strong> Cassan, wie ist Ihre Strategie, <strong>de</strong>n<br />
adäquaten Füllungswerkstoff zum einen für <strong>de</strong>n<br />
Seitenzahnbereich und zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en für die<br />
Front auszuwählen?<br />
<strong>de</strong> Cassan: Auf keinen Fall <strong>de</strong>m Vertreter mit seinem<br />
Hochglanzprospekt und seiner angeblich kostengünstigen<br />
Einführungspackung trauen! Am liebsten wäre<br />
es mir, wenn diese traurigen und medizinisch unverantwortlichen<br />
Erfahrungen durch die Anbieter selbst<br />
und nicht von <strong>de</strong>n Praxen und Patienten gemacht<br />
wür<strong>de</strong>n. Und auch dies ist zu beobachten: Nach <strong>de</strong>m<br />
Konzept <strong>de</strong>s größten Softwareanbieters <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt, lässt<br />
man die Anwen<strong><strong>de</strong>r</strong> als Beta-Tester im großen Stil<br />
agieren, streicht das Geld ein und entwickelt ein<br />
neues unausgereiftes Produkt. Langzeitstudien und<br />
Vorstellung eines neuen Produktes aufgrund von Fortbildungsveranstaltungen<br />
anerkannter Institute bieten<br />
mir immer noch die beste Gewähr für eine Produktsicherheit.<br />
Ein weiteres wichtiges Entscheidungskriterium<br />
sind die wissenschaftlichen Stellungnahmen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
DGZMK, welche ohne großen Aufwand im Internet<br />
abgerufen wer<strong>de</strong>n können und häufig diametral zur<br />
Industriewerbung stehen. Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> war von <strong>de</strong>m 2002<br />
auf Bun<strong>de</strong>sebene gegrün<strong>de</strong>ten Produktsicherheitsrat<br />
bisher wenig zu vernehmen; gera<strong>de</strong> hiervon haben<br />
sich viele Praktiker neue Impulse versprochen.<br />
Bitte erlauben Sie unserem Leser auch einen<br />
Blick „hinter die Kulissen“, Herr Prof. Roulet: Wie<br />
lange brauchen Sie beispielsweise für einen<br />
Frontzahn-Eckenaufbau? Und nutzen Sie bei Einsatz<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Adhäsivtechnik grundsätzlich Kofferdam?<br />
Roulet: Nun, ich behandle selber nicht mehr, seit<br />
ich meine neue Tätigkeit bei Ivoclar Viva<strong>de</strong>nt aufgenommen<br />
habe. Ich habe das selbst so gewählt,<br />
<strong>de</strong>nn ich wür<strong>de</strong> hier aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Übung kommen und<br />
speziell in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnmedizin gilt: Übung macht <strong>de</strong>n<br />
Meister. In früherer Zeit habe ich je nach Komple-
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<strong>de</strong> Cassan: Ein weiteres<br />
wichtiges Entscheidungskriterium<br />
sind die<br />
wissenschaftlichen Stellungnahmen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> DGZMK,<br />
welche ohne großen Aufwand<br />
im Internet abgerufen<br />
wer<strong>de</strong>n können und<br />
häufig diametral zur<br />
Industriewerbung stehen.<br />
Weitere Informationen<br />
über MDPB und einer<br />
„protektiven Füllungstherapie“<br />
erfahren Sie ab<br />
Seite 90 in diesem Heft.<br />
BRISANT ZAHNERHALTUNG UND ÄSTHETIK-TREND<br />
Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
DENTAL MAGAZIN 2/2004<br />
Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
arbeitet seit rund 34 Jahren als nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelassener<br />
Zahnarzt, seit 1970 in eigener Praxis in Murg,<br />
Südba<strong>de</strong>n. Sein Interesse, <strong>de</strong>n „Dingen auf <strong>de</strong>n<br />
Grund zu gehen“ belegt er durch Mitgliedschaften<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Aka<strong>de</strong>mie für zahnärztliche Fortbildung in<br />
Karlsruhe, <strong>de</strong>s Zahnärztlichen Weltverban<strong>de</strong>s (FDI)<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> Max-Planck-Gesellschaft (MPG)<br />
Bis zum Jahr 2000 war <strong><strong>de</strong>r</strong> 59-Jährige in zahlreichen<br />
