30 Durchblick 30 Grundeinkommen - eine Idee deren Zeit gekommen ist Die Idee ist nicht neu: Armut und Existenzangst einfach dadurch zu beseitigen, dass man jedem ein Existenzminimum gewährt, ohne Bedingungen. Man nennt das Grundeinkommen (engl. basic income). Es ist ein Einkommen, das eine politische Gemeinschaft, zum Beispiel ein Staat, ihren Mitgliedern gewährt, als persönlichen Rechtsanspruch, ohne Bedürftigkeitsprüfung, ohne Verpflichtung zu Ar<strong>bei</strong>t oder anderer Gegenleistung, in einer Höhe, die die Existenz sichert und eine angemessene Teilhabe an der Gemeinschaft ermöglicht. Da mögen sich sofort Abwehrreflexe einstellen. Aber wer die Bedeutung dieser Idee ermessen will, sollte einen Moment inne halten und versuchen sich vorzustellen, wie es wäre, wenn man selbst, die Familienangehörigen und Freunde für <strong>den</strong> Rest ihres Lebens ein Grundeinkommen bekämen, oder es sogar schon immer bekommen hätten. Viele meinen, dann wäre kaum noch jemand zur Ar<strong>bei</strong>t zu bewegen. Aber würde ich wirklich <strong>den</strong> Rest meines Lebens in Untätigkeit verbringen wollen, nur weil für mein Einkommen gesorgt wäre? Und wenn nicht, warum glaube ich das von meinen Mitmenschen? Und was ist das überhaupt für eine Ar<strong>bei</strong>t, zu der man bewegt wer<strong>den</strong> muss? Natürlich, man müsste schlechte Ar<strong>bei</strong>t dann verbessern, besser bezahlen oder automatisieren, wenn niemand gezwungen wer<strong>den</strong> könnte, sie zu tun. Menschen könnten auf einmal auch Nein sagen, zu Ar<strong>bei</strong>tsangeboten etwa, die sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können, weil sie Mensch und Natur scha<strong>den</strong>. Aber wie wollen wir <strong>den</strong>n zum Beispiel das Weltklima vor katastrophalen Veränderungen bewahren, solange Menschen aus Existenznot gezwungen sind, durch ihre Ar<strong>bei</strong>t an der Zerstörung mitzuwirken? Es ist kein Zufall, dass die Idee des Grundeinkommens gerade heute wieder stärker debattiert wird. Traditionelle Grundsicherungssysteme wie "Hartz IV" führen unter <strong>den</strong> Bedingungen anhaltender Massenar<strong>bei</strong>tslosigkeit durch Stigmatisierung der Hilfsempfänger zu verdeckter Armut. Wegen des Lohnabstandsgebots darf sich Zuverdienst ("Aufstocken") nicht lohnen: die Armutsfalle. Zusammen mit dem seit mehr als 100 Jahren andauern<strong>den</strong> und auch in Zukunft zu erwarten<strong>den</strong> Schwin<strong>den</strong> der Erwerbsar<strong>bei</strong>t führt dies zu einer fortschreiten<strong>den</strong> Spaltung der Gesellschaft in Arme und Reiche, "Leistungsträger" und "Überflüssige", Gesicherte und Prekäre. Das Grundeinkommen könnte hier Abhilfe schaffen. Darüber hinaus bekennen sich gerade Christen, aber nicht nur sie, zum Recht jedes Menschen auf ein Leben in Würde, das er sich nicht erst verdienen muss: er hat es selbst dann, wenn er für die Gesellschaft nicht "von Nutzen" ist. Ein Leben in Würde ist aber in unserer Gesellschaft ohne existenzsicherndes Einkommen nicht möglich. Die Menschenwürde ist bedingungslos. Das Grundeinkommen auch. Reimund Acker, Netzwerk Grundeinkommen (www.grundeinkommen.de)
Durchblick 31 31 Das aktuelle Thema: Am 7. März 2010 ist Pfarrgemeinderatswahl. Mit dieser Postkarte können Sie Kandidatenvorschläge machen. In der Kirche steht eine Box dafür bereit. Kandidieren auch Sie für <strong>den</strong> Pfarrgemeinderat - <strong>den</strong>n -->