Advent/ Weihnachten - bei den Eichenauer Kirchengemeinden
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7 Einblick<br />
7<br />
Die Schlachtfelder des 1. Weltkrieges machen sprachlos. Schweigend gehen wir<br />
über die aufgewühlte Erde, über die in fast 100 Jahren Gras gewachsen ist,<br />
ohne vergessen zu machen, wie viel hier gekämpft und gelitten wurde. Wo,<br />
wenn nicht hier, wird die Frage übermächtig, warum nirgendwo auf der Welt<br />
aus der Geschichte gelernt wurde, dass Gewalt keine Problemlösung darstellt.<br />
Im ehemaligen Dorf Fleury feiern wir am Sonntagmorgen mit Pfr. Albert Bauernfeind<br />
einen Gottesdienst im Freien, in der Nähe der Ge<strong>den</strong>kkapelle Notre Dame<br />
de l'Europe. Das hilft uns allen in unserer Betroffenheit, der Vergangenheit ins<br />
Auge zu blicken. Wind kommt auf. Es ist, als wollte er unsere Bitten um Frie<strong>den</strong><br />
aufnehmen und weiter tragen. Im Beinhaus von Douaumont sind Tausende von<br />
Namen in die Steine der Mauern eingraviert und die Ge<strong>bei</strong>ne tausender Namenloser<br />
ruhen in der Gruft. Eine Fotoserie zeigt Veteranen, die die Hölle von Verdun<br />
überlebt hatten, mit ihren Soldatenfotos. Die aufgebrochene Erde, die<br />
Schützengräben und Festungsanlagen – nein sie können nicht wirklich verdeckt<br />
wer<strong>den</strong>, auch wenn sich die Natur alle Mühe gibt.<br />
Von Verdun aus fahren wir weiter<br />
nach Chartres. Hier erleben wir Wolfgang<br />
Larcher, <strong>den</strong> Kunsthistoriker aus<br />
Österreich, der seit über 30 Jahren in<br />
Chartres lebt – ich würde sagen er<br />
lebt in der Kathedrale und für sie.<br />
Wir haben die Chance, mit diesem<br />
versierten Kenner vier Tage lang dieses<br />
Haus Gottes und der Menschen<br />
von seinen Wurzeln in der Krypta bis<br />
hoch hinauf unter das Dach zu „erar<strong>bei</strong>ten“.<br />
Larcher versetzt uns in einer Kathedrale von Chartres, Turmgeschoss<br />
historisch-architektonisch-spirituellen Gesamtschau in frühere Jahrhunderte.<br />
Am Ende lässt sich nachvollziehen, wenn er sagt: „Es gibt eine Zeit vor Chartres<br />
– und es gibt eine Zeit nach Chartres.“ Mir geht es da<strong>bei</strong> ein wenig wie mit dem<br />
Jakobsweg, für <strong>den</strong> diese Aussage auch zutrifft. Immer wieder gehe ich in die<br />
Kirche, möchte mit allen Sinnen in mich aufnehmen, was hier in Jahrhunderten<br />
geschaffen wor<strong>den</strong> ist. Der Stein fühlt sich fast weich an: weich gewalkt von<br />
abertausen<strong>den</strong> Füßen. Die Bildersprache der Skulpturen, der Glasfenster mit ihrem<br />
besonderen Chartres-Blau, die Orgelklänge, das Trappeln und Tuscheln all<br />
der Besucher, die sich mit uns dem Wunder aussetzen - alles gehört dazu. Die<br />
wenigsten Touristen sind so privilegiert wie wir, nicht schon nach zwei Stun<strong>den</strong><br />
zum nächsten Etappenziel transportiert zu wer<strong>den</strong>!<br />
Einmal in der Krypta einen Gottesdienst gefeiert zu haben, einmal <strong>den</strong> jungen<br />
Bratschisten Maximin im Dämmerlicht der Krypta mystische Klänge erzeugen zu<br />
hören, die aus unendlicher Ferne immer näher zu kommen scheinen, um sich<br />
dann wieder in der fernen Zukunft zu verlieren; einmal auf dem Steinbo<strong>den</strong> des