Zeitschrift "Rinder-News" - Dr. Vet
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Vierteljährlich erscheinende <strong>Zeitschrift</strong><br />
für Kunden<br />
<strong>Rinder</strong><br />
News<br />
31. März 2012<br />
Ausgabe 22<br />
In dieser Ausgabe:<br />
Fortbildungen 2012 1<br />
Projekt 2015 2<br />
Gelenksentzündung - Fallbericht 4<br />
Das DR.-<strong>Vet</strong> Team,<br />
Walter, Elfi, Georg,<br />
Andrea und Chrissi<br />
wünschen allen ein<br />
frohes Osterfest!<br />
<strong>Dr</strong>.<strong>Vet</strong>- <strong>Rinder</strong>fortbildungen 2012:<br />
Dieses Jahr haben wir uns überlegt,<br />
unsere Fortbildungen nach den verschiedenen<br />
Betriebsrichtungen aufzuteilen.<br />
Bisher gab es ja einmal pro Jahr<br />
einen ganztägigen <strong>Dr</strong>.<strong>Vet</strong> <strong>Rinder</strong>fachtag,<br />
der gerade von unseren nebenberuflichen<br />
Mutterkuhhaltern kaum besucht<br />
werden konnte. Deshalb gab es<br />
eine eigene Abendveranstaltung für<br />
Mutterkuhbetriebe. Diese fand am<br />
Dienstag den 20. März statt und war<br />
außerordentlich gut besucht. Eine sehr<br />
interessierte Gruppe von Mutterkuhhaltern<br />
bildete sich über Kälberdurchfall<br />
und Bestandsbetreuung weiter.<br />
Im Vortrag über Durchfallerkrankungen<br />
bei Kälbern wurde von Mag. Roland<br />
Schlegl (Firma MSD Tiergesundheit)<br />
über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten<br />
ausführlich Auskunft<br />
gegeben. Weiters wurde auch über<br />
mögliche Managementprobleme in<br />
Betrieben und entsprechende Verbesserungsvorschläge<br />
diskutiert.<br />
Der zweite einstündige Vortrag wurde<br />
von <strong>Dr</strong>. Peinhopf über die Möglichkeit<br />
der Bestandsbetreuung in Mutterkuhbetrieben<br />
gehalten. Dieser fand großes<br />
Interesse, da hier aufgezeigt wurde,<br />
dass es gerade in Mutterkuhbetrieben<br />
sehr wichtig ist, Tiere so früh wie<br />
möglich auf Trächtigkeit zu untersuchen.<br />
Bei Kühen, die nicht trächtig sind<br />
oder welche keine Brunst zeigen, sollte<br />
umgehend eine Hormonbehandlung<br />
durchgeführt werden, da ja das Kalb<br />
die einzige Einnahmequelle bei Mutterkühen<br />
darstellt. Weitere Themen neben<br />
der Fruchtbarkeit waren der Stallbau,<br />
die Gruppierung innerhalb der Herde<br />
(trächtige Tiere, zu besamende Kühe...)<br />
und welche Überlegungen dazu angestellt<br />
werden sollten.<br />
Im Anschluss gab es Backhendl und<br />
Salat, während dessen auch ein reger<br />
Austausch unter allen Teilnehmern<br />
stattfand. Diese Veranstaltung war für<br />
uns und alle Beteiligten ein gelungener<br />
Abend, den wir nächstes Jahr mit neuen<br />
Der Rückblick<br />
Von <strong>Dr</strong>. Andrea Wehowar<br />
interessanten Themen sicher wiederholen<br />
werden.<br />
Die zweite Abendveranstaltung, die<br />
ebenfalls im Gasthaus Edler in Stangersdorf<br />
stattfand, war für unsere Betriebe<br />
mit Schwerpunkt Milchvieh ausgerichtet.<br />
Auch hier war bereits unser<br />
erster Vortrag überaus interessant für<br />
unsere Zuhörerschaft. Herr Luckner, ein<br />
Landwirt aus Kraubath an der Mur, erzählte<br />
über seinen Betrieb und seine<br />
