Rinder-News Dezember 2010 - Dr. Vet
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Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift<br />
für Kunden<br />
31.<strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong><br />
Ausgabe 17<br />
In dieser Ausgabe:<br />
Der Brunstkalender 1<br />
<strong>Rinder</strong><br />
<strong>News</strong><br />
Ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2011<br />
wünscht Ihnen das <strong>Rinder</strong>team!<br />
Das Wasserkalb 2<br />
Melkroboter—<br />
Wie rechnet sich das?<br />
Warum Mastbullen verkrümmte<br />
Vorderbeine haben können!<br />
3<br />
4<br />
Der Brunstkalender<br />
von <strong>Dr</strong>. Walter Peinhopf<br />
Vielen von ihnen wird dieses Bild bekannt<br />
vorkommen, denn es ziert den<br />
„Brunstkalender 2011“, den hoffentlich<br />
die meisten bereits an einer gut sichtbaren<br />
Stelle angebracht haben.<br />
Dabei sollen unsere fröhlichen Gesichter<br />
ihnen Freude und Mut im neuen Jahr<br />
machen, das wir gemeinsam ganz bestimmt<br />
wieder erfolgreich meistern werden.<br />
Brunstkalender<br />
Um auch tatsächlich erfolgreich zu sein<br />
ist nach wie vor die alte Weisheit „Wer<br />
schreibt, der bleibt“ gültig.<br />
Gerade die Fruchtbarkeit ist ein Thema,<br />
das große und kleine Betriebe, Milchvieh–<br />
und Mutterkuhbetriebe gleichermaßen<br />
betrifft. Da auch immer weniger<br />
Elfi, Walter, Anschi, Chrissi, Georg und Brigitte<br />
Zeit zur Brunstkontrolle zur Verfügung<br />
steht, ist es enorm wichtig alle Anzeichen<br />
einer Brunst zu dokumentieren, um<br />
dann auch beim nächsten Mal — 3 Wochen<br />
später – die Kuh genau zu beobachten.<br />
Zu diesem Zweck eignet sich der sogenannte<br />
Brunst- oder 3 Wochenkalender<br />
besonders gut.<br />
Dazu werden alle Brunsten und Besamungen<br />
an den entsprechenden Tagen<br />
im Kalender eingetragen. Das Feld direkt<br />
darunter ist genau 3 Wochen später,<br />
darunter liegt der Tag 6 Wochen<br />
später und so weiter.<br />
Um nun den Kalender optimal zu nutzen,<br />
sollte täglich in der Früh ein kurzer Blick<br />
darauf geworfen werden um alle Kühe<br />
zu erkennen, die in den 3 Kästchen direkt<br />
über dem aktuellen Tag stehen.<br />
Natürlich muss man auch stets ein bis<br />
zwei Tage nach rechts und links blicken,<br />
da manche Tiere etwas kürzere oder<br />
längere Brunstzyklen haben können.<br />
Was soll man alles<br />
aufschreiben?<br />
So viel wie möglich! Alle Informationen<br />
von der Geburt bis zur Feststellung der<br />
Trächtigkeit sind für die Fruchtbarkeit<br />
von Bedeutung. Wichtige Punkte sind:<br />
• Abkalbung (z.B.: „Susi Zwillinge“)<br />
• Brunst (z.B.: „Susi stiert“)<br />
• Abbluten: 2 Tage zuvor eine Brunst<br />
einschreiben<br />
• Besamungen („Susi KB“)<br />
Wird die Kuh auf Trächtigkeit untersucht<br />
und ist tragend, so kann man dies durch<br />
Einkreisen der Besamung „Susi KB“<br />
oder ein Plus „Susi KB +“ direkt am Besamungstag<br />
vermerken.<br />
Durch dieses einfache aber sehr effektive<br />
System haben schon viele Landwirte<br />
ihren Fruchtbarkeitserfolg deutlich<br />
verbessern können.<br />
Seite 1
Das Wasserkalb<br />
von Mag. Christiane Gößler<br />
„Eine Kuh ist in Geburt, die<br />
Vordergliedmaßen scheinen<br />
eigentlich klein zu sein, vielleicht<br />
kalbt sie auch ein oder<br />
zwei Monate zu früh und man<br />
zieht und zieht…<br />
nur rührt sich das Kalb keinen<br />
Millimeter.“<br />
Diese Situation hat der ein oder andere<br />
Landwirt vielleicht schon mal erlebt.<br />
Dann wird der Tierarzt gerufen<br />