Organen <strong><strong>de</strong>r</strong> zahnärztlichen Selbstverwaltung<br />
engagiert, u. a. auch im Vorstand <strong><strong>de</strong>r</strong> BZÄK.<br />
Seit rund 16 Jahren geht <strong>de</strong> Cassan einem Lehrauftrag<br />
für das Fach „Zahnärztliche Berufskun<strong>de</strong>“<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> Albert-Ludwigs-Universität Freiburg nach.<br />
Seit einigen Jahren ist er darüber hinaus Öffentlichkeitsreferent<br />
<strong>de</strong>s Hilfswerks <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen<br />
Zahnärzte (HDZ; www.hilfswerk-z.<strong>de</strong>). Von seinem<br />
Fachwissen profitieren Internet-Nutzer, zum<br />
Beispiel durch sein populäres Lexikon zur <strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong>:<br />
www.zahnwissen.<strong>de</strong>; www.ziis.<strong>de</strong>;<br />
www.zahngesund.<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n patientenorientierten<br />
ZahnNewsLetter (www.ZahnNewsLetter.<strong>de</strong>).<br />
xität für einen Eckenaufbau zwischen 30 und 45<br />
Minuten gebraucht. Kofferdam war Pflicht, außer es<br />
gab triftige Grün<strong>de</strong> dagegen. Dann habe ich es fluchend<br />
ohne machen müssen.<br />
<strong>de</strong> Cassan: Zum Kofferdam: Ich wehre mich entschie<strong>de</strong>n<br />
gegen die plakative Unterstellung, dass<br />
Füllungen ohne entsprechen<strong>de</strong>s Legen von Spanngummi<br />
zweite Wahl sind – Haltbarkeitsstudien sprechen<br />
da eine ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Sprache und auch viele<br />
praktisch orientierte Wissenschaftler sehen darin<br />
überwiegend eine Füllungsoptimierung, ohne dieses<br />
Plus konkret beziffern zu können. Davon abgesehen<br />
hat natürlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Kofferdam seine Berechtigung<br />
dann, wenn eine absolute Trockenlegung nicht<br />
möglich ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenn es gilt, empfindliche Zahnfleischstrukturen<br />
entsprechend zu schützen. Also:<br />
„grundsätzlich“ NEIN, „fallbezogen“ JA.<br />
Erfahrung, sagt man, sind die Misserfolge von<br />
Gestern. Davon gab es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Dentalbranche vor<br />
einigen Jahren ja auch einige. Selbst namhafte<br />
Unternehmen gaben unter einem „Innovations-<br />
druck“ Produktversprechen ab, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis<br />
nicht hielten. Hat die Industrie aus diesen<br />
Erfahrungen gelernt, Herr Professor Roulet?<br />
Roulet: Ein Material auf <strong>de</strong>n Markt zu bringen, welches<br />
sich zu einem klinischen Misserfolg entwickelt,<br />
ist für je<strong>de</strong> Firma eine schmerzliche Erfahrung. Ich<br />
<strong>de</strong>nke, das ist heute kaum noch möglich, <strong>de</strong>nn<br />
schon alleine die gesetzlichen Vorgaben zwingen uns<br />
zu umsichtigem und vorsichtigem Han<strong>de</strong>ln. In früherer<br />
Zeit waren die Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an <strong>de</strong>n Entwicklungsprozess<br />
weniger hoch, als wir es heute handhaben.<br />
Schon in ganz frühen Phasen <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung<br />
müssen wir uns mit <strong>de</strong>m Risiko auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen.<br />
„Was wäre wenn?“ und „welches sind die Folgen“ –<br />
das sind Fragen, <strong>de</strong>nen man sich immer stellen<br />
muss. Auf Grund meines Wissens kann ich heute<br />
eigentlich ausschließen, dass schlechte Produkte auf<br />
<strong>de</strong>n Markt kommen, aber in dieser Welt gibt es<br />
nichts ohne Risiko. Man versucht es halt zu minimieren,<br />
muss aber auch hier <strong>de</strong>n gesun<strong>de</strong>n Menschenverstand<br />
walten lassen. Es kann passieren, dass<br />
irgen<strong>de</strong>twas vorkommt, an das vorher niemand<br />
gedacht hat. Ergo: je innovativer, <strong>de</strong>sto mehr Risiko.<br />
