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16 AUGUST 2010 Unterhaltung<br />
Nadja<br />
Küchenmeister<br />
salben<br />
Nadja Küchenmeister,<br />
geb. 1981,<br />
lebt in Berlin-Pankow.<br />
Der Text ist ihrem Gedichtband<br />
»Alle Lichter«,<br />
Schöffling & Co., 2010,<br />
entnommen.<br />
BB-VORSCHAU<br />
Aufgedeckt:<br />
Verborgene Reize<br />
von Panketal<br />
n<br />
Kurzgeschichte:<br />
Ein Karower<br />
in Bayern<br />
n<br />
Rückblende: :<br />
<strong>Bucher</strong> Wissenschaftssommer<br />
Die nächste Ausgabe erscheint am<br />
Mittwoch, dem 1. September 2010<br />
DAS GEDICHT<br />
das hat alles festen stand: die füße am boden.<br />
noch boden. die autos in den straßen. noch<br />
straßen. und fenster zum öffnen und schließen.<br />
glas noch. glas sehen. nicht zu weit. der himmel<br />
ändert seine farbe auch nicht wirklich bereit<br />
ist der regen anders zu werden, was mich vermuten<br />
lässt, dass die geschichten aus den büchern<br />
stimmen. und ruhig noch ruhig ist nicht mehr<br />
der rest von einem vergeblichen tag. ein wechsel<br />
schritt, ein schluckauf nur, ein zuckendes lid vorhin<br />
bei einem in der tram, das mich daran kurz zweifeln<br />
ließ. ich weiß doch nicht viel, mama. ich habe mir<br />
in den finger geschnitten, siehst du den riss hier<br />
trat es aus, erinnert mich so an etwas. muss ich mich<br />
fragen: was ist denn draußen, dass ich friere und<br />
nicht weiß wo sind die bücher die salben die küsse<br />
GLOSSIERT<br />
Willibalds WM-Nachlese<br />
Als Mr. Webb das Weltmeisterschaftsfinale<br />
Spanien-Niederlande in Johannesburg<br />
abpfiff, fragte Ottilie ihren<br />
Mann, welche Mannschaften denn am<br />
nächsten Tag gegeneinander spielen<br />
würden. Willibald war in Sachen Fußball<br />
von seiner Frau eine ganze Menge gewöhnt,<br />
aber hier war er doch etwas perplex,<br />
schließlich hatte sie die Spanier für<br />
den WM-Titel favorisiert, die Holländer<br />
mit sieben gelben Karten und einer roten<br />
als Holzhacker beschimpft und letztendlich<br />
die Flasche Rotkäppchen auf die Spanier<br />
entkorkt.<br />
Jetzt erst merkte er, dass sich seine Frau<br />
in den vergangenen Wochen mit dem<br />
Fußball angefreundet haben musste.<br />
Und jetzt, wo alles vorbei war, konnte es<br />
nach ihrer Meinung mit der ganzen Aufregung<br />
ruhig weitergehen. Vielleicht<br />
diesmal mit ihrer Wunschansetzung Spanien<br />
gegen die Unsrigen, weil das die besten<br />
Mannschaften im gesamten<br />
Turnier waren. »Und wer heute<br />
im Profi-Fußball absolute<br />
Weltklasse sein will, der<br />
braucht eine gute Mannschaft<br />
und nicht ein oder zwei Einzelkönner,<br />
da bin ich mit Olli<br />
Kahn einer Meinung«, bemerkte seine<br />
Frau. Da musste auch Willibald ausnahmsweise<br />
dem ehemaligen Bayern-<br />
Keeper Recht geben, dem er zur WM den<br />
Beinamen »Schlaftabletten-Olli« verpasst<br />
hatte. Ottilie hätte am liebsten die ganze<br />
Nacht über die Fußball-WM diskutiert,<br />
aber bei Willibald war die Luft aus dem<br />
Ball raus. Er hielt es jetzt mit einem unserer<br />
»jungen Wilden«, dem 20-jährigen<br />
Thomas Müller, der nach dem WM-Ende<br />
in Südafrika sagte, er könne jetzt keinen<br />
Ball mehr sehen. Verständlich, drei<br />
Wochen Leistungshochdruck und dröhnende<br />
Vuvuzela, das schreit nach einer<br />
Pause. Den großen Wurf schaffte auch<br />
diese DFB-Auswahl nicht, sodass sich der<br />
persönliche Beistand der Kanzlerin in<br />
Grenzen hielt. Vor dem Halbfinale hatte<br />
