Zeitschrift "Schweine-News" April 2012 - Dr. Vet Tierarzt
Zeitschrift "Schweine-News" April 2012 - Dr. Vet Tierarzt
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Vierteljährlich erscheinende <strong>Zeitschrift</strong><br />
für Kunden<br />
1. <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
Ausgabe 24<br />
Ausgabe 24<br />
In dieser Ausgabe<br />
Fliegenbekämpfung 1<br />
Homöopathie 3<br />
PRRS 4<br />
Vorarbeiten:<br />
Leerer Stall, Futterreste entfernen,<br />
Einstreu entfernen, Gülle ablassen,<br />
Grobreinigung, Lüftung abschalten.<br />
Einweichen:<br />
Einweichanlage intervallweise einschalten<br />
oder HD-Reiniger bei ca. 10<br />
bar verwenden, nach 2 Std. wiederholen,<br />
Tenside zusetzen (fettlösend).<br />
Reinigen:<br />
Heißwassergeräte sind effektiver als<br />
Kaltwassergeräte, Flach- oder Rundstrahldüsen,<br />
immer von oben nach unten<br />
reinigen.<br />
Fliegen:<br />
- Darmentleerung alle 5 Minuten<br />
- Krankheitsübertragung<br />
- 250 Billiarden Nachkommen/Jahr<br />
Ansiedelung:<br />
Zuflug und Einflug von benachbarten<br />
Betrieben, Vermehrungsschwerpunkte<br />
(Mist auf Böden, feuchte Böden,<br />
Schwimmschicht auf der Gülle).<br />
Warum Fliegenbekämpfung?<br />
Fliegen führen schon allein durch ihre<br />
belästigende Anwesenheit zu Unruhe<br />
bei den Tieren. Eine normale Leistungsentwicklung<br />
ist nicht mehr gegeben.<br />
Darüber hinaus bedeuten sie als<br />
Krankheitsüberträger (z.B. Salmonellose,<br />
MKS, Dysenterie) ein ständiges Ge-<br />
<strong>Schweine</strong><br />
News<br />
Fliegenbekämpfung<br />
Eine konsequente Fliegenbekämpfung richtet sich gegen FLIEGEN UND<br />
LARVEN! Folgende Fliegenarten sind bei uns vertreten: Große Stubenfliege,<br />
Wadenstecherfliege, kleine Stubenfliege, Fruchtfliege und Rattenschwanzlarve<br />
der Schlammfliege<br />
Von <strong>Dr</strong>. Ursula Friedmann<br />
Richtige Reinigung und Desinfektion<br />
Nach der Reinigung:<br />
Spülwasser entfernen, Lüftung und Heizung<br />
einschalten, Flächen trocknen<br />
lassen.<br />
Desinfektion:<br />
Wirksames Desinfektionsmittel auswählen<br />
(Geprüft, DVG-Liste). Aldehyde,<br />
Phenole, quatern. Ammoniumverb.<br />
brauchen mind 15°C, Säuren und jodhaltige<br />
Mittel auch darunter. Schutzkleidung,<br />
-brille.<br />
Aufwandmenge 0,4 l/m², Einwirkzeit<br />
einhalten, HD-Reiniger mit Flachstrahl-<br />
sundheitsrisiko. Daher ist eine konsequente<br />
Fliegenbekämpfung der erste<br />
Schritt zur Minimierung dieser Risiken.<br />
Abb.1: Fraßgift und Fliegenklatsche<br />
Fortsetzung auf Seite 2<br />
düse bei max. 15 bar oder Desinfektionspistole<br />
einsetzen.<br />
Dokumentation von R+D (Mittel, Menge,<br />
Konz., Temp., Anwender,…)<br />
Nach der Desinfektion:<br />
Lüftung auf 5-10% Mindestluftrate stellen,<br />
Thermostate kontrollieren, Desinfektionsmittelreste<br />
entfernen, Fütterungs-<br />
und Tränkeinrichtungen kontrollieren,<br />
Stall rechtzeitig vor Belegen<br />
aufheizen.<br />
Quelle: Tiergesundheit Schwein; Brede,<br />
Blaha, Hoy; DLG-Verlag 2010<br />
Seite 1
Fortsetzung von Seite 1<br />
Auswirkungen von Fliegen:<br />
- Überträger von Krankheitserregern:<br />
Colienteritis, Salmonellose, Influenza,<br />
Parasitosen, Mastitiden, Maul- und<br />
Klauenseuche, <strong>Schweine</strong>pest, Aujeszkysche<br />
Krankheit, PRRS u. a.<br />