Ansichten, wie man einen Betrieb führen<br />
könnte, damit man zwar mit seinen<br />
Kühen, aber nicht nur für seine Kühe<br />
lebt. Für viele unserer Landwirte war es<br />
überaus spannend, zu hören, wie er<br />
seine Arbeit als Landwirt sieht und vor<br />
allem, welche Vorteile eine Landwirtschaft<br />
für sein Leben und seine Familie<br />
bringt. Herr Luckner zeigte uns auch,<br />
dass es möglich ist, in Urlaub zu fahren<br />
und Zeit mit der Familie und den Kindern<br />
zu verbringen. Man muss es nur<br />
wollen...<br />
Der anschließende Vortrag zum Thema<br />
Euterentzündungen wurde von mir<br />
gehalten. Zunächst gab ich einen allgemeinen<br />
Überblick über die wichtigsten<br />
Erreger und deren Übertragungswege.<br />
Auch versuchte ich einen Einblick über<br />
Interpretationsmöglichkeiten von LKV<br />
Daten und Euterbefunden zu geben. Ein<br />
Hauptthema in meinem Vortrag war,<br />
wie man mit diesen Daten arbeiten<br />
kann und welche Maßnahmen dadurch<br />
getätigt werden sollten. Auch hier wurde<br />
bei Hendl und Salat noch lange weiterdiskutiert.<br />
Bedanken möchten wir uns bei unseren<br />
Sponsoren (Fa. MSD-Tiergesundheit<br />
und Fa. Pfizer) und vor allem bei allen<br />
Teilnehmern für Euer Kommen und Euer<br />
großes Interesse. Abschließend können<br />
wir nur sagen, dass es zwei gelungene<br />
Abende waren und wir uns auf<br />
das nächste Jahr mit interessanten Themen<br />
freuen.<br />
Seite 1
Projekt 2015 – Wo liegen unsere Leistungsreserven?<br />
Vor einigen Monaten habe ich die Idee<br />
„Projekt 2015 – Milchleistungssteigerung<br />
um 25 %“ vorgestellt. Am 5. April<br />
findet der erste Workshop zu diesem<br />
Thema statt und die 25 Kursplätze waren<br />
rasch vergeben. Im halbjährigen Rhythmus<br />
sollen nun weitere Module folgen,<br />
die sich mit unterschiedlichen Bereichen<br />
der Milchviehhaltung beschäftigen.<br />
Wo können wir nun unsere Leistungsreserven<br />
finden? – Ist es die „Turbokuh“,<br />
die durch die oft zitierte „Qualzucht“ für<br />
ein oder zwei Laktationen Höchstleistungen<br />
erbringt, oder müssen wir neue<br />
Genetik aus USA, Canada oder Israel<br />
importieren?<br />
Weder das Eine noch das Andere wird<br />
uns dauerhaft ans Ziel bringen, denn<br />
wirtschaftlicher Erfolg und hohe Leistungen<br />
lassen sich nicht erkaufen und die<br />
Natur können wir nicht betrügen. Was<br />
wir allerdings auf allen Betrieben machen<br />
können, ist das Verringern von<br />
Fehlern durch konsequente Arbeit.<br />
Dies beginnt bereits bei der Kälberund<br />
Jungviehaufzucht. So gibt es Studien,<br />
die ganz klar zeigen, dass eine<br />
höhere Gabe von Biestmilch in den ersten<br />
2 Lebensstunden langfristig bei diesen<br />
Tieren zu höheren Leistungen in der<br />
1. und 2. Laktation führt. Weiters macht<br />
es eine gezielte, intensive Aufzucht<br />
möglich, dass Tiere früher besamt werden<br />
können und somit ein jüngeres<br />
Turbokuh ???<br />
Von <strong>Dr</strong>. Walter Peinhopf<br />
Erstkalbealter haben. Ein früheres<br />
Erstkalbealter wiederum führt zu einer<br />
höheren Lebensleistung und somit zu<br />
höherer Produktivität.<br />
Sind Kühe erst einmal in Milch, so können<br />