sie bereits Südafrika verlassen, ahnte<br />
sie die Niederlage oder stand schon das<br />
Finale auf dem Terminkalender?<br />
Schwamm drüber. Willibald und Ottilie<br />
sind sich einig; sie sahen eine interes -<br />
sante WM in Südafrika und tollen Fußball<br />
der deutschen Mannschaft!<br />
Günter Bergner<br />
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WIE ICH BUCH SEHE<br />
Bilder einer Kleingartenanlage<br />
Am 24. Juli feierten die Mitglieder der KGA »Steintal« das 65-jährige Bestehen ihrer Anlage, nachdem am 23. Juli ein ersehnter<br />
Regentag eine wochenlange Hitze abgelöst hatte. Im Festzelt – bei Kaffee und Selbtsgebackenem– probierte sich die Vorsitzende<br />
Sylvia Lilge als Entertainerin, sang ein Couplet und spielte mit einer Freundin einen Sketch, der die Wehwehchen älterer Frauen<br />
aufs Korn nahm. Danach sah sich »BB« in der Anlage um, die jetzt sicher sehr viel anders aussieht, als im Jahre 1945 …<br />
Bitte etwas Geduld!<br />
Was einem Patienten<br />
im Krankenhaus so alles<br />
passieren kann*<br />
Von Gunther Linke<br />
Heinz war wie immer in regelmäßigen<br />
Abständen bei seinem Arzt, um mit<br />
ihm das weitere Vorgehen bezüglich seines<br />
Leidens abzusprechen. Dieser Facharzt<br />
und seine Hausärztin hatten ihm eine stationäre<br />
Behandlung vorgeschlagen. Heinz<br />
konnte sich sogar einen Termin für seine<br />
Einweisung in eine medizinische Einrichtung<br />
aussuchen. Der Oberarzt meldete ihn<br />
an und legte auch gleich die notwendige<br />
Behandlungsvorgehensweise fest. Auch<br />
alle anderen notwendigen Behördengänge<br />
(Kostenübernahmebestätigung der Krankenkasse<br />
etc.) wurden von Heinz schnell<br />
und ohne bürokratische Barrieren absolviert.<br />
Es konnte losgehen.<br />
Froh gestimmt (er sollte nach zwei Tagen<br />
wieder nach Hause entlassen werden),<br />
nüchtern und pünktlich fand er sich ein.<br />
Die Aufnahme verlief problemlos. Nach<br />
einigen vorbereitenden Handgriffen wurde<br />
er zu einer zusätzlichen, aber eigentlich<br />
unnötigen Maßnahme« gefahren (natürlich<br />
im Krankenhausbett), die ursprünglich<br />
gar nicht vorgesehen war. Man schob<br />
ihn dann, nach Erkennen des Irrtums, auf<br />
den Flur, wo er sich längere Zeit von dem<br />
Schrecken erholen konnte.<br />
Inzwischen hatte sich auch die nächste,<br />
diesmal geplante Abteilung gemeldet. Es<br />
war schon Mittag vorbei und die dem Arzt<br />
assistierende Schwester verwies darauf (es<br />
war Freitag), dass sie 16 Uhr Feierabend<br />
habe, also Eile geboten sei. Heinz wurde<br />
nach der Behandlung in sein Zimmer zurückgefahren.<br />
Das Ergebnis wurde ihm<br />
nicht mitgeteilt. Er bekam neue Tabletten,<br />
die er alle vier Stunden einzunehmen hatte;<br />
die erste um 6 Uhr früh. Am nächsten<br />
Tag klappte das auch.<br />
Am darauf folgenden Tag aber waren keine<br />
Tabletten vorhanden. Die Nachtwache war<br />
überrascht, dass hier etwas ihren Rhythmus<br />
störte. Aber nachdem gegen 8 Uhr die<br />
Schwestern zu ihren Morgenhandlungen<br />
erschienen, konnte Heinz seine Tabletten<br />
endlich einnehmen. Die Abstände zwischen<br />
den Einnahmezeiten wurden ent-<br />
Alt-Zepernick 14 A • 16341 Panketal<br />
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sprechend »konkretisiert« und Heinz wartete<br />
auf seine Entlassung am nächsten Tag.<br />
Am Entlassungsmorgen war die Tablette<br />
wieder nicht da. Als gelernter Patient wusste<br />
er sich aber zu helfen. Er holte sie sich<br />