Das sollten jene sich merken, die immer glauben das<br />
Neueste sei das Beste und daher einen immensen<br />
Innovationsdruck ausüben. Das mag wohl stimmen,<br />
aber es kann per <strong>de</strong>finitionem nicht so bewährt sein,<br />
wie das, was man schon seit Jahren kennt. Kurz<br />
zusammengefasst: Bevor ein Produkt bei Ivoclar<br />
Viva<strong>de</strong>nt die Verkaufsfreigabe erlangt hat, muss es in<br />
je<strong><strong>de</strong>r</strong> Hinsicht getestet wor<strong>de</strong>n sein und immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Qualitätsprüfungen positiv überstan<strong>de</strong>n haben.<br />
Erst wenn alle Beteiligten dazustehen, gibt es diese<br />
Freigabe mit Unterschrift <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsleitung.<br />
Wie ist Ihre Einschätzung, Herr Professor Klaiber?<br />
<strong>Die</strong> Industrie hat aus <strong>de</strong>n Fehlern hoffentlich<br />
gelernt. Mehrere Flops überlebt heute keine Firma<br />
mehr. Gefragt ist auch <strong><strong>de</strong>r</strong> kritische Zahnarzt. Es<br />
ist ja eine alte Weisheit, nicht alles was neu ist,<br />
ist auch besser. Wenn etwas wirklich ganz Neues<br />
auf <strong>de</strong>nn Markt kommt (was gar nicht so häufig<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist), dann sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnarzt erst dann<br />
zugreifen, wenn mehrere Studien über einen längeren<br />
Zeitraum vorliegen und die Fachgesellschaft<br />
die Ergebnisse positiv bewertet.<br />
Herr <strong>de</strong> Cassan, wie sehen Sie das als nie<strong><strong>de</strong>r</strong>gelassener<br />
Zahnarzt?
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Klaiber: Der Ausdruck ist<br />
zu einem Mo<strong>de</strong>begriff<br />
gewor<strong>de</strong>n, alles ist „minimalinvasivv“.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> Tat<br />
ist „minimalinvasiv“ relativ:<br />
Auch ein Einzelzahnimplantat<br />
kann minimalinvasiv<br />
sein. Dann, wenn<br />
dadurch zwei Nachbarzähne<br />
nicht beschliffen<br />
wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Karies schonend<br />
und nachhaltig<br />
therapieren – minimalinvasives<br />
Vorgehen.<br />
<strong>Die</strong>sen Artikel fin<strong>de</strong>n Sie<br />
auf Seite 82 in<br />
diesem Heft.<br />
BRISANT ZAHNERHALTUNG UND ÄSTHETIK-TREND<br />
Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
DENTAL MAGAZIN 2/2004<br />
Prof. Dr. Bernd Klaiber<br />
ist 1987 <strong>de</strong>m Ruf auf <strong>de</strong>n Lehrstuhl für Zahnerhaltung<br />
und Parodontologie an <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität<br />
Würzburg gefolgt. 1980 und 1998 wur<strong>de</strong> Prof.<br />
Klaiber mit <strong>de</strong>m Jahresbestpreis <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutschen<br />
Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkun<strong>de</strong><br />
(DGZMK) ausgezeichnet. Der 55-Jährige ist Mitglied<br />
in verschie<strong>de</strong>nen Gesellschaften, darunter<br />
Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ),<br />
Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DGP),<br />
Arbeitsgruppe für Grundlagenforschung (AfG),<br />
NEUE GRUPPE, International Association for Dental<br />
Research und The Pierre Fauchard Aca<strong>de</strong>my.<br />
Seine Hauptarbeitsgebiete liegen in <strong><strong>de</strong>r</strong> restaurativen<br />
<strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong>, im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> minimalinvasiven<br />
Restaurationstechniken und minimalinvasiven<br />
Maßnahmen zur Verbesserung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ästhetik.<br />
<strong>de</strong> Cassan: Ob die Industrie auf Dauer aus diesen<br />
Erfahrungen gelernt hat, wage ich zu bezweifeln, hier<br />
muss man <strong>de</strong>n aus wirtschaftlicher Sicht verständlichen<br />