wir mit der Fütterung Leistungen<br />
steigern, aber auch dramatisch senken.<br />
Dies beginnt bei der Art, wie Futter angeboten<br />
wird (Mischration, Kraftfutterstation,…)<br />
geht über Zeitpunkt und Geschwindigkeit<br />
von Kraftfuttersteigerungen<br />
und hängt natürlich stark vom angebotenen<br />
Futter ab.<br />
Dabei spielen Eiweiß- und Energiekraftfutter<br />
ebenso eine wichtige Rolle wie<br />
der Einsatz von Mineralstoffmischungen<br />
oder Spezialfuttermitteln wie Propylenglykol.<br />
Den größten Effekt haben<br />
jedoch stets die hofeigenen Grundfuttermittel<br />
(Heu, Silagen), deren perfekte<br />
Herstellung von der Bodenbearbeitung<br />
über die Düngung bis hin zum richtigen<br />
Schnittzeitpunkt und einer guten Konservierung<br />
(Trocknung, Silierung) vielen<br />
Fehlerquellen ausgesetzt ist.<br />
Damit Tiere entsprechend Futter aufnehmen<br />
können, müssen sie sich wohl<br />
fühlen. Dazu gehören Themen wie Kuhkomfort,<br />
Management aber auch eine<br />
gute Klauenpflege. Besonders Kühe vor<br />
der Abkalbung neigen dazu, zu wenig<br />
Futter aufzunehmen, wenn sie sich nicht<br />
wohl fühlen. Daher ist der Haltung und<br />
Fütterung der trockenstehenden Tiere<br />
ganz besonderes Augenmerk zu schenken.<br />
Als Tierärzte haben wir es natürlich<br />
auch mit einer Vielzahl von Erkrankungen<br />
zu tun, die im Laufe eines Kuhlebens<br />
auftreten können. So sind es bei<br />
Jungtieren vor allem Durchfall- und Lungenerkrankungen,<br />
die sich auf die spätere<br />
Leistung negativ auswirken. Professor<br />
Jud Heinrichs von der PennState<br />
University wies in einem Vortrag darauf<br />
hin, dass Kalbinnen, die im Laufe der<br />
Aufzucht dreimal wegen einer Lungenerkrankung<br />
behandelt werden mussten,<br />
nicht zur Zucht zugelassen werden sollen,<br />
da sie auch als Kühe meist Probleme<br />
machen und ihre Leistungen<br />
schlecht sind.<br />
Bei Milchkühen sind es vor allem die<br />
Erkrankungen vor und nach der Geburt,<br />
die zu mehr oder weniger großen Leistungseinbußen<br />
führen. Schwergeburten,<br />
Festliegen, Nachgeburtsverhalten,<br />
Stoffwechselstörungen, Labmagenverlagerungen<br />
oder Pansenacidosen gehören<br />
zum Alltag eines <strong>Rinder</strong>tierarztes<br />
und somit leider auch zum Alltag vieler<br />
Kühe, die gerne mehr leisten würden.<br />
Daneben sind es vor allem Euterentzündungen,<br />
die neben kurzfristigen Milchverlusten<br />
auch langfristig zu verminderter<br />
Leistung führen. Vor allem chronische<br />
Zellzahlerhöhungen lassen die<br />
Leistung deutlich absinken. So geht man<br />
ab einer Zellzahl von ca. 200 000 bereits<br />
von einem 5 %gen Milchverlust aus, was<br />
bei einer Leistung von 8000 L im Jahr<br />
bereits 400 L weniger Milch bedeutet.<br />
Wir sehen also, dass eine ganze Reihe<br />
von Aspekten für eine optimale Leistung<br />
zu beachten sind. Ziel dieser Seminarreihe<br />
wird es sein, dass jeder Teilnehmer<br />
die Schwachpunkte in seinem Management<br />
und seiner Herde erkennt,<br />
um diese zu vermeiden.<br />
Bei unserem ersten Treffen wird die<br />
Früherkennung, Vorbeuge und Vermeid<br />
u n g d e r o b e n g e n a n n t e n<br />