- Störung des normalen Tierverhaltens:<br />
vermehrt Unruhe, Beissereien, Ferkelerdrücken,<br />
verminderte Futteraufnahme<br />
- Verminderte Wirkung von Hygienemaßnahmen<br />
20 Prozent der Fliegenpopulation werden<br />
als erwachsene Fliege mit dem<br />
Auge wahrgenommen.<br />
Abb.3: Güllefliegen<br />
Abb.2: UV-Lichtfalle<br />
80 Prozent leben als Eier und Larven<br />
versteckt unter den Spalten oder in<br />
Stallecken. Die Bekämpfung der verschiedenen<br />
Entwicklungsstadien – Larven<br />
und erwachsene (adulte) Fliegen –<br />
ist für den Erfolg entscheidend.<br />
Maßnahmen und Prophylaxe:<br />
Bei der Bekämpfung sind die Fliegenarten<br />
zu berücksichtigen!<br />
Bekämpfung der Larven (LARVIZIDE)<br />
bzw. frühzeitige Bekämpfung und<br />
gleichzeitige Behandlung gegen adulte<br />
Fliegen (INSEKTIZIDE), wenn die ersten<br />
Fliegen auftauchen!<br />
Physikalische Methoden:<br />
Eindringen von Fliegen möglichst verhindern<br />
(Fliegengitter), STALLHYGIE-<br />
NE, Brutstätten der Fliegen werden<br />
kontrolliert - durch gründliche Stallreinigung,<br />
Entfernen von Mist, Trockenhalten<br />
der Böden, gute Belüftung, Zerstören<br />
der Schwimmschicht der Gülle<br />
(=Brutstätte), UV-Lichtfalle, elektrische<br />
Fliegenfallen, Klebestreifen, Leimfänger,<br />
Fliegenrolle.<br />
Biologische Methoden (Nützlinge):<br />
Natürliche Feinde der Fliegen frei lassen,<br />
z.B. Güllefliegen (geeignet für den<br />
Einsatz in Ställen mit Flüssigmist und<br />
fester Schwimmschicht) oder Schlupfwespen<br />
(geeignet für den Einsatz in<br />
Ställen mit Festmist).<br />
Chemische Methoden:<br />
Einsatz gegen Larven und Fliegen. Fliegen<br />
können Resistenzen entwickeln,<br />
deshalb müssen unterschiedliche<br />
Kennzahlen zur<br />
<strong>Schweine</strong>produktion in<br />
Österreich<br />
3,0 Mio. <strong>Schweine</strong> (entspricht<br />
einem Rückgang um 4,1% gegenüber<br />
dem Vorjahr)<br />
30.000 Betriebe<br />
270.000 Zuchtsauen<br />
5.800 Eber<br />
Der durchschnittliche Sauenbetrieb<br />
hat 40 bis 60 Zuchtsauen<br />
Der durchschnittliche Mastbetrieb<br />
hat 200 bis 400 Mastschweine<br />
198 Herdezuchtbetriebe<br />
8.899 Zuchtsauen<br />
825 Eber<br />
5,5 Mio. Ferkel werden jährlich<br />
produziert<br />
50 % davon werden über Erzeugergemeinschaften<br />
gehandelt<br />
1/3 in Direktbezie<br />
hung<br />
2/3 über Verladestel<br />
len<br />
Eine durchschnittliche Mastpartiebesteht<br />
aus 12 Herkünften<br />
Die durchschnittliche Anlieferung<br />
pro Betrieb beträgt 21 Ferkel<br />
Quelle: Österreichischer Tiergesundheitsdienst<br />
Wirkstoffe eingesetzt werden. Zur Verfügung<br />
stehen Frass- und Magengifte<br />
(Carbamate) oder Kontaktgifte<br />
(Organophosphate) oder Kombinationen.<br />
ALZOGUR (Cyanamid) ist ein Produkt<br />
zur Güllebehandlung in <strong>Schweine</strong>ställen.<br />
Es vernichtet den Erreger der Dysenterie,<br />
bekämpft Fliegeneier und -<br />
larven und reduziert die Schadgasfreisetzung<br />
aus der Gülle. Nach der Ausbringung<br />
der Gülle auf die Felder wandelt<br />
sich ALZOGUR in pflanzenverfügbare<br />
Stickstoffformen (Harnstoff, Ammonium-<br />
und Nitrat-Stickstoff) um und<br />
bildet somit einen Nährstoff für die<br />
Pflanzen.<br />
Seite 2 Vierteljährlich erscheinende <strong>Zeitschrift</strong>
Botanik:<br />
Abb.4: Kleine Brennessel<br />
