Bönhoff: Die ältesten Ämter der Mark Meißen. - Streifzüge durch die ...
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Heide dazwischen vom Bischof zu Lehn genommen, während Friedrich <strong>der</strong> Freidige<br />
seine Ansprüche an Dresden <strong>durch</strong> das Lehnsverhältnis zu Hersfeld zu sichern suchte<br />
168 .<br />
Für das Amt Großenhain können wir 1220 Theo<strong>der</strong>icus officiantus de Ozzec, 1227<br />
Heinricus advocatus de Hagin, den Schwiegersohn des Vogtes Heinrich sen. von Freiberg,<br />
und 1230 Rudolfus advocatus de Ozzek urkundlich belegen 169 . Bereits <strong>Die</strong>trich<br />
<strong>der</strong> Bedrängte hatte <strong>die</strong> Gegend vom Hochstift Naumburg zu Lehn getragen 170 , und<br />
unter seinem Sohne Heinrich dem Erlauchten war neben das Dorf Ozzek <strong>die</strong> Stadt<br />
<strong>Mark</strong>gräfenhain (indago marchionis) getreten 171 . Das ist typisch: so tritt neben das<br />
slavische Altland im Westen an <strong>der</strong> Elbe das deutsche Kolonialgebiet im Osten längs<br />
den Ufern <strong>der</strong> Rö<strong>der</strong>. Zwischen Amt <strong>Meißen</strong> und <strong>der</strong> Oberlausitz gelegen, stößt <strong>der</strong><br />
Bezirk im Süden ans Amt Dresden und wird im Norden zum Teil von <strong>der</strong> rechtselbischen<br />
„provincia Strale“, <strong>die</strong> dem Hochstifte Naumburg zustand, begrenzt, bis Ende<br />
des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>die</strong>ses Gelände ganz mit dem Amt Großenhain verschmolz, das<br />
nun im Norden gänzlich an <strong>die</strong> Nie<strong>der</strong>lausitz sich anschloß. Wie übrigens <strong>die</strong> Bischöfe<br />
von Naumburg zur Lehnshoheit über Großenhain gelangten, ist nicht ganz klar, aber<br />
vermutlich hängt sie mit dem Besitze des Burgwards Boriz irgendwie zusammen 172 .<br />
Man beachte übrigens, daß sich das Amt Großenhain aus dem rechtselbischen Teile<br />
<strong>der</strong> Burggrafschaft <strong>Meißen</strong> entwickelt hat.<br />
Amt Oschatz stand ebenfalls unter stiftnaumburgischer Hoheit, wenngleich <strong>der</strong> Besitztitel<br />
auf einer verunechteten Schenkungsurkunde Heinrichs IV. beruht 173 . Auch<br />
hier finden wir den <strong>Mark</strong>grafen <strong>Die</strong>trich als einen Vasallen <strong>der</strong> Bischöfe von Naumburg<br />
vor 174 . Das Amt stieß im Norden an den linkselbischen Teil <strong>der</strong> bischöflichen Vogtei<br />
Strehla, <strong>die</strong> im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t mit ihm sich verband, im Westen an <strong>die</strong><br />
Hubertusburger Waldungen und an das Wurzener Land, im Süden ans Amt <strong>Meißen</strong><br />
und im Osten ebenfalls an dasselbe sowie ans Riesaer Klostergebiet. Wir bemerken<br />
also im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t ein Vordringen <strong>der</strong> markgräflichen Gewalt in den Bereich des<br />
Naumburger Stifts. Im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t rivalisiert mit ihr <strong>die</strong> Krone Böhmen, <strong>der</strong> es<br />
gelingt, Strehla und Dahlen als ihre Lehen an sich zu bringen, bis auch hier Sachsen<br />
seinen Einfluß <strong>durch</strong>setzt 175 .<br />
Den Kern <strong>der</strong> <strong>Mark</strong> bildet das weitausgedehnte Amt <strong>Meißen</strong>. Von <strong>der</strong> Elbe bis zur<br />
alten daleminzischen Gaugrenze im Westen, <strong>die</strong> vor allem <strong>durch</strong> <strong>die</strong> zum Amte gerechnete<br />
Exemtion des Sornziger Klosters gekennzeichnet wird, von dem rechten Ufer<br />
<strong>der</strong> Mulde und <strong>der</strong> Saubach bis ans Amt Oschatz, also über <strong>die</strong> Jahna hinaus, breitete<br />
es sich aus und umfaßte <strong>die</strong> Masse des slavischen Altlandes, unter <strong>der</strong> sich manche<br />
zerstreute Besitzung <strong>der</strong> Kirche, vor allem Mensal- und Kapitelsgut, befand, um von<br />
den Lehen und Alloden des Burggrafen v. <strong>Meißen</strong> ganz abzusehen. Unter den markgräflichen<br />
Beamten <strong>die</strong>ses Bezirkes sind uns mehrere aus dem 12. und 13. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
bekannt: <strong>der</strong> villicus Rubert (1161), <strong>der</strong> villicus Hugold (1216 – 20), <strong>der</strong> officialis<br />
168 v. Webers Archiv V, 362f.<br />
169 Cod. dipl. Sax. reg. II, 4, Nr. 389b. 398d; II, 12, Nr. 9.<br />
170 Irisan<strong>der</strong>, Samml. nützl. Urk. z. Gesch. d. Hochstifts Naumburg u. Zeitz S. 79ff.<br />
171 Schöttgen-Kreysig, Dipl. et script. etc. II, 182. Cod. dipl. Sax. reg. II, 4, Nr. 10.<br />
172 A. a. O. I, 1, Nr. 127.<br />
173 A. a. O. I, 1, Nr. 128.<br />
174 Irisan<strong>der</strong> a. a. O.<br />
175 Mitt. d. AV. Plauen V, Urk. Nr. 484. Leipziger Stu<strong>die</strong>n I, 2, S. 33f.<br />
Abschrift: Gert Süß 15