„Berufskrankheiten“ (Milchfieber, Ketose,…)<br />
am Programm stehen.<br />
1) Nachdem viele dieser Erkrankungen<br />
um die Geburt auftreten, liegt ein<br />
Schwerpunkt in der Überwachung<br />
der trockenstehenden Kuh. Bereits<br />
beim Trockenstellen ist insbesondere<br />
auf Kondition und Klauengesundheit<br />
zu achten. Fette Tiere (> 25 mm<br />
Rückenfettdicke) sollten nicht weiter<br />
zunehmen, dürfen aber in den letzten<br />
Tagen vor der Geburt auch nicht<br />
Seite 2<br />
Vierteljährlich erscheinende <strong>Zeitschrift</strong>
mehr abnehmen und benötigen hier<br />
oft schon Propylenglykol oder Glycerin.<br />
Bei mageren Tieren (< 20 mm)<br />
ist an die Möglichkeit einer Zwillingsträchtigkeit<br />
zu denken oder es<br />
handelt sich um Tiere, die bis zum<br />
Trockenstellen viel gemolken haben.<br />
In jedem Fall sollte nach einer kurzen<br />
Phase der energiearmen Fütterung<br />
(ca. 14 Tage) mit einer moderaten<br />
Anfütterung begonnen werden,<br />
um die Tiere in bessere Kondition zu<br />
bringen oder zumindest das Gewicht<br />
zu halten. Eine Kontrolle der Klauengesundheit<br />
beim Trockenstellen soll<br />
ebenso zur Routine werden, da die<br />
Tiere im Falle von Klauenerkrankungen<br />
nun einige Wochen Zeit haben<br />
um gesund zu werden. Falls Klauengeschwüre,<br />
Mortellaro oder ähnliches<br />
behandelt werden müssen,<br />
empfiehlt es sich, nach 4 – 5 Wochen<br />
den Erfolg der Behandlung zu kontrollieren,<br />
um gegebenenfalls noch<br />
einmal nachzukorrigieren ehe es mit<br />
der Laktation wieder losgeht.<br />
2) In der letzten Woche vor der Geburt<br />
ist eine regelmäßige Kontrolle der<br />
Futteraufnahme (Pansenfüllung) und<br />
des Euters (Milch rinnen) unerlässlich.<br />
Über das tägliche Messen der<br />
Rektaltemperatur lässt sich auch der<br />
Geburtszeitpunkt genau bestimmen.<br />
Die Überwachung der Geburt gibt<br />
uns bereits Hinweise auf mögliche<br />
Erkrankungen nach der Geburt. So<br />
sind Wehenschwäche und ein verzögertes<br />
Abgehen der Nachgeburt<br />
(länger als 6 Stunden) erste Hinweise<br />
auf Milchfieber oder subklinischen<br />
Kalziummangel. Die Milchfiebervorbeuge<br />
in Form einer Vitamin D3 –<br />
Injektion und die Verabreichung von<br />
Kalziumpräparaten (Bolus, Tuben,…)<br />
fällt ebenso in diesen Zeitraum, wie<br />
die Stoffwechselkontrolle bei fetten<br />
Kühen<br />
3) Sobald die Tiere abgekalbt haben,<br />
sollte eine große Menge von warmem<br />
Wasser verabreicht werden.<br />
Auch der Zusatz diverser Energiedrinks<br />
und flüssigem Kalzium hat<br />
sich bewährt. Die genaue Kontrolle<br />
des Nachgeburtabganges und eine<br />
tägliche Untersuchung der Tiere für<br />
zumindest 5 Tage führen zur Früherkennung<br />
vieler Krankheiten.<br />
Fremdkörpererkrankung („Eisen“)<br />
ist in Betracht zu ziehen.<br />
5) Falls Kühe in den ersten 3 Wochen<br />
nach der Abkalbung plötzlich mit<br />
der Milch zurückgehen oder die Futteraufnahme<br />
sinkt, müssen wir an<br />
Stoffwechselerkrankungen oder<br />
Probleme des Verdauungstraktes<br />
denken. Ein Ketontest (Blut oder<br />
Harn) gibt dann einen ersten Hinweis,<br />
wobei erhöhte Ketonwerte häufig<br />