Fam. Urticaceae (Nesselgewächse)<br />
Lange bekannt als Prophylaktikum bei<br />
Rheuma & Gicht (da die Brennessel<br />
lokal hyperämisierend ist; früher Auspeitschen<br />
mit Brennesselruten bei<br />
Rheuma)<br />
Kosmopolit in Mitteleuropa<br />
v.a. auf stickstoffreichen Böden (Nähe<br />
von Stallungen)<br />
Blüte von Juli – Oktober<br />
Verwendung der ganzen, blühenden<br />
Pflanze<br />
Homöopathie: STOFFWECHSELARZNEIEN – SOMMERARZNEIEN<br />
Urtica urens - Kleine Brennessel<br />
Inhaltsstoffe:<br />
Ggr. Ameisensäure<br />
In den Brennhaaren: Histamin, Acetylcholin,<br />
Serotonin und ein Nesselgiftstoff<br />
(haut- und nierenreizend)<br />
Mineralsalze (Kieselsäure, Ca, K)<br />
Leitsymptome:<br />
Nesselausschlag<br />
Haut: Brennen, Jucken, Ameisenlaufen<br />
Viel Schweiß mit scharfem Geruch<br />
Verbrennungen, Verbrühungen<br />
Windpocken<br />
Berührungsempfindlich<br />
Beschwerden jährlich im selben Abstand<br />
Urin - große Menge<br />
Brennen beim Harnlassen (Sand, Harngrieß)<br />
Blutharnen<br />
Von <strong>Dr</strong>. Ursula Friedmann<br />
Pruritus vulvae (mit Stechen, Jucken,<br />
Ödem)<br />
Geschwollene Mammae – mit Milchbildung<br />
außerhalb der Laktation<br />
Nach Absetzen der SF zum Unterdrücken<br />
des Milchflusses (hohe Potenz)<br />
Anregung der Laktation während Säugezeit<br />
(Tiefpotenz)<br />
Gicht (v.a. kleine Gelenke) mit Fieber<br />
u/o Schmerzen<br />
Rheumatismus mit urtikaartigen Ausschlägen<br />
Chron. Dickdarmentzündung mit viel<br />
Schleim, Durchfall<br />
Klinik:<br />
Agalaktie (Tiefe Potenzen); Agnus<br />
castus<br />
Galaktorrhoe (Hochpotenz)<br />
Lithiasis (Steinbildung)<br />
Urticaria (nach Genuss von Seefischen,<br />
Insektenstich); Apis, Rhus<br />
Arthritis urica (nach BURNETT, Brennessel<br />
kann Harnsäure und Blut aus<br />
Geweben rausschwemmen)<br />
Enuresis (Einnässen)<br />
Uterusblutung nach der Geburt<br />
Modalitäten:<br />
Verschlimmerung:<br />
Ursachen für Magengeschwüre<br />
1. Zuhoher Anteil an feinen Futterpartikeln (< 400 µm)<br />
2. Stressfaktoren (Überbesatz, Lüftungsfehler,…)<br />
3. Pelletiertes Futter<br />
4. Vitamin E- / Selen-Mangel<br />
5. Ranziges Fett<br />
6. Molke<br />
7. Falsches Fütterungsregime<br />
8. Futterentzug<br />
9. Genetik<br />
10. Krankheiten (PRRS, PCV 2, Salmonellen,…)<br />
11. Jahreszeit (hauptsächlich im Herbst)<br />
12. Maisbetonte Rationen<br />
13. Rohfaser- / Strukturmangel<br />
Wasser, kühle, feuchte Luft, Schneewetter,<br />
Berührung<br />
Abb.5: Magengeschwür<br />
Ausgabe 24 Seite 3
<strong>Schweine</strong> -<br />
News<br />
DR.VET - Die Tierärzte<br />
Jöss 6a, 8403 Lebring<br />
Für den Inhalt verantwortlich:<br />
<strong>Dr</strong>. Ursula Friedmann<br />
<strong>Dr</strong>. Doris Verhovsek<br />
Dipl.Tzt. Markus Urschler<br />
Tzt. Birte <strong>Dr</strong>ews<br />
<strong>Dr</strong>. Peter Irgang<br />
Telefon Apotheke: 03182/4166<br />
E-Mail: office@dr-vet.at<br />
Notruf Schwein: 0664/8341769<br />
> Mo-Fr ab 17 Uhr, Sa, So und<br />
Feiertag<br />
w w w. d r - v e t . a t<br />
Zum Lachen<br />
Das <strong>Schweine</strong>team<br />
wünscht seinen Kunden ein<br />
frohes Osterfest !<br />
PRRS - neue Erkrankungsformen<br />
PRRS steht für "Porcines Reproduktives und Respiratorisches Syndrom" und<br />
ist seit den späten 80er Jahren die wirtschaftlich bedeutendste<br />
