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Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderates - ÖVP Wien

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<strong>Untersuchungskommission</strong> 3. Oktober 2008 18. Sitzung / 26<br />

zimmer mit weichen Gegenständen. Also es gibt<br />

nur eine Matratze auf dem Boden ohne Bettgestell.<br />

Es gibt weiche Möbel zur Vermeidung von<br />

Verletzungen. Also, in manchen Ländern, also in<br />

den skandinavischen Ländern, sie zählen die<br />

geschlossene Station oder geschlossenen Bereich<br />

bereits als eine Zwangsmaßname. In der<br />

Schweiz ist das überhaupt nicht der Fall. Soviel<br />

ich weiß in Deutschland und Österreich gilt das<br />

nicht als ausgesprochene Zwangsmaßnahme.<br />

Gibt es eine erkennbare Richtung, in die sich<br />

die Psychiatrie hinsichtlich Fixierung entwickelt?<br />

Hier gibt es natürlich also viele verschiedene<br />

lokale Einstellungen über Zwangsmaßnahmen.<br />

Das ist besser dargestellt auf dieser Übersicht.<br />

Also, diese kulturellen Vorlieben. Ich bin Mitglied<br />

dieser European Violence in Psychiatry Research<br />

Group, wir haben da Leute an Bord von<br />

vielen verschiedenen Ländern und zum Beispiel<br />

die Kollegen aus Großbritannien finden die Gurten<br />

seien barbarisch. In Skandinavien ein Isolierzimmer,<br />

das ist so etwas wie Einzelhaft. Und<br />

diese kulturellen Unterschiede, die schlagen<br />

auch nieder im Sprachgebrauch. Also, zum Beispiel<br />

Fixiergurt auf Niederländisch heißt „Swedenband“,<br />

der Schwedengurt. Also wahrscheinlich<br />

schreiben sie den Wikingern also besonders<br />

barbarisches Verhalten zu und haben den<br />

Sprachgebrauch hier angepasst. Auch innerhalb<br />

von Ländern aus Deutschland gibt es Vorlieben.<br />

Also, ich glaube nördlich und südlich der Benrather<br />

Linie wird es anders gehandhabt, ob die<br />

Leute fixiert oder isoliert werden. Man darf hier<br />

nicht vergessen also die Zwangsmedikation, also<br />

manche betrachten das als die allerschwerste<br />

Form der chemischen Fixierung, weil dermaßen<br />

in die Innereien <strong>des</strong> Metabolismus und <strong>des</strong> Körpers<br />

eingegriffen wird. Also, hier sehen Sie, es<br />

gibt viele länderspezifische Unterschiede.<br />

Hier ist die manuelle Fixierung auf der linken<br />

Seite, wie in Englang praktiziert und auf der anderen<br />

Seite die Isolierung, also das ist die Fünf-<br />

Punkte-Fixierung. Und hier haben wir das Netzbett.<br />

Welche Arten von mechanischen Fixierungen<br />

gibt es? Also, das habe ich bereits ziemlich ausgeführt.<br />

Die geschlossene Station, Isolierung,<br />

Fixierungen, Medikamente. In der Schweiz kennen<br />

wir das Netzbett nicht.<br />

Qualitätskriterien von Zwangsmaßnahmen in<br />

Einrichtungen. Also in diesem Lehrbuch, dieses<br />

rote, gibt es einige Ausführungen, gibt es ein<br />

ganzes Kapitel über Zwangsmaßnahmen. Und<br />

hier schlagen wir Reflektionsfragen zu den<br />

durchgeführten Maßnahmen. Man soll nach jeder<br />

Zwangsmaßnahme innehalten und sich die<br />

folgenden Fragen stellen: Wurden die Zwangsmaßnahmen<br />

ärztlich angeordnet, richterlich genehmigt.<br />

Also, in der Schweiz erfolgt eine<br />

Zwangsmaßnahme nur auf Anordnung <strong>des</strong> Arztes<br />

hin. In bestimmten Ländern, in Deutschland<br />

wird das richterlich angeordnet. Also, an muss<br />

eine höhere Stelle anrufen, damit man Zwangsmaßnahmen<br />

überhaupt führen darf. Oder ist mit<br />

PatientInnen über die beabsichtigte Zwangsmaßnahme<br />

vorab gesprochen worden? Also,<br />

dies ist ein erster Katalog von Fragen und wir<br />

ermuntern die Pflegekräfte dazu, also nach den<br />

Zwangsmaßnahmen soll man wirklich innehalten,<br />

gucken, ob man gewissermaßen ethisch<br />

gehandelt hat. Oder wir beschreiben in unserem<br />

Lehrbuch den Prozess zur Durchführung von<br />

Zwangsmaßnahmen, Indikation, Entscheidungsbefugnis,<br />

Dauer und so weiter. Oder es gibt von<br />

diesen mechanischen Akkreditierungsinstitution,<br />

von den nordamerikanischen Krankenhäusern<br />

gibt es diesen internationalen, diesen amerikanischen<br />

Standard Anwendung von Zwangsmaßnahmen.<br />

Die Ziele zum Beispiel: Die Organisation<br />

verpflichtet sich Zwangsmaßnahmen möglichst<br />

zu vermeiden, zu reduzieren und auszumerzen<br />

oder vermeidet Notfälle, die Zwangsmaßnahmen<br />

zur Folge haben könnten. Und das<br />

ist alles selbstverständlich verfügbares Material.<br />

Welche Standards müssen bei der Überwachung<br />

eingehalten werden? Prof. Steinert hat<br />

hier dazu Stellung genommen. Hier ist ein Standard<br />

von der psychiatrischen Klinik Schlössli im<br />

Kanton Zürich in der Schweiz und hier sind Regeln<br />

aufgestellt worden über die Überwachung.<br />

Das könnte natürlich lokales Colorit haben. In<br />

der Regel müsste es auf jeden Fall eine Überwachung<br />

geben, aber was das genau bedeutet,<br />

muss man im Einzelfall klären. Bei uns in der<br />

forensischen Psychiatrie im Hause, also alle<br />

Leute, die unter Fixierung sind, die werden ü-<br />

berwacht, also entweder persönlich oder durch<br />

Videokamera. Jawohl. Das stellt natürlich große<br />

Anforderungen an die Logistik von den Häusern.<br />

Das ist eine logistische Herausforderung, wenn<br />

man zwei oder drei Leute unter Zwangsmaßnahmen<br />

hat. Aber es besteht ein Konsens, dass<br />

diese Leute, die können überwacht werden auf<br />

jeden Fall.<br />

Hinsichtlich der Häufigkeit und Dauer räumlicher<br />

Beschränkungen beziehungsweise Fixierung<br />

zur Reduzierung gibt es Studien. Es gibt ein<br />

sehr schönes und sehr gutes Benchmark-Projekt<br />

von Prof. Steinert und Renate Bernhardsgrütter.<br />

Und ich glaube, die Kliniken aus der Schweiz<br />

und Kliniken aus dem Bun<strong>des</strong>land Baden-<br />

Württemberg sind dieser Studie angeschlossen<br />

und die haben eine eigene Website. Da könnte<br />

man hier nachgucken oder in einer unserer Studien.<br />

Das war nur auf zwei Stationen. Wir haben<br />

ein Deeskalationstraining eingeführt für die Pflegenden<br />

und ÄrztInnen, weil das ist ja ein Team<br />

und eine Risikovorhersage und hier sehen Sie,

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