auch Folge anderer Erkrankungen<br />
sind. Deshalb müssen wir vor<br />
allem auch auf Symptome von Pansenacidosen<br />
(Kot wird dünn, Wiederkauaktivität<br />
sinkt unter 50 Kauschläge)<br />
oder Labmagenverlagerungen<br />
achten. Falls im Zuge solcher Erkrankungen<br />
die Körpertemperatur der<br />
Tiere unter 38,2°C sinkt, muss unverzüglich<br />
der Tierarzt beigezogen werden,<br />
da es sich um einen Darmverschluss<br />
oder Vergiftungen handeln<br />
könnte, die nur durch rasche Therapie<br />
behandelbar sind.<br />
Gemeinsam in eine Richtung<br />
Wenn wir es gemeinsam schaffen, möglichst<br />
viele dieser Krankheiten früh zu<br />
erkennen und zeitgerecht zu therapieren,<br />
werden die Kühe dies mit einer<br />
„normalen“ Laktationsleistung danken.<br />
Allein dadurch können einige hundert<br />
Liter Milch pro Jahr mehr produziert und<br />
verkauft werden.<br />
Eine genaue Aufzeichnung aller Symptome<br />
und Krankheiten wird uns auch<br />
das Aufspüren von Fehlern (Fütterung,<br />
Haltung, Management) erleichtern und<br />
so zu besseren Vorbeugeprogrammen<br />
und zur Vermeidung von Krankheiten<br />
führen.<br />
Letztlich sollte sich auf vielen Betrieben<br />
das Motto bewahrheiten: „Gesunde Kühe<br />
WOLLEN viel Milch geben!“<br />
Kuh mit Nachgeburtsverhalten – Temperaturkontrolle<br />
4) Länger als 12 Stunden hängende<br />
Nachgeburten sollten unter leichtem<br />
Zug scheidennahe abgeschnitten<br />
werden. Die tägliche Temperaturkontrolle<br />
zeigt, ob die Tiere ohne<br />
Infektion über die nächsten Tage<br />
kommen. Neben der Kontrolle der<br />
Rektaltemperatur sind die Futteraufnahme<br />
(Pansenfüllung) und die Temperatur<br />
an der Körperoberfläche zu<br />
p r ü f e n . K a l t e T i e r e<br />
(Körperoberfläche kalt, Rektaltemperatur<br />
< 38, 2°C) mit festerem Kot<br />
weisen meist einen Kalziummangel<br />
auf. Steigt die Temperatur auf über<br />
39,3°C und geht die Futteraufnahme<br />
zurück, ist an eine Infektion zu denken.<br />
In diesem Fall müssen wir besonders<br />
auf das Euter und die Gebärmutter<br />
achten. Ein sofortiger<br />
Schalmtest und eine genaue Untersuchung<br />
auf stinkende Gebärmutterausflüsse<br />
gibt dann weitere Hinweise.<br />
Auch die Möglichkeit einer<br />
Unser gemeinsames Ziel:<br />
Gesunde, leistungsstarke Kühe!<br />
Ausgabe 22 Seite 3
Septische Gelenksentzündung –<br />
Ein Fallbericht<br />
Von Mag . Christiane Gößler<br />
Bei diesem Fall handelte es sich um eine<br />
über ein Jahr alte Schwarzbunte Kalbin,<br />
die laut Vorbericht in die automatische<br />
Entmistungsanlage gelangte. Als ich den<br />
Patienten vorgestellt bekam, zeigte sich<br />
folgendes Bild:<br />
Schlauches unterhalb des Karpalgelenks<br />
eine Stauung, und injizierten in die dort<br />
gestauten Gefäße ein Lokalanästhetikum –<br />
auch Stauungsanästhesie genannt. Dann<br />
wurde in einem halben Liter steriler Kochsalzlösung<br />
50ml Jod gemischt und das Gelenk<br />
gespült. In diesem Fall mussten wir<br />
nicht mit Kanülen den Zugang zum Gelenk<br />
suchen, da rechts und links sich jeweils<br />
schon Kanäle gebildet hatten und uns das<br />
Durchspülen somit möglich war. Mit dieser<br />
