Eisinger_Leseprobe - GBFE
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18 Kapitel 1: Einleitung und Vorgehensweisen<br />
Eine integrierende Ausbildung (Douglas 1975:646), die ein triadisches Zusammenspiel<br />
von Wissen, Praxis und Persönlichkeit im Blick hat, wird den<br />
Studierenden zu einem Dienst am Menschen befähigen. T. Faix (2000:27) benennt<br />
ebenfalls diese drei Bereiche und weist darauf hin, dass heute davon<br />
auszugehen ist, dass 70% Persönlichkeit und 30% Wissen und Kompetenz<br />
„gefragt ist“. Selbst wenn man diese Zahlen nicht zu wörtlich nimmt, geben sie<br />
doch eine eindeutige Tendenz an, die nicht übersehen werden darf. Chow unterstreicht<br />
diese Behauptung, indem er, bezugnehmend auf die ATS-Umfrage<br />
in Nordamerika (Schuller u.a. 1975:6-8), fünf wichtige Kriterien (Service<br />
without regard for acclaim, Personal integrity, Christian example, Pastoral<br />
skills, Leadership) benennt und so zusammenfasst:<br />
„It is obvious that the majority of the criteria deals with the minister’s personal<br />
commitment and faith. They centre in the minister as person. To the Christian<br />
public what sort of person their minister is seems to be the most important issue<br />
and the deciding factor. Ministerial roles, such as the minister being a perspective<br />
counsellor, a theologian, and a thinker, come after the character qualities.<br />
On the other hand, the criteria that drew the most severe judgement from both<br />
the clergy and the laity did not deal with a lack of any particular skill but rather<br />
focused on certain negative aspects of the minister as a person.“<br />
Denn entscheidend ist nicht das Volumen des Wissens, sondern die Relevanz,<br />
Anwendbarkeit und Umsetzung dieses Wissens durch das gesamte Leben des<br />
Studierenden (Prigodich 2002:107). Müller (2007:269) bringt diesen Sachverhalt<br />
so auf den Punkt:<br />
„Nicht Fachkompetenz entscheidet in erster Linie darüber, wie gut der Dienst<br />
wird, ob der Verkündiger ‚ankommt’, sondern seine Sozialkompetenz. Sie wird<br />
nicht gelehrt, sie wird gelebt. Genau so wie die geistliche Kompetenz. Erst auf<br />
dieser Grundlage und im engen Zusammenhang mit den sozialen Fähigkeiten<br />
kommt das Wissen zur Entfaltung.“<br />
Wenn Klessmann dabei fordert, dass die Bearbeitung dieser Dimension der<br />
Persönlichkeitsentwicklung „nicht in das Belieben der Einzelnen gestellt, sondern<br />
Bestandteil der theologischen Ausbildung von Anfang an werden“ soll<br />
(2000:368), ist dem nur zuzustimmen. Denn:<br />
„Geistliche Leiter auszubilden und zu entwickeln, die charakterliche Reife, Bibelkenntnis<br />
und praktische Fähigkeiten haben, ist ein brennendes Anliegen jeder<br />
Mission und Gemeinde.“ (Ott 2000:61)<br />
Die EEAA-Umfrage 2006/07 (2007:3) an 50 europäischen evangelikalen theologischen<br />
Seminaren (bei einer Rücklaufquote von 27 Ausbidlungsstätten)<br />
unterstreicht, dass die dort untersuchten theologischen Seminare diesen „holistic<br />
approach“ sehen, und deshalb in ihren Programmen akademisches Arbeiten<br />
und geistliches Wachstum miteinander verbinden wollen. Die Umfrage<br />
ergibt hierbei ein sehr positives Bild: „The response was very positive, with<br />
90% indicating a level of integration.“ (EEAA 2007:3).