Viruserkrankung beim Schwein weltweit.<br />
Wie schon der Name verrät, ist das Virus<br />
einerseits an Krankheitsgeschehen<br />
der Atmungsorgane beteiligt, andererseits<br />
verursacht es Fruchtbarkeitsprobleme.<br />
Die ausgeprägte Tendenz zur genetischen<br />
Veränderung des Virus, sowie<br />
die schlechte Immunitätsbildung beim<br />
Schwein sind maßgeblich dafür verantwortlich,<br />
dass uns dieses Virus nun<br />
schon seit Langem massiv beschäftigt.<br />
Seit einigen Jahren treten, vornehmlich<br />
in Ostasien aber vereinzelt auch in Russland<br />
und Europa, neue Erkrankungsformen<br />
im Zusammenhang mit dem PRRS-<br />
Virus auf, die sich durch schwere Allgemeinerkrankungen<br />
mit hohem Fieber<br />
und vermehrten Todesfällen auszeichnen.<br />
Man spricht heute von "Porcine<br />
High Fever Disease" - PHFD oder HP-<br />
PRRS (highly pathogenetic PRRS).<br />
Im Zuge der Infektion befällt das Virus<br />
zunächst Makrophagen in der Lunge -<br />
ausgerechnet jene Zellen, die der Abwehr<br />
dienen - und zerstört diese. Daher<br />
resultiert die Anfälligkeit für Lungenerkrankungen.<br />
Danach folgt eine Vermehrungsphase,<br />
die bis zu sechs Wochen<br />
andauert und das Virus u.a. auch in die<br />
Plazenta trächtiger Sauen bringt, wodurch<br />
ein Abort oder eine Schädigung<br />
der Föten ausgelöst werden kann. Dabei<br />
setzt die Bildung neutralisierender Antikörper<br />
erst sehr spät ein und ist außerdem<br />
gering.<br />
Grundsätzlich werden bei PRRS-Viren<br />
zwei Genotypen unterschieden:<br />
EU-Stamm oder Genotyp I<br />
US-Stamm oder Genotyp II.<br />
Diese lassen sich ihrerseits in verschiedene<br />
Subtypen unterteilen, wobei bei<br />
uns in Mitteleuropa der Subtyp 1 des EU<br />
-Stammes vorkommt, welcher sich<br />
durch relativ milde Krankheitserscheinungen<br />
und eine eher schwache Tendenz<br />
zur Ausbreitung auszeichnet. Die<br />
wesentlich aggressiveren Viren der<br />
PHFD gehören einerseits dem US-<br />
Stamm an, andererseits werden sie den<br />
Subtypen 2 und 3 des EU-Stammes zugerechnet<br />
(vor allem in Osteuropa).<br />
Ausbrüche der Porcine High Fever<br />
Disease gab es in den letzten Jahren in:<br />
Von Dipl.Tzt. Markus Urschler<br />
* China seit 2006 (2000000 Tiere betroffen,<br />
400000 Todesfälle)<br />
* Vietnam seit 2007<br />
* Philippinen seit 2007<br />
* Russland, August 2007<br />
* Thailand/ Kambodscha 2010<br />
Hochpathogene Isolate, ähnlich den<br />
chinesischen Stämmen, wurden auch in<br />
Weißrussland, Litauen, Ukraine, Dänemark<br />
und Deutschland identifiziert.<br />
Klinik der PHFD:<br />
* hohes Fieber<br />
* Aborte<br />
* Respiratorische Symptome<br />
* Anorexie (Fressunlust)<br />
* Apathie<br />
* ZNS-Symptome<br />
* alle Altersklassen sind betroffen<br />
* Mortalität durchschnittlich 20% ,<br />
in Einzelfällen bis 100%<br />
Inwieweit die heute gebräuchlichen<br />
Impfstoffe auch in Zukunft wirken wird<br />
sich zeigen. Immerhin sind sie auch gegen<br />
die neuen Stämme wirksam, wenn<br />
auch nicht so ausgeprägt. Die Impfstoff-<br />
Entwicklung geht jedenfalls in die Richtung,<br />
neue Vakzinen zu etablieren, welche<br />
sich schneller an die Veränderungen<br />
des Virus anpassen lassen.<br />
Abb.6: Abortierte Föten als Folge einer<br />
PRRS-Infektion<br />
Seite 4 Vierteljährlich erscheinende <strong>Zeitschrift</strong>