„Innovationsdruck“ als Gegebenheit unserer<br />
Industriestrukturen hinnehmen und sich entsprechend<br />
arrangieren. Wenn auch ein paar Jahre nach einigen<br />
zweifelhaften Produktvorstellungen Ruhe an <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkaufsfront<br />
war, so beginnt man sich nun auf das zarte<br />
Pflänzchen <strong><strong>de</strong>r</strong> antibakteriellen Haftvermittler einzustimmen<br />
und erfin<strong>de</strong>t werbewirksame Ausdrücke wie<br />
„protektiver Langzeitschutz“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> ähnliches, ohne bisher<br />
das Stadium <strong><strong>de</strong>r</strong> In-vivo-Untersuchungen verlassen<br />
zu haben. Prof. Klaiber hat darauf hingewiesen:<br />
Gera<strong>de</strong> hier ist die Zahnärzteschaft noch mehr als bisher<br />
gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, auf <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Versprechung äußerst sensibel<br />
zu reagieren und wissenschaftlich begleitete<br />
Studien von neutraler Stelle abzuwarten. Nicht je<strong>de</strong><br />
„klinische Studie“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „Doktorarbeit“ ist auch gleichzeitig<br />
eine Gewähr für die Güte <strong>de</strong>s Produktes. Das<br />
Medizinproduktegesetz ist auf diesem Gebiet in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
jetzigen Form sicherlich ein untaugliches Mittel.<br />
Wie weit sind wir <strong>de</strong>nn heute – hinsichtlich Verarbeitbarkeit<br />
und klinischen Eigenschaften –<br />
vom „weißen Amalgamersatz“ entfernt?<br />
<strong>de</strong> Cassan: <strong>Die</strong> Fragestellung beinhaltet schon, wie<br />
schwer es ist und noch sein wird, einen Amalgamer-<br />
satz zu fin<strong>de</strong>n. Nimmt man die Kriterien „Einfachheit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Verarbeitung“, „Haltbarkeit“ und „Kosten“<br />
als Grundlage, so ist dieser Ersatz – trotz gegenteiliger<br />
Beteuerungen – bisher noch nicht auf <strong>de</strong>m<br />
Markt und er wird es auch noch nicht so bald sein.<br />
Wir haben schon eine Reihe von Produkten auf <strong>de</strong>m<br />
Markt, die durchaus als Alternative zu sehen sind,<br />
wenn da nicht die Kosten, das erhebliche Mehr an<br />
Verarbeitungspräzision und die Mundhygiene <strong>de</strong>s<br />
Patienten wären, die das Wort „Ersatz“ nicht<br />
gerechtfertigen. Ich bin zuwenig Wissenschaftler,<br />
um beurteilen zu können, ob mit <strong><strong>de</strong>r</strong> chemischen<br />
Grundstruktur <strong><strong>de</strong>r</strong> heute angebotenen Materialien<br />
ein echter Ersatz überhaupt möglich ist.<br />
Roulet: <strong>Die</strong> eierlegen<strong>de</strong> Wollmichsau gibt es nicht.<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Komposittechnologie lassen sich eben so<br />
gute Langzeiterfolge erreichen wie mit Amalgam…<br />
Klaiber: …wobei für bei<strong>de</strong> Materialien dasselbe gilt:<br />
sofern sie sorgfältig und korrekt verarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Roulet: Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> sind die Universitäten für viele Jahre<br />
im Unterricht hinter <strong>de</strong>m Fortschritt hergerannt und<br />
haben die Studieren<strong>de</strong>n nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur marginal in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Handhabung von Komposit unterrichtet. Somit<br />
haben viele Kollegen versucht, Komposit, welches<br />
eine ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Verarbeitungsweise erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, mit<br />
„Amalgamwissen“ zu verarbeiten. Es ist falsch,<br />
Komposit vom Handling mit Amalgam vergleichen<br />
zu wollen. Keinem Menschen wür<strong>de</strong> es in <strong>de</strong>n Sinn<br />
kommen, ein Auto bezüglich Handling mit einer<br />
Kutsche vergleichen zu wollen, obwohl bei<strong>de</strong> als<br />
