Eisinger_Leseprobe - GBFE
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26 Kapitel 1: Einleitung und Vorgehensweisen<br />
An diesem Anspruch „Glaubens- und Lebensschule“ zu sein hat sich bis heute<br />
nichts geändert. In einem Internpapier von 1999 mit dem Titel „Das Theologische<br />
Seminar der Liebenzeller Mission als Glaubens-, Lebens- und Lernschule“<br />
schreibt der damalige Seminardirektor Heinzpeter Hempelmann:<br />
„Das Theologische Seminar ist eine Glaubens-, Lebens- und Lernschule. Wir<br />
verbinden eine Ausbildung auf gutem qualitativen Niveau mit dem bewußten<br />
Ziel, nicht nur den Kopf, sondern den ganzen Menschen zuzurüsten.“<br />
Verantwortliche theologischer Seminare bekunden bis heute immer wieder,<br />
dass ihre Aussbildungsstätte nicht nur „Lernschule“, sondern auch „Glaubensund<br />
Lebensschule“ 24 ist.<br />
Glaubt man immer wieder geäußerten Prognosen, so geht es bei einem Prediger<br />
und Missionar in der Zukunft nicht allein um eine gute fachliche Kompetenz,<br />
sondern darum, dass er eine geistliche Persönlichkeit ist. Deshalb kann es<br />
nur im Interesse evangelikaler Ausbildungsstätten sein, dass ihre Studierenden<br />
geistlich wachsen und im Bereich der Spiritualität dazulernen (Engel 1989:80-<br />
92 in Bezug auf Bildung und Veränderung von Überzeugungen und Einstellungen),<br />
denn hierin liegt die Kernkompetenz, die von ihnen erwartet wird.<br />
Dazu gehört, dass sie reife Persönlichkeiten werden, die sich eigenverantwortlich<br />
fragen, was sie brauchen und worauf sie achten müssen. Die Frage kann<br />
nicht lauten: „Was bekomme ich geliefert?“, sondern „Wo muss ich weiterlernen<br />
und dazulernen?“. „Lebensschule“ muss dazu beitragen, dass die Lernbereitschaft<br />
der Studierenden zum Lernen gefördert wird und sie dieses Lernen<br />
auch selbst organisieren können.<br />
1.4.2 Beobachtungen bei „Berufsaussteigern“<br />
Dazu kommen Beobachtungen in Bezug auf „Berufsausteiger“ bzw. „Gescheiterte“<br />
oder „vorzeitige Rückkehrer“, die den Schluss nahe legen, dass sie nicht<br />
aufgrund mangelnder Fachkompetenz, also einer ungenügenden fachlichtheologischen<br />
Ausbildung, sondern vielmehr aufgrund von Persönlichkeitsdefiziten<br />
und -mängeln aus dem hauptamtlichen Beruf ausscheiden (mussten)<br />
(Chow 1995:222).<br />
25<br />
Blöcher (1998:9ff) bezieht sich auf eine Umfrage der Weltweiten Evangelischen<br />
Allianz (World Evangelical Fellowship – Missions Commission) von<br />
1995, bei der 454 Missionsgesellschaften aus 14 verschiedenen Ländern mit<br />
24 Darauf hat Bernhard Ott (1998:63) in einem Referat zur Auswertung der KBA-Umfrage<br />
hingewiesen.<br />
25 Dabei ist es durchaus möglich, dass diese Defizite in einer anderen beruflichen Umgebung<br />
(z.B. als Fabrikarbeiter, Briefträger, Handwerker) nicht so sehr zum Tragen bzw. zum Vorschein<br />
gekommen wären, als gerade in diesem Umfeld als Missionar.