Rechtsabbieger - Weser Kurier
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Auf den zweiten Blick<br />
Neonazis tragen ihre<br />
Gesinnung nach außen – und<br />
umgehen trickreich Verbote<br />
Wenn ein Neonazi auf offener<br />
Straße den Hitler-Gruß zeigt,<br />
eine Hakenkreuzfahne schwenkt<br />
oder »Heil Hitler« grölt, macht<br />
er sich strafbar. In Deutschland<br />
sind diese Symbole, Gesten und<br />
Parolen gesetzlich verboten.<br />
Das Strafgesetzbuch (StGB) sieht<br />
in Paragraf 86a für das »Verwenden von<br />
Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen«<br />
eine Freiheitsstrafe von bis<br />
zu drei Jahren vor. Auch Kennzeichen, die<br />
Verwechslungen mit NS-Symbolen provozieren,<br />
sind gesetzlich verboten.<br />
Die Liste indizierter Zeichen, Parolen<br />
und Grußformeln ist lang. Das heißt<br />
allerdings nicht, dass sie nicht gebraucht<br />
werden. Im Gegenteil: In der Szene gehören<br />
sie zum Alltag. Allerdings sind die<br />
meisten Neonazis clever genug, sie nur in<br />
den eigenen vier Wänden zu zeigen. Auch<br />
Nazi-Devotionalien wie die Reichskriegsflagge<br />
mit Hakenkreuz oder SS-Uniformen<br />
und Tätowierungen, die NS-Zeichen zeigen,<br />
werden in der Regel nicht offen zur Schau<br />
gestellt. Im privaten Raum gibt es jedoch<br />
keine gesetzliche Handhabe dagegen.<br />
Bei fast keinem Aufmarsch fehlt die<br />
Reichskriegsflagge mit Adler und eisernem<br />
Kreuz. Sie darf auch heute noch offen<br />
gezeigt werden. Allerdings kann die Polizei<br />
sie im Einzelfall sicherstellen, wenn die<br />
Beamten »konkrete Gefahren für die öffentliche<br />
Sicherheit und Ordnung« sehen.<br />
Die Rechtsextremisten lassen sich<br />
immer neue Codes einfallen, um ihre braune<br />
Gesinnung zu verschlüsseln. Sie nutzen<br />
verschiedene Symbole, Zahlen, Buchstaben<br />
oder Bekleidungsmarken. Diese Zeichen<br />
sind erst auf den zweiten Blick als neo-<br />
Die Buchstabenfolge »nsdap« im Label<br />
»Consdaple« zieht Neonazis an.<br />
nazistisch zu erkennen. Beliebt sind germanische<br />
Schriftzeichen, so genannte Runen.<br />
Viele haben bereits die Nationalsozialisten<br />
ideologisch vereinnahmt – so die doppelte<br />
Sigrune, die Hitlers Waffen-SS als Zeichen<br />
nutzte. Sie ist heute verboten. Nicht strafbar<br />
ist dagegen die Triskele, einst Erkennungszeichen<br />
einer SS-Division, die einem<br />
dreiarmigen Hakenkreuz gleicht. An ein<br />
sich drehendes Hakenkreuz erinnert die<br />
»Schwarze Sonne«, sie besteht aus zwölf<br />
Sigrunen und darf ebenfalls gezeigt werden.<br />
Auch das Keltenkreuz und der Thorshammer<br />
sind legale Zeichen, die in der Szene<br />
neonazistisch umgedeutet werden.<br />
Ebenfalls beliebt sind Zahlen- und<br />
Buchstabendcodes. Dabei stehen die verwendeten<br />
Zahlen für die entsprechenden<br />
Buchstaben des Alphabets. Die 88 für<br />
»Heil Hitler« und die 18 für<br />
»Adolf Hitler« sind mittlerweile<br />
geläufig. Weniger bekannt<br />
ist dagegen, dass die 28 in der<br />
Szene das in Deutschland verbotene<br />
Neonazi-Netzwerk<br />
»Blood & Honour« verschlüsselt.<br />
Die 14 steht für die »14 Words«<br />
des Rechtsextremisten David Eden Lane,<br />
das in der Szene zu einer Art Glaubensbekenntnis<br />
geworden ist: »We must<br />
secure the existence of our people and<br />
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