Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderates - ÃVP Wien
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<strong>Untersuchungskommission</strong> 3. Oktober 2008 18. Sitzung / 29<br />
cken Sie das Bild an, das sind 20 Personen auf<br />
diesem Bild. Und stellen Sie sich vor, Sie wären<br />
aggressiv und es kommt so eine Masse von<br />
Leuten auf Sie zu, wie würden Sie reagieren.<br />
Also es gibt zwei Möglichkeiten grundsätzlich:<br />
Fright or fight oder Sie flüchten oder Sie kriegen<br />
Angst oder erst recht, aber Sie haben keine<br />
Chance gegen diese Leute. Und man weiß auch<br />
aus Untersuchungen, dass das auch traumatisch,<br />
sehr traumatisierend sein kann für diese<br />
Leute. Deshalb mit diesem Deeskalationstraining<br />
ist es möglich, im Regelfall mit drei Personen die<br />
Situationen in den Griff zu bekommen.<br />
Was noch dazu kommt, da kommen 20 Leute<br />
auf den Plan, dann ist das ein total chaotisches<br />
Vorgehen, da weiß niemand, wo er beginnen<br />
soll, und in diesem Deeskalationskurs sind die<br />
Rollen dieser drei Personen eindeutig zugeteilt.<br />
Die Person, die die Aktion leitet, kommuniziert<br />
immer mit der PatientIn. Die anderen Leute halten<br />
die PatientIn fest, muss man die PatientIn<br />
auf den Boden runterkriegen, dann geht die<br />
kommunizierende Person auch auf den Boden<br />
mit und kommuniziert und versucht, diese Person<br />
zu beruhigen.<br />
Aber welche beeinflusst die personelle Zusammensetzung<br />
– also da geht es um Deeskalationsmaßnahmen.<br />
Ich kenne keine Studien, aber<br />
wir wissen, mehr eine Anekdote, dieser Deeskalationskurs,<br />
also wenn die Leute, wenn das interdisziplinär<br />
besucht wird und in der Schweiz<br />
hatten wir Schwierigkeiten mit den ChefärztInnen,<br />
die sagten, ich kann unmöglich meine AssistenzärztInnen<br />
in einer Woche in den Kurs<br />
schicken und dann kann es zu Schwierigkeiten<br />
kommen, weil ein Teil der Leute ist ausgebildet<br />
in diesen Techniken, die Leute, die nicht ausgebildet<br />
sind, die haben keine Ahnung, was vor<br />
sich geht und die können die Situation nur noch<br />
schlimmer machen. Die Leute sagen uns, wenn<br />
man gemeinsam in diesen Kurs geht, das ist<br />
ganz häufig, so wie eine Organisationsentwicklung,<br />
die impliziten Annahmen, die Haltung<br />
kommen zum Vorschein, man diskutiert, wie<br />
sehe ich das, wie siehst du das und dann kommt<br />
man sich näher in dieser Auffassung.<br />
Unité de doctrine, das ist natürlich sehr sehr<br />
wichtig, dass man interdisziplinäres gemeinsames<br />
Verständnis hat bei Aggressionsmanagement.<br />
Personalmangel, wie wirkt er sich auf die Abteilungsdisziplin<br />
aus. Also ich kenne keine, ist<br />
auch nicht mein Fachgebiet, aber mangelnde<br />
Ressourcen sind sicher der Arbeitszufriedenheit<br />
abträglich. Man muss gucken, dass die Einrichtung<br />
stimmt, dass man vernünftige Richtlinien<br />
hat, dass man personelle Ressourcen hat.<br />
Wir wissen nur anekdotisch, dass es Pflegende<br />
gibt, die aussteigen aus der Akutpsychiatrie,<br />
weil sie es satt haben, ewig mit diesen Aggressionsproblemen<br />
konfrontiert zu sein. Man<br />
müsste natürlich hierzu eine empirische Studie<br />
machen.<br />
Burnout-Raten in der Psychiatriepflege. – Ich<br />
las vor einigen Jahren eine Untersuchung und<br />
hier wird festgehalten, dass die Burnout-Raten in<br />
der Psychiatriepflege, die sind oft tiefer als in<br />
anderen pflegerischen Bereichen. Und ich meine,<br />
wir beschäftigen uns jetzt heute mit schwerwiegenden<br />
Problemen, mit Mängeln, mit einem<br />
schweren Thema, aber ich meine, dieses Thema<br />
darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das im<br />
allgemeinen, also der Beruf der Psychiatrieschwester,<br />
der Psychiatriepfleger, das ist ein<br />
total interessanter Beruf. Man ist am Puls <strong>des</strong><br />
menschlichen Lebens, man kann sehr viel ausrichten<br />
bei den Leuten.<br />
Min<strong>des</strong>tstandards für die personelle Besetzung.<br />
Also ich habe Kontakt aufgenommen mit<br />
dem Leiter der Pflegedienste in der Schweiz und<br />
die richten sich aus nach dieser Psych-PV, das<br />
ist dieses in Deutschland entwickelte Instrument,<br />
also eine Richtlinie für die personellen Zahlen.<br />
Und ich bin überzeugt, es gibt SpezialistInnen in<br />
<strong>Wien</strong>, die das sehr gut ausrechnen können, wie<br />
viele Personen notwendig sind. Das ist natürlich<br />
immer eine Richtlinie. Und das Wesen von aggressivem<br />
Verhalten ist so, dass es irgendwie<br />
chaotisch auftritt, man kann nicht vorhersagen,<br />
an welchem Tag man mehr Personal haben<br />
müsste, um mit diesen Menschen umzugehen.<br />
Folgen für Personal und PatientInnen. Das<br />
hatte ich bereits erwähnt.<br />
Zum Schluss noch, und ich glaube, ich bin<br />
einigermaßen in der Zeit, Herr Vorsitzender,<br />
noch ein paar andere Bemerkungen.<br />
Also es kam die Frage nach Suizidversuchen.<br />
Hier bin ich auch nicht ein großer Experte, aber<br />
es gibt garantiert sehr gute Richtlinien, wie man<br />
mit Suizidgefahr umgehen kann. Es gibt Screeninginstrumente,<br />
global assessment of functioning<br />
– hier wird Suizidalität erfasst. Ringel, ein<br />
<strong><strong>Wien</strong>er</strong>, ein großartiger Psychiater, hat das suizidale<br />
Syndrom erschlossen. Und dann gibt es<br />
bestimmte Hinzeichen, die darauf hinweisen<br />
können, die Suizidvorhersage ist problematisch.<br />
Das hat man einfach nicht im Griff, dass man bei<br />
der einzelnen PatientIn sagen kann, ob er oder<br />
sie sich suizidieren wird. Es ist ein sehr heikles<br />
Gebiet.<br />
Eine Frage, die sich möglicherweise stellt, ist,<br />
was passiert, wenn ich als Krankenpfleger Opfer<br />
bin von einem schweren Übergriff, und das<br />
kommt immer wieder vor, kann man eine Strafanklage<br />
geltend machen beim Richter. Und hier<br />
in der Klinik in Lausanne gehen sie diesen Weg,<br />
dass sie Hilfe anbieten, also wenn Leute Opfer<br />
geworden sind von PatientInnengewalt, dass sie