Fortbewegungsmittel auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Strasse konzipiert sind.<br />
Hier bin ich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> bei meinem Lieblingsthema. Zu<br />
je<strong>de</strong>m Material gehört eine bestimmte Verarbeitungsweise.<br />
<strong>Die</strong>se muss vermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Es ist kein Geheimnis, dass die Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Dentinadhäsive sowie Verbesserungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schmelz- und Dentinadhäsive während <strong><strong>de</strong>r</strong> 90er<br />
Jahre Meilensteine für zahnfarbene Restaurationen<br />
waren und sind. Inzwischen sind wir bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
sechsten Generation <strong><strong>de</strong>r</strong> Adhäsivsysteme angelangt.<br />
Im Trend liegen zunehmend selbstätzen<strong>de</strong><br />
Primer. Wie wählt <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnarzt das für ihn „richtige“<br />
Produkt aus, wann sollte er aus Ihrer Sicht<br />
kritisch aufmerken?<br />
Klaiber: Bei <strong>de</strong>n Adhäsiven gibt es doch hinsichtlich<br />
ihrer Wirkung große Unterschie<strong>de</strong>. Ich bevorzuge<br />
weiterhin noch ein klassisches 3-Flaschensystem-<br />
Adhäsivsystem mit Phosphorsäure, selbstkonditio-
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Roulet: Der Wahn, auch<br />
im fortgeschrittenen Alter<br />
wie ein 20-Jähriger aussehen<br />
zu müssen, ist<br />
eben ein Wahn und sollte<br />
vom Berufsstand nicht<br />
unterstützt wer<strong>de</strong>n. Wir<br />
haben auch eine <strong>ästhetisch</strong>e<br />
Verantwortung.<br />
BRISANT ZAHNERHALTUNG UND ÄSTHETIK-TREND<br />
Schreiben Sie uns Ihre<br />
Meinung:<br />
Leserbrief@<br />
<strong>de</strong>ntalmagazin.<strong>de</strong><br />
Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
DENTAL MAGAZIN 2/2004<br />
8-jähriger Patient mit Zustand nach Sportunfall. Zähne sind<br />
vital, keine Wurzelfraktur. Aufbauten mit Frasaco-<br />
Stripkronen als Schablone und Spectrum-TPH als<br />
Komposit; aufwendige Schichttechnik.<br />
Fotos: <strong>de</strong> Cassan<br />
nieren<strong>de</strong>m Primer und Adhäsiv. Davon weiche ich<br />
erst ab, wenn die „einfacheren” Systeme dieselbe<br />
Zuverlässigkeit auch noch nach mehr als zwei Jahren<br />
aufweisen wer<strong>de</strong>n. Fraglich ist für mich die<br />
Hydrophilie <strong><strong>de</strong>r</strong> Einflaschen-Adhäsivsysteme. Natürlich<br />
weiß ich um <strong>de</strong>n Vorteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Einflaschensysteme<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis, wenn das Absprayen <strong><strong>de</strong>r</strong> Säure entfällt<br />
und die einmal trocken gelegte Kavität nicht mehr<br />
nass wird und erneut trockengelegt wer<strong>de</strong>n muss.<br />
<strong>de</strong> Cassan: Kritisch aufhorchen wür<strong>de</strong> ich immer<br />
dann, wenn auf einmal – quasi über Nacht – das<br />
Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>mittel auf <strong>de</strong>m Markt ist, das bei einfachster<br />
Verarbeitung be<strong>de</strong>utend besser als die Vorgängerprodukte<br />
ist, gleichzeitig die Pulpa nicht tangiert<br />
und auch noch einen Langzeitschutz gegen Karies<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> wer weiß was gewährt. Noch heute ist nicht<br />
abschließend geklärt, ob die Einflaschen-Systeme<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> die mit mehreren Komponenten die besseren<br />
sind, wie überhaupt die regenerativen Elemente <strong>de</strong>s<br />
Zahnes zur Tertitiär<strong>de</strong>ntinbildung funktionieren und<br />
wie die i<strong>de</strong>ale Grenzfläche zwischen Füllung und<br />
Zahn im direkten Kontakt aussehen sollte.<br />
Roulet: Der oft vermittelte Verkaufstrend „simpler is<br />
better“ ist lei<strong><strong>de</strong>r</strong> falsch. Mit <strong>de</strong>m heutigen Wissen ist<br />
