Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderates - ÃVP Wien
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<strong>Untersuchungskommission</strong> 3. Oktober 2008 18. Sitzung / 24<br />
Handlung ausgesetzt im Verlauf der Berufsausübung<br />
und da waren 72 Prozent. Die Inzidenz<br />
von PatientInnenübergriffen beträgt 1,9 bis 2,5<br />
alle Aufnahmen in psychiatrischen Kliniken wiederum<br />
in Deutschland, von Dirk Richter ermittelt.<br />
Auch im Pflegeheim kommt das Problem vor und<br />
eine Untersuchung aus Zürich aus der psychiatrischen<br />
Universitätsklinik. Also gehe ich davon<br />
aus, dass zehn Prozent aller hospitalisierten<br />
PatientInnen auf Akutaufnahmestationen min<strong>des</strong>tens<br />
einmal aggressiv sind.<br />
Hier haben wir so eine Übersicht über die<br />
Aggressionsrate international. Es gibt natürlich<br />
erhebliche Differenzen zwischen den verschiedenen<br />
Ländern. Das mag natürlich an der untersuchten<br />
Population liegen. All diese Daten wurden<br />
mit demselben Messinstrument gemessen,<br />
hier sehen wir eine Häufung in den Niederlanden.<br />
Die Schweiz ist im Mittelfeld und im Schnitt<br />
gibt es rund 1,2 Aggressionsereignisse pro Bett<br />
pro Jahr. Wir können also nochmals weitergehen<br />
in diesem internationalen Vergleich und wir<br />
sehen auch diesen Unterschied in den verschieden<br />
Ländern. In der Schweiz haben wir unterschieden<br />
zwischen Stadt und Land und Sie sehen<br />
die Aggressionsraten auch wiederum bezogen<br />
auf Aggressionsereignisse je Bett und je<br />
Jahr sich hier unterscheiden, nämlich im ländlichen<br />
Bereich 8,2 und im städtischen Bereich<br />
sind in großen Ballungszentrum Basel, Zürich,<br />
Lausanne, Genf etc. sind die Inzidenzraten 14.<br />
Eine in Österreich, in der Stadt <strong>Wien</strong> durchgeführte<br />
Untersuchung kommt auf eine Zahl von<br />
7,6 Aggressionsereignissen pro Bett pro Jahr<br />
und das ist die städtische Psychiatrie hier in<br />
<strong>Wien</strong>.<br />
Die gewaltfreie Psychiatrie. Sicherlich eine<br />
ethische Utopie. Mit Sicherheit ist es das. Das<br />
hilft uns aber nicht, dann alles daran zu setzen,<br />
dass wir dieser Utopie näher kommen. Also, wir<br />
versuchen mit allen Kräften die Aggressionsraten<br />
zu senken. Wir versuchen Aggressivität vorherzusagen<br />
und gewissermaßen zu entschärfen.<br />
Warum ist das eine ethische Utopie? Ich erwähnte<br />
es bereits, weil das psychiatrisch Krankenhaus,<br />
das es gerade der Ort, an dem natürlich<br />
aggressive PatientInnen eingeliefert werden<br />
und Aggressivität, das kann oder ist ganz häufig<br />
eine Nebenwirkung von schweren Erkrankungen<br />
wie zum Beispiel Persönlichkeitsstörung oder<br />
Schizophrenie, also Leute, die psychotisch sind<br />
und Wahnideen haben, die können mit uns sehr<br />
aggressiv werden. Man muss natürlich auch<br />
sagen, dass die Psychiatrie an sich ist auch eine<br />
Art von der Staatsgewalt und wir haben in der<br />
Psychiatrie diesen Auftrag der Gesellschaft entgegenzukommen<br />
und diese Probleme für die<br />
Gesellschaft, mitunter für die Gesellschaft zu<br />
lösen.<br />
Zum Zwang allgemein gibt es internationale<br />
Empfehlungen von Gewalt, wie werden Aggressionen<br />
und Gewalt in der Psychiatrie international<br />
aufgearbeitet.<br />
Ich wechsle jetzt ganz kurz zu einem anderen<br />
Beiblatt. Also, mein Kollege Chris Abderhalden<br />
und ich, wir haben Anfang diesen Jahres versucht,<br />
gewissermaßen „state of the art“-<br />
Kenntnisse aufzuarbeiten mit Blick auf die<br />
Handhabung von Aggressionen und wir haben<br />
so einige Evidezbasierte Richtlinien herausgearbeitet.<br />
Ich gehe das jetzt ganz kurz durch, das<br />
kriegen Sie auch als Anlage. Das können Sie<br />
nachlesen. Aber die wesentlichen Elemente wie<br />
mit diesem Problem international umgegangen<br />
wird. Sie haben die folgenden, es gibt eine Definition<br />
und dann es gibt bestimmte Risikomerkmale<br />
von aggressivem Verhalten. In diesem<br />
Modell die Merkmale von den PatientInnen sind<br />
wichtig, aber die Interaktionsmerkmale und die<br />
Umgebungsmerkmale wie zum Beispiel auf der<br />
Opferstation lange Wartezeiten oder überfüllte<br />
Stationen, laute, hektische Umgebung. Das kann<br />
alles einen entscheidenden Einfluss haben auf<br />
das Vorkommen von Gewalt. Und dann ganz<br />
wichtig also, man muss das Personal insgesamt<br />
anhalten und beibringen, was sind die Vorboten<br />
von drohenden aggressiven Verhalten zum Beispiel<br />
gespannte oder ärgerlicher Gesichtsausdruck<br />
und dann, es gibt die Möglichkeit, das<br />
Aggressionsrisiko systematisch einzuschätzen.<br />
Bislang ging das alles etwas impressionistisch<br />
zu, aber es gibt mittlerweile dieses Instrument<br />
Bröset-Violence-Checklist. Ich komme im Vortrag<br />
nachher auf dieses Instrument zurück. Mit<br />
diesem Instrument kann man Aggression kurzfristig<br />
vorhersagen. Und dann hat man die Möglichkeit<br />
einzugreifen. Man kann mit den Leuten<br />
sprechen, spazieren gehen und so weiter und in<br />
der Hoffnung, dass diese Gefahr vorübergeht.<br />
Und wir haben auch sehr gute Evidenz, dass<br />
diese Vorhersage, dass das Instrument sehr<br />
wirkt.<br />
Was haben wir weiter? Deeskalation. Ich<br />
komme noch darauf zurück, auf Deeskalationstechniken<br />
und Trainingskurse in Aggressionsmanagement.<br />
Was können wir hierzu sagen?<br />
Die Datenlage von der wissenschaftlichen Seite<br />
her ist etwas dürftig. Aber wir fanden nur eine<br />
randomisierte kontrollierte Studie und diese Studie<br />
sagt aus, dass es durch ein Training in Aggressionsmanagement<br />
zur Verminderung von<br />
schweren Aggressionsereignissen kommen<br />
kann. Relativ gut bewiesen, dass Trainingskurse<br />
zum besseren Wissen <strong>des</strong> Personals beitragen<br />
und zu einem erhöhten Selbstsicherheitsgefühl<br />
vom Pflegepersonal.<br />
Habe ich den falschen Knopf gedrückt wieder<br />
einmal? Ja. Und ein weiteres Element sind na-