einfach selber, musste sich aber sagen lassen,<br />
dass er in seinem Zimmer auf die Zuteilung<br />
zu warten habe. Die Schwestern<br />
und der Arzt (und die Essenszuteilung)<br />
hatten ihren Rhythmus. Da in ihrer Reihenfolge<br />
sein Zimmer als letztes auf der<br />
Liste stand, war er nicht vor 8 Uhr auf der<br />
Liste der Schwestern und nicht vor 13 Uhr<br />
auf der Liste des Arztes, das Essen kam früh<br />
nicht vor 9 Uhr undsoweiter. Aber, das<br />
Frühstück fiel sowieso aus, weil die Maß-<br />
nahme vom Freitag wiederholt werden<br />
sollte. Entlassung aufgeschoben. Heinz<br />
übte sich in Geduld. Mittags dann, als das<br />
Personal der Essenausgabe ihm das Ende<br />
der Fastenzeit mitteilte, da an diesem Tag<br />
keine Untersuchung mehr stattfinden würde,<br />
machte ihn das schon etwas stutzig. Als<br />
gegen 14 Uhr der Arzt zur Visite erschien,<br />
sagte der nur, dass er versäumt habe, die<br />
Schwestern und damit Heinz darüber zu<br />
informieren.<br />
Am Dienstag saß Heinz in seinem Zimmer,<br />
ein wenig »Angstschweiß« auf der Stirn.<br />
Was würde man heute mit ihm vorhaben? –<br />
Es passierte gar nichts.<br />
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Am Mittwoch wurde ihm wiederum das<br />
Frühstück vorenthalten. Die Maßnahme<br />
vom Freitag sollte nun wirklich wiederholt<br />
werden. Und man teilte ihm mit, dass er<br />
am nächsten Tag entlassen werde. Heinz<br />
wartete. Gegen 11 Uhr wurde er wieder in<br />
die ihm bereits bekannte Abteilung gefahren,<br />
an die entsprechenden Geräte angeschlossen<br />
– und hatte dann wieder viel<br />
Zeit. Er fühlte sich in seinem Bett wie einer,<br />
der einen Atlantikflug absolviert, ohne sich<br />
von seinem Platz erheben zu dürfen. Gegen<br />
12.30 Uhr (oder war es schon später?)<br />
erschien ein Arzt und die Behandlung wurde<br />
durchgeführt – wieder mit negativem<br />
Ergebnis, wie Heinz später erfuhr.<br />
Auf alle Fälle gab es erst einmal nichts zu<br />
essen, nachdem Heinz wieder auf seine<br />
Station zurückgekehrt war. Es kümmerte<br />
sich niemand um ihn, denn er sollte ja zwei<br />
Stunden ruhen. Die empfangene Mitteilung<br />
am nächsten Morgen entlassen zu<br />
werden, hielt ihn aufrecht.<br />
Am Donnerstagmorgen, nachdem er gefrühstückt<br />
hatte, wandte er sich vertrauensvoll<br />
an die Schwestern, ihm doch<br />
freundlicherweise seinen Entlassungsbrief<br />
auszuhändigen. »Fragen Sie in 10 Minuten<br />
noch mal nach«, sagten die ihm. Nach<br />
zwanzig Minuten startete Heinz einen weiteren,<br />
zugegeben schüchternen Versuch.<br />
Er solle doch erst einmal das Mittagessen<br />
einnehmen. Am Nachmittag wollte er nun<br />
wirklich seinen Abschiedsbrief haben. Die<br />
Schwestern wussten von nichts, inzwischen<br />
war ja auch die nächste Schicht eingetroffen.<br />
Heinz, der Dussel hatte nicht<br />
daran gedacht, dass auch Schwestern nicht<br />
ewig Dienst machen können. Die neue Besatzung<br />
verwies ihn ins Arztzimmer. Ein<br />
ihm völlig unbekannter Mediziner überreichte<br />
ihm dann auch den von ihm verfassten<br />
Abschiedsbrief. Der behandelnde<br />
Arzt war im Urlaub (oder übers Wochenende<br />
nach Hause) gefahren. Auskunft über<br />
die überstandene Zeit konnte er Heinz<br />
auch nicht geben. Den Brief hätte Heinz<br />
aufgrund seiner Erfahrung (gelernter Patient)<br />
auch selbst schreiben können.<br />
*) Personen und Einrichtungen bleiben anonym,<br />
die Handlungen haben wie geschildert stattgefunden.