klar, dass zum „Kleben“ <strong>de</strong>mineralisiert wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Das geht nur mit Säure. Umgekehrt ist bekannt, dass<br />
Monomere Säure nicht mögen. Somit muss je<strong><strong>de</strong>r</strong> Hersteller<br />
bei <strong>de</strong>n „all in one“ Produkten – also Flüssigkeiten,<br />
die alle drei Schritte, das heißt ätzen, primen<br />
und bon<strong>de</strong>n gleichzeitig machen sollen – Kompromisse<br />
eingehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnarzt zahlt das mit gerin-<br />
gerer Lagerstabilität o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer erhöhten Wasserdurchlässigkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Adhäsivschicht. Ich selber habe<br />
mich klinisch nicht vom letzten Schrei aufschrecken<br />
lassen und habe mich an klassische, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft<br />
bewährte, so genannte Mehrflaschen-Systeme<br />
gehalten, die in Studien als Positivkontrolle immer<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mitgelaufen sind. Wir wissen heute, dass mit<br />
selbstätzen<strong>de</strong>n Primern – also Produkte, bei <strong>de</strong>nen<br />
die Haftung in zwei Schritten aufgebaut wird, das<br />
heißt ätzen/primen mit einer Flüssigkeit und bon<strong>de</strong>n<br />
mit Adhäsiv – eine Vereinfachung erfolgt ist, die<br />
nicht mit einer geringeren Zuverlässigkeit erkauft<br />
wer<strong>de</strong>n muss, sofern man damit nicht unpräparierten<br />
Schmelz als Substrat verwen<strong>de</strong>t. Auch hier gilt: Ein<br />
Adhäsiv ist nur so gut wie es richtig angewen<strong>de</strong>t<br />
wor<strong>de</strong>n ist. Abkürzungen, Vereinfachungen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Unterlassungen im Sinne <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitersparnis wirken<br />
sich immer negativ auf die Qualität aus.<br />
Zentrale Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Komposit-Forschung ist die<br />
Verringerung und Vermeidung von Mikroleakage<br />
und Randspaltbildung, die beispielsweise durch<br />
Polymerisationsschrumpfung bedingt wer<strong>de</strong>n.<br />
Herr Prof. Roulet: Wie weit ist die Dentalindustrie<br />
davon entfernt?<br />
Roulet: Durch geeignete Füllstoffzusammensetzung<br />
und Monomerauswahl kann man durchaus Kompositmaterialien<br />
herstellen, die recht wenig schrumpfen.<br />
Unser Haus bietet hierfür zum Beispiel InTen-S<br />
an. Das ist das Eine, das An<strong><strong>de</strong>r</strong>e ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Schrumpfungsstress,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> an <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzfläche zum Adhäsiv<br />
aufgebaut wird.<br />
Mit heutiger Technologie ist man in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage,<br />
grundsätzlich dichte Füllungen zu legen, bei <strong>de</strong>nen<br />
die Pulpa optimal vor <strong>de</strong>m Eindringen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bakterien<br />
geschützt ist. Schwierig ist hier die Applikationstechnik.<br />
Man kann viel falsch machen. Deshalb<br />
müsste man als ein Ziel <strong>de</strong>finieren, ein Füllungssystem<br />
zu entwickeln, welches weniger empfindlich<br />
auf Anwen<strong><strong>de</strong>r</strong>fehler reagiert, also „forgiving“ ist,<br />
wie man es <strong>de</strong>m Amalgam nachgesagt hat und<br />
somit die Sicherheit und Zuverlässigkeit erhöht.<br />
Von einem solchen System wäre dann grundsätzlich<br />
eine bessere Langlebigkeit zu erwarten. Ob das<br />
alleine durch die weitere Reduktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Polymerisationsschrumpfung<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n kann, wage ich<br />
zu bezweifeln. Auch hier muss erneut betont wer<strong>de</strong>n:<br />
Mit Füllungen alleine, auch seien sie noch so<br />
gut, ist Zahngesundheit nicht zu erreichen.