und das Endresultat ist<br />
vielleicht das sogenannte<br />
Wasserkalb.<br />
Was verstehen wir<br />
unter Wasserkalb<br />
(Hydrops congenitus<br />
univ. / Anisarka)?<br />
Dabei handelt es sich um<br />
eine allgemeine, fetale, angeborene<br />
Wassersucht der<br />
Kälber. Bei dieser Missbildung<br />
sind der Bauch<br />
(Aszites), andere Körperhöhlen<br />
und Unterhaut massiv mit<br />
Flüssigkeit gefüllt.<br />
Der Unterschied zwischen<br />
Hydrops congenitus universalis<br />
und Anisarka liegt darin, dass Anisarka-<br />
Kälber regelmäßig abortiert werden,<br />
während beim Hydrops congenitus<br />
universalis die Früchte ausgetragen<br />
werden können (normale Trächtigkeitsdauer).<br />
Der Grund für solche Missbildungen<br />
liegt in einer massiven Störung des<br />
Kreislaufs der Frucht, wodurch es zu<br />
dieser Wasseransammlung und Umfangsvermehrung<br />
kommt. Meist stellt<br />
die Frucht eine unförmige, teigig anzufühlende<br />
Masse dar, deren Extremitäten<br />
relativ klein sind, während der Kopf<br />
geschwollen ist, sodass Augen und Ohren<br />
fast verdeckt erscheinen. Bei Zwillingsgeburten<br />
betrifft es meist nur ein<br />
Kalb.<br />
Die Muttertiere zeigen selten Allgemeinstörungen,<br />
können aber durch die<br />
enorme Umfangsvermehrung eventuell<br />
schlechter fressen und während der<br />
Geburt unter einer Wehenschwäche<br />
bzw. einem ungenügend geöffneten<br />
Muttermund leiden.<br />
Erkennen kann man diese Missbildung<br />
erst während der geburtshilflichen Untersuchung,<br />
indem man die weiche teigige<br />
Beschaffenheit des Fetus ertastet<br />
und ein Herausziehen der Frucht trotz<br />
scheinbar kleiner Extremitäten nicht<br />
möglich ist.<br />
Geburtshilfliches Vorgehen:<br />
Die Feten sind meist tot oder nicht lebensfähig.<br />
Kleine Früchte mit Wassersucht können<br />
manchmal trotz dieser Missbildung herausgezogen<br />
werden. Dabei ist es wichtig<br />
die Geburtsketten oder Geburtsstricke<br />
möglichst nahe am Rumpf zu befestigen<br />
um ein Abgleiten zu verhindern.<br />
Erscheint ein Auszug unmöglich oder<br />
für das Muttertier zu gefährlich, muss<br />
der Tierarzt versuchen mit einem Fingermesser<br />
in den Geburtsweg vorzudringen<br />
und das tote Kalb in der Gebärmutter<br />
so zu eröffnen, dass die Flüssigkeit<br />
abfließen kann.<br />
Eine weitere Möglichkeit ist das Einführen<br />
eines Schlauches in das Maul des<br />
toten Kalbes. Dieser wird dann über die<br />
Luftröhre in die Lunge und nach Durchstoßen<br />
des Zwerchfells in den flüssigkeitsgefüllten<br />
Bauchraum eingeführt, um<br />
die Flüssigkeit im Kalb abzulassen. Auch<br />
diese Therapieform sollte nur vom Tierarzt<br />
durchgeführt werden, um das Muttertier<br />
nicht zu verletzen.<br />
Falls beide oben angeführten<br />
Methoden nicht<br />
zum Erfolg führen, bleibt<br />
nur noch der Kaiserschnitt,<br />
um zumindest<br />
das Muttertier zu retten.<br />
Möglicherweise ist ja<br />
noch ein gesundes Zwillingskalb<br />
vorhanden,<br />
dem so auch das Leben<br />
gerettet wird.<br />
An Wasserkalb<br />
denken…<br />
In der landwirtschaftlichen<br />
Praxis sollte jedenfalls<br />
bei der Geburtshilfe<br />
stets an die Möglichkeit<br />
von Wasserkälbern gedacht<br />
werden. Insbesondere,<br />
wenn die Beine eher klein erscheinen<br />
und ein Herausziehen des Kalbes<br />
durch zwei Geburtshelfer unmöglich<br />
erscheint, muss ein Tierarzt zugezogen<br />
werden, um eine exakte Diagnose<br />
zu stellen. Erst dann kann auch die hoffentlich<br />
richtige Therapieentscheidung<br />