Lösung wurde gespült und danach ins<br />
Gelenk noch ein Lokalanästhetikum und<br />
ein Antibiotikum verabreicht. Wir legten<br />
dem Tier einen Verband an, verabreichten<br />
über den Körper noch Schmerzmittel<br />
und ein Breitbandantibiotikum. Während<br />
der Behandlung zeigte sich, dass das Tier<br />
sehr wohl auch eine Fraktur im Bereich<br />
des Fesselkopfes hatte.<br />
Ergebnis<br />
<strong>Rinder</strong><br />
News<br />
DR.VET -Die Tierärzte<br />
Jöss 6a, 8403 Lebring<br />
Für den Inhalt verantwortlich:<br />
Assoc. Prof. <strong>Dr</strong>. Walter Peinhopf<br />
Mag. Christiane Gößler<br />
Mag. Georg Stieg<br />
<strong>Dr</strong>. Andrea Wehowar<br />
Telefon: 03182 4166<br />
E-Mail: office@dr-vet.at<br />
Z u m Wo h l e u ns e r e r<br />
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Web<br />
www.dr-vet.at<br />
Erstbetrachtung<br />
Ein hochgradig geschwollenes Fesselgelenk,<br />
bei dem die Abgrenzung<br />
zum Krongelenk nicht mehr<br />
möglich war<br />
Eine Lahmheit 4. Grades (das Tier<br />
belastete das Bein gar nicht mehr)<br />
Achsenbrechung im Verlauf Fesselgelenk-Krongelenk,<br />
wonach man<br />
auch eine Fraktur nicht ausschließen<br />
konnte<br />
Eine blaurote Verfärbung der Haut<br />
Rechts und links neben dem Fesselkopf<br />
austretender Eiter<br />
Allgemeinbefinden und Fresslust<br />
waren nicht beeinträchtigt<br />
Innere Körpertemperatur 39°Grad<br />
Normalerweise wäre hier die Prognose<br />
infaust, d.h. es wäre eine Schlachtung<br />
( vorausgesetzt, dass Tier ist transportfähig<br />
und hat kein Fieber) oder eine Euthanasie<br />
aus Tierschutzgründen vorzuziehen.<br />
Da das Tier jedoch starken Lebenswillen<br />
zeigte, entschlossen wir uns zu folgendem:<br />
Wir legten das Tier mit Hilfe eines Klauenstandes<br />
ab, setzten mit Hilfe eines<br />
Da die Prognose sehr schlecht war, entschieden<br />
wir, die Wartezeit erstmals abzuwarten<br />
und dann weiter zu entscheiden.<br />
Nach einer Woche war das Gelenk zwar<br />
noch immer geschwollen, was darauf zurückzuführen<br />
war, dass sich in diesem<br />
Bereich schon das Gewebe stark verändert<br />
hatte, jedoch die starke Entzündungsymptomatik<br />
und der austretende Eiter<br />
waren verschwunden. Die Fraktur stellte<br />
in diesem Fall kein Problem dar, da das<br />
Gewebe sich so stark versulzt hatte und<br />
somit eine Stabilität gewährleistet war.<br />
Das Tier zeigte einen Lahmheitsgrad von 2<br />
- 3 , Fresslust, Allgemeinverhalten und<br />
innere Körpertemperatur waren ganz normal.<br />
Das Tier kann in diesem Falle zumindest<br />
gemästet werden, da es auf 3 ½ Beinen<br />
herumsaust und die Futteraufnahme<br />
nicht beeinträchtigt ist.<br />
Unterschied Septische -<br />
Aseptische Gelenksentzündung<br />
Bei der aseptischen, also nicht infektiösen<br />
Gelenksentzündung, können tumoröse,<br />
degenerative oder traumatische Ursachen<br />
der Grund sein. Im Gegensatz dazu sind<br />
bei der infizierten, also septischen Gelenksentzündung<br />
meist Bakterien, aber<br />
auch Mykosen oder Mykoplasmen die<br />
Ursachen.<br />
Spülung mit Jodlösung<br />
Seite 4<br />
Vierteljährlich erscheinende <strong>Zeitschrift</strong>