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Prof. Dr. Thomas Attin<br />
über interne und externe<br />
Bleaching-Metho<strong>de</strong>n in<br />
dieser Ausgabe <strong>de</strong>s<br />
Dental Magazin, Seite 70<br />
BRISANT ZAHNERHALTUNG UND ÄSTHETIK-TREND<br />
Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
DENTAL MAGAZIN 2/2004<br />
Erneuerung eines Eckenaufbaus an Zahn 11 durch Komposit-Restauration mit Artemis/Ivoclar Viva<strong>de</strong>nt: links Zustand vorher,<br />
rechts nach Erneuerung. Fotos: Spreasico<br />
Was sind aus Ihrer Sicht weitere Ziele <strong><strong>de</strong>r</strong> Komposit-Forschung?<br />
Klaiber: Wir Zahnärzte wünschen uns von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Industrie, dass sie uns ein Material zu Verfügung<br />
stellt, dass sich ganz einfach verarbeiten lässt und<br />
alle Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, die wie an eine Restauration<br />
stellen, erfüllt. Ob es das jemals geben wird? Auch<br />
für künftige Weiterentwicklungen wird gelten: Zum<br />
Langzeiterfolg einer Restauration tragen bei die<br />
Materialqualität, die zahnärztliche Professionalität<br />
und das Mundhygieneniveau <strong>de</strong>s Patienten. In<br />
nächster Zeit muss die Industrie Anstrengungen<br />
unternehmen, und das tut sie ja auch, um uns ein<br />
schrumpfungsärmeres o<strong><strong>de</strong>r</strong> besser noch schrumpfungsfreies<br />
Material anzubieten. Ob eine Schrumpfungsfreiheit<br />
überhaupt erreichbar ist, weiß ich<br />
nicht zu beantworten. Aber selbst eine Reduktion<br />
auf 0,5 Prozent wäre ein gewaltiger Erfolg. Der Rest<br />
an Schrumpfung ließe sich durch intelligente Verarbeitung<br />
wohl kompensieren.<br />
Es lässt sich durch gutes Handling und mit viel<br />
Erfahrung viel wettmachen?<br />
<strong>de</strong> Cassan: Ich habe so <strong>de</strong>n Eindruck, dass das<br />
Thema „Schrumpfung“ in <strong>de</strong>n letzten Jahren auf<br />
kleiner Flamme gekocht wird, nach<strong>de</strong>m man weiß,<br />
dass es nur äußerst schwer sein wird, die materialbedingten<br />
Schrumpfungsprozesse optimal in <strong>de</strong>n<br />
Griff zu bekommen. So ergibt eine rezente Studie<br />
<strong>de</strong>s Frauenhofer-Instituts für Werkstoffmechanik<br />
doch eher Fortschritte im marginalen Bereich in<br />
<strong>de</strong>n letzten Jahren auf diesem Gebiet und beschäftigt<br />
sich kritisch mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Größen, wie Eigenspannung<br />
und Haftung an <strong><strong>de</strong>r</strong> Kavitätenwand. Auf<br />
diesem Gebiet gibt es noch einen erheblichen For-<br />
schungsbedarf. Inwieweit dies mit <strong>de</strong>m Grundprinzip<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bowen-Formel überhaupt erfolgsversprechend<br />
ist, bleibt abzuwarten. Denn das Beschreiten<br />
völlig neuer Wege ist mühsam und teuer und entspricht<br />
nicht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>s weiter oben<br />
erläuterten „Innovationsdruckes“.<br />
Apropos Innovation. Prof. Satoshi Imazato von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Universität Osaka, Japan, postulierte<br />
anlässlich eines Adhäsiv-Symposium En<strong>de</strong> März<br />
<strong>de</strong>n Beginn einer neuen Ära in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahnerhaltung<br />
mit Hilfe von so genannten biofunktionalen<br />
und bioaktiven Werkstoffen mit Karies hemmen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
und heilungsför<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung. In diesem<br />
Zusammenhang stellte er das Anfang 1990<br />
entwickelte MDPB (12-Methacryloyloxydo<strong>de</strong>cylpyridiniumbromid)<br />
vor. Hierbei wer<strong>de</strong>n antibakteriell<br />
wirken<strong>de</strong> Bromidverbindungen an ein<br />
Monomer angeglie<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Halten Sie <strong>de</strong>n Ansatz<br />
für zukunftsweisend?<br />
Klaiber: Es klingt interessant und spricht Wünsche<br />
an, welche die <strong>Zahnheilkun<strong>de</strong></strong> schon immer gehabt<br />
hat. Wie viele Materialien haben in unserem Fach<br />
wegen ihrer antimikrobiellen Aktivität schon Karriere<br />
gemacht? Prinzipiell muss bei einem Material, das<br />
eine antimikrobielle Aktivität für sich proklamiert,<br />
auch auf die Verträglichkeit geachtet wer<strong>de</strong>n. Es<br />
wird sich zeigen, ob dieses neue Adhäsiv mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bromidverbindung eine klinisch merkbare Verbesserung<br />