für Kuh und Kalb getroffen werden.<br />
Seite 2<br />
Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift
G e n a u<br />
mit dieser<br />
Frage im<br />
Handgepäck<br />
bin<br />
ich zur<br />
diesjährigen<br />
EU-<br />
R O T I E R<br />
nach Hannover<br />
gereist. Mein Ziel war es bei den<br />
führenden Herstellern vorbeizuschauen<br />
und mir von Fachleuten die Besonderheiten<br />
ihrer Modelle erklären zu lassen.<br />
Ansturm auf Melkroboter<br />
Das erste aha—Erlebnis hatte ich, als ich<br />
gleich am ersten Tag der Messe zeitig in<br />
der Früh die Stände der Firmen LELY<br />
und DE LAVAL besuchte. Während in<br />
anderen Hallen noch gähnende Leere<br />
war, wurden die Hersteller der Melkroboter<br />
geradezu gestürmt. Offensichtlich<br />
sind sehr viele Betriebe derzeit dabei<br />
sich mit Robotern auszustatten. Dies hat<br />
meiner Ansicht nach 2 Hauptgründe:<br />
• Entlastung der Arbeitsspitzen in der<br />
Früh und am Abend bei Familienbetrieben<br />
(Melken und Füttern)<br />
• Steigende Lohnkosten bei großen<br />
Milchviehanlagen<br />
Besonders der erste Punkt dürfte für<br />
unsere heimischen Betriebe zutreffen,<br />
denn neben dem Andrang auf Melkroboter<br />
waren insbesondere die Hersteller<br />
von Fütterungsautomaten und Kälbertränkeautomaten<br />
stets von unzähligen<br />
Interessenten umringt.<br />
Wann rechnet sich der<br />
Roboter<br />
In Österreich wurde in diversen Fachzeitschriften<br />
stets eine Jahresmilchproduktion<br />
von ca. 550.000 kg Milch als<br />
notwendige Mindestproduktion pro Roboter<br />
angegeben. Da die Kapazität eines<br />
Melkroboters bei ca. 60—70 Kühen<br />
liegt, muss von einer durchschnittlichen<br />
Milchleistung von 8000—9000 kg pro<br />
Kuh und Jahr ausgegangen werden.<br />
Umgerechnet ergibt sich daraus eine<br />
täglich ermolkene Menge von mindestens<br />
1500 kg Milch.<br />
Melkroboter—Wie rechnet sich das?<br />
von <strong>Dr</strong>. Walter Peinhopf<br />
Im Gespräch mit einer privaten dänischen<br />
Landwirtschaftsberaterin (in Dänemark<br />
ist eine große Zahl von Roboterbetrieben<br />
vorhanden) wurden 1800 kg<br />
als tägliche Mindestmenge für einen<br />
wirtschaftlichen Einsatz genannt. Nach<br />
ihrer Aussage sollten idealer Weise<br />
rund 2000 kg Milch pro Roboter erzielt<br />
werden und sehr gute Betriebe kämen<br />
auf bis zu 2400 kg pro Tag. Auch ein<br />
Vertreter der Firma DE LAVAL erklärte,<br />
dass der beste Roboterbetrieb in Bayern<br />
auf ca. 2500 kg Tagesmenge kommt.<br />
Offensichtlich sind bei entsprechendem<br />
Stalldesign, gutem Management und<br />
einer auf Melkroboter zugeschnittenen<br />
Fütterung sehr hohe Milchmengen, aber<br />
auch deutlich höhere Kuhzahlen (bis zu<br />
80 melkende Tiere!!!) möglich.<br />
Stalldesign und Management<br />
Gerade das Stalldesign spielt, und darin<br />
waren sich alle Anbieter einig, eine<br />
enorm wichtige Rolle im reibungslosen<br />
Ablauf einer robotergemolkenen Herde.<br />
Dabei stellt sich zunächst die Frage, ob<br />
der Kuhverkehr gelenkt oder frei sein<br />
soll. Beim gelenkten Kuhverkehr, wie er<br />
von DE LAVAL propagiert wird, gilt das<br />
Prinzip „Feed first“, das heißt, das die<br />
Kuh vom Liegebereich zwar über mehrere<br />
Durchgänge zum Futtertisch gelangen<br />
kann, aber am Rückweg stets durch<br />
den Melkroboter laufen muss, wo sie<br />
bei entsprechender Melkberechtigung<br />
dann auch gemolken wird. Die Firma<br />
LELY setzt eher auf freien Kuhverkehr,<br />
wobei hier die Kraftfutterqualität im<br />
