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Rinder-News Dezember 2010 - Dr. Vet

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„Frau Doktor schaun´s amol her, der Stier steht so krumm da...“<br />

Warum Mastbullen verkrümmte Vorderbeine haben können!<br />

von <strong>Dr</strong>. Andrea Wehowar<br />

Vor cirka 2 Wochen wurde mir auf<br />

einem Betrieb in Dexenberg ein Jungstier<br />

mit einer mittelgradigen Verbiegung<br />

in den Vorderbeinen vorgestellt.<br />

Auf die Frage, warum das so ist, gibt<br />

es mehrere mögliche Ursachen. Gerade<br />

wenn es sich um die Erkrankung<br />

eines Einzeltieres handelt, wie es hier<br />

der Fall war, ist es schwierig diese<br />

Beinverkrümmung auf eine Ursache zu<br />

reduzieren.<br />

Früher wurde diese Erkrankung häufiger<br />

bei Deckbullen und älteren Zugtieren<br />

als Folge übermäßiger Belastung<br />

und ständig wiederholenden<br />

Mikrotraumen (z.B. Stauchung, Stoß<br />

oder gestörte Gelenkmechanik) beobachtet.<br />

Heute hingegen tritt sie weit<br />

seltener, besonders aber bei Jungstieren<br />

als Folge intensiver phosphorarmer<br />

Ernährung und bestimmter Haltungsbedingungen<br />

auf.<br />

Wie kommt es eigentlich<br />

dazu?<br />

Die Tiere nehmen infolge einer nährstoffreichen<br />

(„treibenden“) Fütterung<br />

rasch an Masse und damit an Körpergewicht<br />

zu. Enthält die Ration ungenügende<br />

Mengen an Phosphor, erreichen<br />

Knochen und Knorpel nicht die<br />

erforderliche Festigkeit, sodass es<br />

hier zu Verformungen besonders an<br />

den Gelenksknorpeln kommt. Offensichtlich<br />

ist der Phosphormangel jedoch<br />

nicht so ausgeprägt, dass es zu<br />

rachitischen Veränderungen am gesamten<br />

Skelett kommt. Vielmehr spielen<br />

Bewegungsmangel, Haltung in<br />

dunklen Ställen (gestörte Vitamin D3-<br />

Synthese infolge eines UV-<br />

Lichtmangels) sowie eine fehlerhafte<br />

Beschaffenheit des Futtertroges bei<br />

der Entstehung der Krankheit eine<br />

unterstützende Rolle. Insbesondere in<br />

für Mastzwecke genutzten ehemaligen<br />

Kuhställen, in denen der Futtertrog<br />

sehr niedrig liegt und breit angelegt<br />

ist, müssen sich die Jungstiere, die<br />

noch einen Verhältnismäßig kurzen<br />

Hals aufweisen, zum Fressen meist<br />

weit nach vorne und nach unten strecken<br />

und dabei die Vordergliedmaßen<br />

extrem belasten. Das mag erklären,<br />

warum die klinischen Veränderungen<br />

fast ausschließlich an den Vordergliedmaßen<br />

zu beobachten sind.<br />

Wie kann der Landwirt<br />

diese Erkrankung erkennen?<br />

Unter anfänglich nur geringen<br />

Schmerzen zeigen die betroffenen<br />

Tiere zunächst leichte,<br />

wechselnde Lahmheiten oder<br />

Trippeln der Vordergliedmaßen.<br />

Sie liegen auffällig viel und stehen<br />

ungern und schwerfällig auf.<br />

Der Gang wirkt steif und zögernd.<br />

Durch diese abnormale<br />

Stellung kommt es zu einer einseitigen<br />

Überbelastung bestimmter<br />

Muskeln und Sehnen.<br />

Später machen sich Umfangsvermehrung<br />

der Gelenke der Vordergliedmaßen,<br />

insbesondere<br />

der Karpalgelenke und Verbiegungen<br />

der Gliedmaßenachse<br />

bemerkbar. Oft kommt es zur<br />

einer Verkrümmung und Versteifung<br />

des Rückens.<br />

Um eine sichere Diagnose stellen<br />

zu können, helfen weder<br />

Röntgenbilder, noch Blutuntersuchungen.<br />

Empfehlenswert sind aber Futtermittelanalysen.<br />

Kommen mehrere Fälle<br />

vor, ist unter Einbeziehung der Haltungsbedingungen,<br />

die Erkennung<br />

nicht mehr schwierig.<br />

Was kann man bei Erkennen<br />

dieser Erkrankung tun?<br />

Wichtig ist ein frühzeitiges Erkennen<br />

dieser Fehlstellung der Vorderbeine.<br />

Im Anfangsstadium sollten diese Tiere<br />

wenn möglich mehr Licht und Frischluft<br />

bekommen. Weiters sollten die<br />

Futtertröge ausgewechselt werden<br />

und die Fütterung umgestellt werden.<br />

Es gibt auch die Möglichkeit medikamentös<br />

zu behandeln, jedoch gibt es<br />

keine langfristig geeignete Therapie.<br />

Neben Schmerzmitteln und Vitamin D3<br />

Gaben, kann man die betroffenen Tiere<br />

auch mit oralen Gaben von Phosphor<br />

unterstützen. Sind Gelenksveränderungen<br />

bereits vorhanden, ist das<br />

Halten solcher Tiere unwirtschaftlich.<br />

Hier sollte entschieden werden, ob ein<br />

weiteres Ausmästen noch zielführend<br />

ist oder ob das Tier aus tierschutzrechtlichen<br />

Gründen verwertet werden<br />

sollte.<br />

<strong>Rinder</strong><br />

<strong>News</strong><br />

DR.VET -Die Tierärzte<br />

Jöss 6a, 8403 Lebring<br />

Für den Inhalt verantwortlich:<br />

A. o. Univ. Prof. <strong>Dr</strong>. Walter Peinhopf<br />

Mag. Christiane Gößler<br />

Mag. Georg Stieg<br />

<strong>Dr</strong>. Andrea Wehowar<br />

Telefon: 03182 4166<br />

E-Mail: office@dr-vet.at<br />

Zum Wohle unserer<br />

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Sie finden uns auch im<br />

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