darstellen wird. <strong>Die</strong> Frage ist ja, brauchen wir<br />
ein antimikrobielles Adhäsiv, wenn kein Spalt da ist,<br />
und wie hoch ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzen <strong>de</strong>s antimikrobiellen<br />
Adhäsivs bei einem Spalt einzuschätzen.<br />
Roulet: In<strong>de</strong>m man Monomersysteme <strong>de</strong>sinfizierend<br />
macht, hat man noch kein bioaktives Material, wel-
ches die „Heilung“ einer Dentinwun<strong>de</strong> bewerkstelligen<br />
kann. Will man in die Richtung gehen, dann<br />
muss man weg vom „Drill and fill“ Gedanken gehen<br />
und sich mit Metho<strong>de</strong>n befassen, die eine echte<br />
biologische Grundlage haben. Vielleicht wird man<br />
in ferner Zukunft einmal, sollte es doch noch zu<br />
einer Karies kommen, weil eine effiziente Prävention<br />
versagt hat, Zellen aus einer Odontoblastenund<br />
Enameloblasten-Bank in <strong>de</strong>n Defekt einlegen,<br />
mit <strong>de</strong>m Ziel, dass natürliche Zahnhartsubstanz im<br />
Sinne einer restitutio ad integrum regeneriert wird.<br />
Das ist ein ganz spannen<strong><strong>de</strong>r</strong> Bereich, <strong>de</strong>m sich<br />
Ivoclar Viva<strong>de</strong>nt künftig verstärkt widmen wird.<br />
Durch die Übernahme <strong>de</strong>s US-amerikanischen Biotechnologie-Unternehmens<br />
Dentigenix und <strong>de</strong>m<br />
Forschungsteam in Schaan verspricht sich Ivoclar<br />
Viva<strong>de</strong>nt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft innovative Produkte.<br />
<strong>de</strong> Cassan: Interessant und bestechend sind diese<br />
Ansätze schon – aber waren sie dies nicht auch vor<br />
Jahren, als man Fluori<strong>de</strong> beipackte und dann einen<br />
Reinfall erlebte? Unbedingt muss hier auf diesem<br />
Gebiet weiter geforscht wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ZAHNERHALTUNG UND ÄSTHETIK-TREND BRISANT<br />
Dr. Aneta Pecanov-Schrö<strong><strong>de</strong>r</strong>: Im Expertenzirkel diskutieren Prof. Dr. Bernd Klaiber, Prof. Dr. Jean-François Roulet und Dr. Klaus <strong>de</strong> Cassan<br />
Zahnumformung zum Lückenschluss bei einer 40-jährigen Patientin. <strong>Die</strong> bei<strong>de</strong>n oberen Fotos bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Zustand vorher<br />
ab: Nach Retraktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Inter<strong>de</strong>ntalpapillen ist es zu „schwarzen Dreiecken“ gekommen,…..<br />
wünscht sich <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Stoffe – aber bis zur klinischen<br />
und nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> industriellen Marktreife wünsche<br />
ich mir ein leiseres Szenario, als es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit<br />
war.<br />
MDPB ist beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s für die Pulpa sehr interessant,<br />
da die antibakterielle Wirkung sofort nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Polymerisation<br />
blockiert wird – <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkstoff scheint<br />
sicher im Bezug auf Zelltoxizität bzw. Mutagenität<br />
und Sensibilisierungen zu sein. Ob MDPB aber im<br />
Bezug auf Langzeitschutz vor Karies tatsächlich<br />
auch wirksam ist, bedarf noch umfangreicher Untersuchungen<br />
– bisher sind es mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger nur<br />
„fundierte Spekulationen“. Zielprojektion könnte<br />
auch sein, die im Dentin offensichtlich vorhan<strong>de</strong>nen<br />
zahlreichen Wachstumsfaktoren durch bestimmte<br />
Metho<strong>de</strong>n in die regenerativen Prozesse <strong>de</strong>s Zahnes<br />
einzuglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Weiter steckt noch viel Potenzial<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> erst jungen Nanotechnologie – aber mit diesen<br />
Spekulationen bewege ich mich als Praktiker<br />
auf einem Gebiet, dass nur seriös durch intensive<br />
wissenschaftliche Forschungen beantwortet wer<strong>de</strong>n<br />
kann.<br />
…..die mit Komposite ohne Schleifmaßnahmen geschlossen wur<strong>de</strong>n. Fotos: Klaiber<br />
DENTAL MAGAZIN 2/2004<br />
<strong>Die</strong>sen Expertenzirkel<br />
halten wir für unsere<br />
Leser im Internet unter<br />
www.zahnheilkun<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
zum Herunterla<strong>de</strong>n<br />
bereit.<br />
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