Melkroboter eine zentrale Rolle spielt.<br />
Der Hauptanreiz der Kuh den Roboter zu<br />
besuchen ist nämlich in erster Linie das<br />
angebotene Lockfutter und kaum jemals<br />
ein volles Euter, wie manchmal behauptet<br />
wird. Aus diesem Grund ist es wichtig<br />
niemals die selbe Futtersorte über<br />
eine andere Transponderstation oder<br />
am Futtertisch anzubieten.<br />
Auch der Standort des Melkroboters in<br />
Bezug auf Helligkeit und Sozial– bzw.<br />
Blickkontakt zur übrigen Herde ist ein<br />
wesentlicher Punkt, der über Erfolg<br />
oder Misserfolg entscheiden kann. Besonders<br />
bei Umbausituationen kann<br />
dies eine große Herausforderung sein.<br />
Beim Standort sollte keinesfalls ein Kompromiss<br />
eingegangen werden.<br />
Was kann der Roboter<br />
Natürlich melken! - aber in meist ausgezeichneter<br />
Qualität, denn die Zitzenbecher<br />
werden individuell gesteuert, sodass<br />
ein Ausmelken einzelner Viertel<br />
bei Schonung der übrigen möglich ist.<br />
Weiters wird auf Einzelviertelebene die<br />
Milchmenge und auch die Leitfähigkeit<br />
gemessen, wodurch Euterentzündungen<br />
erkannt werden können. Die Fa. LEM-<br />
MER FULLWOOD bietet sogar eine regelmäßige<br />
Messung von Fett und Eiweißgehalt,<br />
wodurch Fütterungsfehler<br />
wie Azetonämie oder Pansenacidose<br />
frühzeitig erkennbar sind. LELY führt<br />
bei einigen Modellen eine tägliche Wiegung<br />
der Kühe durch und misst die<br />
Fress– und Wiederkauzeit, sowie die<br />
Aktivität der Tiere (Brunsterkennung!)<br />
Die Zwischenreinigung der Zitzenbecher<br />
erfolgt standardmäßig mit Wasser<br />
unter hohem <strong>Dr</strong>uck. Eine Zwischendesinfektion<br />
mittels Dampf oder Peressigsäure<br />
kann meist nachgerüstet werden<br />
und ist aus meiner Sicht ein absolutes<br />
Muss, da alle Tiere mit dem selben<br />
Melkzeug gemolken werden.<br />
Bauer muss sich umstellen<br />
Ein „Leben mit dem Roboter“ stellt sich<br />
sicherlich anders dar als das bisherige<br />
Dasein als melkender Bauer.<br />
Um alle Vorteile des Roboters nutzen zu<br />
können, ist täglich einige Zeit am Computer<br />
aufzuwenden. Diese Zeit ist natürlich<br />
freier einteilbar als die frühere<br />
Melkroutine, aber ebenso wichtig um<br />
wirklich an alle verfügbaren Informationen<br />
zu gelangen. Außerdem führt auch<br />
im Roboterbetrieb kein Weg an einer<br />
guten Tierbeobachtung vorbei.<br />
Stallskizze: LEMMER FULLWOOD<br />
Ausgabe 17 Seite 3
„Frau Doktor schaun´s amol her, der Stier steht so krumm da...“<br />
Warum Mastbullen verkrümmte Vorderbeine haben können!<br />
von <strong>Dr</strong>. Andrea Wehowar<br />
Vor cirka 2 Wochen wurde mir auf<br />
einem Betrieb in Dexenberg ein Jungstier<br />
mit einer mittelgradigen Verbiegung<br />
in den Vorderbeinen vorgestellt.<br />
Auf die Frage, warum das so ist, gibt<br />
es mehrere mögliche Ursachen. Gerade<br />
wenn es sich um die Erkrankung<br />
eines Einzeltieres handelt, wie es hier<br />
der Fall war, ist es schwierig diese<br />
Beinverkrümmung auf eine Ursache zu<br />
reduzieren.<br />
Früher wurde diese Erkrankung häufiger<br />
bei Deckbullen und älteren Zugtieren<br />
als Folge übermäßiger Belastung<br />
und ständig wiederholenden<br />
Mikrotraumen (z.B. Stauchung, Stoß<br />
oder gestörte Gelenkmechanik) beobachtet.<br />
Heute hingegen tritt sie weit<br />
seltener, besonders aber bei Jungstieren<br />
als Folge intensiver phosphorarmer<br />
Ernährung und bestimmter Haltungsbedingungen<br />
auf.<br />
Wie kommt es eigentlich<br />
dazu?<br />
Die Tiere nehmen infolge einer nährstoffreichen<br />
(„treibenden“) Fütterung<br />
rasch an Masse und damit an Körpergewicht<br />
zu. Enthält die Ration ungenügende<br />
Mengen an Phosphor, erreichen<br />
Knochen und Knorpel nicht die<br />
erforderliche Festigkeit, sodass es<br />
hier zu Verformungen besonders an<br />
den Gelenksknorpeln kommt. Offensichtlich<br />
ist der Phosphormangel jedoch<br />
nicht so ausgeprägt, dass es zu<br />
rachitischen Veränderungen am gesamten<br />
Skelett kommt. Vielmehr spielen<br />
Bewegungsmangel, Haltung in<br />
dunklen Ställen (gestörte Vitamin D3-<br />
Synthese infolge eines UV-<br />
Lichtmangels) sowie eine fehlerhafte<br />
Beschaffenheit des Futtertroges bei<br />
der Entstehung der Krankheit eine<br />
unterstützende Rolle. Insbesondere in<br />
für Mastzwecke genutzten ehemaligen<br />
Kuhställen, in denen der Futtertrog<br />
sehr niedrig liegt und breit angelegt<br />
ist, müssen sich die Jungstiere, die<br />
noch einen Verhältnismäßig kurzen<br />
Hals aufweisen, zum Fressen meist<br />
weit nach vorne und nach unten strecken<br />
und dabei die Vordergliedmaßen<br />
extrem belasten. Das mag erklären,<br />
warum die klinischen Veränderungen<br />
fast ausschließlich an den Vordergliedmaßen<br />
zu beobachten sind.<br />
Wie kann der Landwirt<br />
diese Erkrankung erkennen?<br />
Unter anfänglich nur geringen<br />
Schmerzen zeigen die betroffenen<br />
Tiere zunächst leichte,<br />
wechselnde Lahmheiten oder<br />
Trippeln der Vordergliedmaßen.<br />
Sie liegen auffällig viel und stehen<br />
ungern und schwerfällig auf.<br />
Der Gang wirkt steif und zögernd.<br />
Durch diese abnormale<br />
Stellung kommt es zu einer einseitigen<br />
Überbelastung bestimmter<br />
Muskeln und Sehnen.<br />
Später machen sich Umfangsvermehrung<br />
der Gelenke der Vordergliedmaßen,<br />
insbesondere<br />
der Karpalgelenke und Verbiegungen<br />
der Gliedmaßenachse<br />
bemerkbar. Oft kommt es zur<br />
einer Verkrümmung und Versteifung<br />
des Rückens.<br />
Um eine sichere Diagnose stellen<br />
zu können, helfen weder<br />
Röntgenbilder, noch Blutuntersuchungen.<br />
Empfehlenswert sind aber Futtermittelanalysen.<br />
Kommen mehrere Fälle<br />
vor, ist unter Einbeziehung der Haltungsbedingungen,<br />
die Erkennung<br />
nicht mehr schwierig.<br />
Was kann man bei Erkennen<br />
dieser Erkrankung tun?<br />
Wichtig ist ein frühzeitiges Erkennen<br />
dieser Fehlstellung der Vorderbeine.<br />
Im Anfangsstadium sollten diese Tiere<br />
wenn möglich mehr Licht und Frischluft<br />
bekommen. Weiters sollten die<br />
Futtertröge ausgewechselt werden<br />
und die Fütterung umgestellt werden.<br />
Es gibt auch die Möglichkeit medikamentös<br />
zu behandeln, jedoch gibt es<br />
keine langfristig geeignete Therapie.<br />
Neben Schmerzmitteln und Vitamin D3<br />
Gaben, kann man die betroffenen Tiere<br />
auch mit oralen Gaben von Phosphor<br />
unterstützen. Sind Gelenksveränderungen<br />
bereits vorhanden, ist das<br />
Halten solcher Tiere unwirtschaftlich.<br />
Hier sollte entschieden werden, ob ein<br />
weiteres Ausmästen noch zielführend<br />
ist oder ob das Tier aus tierschutzrechtlichen<br />
Gründen verwertet werden<br />
sollte.<br />
<strong>Rinder</strong><br />
<strong>News</strong><br />
DR.VET -Die Tierärzte<br />
Jöss 6a, 8403 Lebring<br />
Für den Inhalt verantwortlich:<br />
A. o. Univ. Prof. <strong>Dr</strong>. Walter Peinhopf<br />
Mag. Christiane Gößler<br />
Mag. Georg Stieg<br />
<strong>Dr</strong>. Andrea Wehowar<br />
Telefon: 03182 4166<br />
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